Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer aus Niedersachsen, kritisiert die hohe Ablehnungsquote der Krankenkassen: „Die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse wird häufig abgelehnt. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage gibt es immer wieder massive Lieferengpässe. Hier wünsche ich mir deutliche Verbesserungen.“
61 Prozent der Anträge werden genehmigt
Schwerkranke Patientinnen und Patienten, deren Arzt eine Behandlung mit Cannabis als Medizin für sinnvoll erachtet, müssen vor der ersten Verordnung bei ihrer Krankenkasse eine Genehmigung einholen. Nur dann übernimmt die Kasse die Kosten für die Cannabis-Therapie. Knapp 14.000 solcher Anträge gingen nach einem Jahr Cannabisgesetz bei den Krankenkassen ein. Inzwischen hat sich die Quote der angenommenen Cannabis-Anträge bei knapp zweit Drittel eingependelt. (Leafly.de berichtete.)
Unsere Leafly.de Umfrage bei den drei großen Krankenversicherung AOK, Barmer und TK zeigte, dass im Schnitt 61 Prozent der Anträge auf Kostenübernahme genehmigt werden.
Beim AOK-Bundesverband gingen insgesamt 7.600 Anträge ein, die Genehmigungsquote lag bei 65 Prozent. Bei der Barmer gingen deutschlandweit 3.400 Anträge ein, davon wurden 62 Prozent genehmigt. Bei der TK fragten 2.593 Versicherte nach einer Cannabis-Behandlung, bei 58 Prozent werden die Kosten übernommen.
Lieferengpässe werden bestehen bleiben
Die „deutlichen Verbesserungen“, die Kammerpräsidentin Linz in puncto Lieferengpässe fordert, sind allerdings noch nicht in Sicht: Gerade erst hat das Oberlandesgericht Düsseldorf das Ausschreibungsverfahren für den Cannabis-Anbau gestoppt. (Leafly.de berichtete.) Dadurch kann das ursprüngliche Ziel, in 2019 die ersten in Deutschland angebauten Cannabisblüten zu ernten, nicht mehr gehalten werden.
Die drogenpolitische Sprecherin der Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, hat kürzlich beim Bundesgesundheitsministerium (BMG) angefragt, was die Bundesregierung gegen den Versorgungsengpass unternehmen will. Die Antwort: Seit Sommer 2017 seien keine Lieferschwierigkeiten mehr bekannt. Für Kappert-Gonther ist diese Antwort nicht akzeptabel:
„Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen – ist das das Prinzip der Bundesregierung? Patientinnen und Patienten sind die Leidtragenden“, so Kappert-Gonther.
Auch die Importlage ist angespannt: Bisher wird der Bedarf an Cannabis als Medizin durch Importe aus den Niederlanden und Kanada gedeckt. Die Anbaukapazitäten in den Niederlanden sind allerdings begrenzt. Und Kanada kämpfte in den letzten Monaten mit Qualitätsproblemen bei seinen Cannabisprodukten, sodass es sogar zu Rückrufen kam.
Quellen: