Brustkrebs: Was ist das?
Brustkrebs (Mammakarzinom) ist eine bösartige Gewebeneubildung der Brustdrüse, die bei Frauen die häufigste Krebserkrankung darstellt. Männer können ebenfalls an Brustkrebs erkranken. Jedoch ist das nur selten der Fall. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Allerdings sind unterschiedliche Risikofaktoren bekannt, die die Brustkrebsentstehung begünstigen können. Hierzu gehören:
- frühes Eintreten der Regelblutung
- spätes Eintreten der Wechseljahre
- Kinderlosigkeit
- Schwangerschaft nach dem 30. Lebensjahr
- Übergewicht und/oder Bewegungsmangel nach den Wechseljahren
- Mastopathie im fortgeschrittenen Stadium (gutartige Vermehrung der Drüsenläppchen sowie des Bindegewebes der Brustdrüsen)
Brustkrebs: Wer ist gefährdet?
Das Brustkrebs-Risiko steigt mit dem Älterwerden. Die Mehrheit der betroffenen Frauen ist über 65 Jahre alt, wenn sie an Brustkrebs erkranken. Nur ungefähr 30 Prozent der Betroffenen sind jünger als 55 Jahre. Dennoch tritt die Erkrankung im Vergleich zu anderen Krebsarten im Durchschnitt in einem jüngeren Lebensalter auf.
Ein weiterer Risikofaktor stellt eine Hormonersatztherapie gegen die Beschwerden in den Wechseljahren dar. Mediziner empfehlen Frauen, diese Hormone – sofern überhaupt notwendig – nur über einen kurzen Zeitraum einzunehmen. Denn je länger sie eingenommen werden, desto größer ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Dabei können Kombinationspräparate aus Östrogen und Progesteron im Vergleich zu reinen Östrogenpräparaten das Brustkrebsrisiko noch verstärken.
Auch eine genetische Veranlagung erhöht das Krankheitsrisiko. Bei ungefähr jeder vierten erkrankten Frau gibt es bereits Brustkrebsfälle in der Familie. Dabei stehen die Tumorgene BRCA-1 und BRCA-2 (BRCA = Breast Cancer) nachweislich mit einer Brustkrebserkrankung in Verbindung. Weisen diese Gene eine Erbgutveränderung auf, so erkranken ungefähr 50 bis 80 Prozent der Frauen vor dem 70. Lebensjahr. Dabei steigt das Brustkrebsrisiko bei den Betroffenen ungefähr um das Zehnfache. Außerdem erhöhen die veränderten Gene auch das Risiko für weitere Krebserkrankungen (z. B. Eierstockkrebs).
Wann ist ein Gentest empfehlenswert?
Grundsätzlich ist die Durchführung eines Gentests immer dann empfehlenswert, wenn mindestens drei Familienmitglieder bereits an Brustkrebs erkrankt sind oder aber bei einem Familienmitglied die Krebserkrankung vor dem 30. und/oder dem 51. Lebensjahr diagnostiziert wurde. Auch bei den folgenden Konstellationen kann ein Test sinnvoll sein:
- ein erkranktes Familienmitglied und mindestens ein Familienmitglied mit Eierstockkrebs
- zwei Familienmitglieder mit Eierstockkrebs
- ein Familienmitglied mit beidseitigem Mammakarzinom (Diagnose vor dem 50. Lebensjahr)
- ein erkranktes männliches Familienmitglied und ein weiblich erkranktes Familienmitglied
Zwar existiert bisher noch keine spezielle Therapie für solche Genmutationen, ggf. könnte aber eine Operation sinnvoll sein, bei der das Brustgewebe entfernt und durch Implantate ersetzt wird. Frauen, die zu dieser Risikogruppe zählen, sollten zudem ab dem 25. Lebensjahr eine halbjährliche Früherkennungsuntersuchung bei ihrem Arzt in Anspruch nehmen. Außerdem haben sie ab dem 30. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre Anspruch auf ein Mammographie-Screening.
Welchen Brustkrebs gibt es?
Mammakarzinome werden gemäß der WHO-Klassifikation in die nicht-invasiven Tumore sowie die invasiven Tumore unterteilt. Innerhalb dieser beiden Gruppen gibt es unterschiedliche Tumorarten. Dabei können die Tumore von den Drüsenläppchen oder den Zellen der Milchgänge ausgehen.
Zu den nicht-invasiven Tumoren gehören:
- Lobuläres Carcinoma in situ (LCIS): Beim LCIS sind die Drüsenläppchen betroffen. Es kommt nur selten vor und in den meisten Fällen reicht eine Tumorentfernung aus.
