Den Alkoholtester gibt es seit dem Jahr 1954. Es gibt jedoch noch keine THC-Messgeräte. Einem Medienbericht zufolge sind jedoch einige Technologie-Startups und Universitätswissenschaftler kurz davor, solches THC-Messgeräte auf den Markt zu bringen, die einem Alkoholtester ähnelt.
Einige Experten warnen allerdings davor, dass die Antwort nicht so einfach ist. Denn solch ein Messgerät muss nicht nur den kürzlichen Cannabiskonsum erkennen können, sondern auch nachweisen, dass der Fahrer beeinträchtigt ist. Im Gegensatz zum Alkohol kann nämlich THC noch lange nach dem „High“ im Körper nachweisbar sein.
Einige Befürworter der Legalisierung und Gesetzgeber wollen, dass Cannabis wie Alkohol reguliert wird. So haben verschiedene US-Staaten „per se“ Grenzwerte festgelegt, die das Fahren mit bestimmten THC-Konzentrationen nicht erlaubt.
Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass der Cannabiskonsum die Reaktionsfähigkeit und die motorischen Leistungen beeinflussen kann. Die Forschung ist jedoch nach wie vor begrenzt und es gibt keine schlüssigen Beweise dafür, wie Cannabis Menschen beeinflusst und wie eine Klassifizierung der Beeinträchtigungen erfolgen könnte.
„Die Nationale Verkehrssicherheitsbehörde hat mitgeteilt, dass ungefähr zwei alkoholische Getränke innerhalb einer Stunde bei einem 160-Pfund-Mann zu einer Beeinträchtigung der Sehfunktionen und der Fähigkeit führen, zwei Aufgaben gleichzeitig auszuführen“, heißt es in einem Bericht des Congressional Research Service (CRS).
Auf der Grundlage des aktuellen Wissens und der Durchsetzungsfähigkeiten ist es nicht möglich, eine ähnlich einfache Menge oder Rate des Cannabis-Konsums und eine entsprechende Auswirkung auf die Fahrfähigkeit festzulegen.
Entwicklung neuer THC-Messgeräte
Mehrere Unternehmen und Wissenschaftler haben Fortschritte bei der Erkennung und Erfassung von THC im Atem erzielt.
Im Juli 2019 veröffentlichte Clinical Chemistry die Ergebnisse einer Studie der Universität von Kalifornien in San Francisco. Diese konnte zeigen, dass THC bis zu drei Stunden nach dem Rauchen im Atem nachgewiesen werden kann und dass für diesen Anfangszeitraum eine Korrelation zwischen THC-Konzentrationen und Blutkonzentrationen besteht.
Die Studie wurde von Hound Labs in Oakland, Kalifornien, gesponsert, einem mit Risikokapital finanzierten Unternehmen, das 65 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines Alkohol- und THC-Testgerätes gesammelt hat.
Eine Person muss zwei Minuten lang in das tragbare Hound-Gerät blasen. Erkennt das Gerät THC, erscheint das Wort „Warnung“ auf dem Bildschirm. Das Hound-Gerät soll winzige THC-Partikel im menschlichen Atem erfassen und messen, um festzustellen, ob in den zwei bis drei Stunden vor dem Test Cannabis konsumiert wurde.
„Wir messen keine Beeinträchtigungen. Wir messen THC im Atem, wo es nur eine sehr kurze Zeit nachweisbar ist. Damit stellen wir Strafverfolgungsbehörden und Arbeitgebern objektive Daten über THC in Atem zur Verfügung, die sie in Verbindung mit anderen gesammelten Informationen verwenden können“, so Mike Lynn, Gründer von Hound Labs.
Unterschiede zwischen THC und Alkohol
Cannabis-Verbindungen, insbesondere THC, verhalten sich nicht wie Alkohol im Körper. Alkohol kann das Nervensystem verlangsamen. Laut dem CRS-Bericht gelangt es schnell in das Blut. Die Metabolisierung erfolgt schnell.
Cannabis hat ein komplexes Zusammenspiel mit dem Endocannabinoidsystem und seine Auswirkungen können je nach Art des Konsums entweder sofort oder verzögert auftreten. Außerdem kann die THC-Wirksamkeit je nach Produkt stark variieren. Hinzu kommt, dass jeder Mensch anders auf Cannabis reagiert.
Darüber hinaus ist noch zu bestimmen, wie sich die zahlreichen anderen Verbindungen in der Cannabispflanze möglicherweise auf die Testprozesse auswirken können.
Schwierigkeiten bei der Entwicklung der THC-Testgeräte
Es war schwierig, THC im Atem zu erkennen und zu erfassen. Dies führt auch zu einer gewissen Skepsis hinsichtlich der Genauigkeit der THC-Messgeräte. Eine Reihe von Peer-Review-Studien, die zeigen, dass die Geräte in Aktion sind, würde viel bewirken, sagte Brian Clowers, Associate Professor für Chemie an der Washington State University.
Das größte Problem ist aber, dass die Geräte keine Beeinträchtigung feststellen. Jemand könnte möglicherweise eine kleine Dosis konsumieren und nicht beeinträchtigt sein. Dennoch könnte THC in seinem Atem nachgewiesen werden.
Da Pass-Fail-Tests keine Beeinträchtigung nachweisen, kann dies auch zu Problemen für Cannabispatienten in mehr als 30 US-Bundesstaaten führen, in denen Cannabis eine legale Medizin ist.
„Es gibt auch kein Messgerät für Opioide. Warum sollten also im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis andere Regeln gelten?“, so der Cannabis-Anwalt Benton Bodamer aus Ohio.
Wie können Beeinträchtigungen durch Cannabis festgestellt werden?
Nach der Legalisierung von Cannabis wurden zunehmend einige Polydrug-Tests durchgeführt. Dies gilt auch für den mobilen SoToxa-Schnelltest des Gesundheitsunternehmens Abbott. Das tragbare Gerät, mit dem eine Speichelprobe in fünf Minuten analysiert wird, wird in Kanada, Spanien und in US-Bundesstaaten wie Michigan, Alabama und Oklahoma eingesetzt.
„Da Marihuana nicht das einzige Medikament ist, das eine Beeinträchtigung verursachen kann, hat Abbott SoToxa entwickelt, um festzustellen, ob kürzlich zusätzlich zu Cannabis auch Kokain, Opiate, Benzodiazepine, Amphetamine und Methamphetamin verwendet wurden“, erklärte Fred Delfino, Senior Law Enforcement Liasion von Abbott.
Die Forschung ist im Gange. Einige Wissenschaftler untersuchen nicht-traditionelle und weniger invasive Ansätze am Straßenrand, um eine Beeinträchtigung durch Cannabis und andere Substanzen festzustellen.
In der staatlich finanzierten Studie am UCSD untersuchen Wissenschaftler, ob kognitive Beurteilungen auf einem iPad bei Nüchternheitstests vor Ort bei Fahrstörungen mit Cannabis hilfreich sein könnten. Weitere klinische Studien umfassen die Einrichtung von Cannabis-spezifischen Feldernüchternheitstests und die Entwicklung von Virtual-reality-fähigen Augenbewegungssensoren.
Entwicklung von Echtzeit-Drogentests
Anfang des Jahres gaben Forscher der University of Pittsburgh bekannt, dass sie eine Technologie weiterentwickelt haben, die zuvor zur Analyse und Identifizierung von Atembiomarkern für Asthma, Mundgeruch und Diabetes eingesetzt wurde. Die Professoren Alexander Star und Ervin Sejdic verwendeten unter anderem Kohlenstoffnanoröhren, um THC-Moleküle im Atem ausfindig zu machen.
Die Ergebnisse der Pitt-Crew erschienen im Juli im ACS Sensors Journal der American Chemical Society. Das Gerät sei laut Sejdic mehr oder weniger bereit, es zu vermarkten.
Das Drogentestunternehmen Lifeloc Technologies hat Echtzeit-Drogentests, insbesondere einen THC-Tester, als höchste Priorität für Forschungs- und Entwicklungskosten vorgesehen. Und auch in Kanada, wo Cannabis für Erwachsene legal ist, erfolgt derzeit die Entwicklung neuer Technologien.
Zukünftig werden wohl in den USA und Kanada verschiedene THC-Messgeräte auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse dürften spannend sein.
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