Es gibt einige aktuelle Studien die zeigen, dass Cannabiskonsum in der Pubertät die psychische Gesundheit negativ beeinflussen kann. Ohne Cannabis gäbe es etwa 7 Prozent weniger Fälle von Depressionen bei Jugendlichen. Und auch das Selbstmordrisiko bzw. das Risiko von Suizidgedanken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt durch Cannabiskonsum, wie eine Studie nahelegt (Leafly.de berichtete). Warum ruft Cannabis bei manchen Menschen ein Gefühl der lähmenden Angst und teilweise sogar Paranoia hervor?
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Einzigartiges Profil jeder Cannabissorte
Einige Experten sind der Meinung, dass die Erklärung in dem speziellen „Profil“ der jeweiligen Cannabissorte liegt. „Es gibt verschiedene Cannabinoid- und Terpenprofile für verschiedene Arten von Cannabis“, erklärt Dr. Zach Walsh, außerordentlicher Professor in der Abteilung für Psychologie an der University of British Columbia (UBC) laut einem Medienbericht.
Terpene sind Moleküle in der Größe von Nanopartikeln. Sie können problemlos die Blut-Hirn-Schranke überwinden. So können sie direkt ins zentrale Nervensystem einwirken.
„Terpene wie Limonen (ein Terpen, das in Zitrusfrüchten zu finden ist) können erhebend sein, während beispielsweise Myrcen (in stark duftenden Pflanzen gefunden) sedierend sein kann“, berichtet der Psychologe Walsh.
Jeder Mensch reagiert individuell
Der zweite Aspekt, die die Reaktion eines Menschen auf Cannabis beeinflussen kann, ist die eigene Biologie. Die Verfügbarkeit und Empfindlichkeit des individuellen Endocannabinoidsystems kann eine Person für bestimmte Reaktionen empfänglicher machen. Etwa so, wie manche Menschen keinen Alkohol trinken können, ohne sich müde, depressiv oder sogar übel zu fühlen, reagieren manche Menschen negativ auf Cannabis.
Darüber hinaus spielt die eigene Erwartung und persönliche Erfahrungen mit Cannabis eine Rolle auf den Effekt bei der Einnahme von Cannabis.
Dr. Walsh erklärt: Wenn Menschen gefragt werden, ob Cannabis in ihnen Ängste auslöst oder diese verstärkt, kann dies zu einem selbstreflektierenden Prozess führen, bei dem Themen hochkommen, die sonst von der Person vermieden werden. Weiterhin berichtet der Psychologe Walsh, wenn eine Person Gefühle von Angst nach der Einnahme von Cannabis befürchtet, erfüllt sich diese Prophezeiung meist auch.
Das bedeutet, dass die Situation, in der Cannabis konsumiert wird, Auswirkungen auf das Befinden hat. Fühlt sich ein Mensch unwohl oder ist er gestresst, kann Cannabis diese Gefühle verstärken.
„Was auch immer in Ihrer Psyche vor sich geht, kann sich dadurch verstärken“, so Walsh.
Angst durch zu viel THC
Das Gefühl von Angst oder sogar Panik ist für die Betroffenen sehr unangenehm. Dr. Ethan Russo, Direktor für Forschung und Entwicklung am International Cannabis and Cannabinoids Institute (ICCI), erklärt allerdings, dass die meisten Reaktionen auf Cannabis wesentlich angenehmer sind.
„Die häufigsten Reaktionen sind Entspannung, schärfere Sinneswahrnehmung und Fröhlichkeit“, so Dr. Russo. Vergesslichkeit, Angst und Paranoia können dann eintreten, wenn die THC-Dosis zu hoch ist.
Sowohl Dr. Russo als auch Dr. Walsh sagen, dass die individuelle Reaktion bei zu hoher THC-Dosis von der eigenen Toleranz und der Zusammensetzung des eigenen Endocannabinoidsystems abhängt.
„THC hat biphasische Effekte. Bei niedrigen Dosen kann es gegen Angst helfen, in hohen Dosen kann es Ängste provozieren“, erklärt Dr. Russo.
CBD kann den Effekt von THC regulieren
Generell raten Experten zur Vorsicht bei der Verwendung von Cannabis. Ärzte empfehlen daher auch Patientinnen und Patienten, mit einer niedrigen Dosis Cannabis als Medizin zu beginnen und diese langsam zu steigern.
Weiterhin schlägt Dr. Russo vor, die psychoaktiven Eigenschaften von THC mit dem nicht-psychoaktiven CBD zu mildern. Dies sei ein bekanntes Mittel, um unangenehme Reaktionen und Nebenwirkungen von Cannabis-Arzneimitteln zu umgehen. CBD verringere das Rauschgefühl, verlängere aber die Wirkung von Cannabis, so Dr. Russo.
Weiter erklärt Dr. Russo, dass Cannabis-Patienten eine Toleranz gegenüber den unerwünschten psychiatrischen Effekten von THC entwickeln, der therapeutische Nutzen jedoch fast immer ungehindert fortbestehen würde.
Klinische Forschung steht noch am Anfang
Der Wissenschaftler Walsh betont, dass die Erkenntnisse aus klinischen Studien zu den Auswirkungen von Cannabis nach wie vor gering sind. Daher seien weitere Untersuchungen erforderlich.
„Wir beginnen gerade erst damit, große Untersuchungen durchzuführen, an denen wir sehen, wie sich eine Sorte von einer anderen unterscheidet und so weiter“, sagt Dr. Walsh in Bezug auf unvollendete und noch nicht veröffentlichte Studien von ihm selbst und von anderen. Darüber hinaus beklagt er, dass die psychologischen Umstände bisher in Versuchen nur unzureichend dargestellt wurden.
Welche medizinischen Eigenschaften besitzen Terpene? Mehr zum Thema hier.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.