Update, 26.10.2018:
Bis vor kurzem verhinderte Facebook, dass cannabisbezogene Seiten und Gruppen in den Suchergebnissen der Nutzer erscheinen. Und das, obwohl einige US-Bundesstaaten Cannabis legalisiert haben. Der Grund war, dass Facebook illegale Verkäufe von Cannabis über die Plattform verhindern wollte. Betroffen hiervon waren jedoch weltweit auch Patientengruppen, Hilfsorganisationen und Verbände. Nun hat sich die Firmenpolitik zum Positiven geändert. Mehr dazu in der News von heute zu Facebook.
Amazon verbannt weltweit CBD-Produkte
Es war ein herber Schlag für viele Händler, die über Amazon.de ihre CBD-Öle verkaufen. Am 1. März nahm der populäre Online-Marktplatz über Nacht fast alle CBD-Öle aus dem Sortiment und somit offline. Die Produkte wurden den Verkäufern gesperrt. Der Onlineriese hatte zuvor eine E-Mail verschickt mit der “Mitteilung über die Entfernung von verbotenen Produkten”. Betroffen sind unter anderem respektable Marken und Hersteller wie Endoca oder Limucan.
Leafly.de liegen mehrere Meldungen von Händlern vor, die wir als anonymisierte Statements wiedergeben, um die Händler vor weiterem Schaden zu bewahren.
„Mir wurden heute 4 Artikel ohne Begründung von Amazon gesperrt… Nachdem ich beim Support nachgefragt habe stellte sich heraus, dass Amazon neuerdings Produkte mit “Cannabidiol” (CBD) verbietet. Nach einer kurzen Suche musste ich tatsächlich feststellen, dass die meisten CBD Artikel (Öl und sonstige Extrakte) verschwunden waren, vor allem die Bestseller der großen Anbieter. Vor einer Woche waren diese Artikel noch alle auffindbar und verfügbar. Obwohl ich nur 4 Produkte mit CBD im Sortiment habe, ärgert mich das trotzdem enorm. Es gab sicher ein Dutzend Händler die nur CBD im Sortiment hatten. Die trifft es richtig hart,“ so ein Händler.
Und weiter:
„Allerdings steht in dieser E-Mail etwas, was mich noch wesentlich mehr ärgert und direkt betrifft: Der Verkauf von Pflanzenteilen der Gattung Cannabis Sativa ist auf Amazon.de nicht gestattet. Heißt das, dass auch vollkommen legales und harmloses Hanfsamenöl für Salate oder geschälte Hanfsamen verboten sind? Also Sachen die man mittlerweile in jedem Supermarkt bekommt?”
Hanfprodukte auf Amazon.de
Der Onlinemarktplatz Amazon.de erlaubt den Verkauf von unzähligen Hanfprodukten. Von Sonnentor Tee „Hanfblätter lose“, 1er Pack (1 x 40 g) – Bio über das „Hanfgenuss Das große Cannabis-Set“ (6-teilig) von Teigwaren Riesa bis zu Antonio Nadal Cannabis Absinthe 80 Wermut (1 x 0.7 l).
Werden nun alle Produkte mit dem Begriff Cannabis komplett aus dem Sortiment genommen?
Wenn ja, mit welcher Begründung?
In der E-Mail an den Händler hieß es, dass verbotene Produkte entfernt werden. Nun hat Amazon natürlich immer noch Hoheit über seinen eigenen Marktplatz, aber CBD als verbotenes Produkt einzustufen, ist nicht haltbar. Erst im Januar 2018 gab die WHO (Weltgesundheitsorganisation) grünes Licht für CBD und entschied, dass internationale Verbote gegen reines Cannabidiol nicht gerechtfertigt sind, da sie keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Leafly.de berichtete.
Amazon, Facebook und Google gegen Cannabis
Mit der Entscheidung Cannabis per se aus dem Sortiment zu streichen, steht Amazon allerdings nicht alleine. Weitere Onlineriesen wie die beliebte Social Media Plattform Facebook oder der Suchmaschinengigant Google verbieten sämtliche Werbung, die sich rund um Cannabis drehen. Man entdeckt zwar immer wieder den ein oder anderen gesponsorten Post oder eine Anzeige, das ist jedoch die Ausnahme.
Facebook begründet diese Entscheidung folgendermaßen:
- Werbung für drogenbezogene Produkte fällt unter den verbotenen Inhalt (Abschnitt 4) der Richtlinien, die Sie hier sehen können: https://www.facebook.com/policies/ads/
- Anzeigen dürfen nicht direkt oder indirekt mit Zielseiten verlinkt sein, auf denen Menschen drogenbezogene Produkte erwerben können.
- Ihre Anzeigen dürfen nicht den Verkauf oder die Verwendung von illegalen, verschreibungspflichtigen oder Freizeitdrogen fördern.
- Denken Sie daran, dass Sie immer die Möglichkeit haben, mit diesem Formular gegen eine Ablehnung vorzugehen: https://www.facebook.com/help/contact/452019928334289
Ganz klar hat diese Entscheidung mit der US-amerikanischen Drogenpolitik zu tun und der Antihaltung gegenüber Cannabis als solches. Leider sind hiervon auch Hersteller und Produzenten von medizinischen Cannabisprodukten oder eben CBD-Produkten betroffen.
In Deutschland zählen CBD-haltige Produkte allerdings meist zu Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetika, da sie nicht als Medizin oder Medikament ausgezeichnet werden dürfen. Wären sie dies, würden sie unter das Heilmittelwerbegesetz fallen und hier würden wieder andere Regeln gelten.
Was bleibt nun zu tun für die Händler?
Den Verkäufern bleibt erstmal nur die Suche nach anderen Online-Marktplätzen um ihre Produkte weiter zu vertreiben. Den Affiliate-Marketing Agenturen dürfte die Entscheidung von Amazon.de ebenfalls bitter aufstoßen, da nun ein guter Geschäftszweig einbricht.
Leafly.de hat Amazon.de um eine Stellungnahme gebeten, bisher aber noch keine Antwort erhalten. Sobald diese vorliegt, wird dieser Artikel aktualisiert.
Weiterführende Links auf Leafly.de:
https://www.leafly.de/ist-cbd-aus-hanf-das-gleiche-wie-cbd-aus-cannabis/
https://www.leafly.de/indica-sativa-ruderalis-cannabis-sorten/
https://www.leafly.de/cannabis-sativa-oesterreich-arzneipflanze-2018/
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.