Dass Cannabis in der Suchtmedizin nützlich sein könnte, ist nichts Neues. So gibt es inzwischen einige Studien, die belegen können, dass die Verwendung von Medizinalhanf bei der Entwöhnung von Opioiden helfen kann. Und auch in Bezug auf Benzodiazepine erklärten Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität in München bereits im Juli 2018 im Rahmen ihrer Studie, dass Cannabis in der Suchtmedizin eingesetzt werden könnte. So berichteten die 129 Teilnehmer der Studie, dass sie das Verlangen nach Suchtmitteln wie Benzodiazepinen, Opioiden und Alkohol mithilfe von Cannabis reduzieren konnten.
Was sind Benzodiazepine?
Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Arzneimittel, die unter anderem bei folgenden Erkrankungen/Beschwerden zum Einsatz kommen können:
- Angststörungen
- starke Unruhe/schwere Erregungszustände
- Schlafstörungen
- psychosomatische Beschwerden
- Krämpfe und Schmerzen
- Epilepsie
Inzwischen gibt es unterschiedliche Benzodiazepine, die auch als Psychopharmaka bezeichnet werden. Zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören beispielsweise Lorazepam, Diazepam und Alprazolam. Gemeinsam haben alle Psychopharmaka, dass sie im Gehirn wirken und Einfluss auf das Befinden und die Stimmungslage haben. Da Benzodiazepine die Erregbarkeit der Nervenzellen mittelbar hemmen, wirken sie entspannend, angstlösend, beruhigend, erregungs- und aggressionsdämpfend sowie schlafanstoßend. Deshalb gehören sie auch zu den Tranquilizern, sprich zu den Entspannungs- und Beruhigungsmitteln.
Vorsicht vor Abhängigkeit
Zu den typischen Nebenwirkungen der Psychopharmaka gehören unter anderem:
- Benommenheit
- Müdigkeit
- Schwindel
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- Einschränkungen des Denkvermögens
- Wahnvorstellungen
- Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit
Problematisch ist, dass Psychopharmaka als dämpfende Rauschmittel missbraucht werden können und dass diese sehr schnell abhängig machen. Außerdem besteht die Gefahr der Gewohnheitsbildung und Toleranz. Das bedeutet, dass für die gleiche Wirkung eine immer höhere Dosis benötigt wird. Deshalb finden Benzodiazepine in der Regel nur kurzzeitig Anwendung und müssen langsam ausgeschlichen werden.
Ergebnisse der Studie
An der Studie nahmen 146 Cannabispatienten teil. Die gemeldeten primären Bedingungen, die zur Behandlung der Cannabinoid-Behandlung führten, wurden in neurologische (7,5%), Schmerzen (47,9%), psychiatrische Erkrankungen (31,9%) und andere (12,7%) gruppiert. Im Durchschnitt waren die Teilnehmer 47,7 Jahre alt mit einer Standardabweichung von 12,7 Jahren. Der vorherige Cannabiskonsum wurde von 54% der Patienten selbst berichtet. (Die genauen Analysemethoden dieser Beobachtungsstudie können hier nachgelesen werden.)
Nach Abschluss einer durchschnittlichen zweimonatigen Verschreibungszeit von Medizinalhanf hatten 30,1 Prozent der Patienten die Benzodiazepine abgesetzt. Bei einem Follow-up nach zwei Verordnungen hatten insgesamt 65 Patienten (44,5 Prozent) die Benzodiazepin-Einnahme beendet. In der letzten Nachbeobachtungsperiode hatten dann insgesamt 66 Patienten (45,2 Prozent) die Einnahme beendet, was eine stabile Abbruchrate über einen Durchschnitt von sechs Monaten zeigte.
Zum Ergebnis erklärten die Forscher, dass diese Beobachtungen weitere Untersuchungen der Risiken und Vorteile der therapeutischen Verwendung von Medizinalhanf und seiner Rolle in Bezug auf die Verwendung von Benzodiazepinen rechtfertigen. Zukünftige Studien sollten darauf abzielen, das derzeitige Verständnis von Cannabis und dessen potenziellen medizinischen Anwendungen zu erweitern.
Benzodiazepine und Medizinalcannabis: Hier erfahren Sie mehr darüber.