- Carcinoma in situ (DCIS): Hier sind die Milchgänge der Brust betroffen und es bestehen sehr gute Heilungschancen. Da das DICS so gut wie nicht tastbar ist, wird es in der Regel in der Mammographie über auffällige Mikroverkalkungen entdeckt. In ungefähr 30 bis 50 Prozent aller Erkrankungsfälle schlägt das DICS in ein invasives Mammakarzinom um. Deshalb ist eine operative Entfernung sehr wichtig.
Im Vergleich zu den nicht-invasiven Tumoren sind die invasiven Tumore nicht auf einzelne Gewebeart der Brust beschränkt. Vielmehr wachsen sie unkontrolliert in das benachbarte Gewebe, sodass das Risiko hoch ist, dass die Krebszellen in den Körper streuen und sich Metastasen bilden.
Zu den invasiven Tumoren gehören:
- Invasives duktales Mammakarzinom (NST): Das NST ist das häufigste Karzinom der Brust und hat seinen Ursprung in den Milchgängen. In der Regel bilden sich Knoten, die im Ultraschall und in der Mammographie gut sichtbar sind.
- Invasives lobuläres Mammakarzinom: Das zweithäufigste Karzinom der Brust wird meist erst spät erkannt, weil es eine diffuse Wachstumsform zeigt.
Die musinösen und tubulären, papillären Karzinome treten eher selten auf. Jedoch haben sie eine bessere Prognose die beiden zuvor genannten Karzinome.
Einteilung nach Rezeptorstatus
Bei einer Brustkrebs-Erkrankung spielt der „human epidermal growth factor receptor 2“, kurz HER2, eine wichtige Rolle. Es handelt sich hierbei um ein Eiweiß auf den Zellenoberflächen. Signale von der Zelloberfläche werden von diesem Rezeptor an den Zellkern weitergeleitet.
Befinden sich viele HER2-Rezeptoren auf den Tumorzellen, teilen sich die Tumorzellen häufiger. Infolge dessen wächst auch der Tumor schneller und unkontrolliert. Bei ungefähr 20 Prozent der Patientinnen kommt die vermehrte Bildung von HER2-Rezeptoren vor.
Der HER2-Status sollte mithilfe einer Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) so früh wie möglich festgestellt werden. Denn HER2-positive Patientinnen haben einen aggressiveren Krankheitsverlauf als HER2-negative Patientinnen.
Wenn das Testergebnis positiv ist, erfolgt eine zielgerichtete Therapie. Denn gegen HER2 wurde ein spezifischer Antikörper entwickelt. Das heißt, dass der Rezeptor blockiert wird, sodass das Tumorwachstum gestoppt wird. Außerdem können die Antikörper die Immunabwehr aktivieren, sodass das Immunsystem in die Lage versetzt wird, die Tumorzellen zu zerstören.
Einteilung nach Stadien
Für die richtige Therapiewahl ist es außerdem wichtig, die Krebserkrankung in verschiedene Stadien einzuteilen. Diese beschreiben das Fortschreiten der Brustkrebserkrankung. Genutzt wird hierfür das weitverbreitete Verfahren TNM (Tumour-Node-Metastasis), um Tumore einzuteilen. Pathologisch gesicherte Daten werden bei einer Operation erhoben. Hierfür wird die pTNM-Klassifikation benutzt. Wenn nach der Operation eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie durchgeführt wurde, wird bei der pTNM-Klassifikation noch der Buchstabe „y“ vorgestellt. Von Vorteil sind die Klassifikationssysteme, da so die Ärzte als auch die Patientinnen die gleiche Information über das Brustkrebsstadium haben.
Die Klassifikation funktioniert nach dem folgenden System:
- Tumour (T): Ausdehnung des Tumors
- Nodus (N): Befall der Lymphknoten
- Metastasis (M): Bildung von Fernmetastasen
Hinter den jeweiligen Buchstaben steht eine Zahl. Je höher diese Zahl ist, desto weiter ist der Krankheitsprozess fortgeschritten.
Weitere Informationen zur Klassifikation und zum Einteilen der Stadien finden Sie auf der Webseite des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Brustkrebs-Therapie: Welche Behandlungsoptionen gibt es?
Um die bösartige Gewebeneubildung zu bekämpfen, sind verschiedene Therapien erforderlich. Dabei ist eine Operation in den meisten Fällen nach wie vor unentbehrlich. Entweder erfolgt zunächst eine Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern, sodass er anschließend operativ entfernt werden kann, oder der Tumor wird direkt nach der Diagnose entfernt. Dank der heutigen Möglichkeiten ist häufig auch ein Erhalt der Brust möglich.
Operationsverfahren bei Brustkrebserkrankungen
Vor über 20 Jahren wurde sofort nach der Diagnose die Brust abgenommen (Mastektomie oder Ablatio), da befürchtet wurde, dass der Krebs an der gleichen Stelle wiederkommen könnte. Heute ist aber bekannt, dass das Risiko eines solchen Lokalrezidivs genauso niedrig ist, als wenn der Tumor entfernt wird und danach eine Strahlenbehandlung erfolgt. Demnach ist die Strahlenbehandlung die Bedingung für die brusterhaltende Operation. Um eine Patientin nicht durch solch eine Operation zu gefährden, sollten zudem noch verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. So sollte das Karzinom größer als 2 Zentimeter und keine Verbindung zur Brustwarze und weit genug von ihr entfernt sein. Außerdem sollte das Mammakarzinom keinen entzündlichen Anteil besitzen und in die umliegenden Milchgänge keine Ausläufer gebildet haben. Ebenso wichtig ist, dass der bösartige Tumor nicht von den Drüsenläppchen ausgeht, sondern von den Drüsengängen.
Bei Karzinomen, die größer als 2 Zentimeter sind, erfolgt in der Regel eine medikamentöse Therapie über zwei bis vier Monate, um ihn zu verkleinern (neoadjuvante Therapie), sodass eine brusterhaltende Operation wirklich wird.
Brustkrebs: Wann muss die Brust entfernt werden?
In einigen Fällen ist es notwendig, die Brust zu amputieren. Das gilt vor allem dann, wenn die Gefahr hoch ist, dass der Krebs wieder auftritt. Eine Brustamputation ist notwendig, wenn das Mamma-CA
- im Verhältnis zur Brust zu groß ist
- Ausläufer in die Milchgänge bildet
- entzündliche Anteile besitzt
- durch die Haut ein Geschwür bildet
- Tochterknoten in der gleichen Brust gebildet hat.
- nah an der Brustwarze liegt, und wenn
- nach einer brusterhaltenden Operation und weiteren Therapien wiedergekommen ist.
Nach der Brustamputation wünschen sich viele Betroffene einen Wiederaufbau der Brust, was auch in den meisten Fällen möglich ist.
Strahlentherapie nach der Operation
Wenn nach der brusterhaltenden Operation keine Bestrahlung durchgeführt wird, muss bei ungefähr der Hälfte aller Fälle mit einem Rückfall gerechnet werden. So lässt sich die Rückfallrate durch eine Strahlentherapie von etwa 80 Prozent auf 5 bis 10 Prozent senken.
Aus diesem Grund ist die Strahlentherapie ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Brustkrebs-Behandlung.
Ziel der Strahlentherapie (adjuvante Therapie) ist es, mikroskopisch kleine Tumorreste zu vernichten. Hierfür werden in der Regel Linearbeschleuniger eingesetzt, da diese eine hohe Dosisleistung besitzen und somit die Bestrahlungszeiten verkürzt werden können.
Die unerwünschten Wirkungen der Bestrahlung können durch eine genaue Planung und Durchführung der Strahlentherapie weitestgehend geringgehalten werden. Akute Symptome zeigen sich direkt gegen Ende der Bestrahlung in Form von Hautrötungen. Gelegentlich treten auch Epitheliolysen (oberflächliche Hautläsionen) auf, die von selbst heilen. Zudem treten nach einer Sitzung Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf. Als Spätfolge kann sich die Brust in geringem Ausmaß verkleinern oder verfestigen. Möglich sind zudem Hautveränderungen wie Hyperpigmentierung oder Besenreiser.
Da bei der Strahlentherapie auch ein Teil der Lunge mitbestrahlt wird, können sich Fibrosen (Vernarbungen) bilden, wobei sich diese nicht auf Atemfunktion auswirken. Wenn die linke Brust bestrahlt wird und Zytostatika (Anthrazykline) gegeben werden, erhöht sich das Risiko für Durchblutungsstörungen im Herzen. Eine weitere schwerwiegende Nebenwirkung kann auftreten, wenn sich in der Achselhöhle eine Lymphabflussstörung ausbildet.
Behandlungsschemata für die Chemotherapie
In der Brustkrebsbehandlung haben Chemotherapien (zytostatische Therapie) einen hohen Stellenwert. Jedoch muss nicht jede Brustkrebsform chemotherapeutisch behandelt werden. Hinzu kommt, dass nicht jede Patientin von dieser Behandlung profitiert. Ein Schema F gibt es in der Brustkrebsbehandlung leider nicht.
Die neoadjuvante Behandlung wird vor einer Operation durchgeführt. Wenn bereits Operationen erfolgt sind und sich keine Metastasen in anderen Organen gebildet haben, wird von der adjuvanten Behandlung gesprochen. Bei einem metastasierten Mammakarzinom kann eine chemotherapeutische Behandlung in einigen Fällen dennoch sinnvoll sein, da sich hiermit verschiedene Symptome wie Schmerzen reduzieren lassen.
Welche Arzneimittel kommen zum Einsatz?
Um die Vermehrung der Tumorzellen zu hemmen, werden im Rahmen der Chemotherapie Zytostatika (Zellstopper) verabreicht, die eine normale Zellteilung verhindern. Dabei ist ihre Wirkung an den Zellen umso höher, desto schneller sich diese vermehren. Gegenüber der Chemotherapie sind Krebszellen sehr empfindlich, da sie sich schnell teilen (hohe Vermehrungsrate). Jedoch werden durch die Zytostatika auch gesunde Zellen daran gehindert, sich zu teilen. Infolge dessen leidet vor allem das Körpergewebe mit einer hohen Teilungsrate wie die Haarwurzelzellen und der Magen-Darm-Trakt.
Zytostatika werden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, die in verschiedene Zellzyklusphasen eingreifen. Zum Einsatz kommen folgende Wirkstoffklassen:
- Alkylantien (z. B. Cyclophosphamid)
- Anthrazykline (z. B. Epirubicin oder Doxorubicin)
- Antimetabolite (z. B. Fluoruracil/5-FU, Methotrexat, Capecitabin, Gemcitabin)
- Platinderivate (z. B. Carboplatin oder Cisplatin)
- Mitosehemmer
- Taxane (z. B. Paclitaxel, Docetaxel, Nab-Paclitaxel)
- Vinca-Alkaloide (z. B. Vinorelbin)
- Halichondrin-B-Analoga (z. B. Eribulin)
In der adjuvanten Behandlung hat sich eine Kombination aus unterschiedlichen Wirksubstanzen bewährt (Polychemotherapie), wodurch sich die Chance erhöht, dass viele Tumorzellen zerstört werden. Diesen Kombinationen wurden Namenskürzel gegeben, wie zum Beispiel EC-P für (Epirubicin + Cyclophosphamid gefolgt von Paclitaxel) oder DAC für Docetaxel + Doxorubicin + Cyclophosphamid. Immer wieder werden neue Kombinationen untersucht, sodass jede Brustkrebspatientin eine individuell abgestimmte Therapie erhalten kann.
Bei einem fortgeschrittenen Krebsstadium kommt eine Polychemotherapie meist nur zum Einsatz, wenn die Brustkrebspatientin starke Beschwerden hat oder der Tumor schnell wächst. Ansonsten erhalten die Patienten eine Monochemotherapie mit einzelnen Wirkstoffen.
Risikofaktoren und Nebenwirkungen
Ein sogenanntes Paravasat stellt ein mögliches Risiko bei der Behandlung mit Zytostatika dar. Hierunter wird das unbeabsichtigte übertreten der chemotherapeutischen Wirkstoffe in das umliegende Gewebe während einer Infusionsbehandlung verstanden, wenn beispielsweise eine Vene platzt oder eine Infusionskanüle herausrutscht. Allerdings passiert dies nur selten und ist nicht mit der Schmerzhaftigkeit der Venen vergleichbar, die im Laufe der Chemotherapie in aller Regel auftritt.
Darüber hinaus können folgende unerwünschte Wirkungen auftreten:
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitlosigkeit, Durchfall, Verstopfung
- Schmerzen beim Schlucken
- Entzündungen der Mundschleimhaut
- Haarausfall, Hautausschlag, veränderte Finger- und Zehennägel
- Anämie (Blutarmut)
- Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche)
- Neuropathie (Gefühlsstörungen an Händen und/oder Füßen)
- Müdigkeit/Abgeschlagenheit
- erhöhte Infektanfälligkeit
- Konzentrationsstörungen/Beeinträchtigung der Merkfähigkeit
- erhöhte Anfälligkeit für spätere Tumore
- eingeschränkte Fruchtbarkeit
- Schädigungen an den Eierstöcken/Eierstockinsuffizienz
Welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, hängt generell von der Art und Dosis der eingesetzten Medikamente ab. Dabei sind die meisten Nebenwirkungen vorübergehender Natur, wie zum Beispiel der Haarausfall. Denn diese wachsen nach Therapieende wieder nach.
Welche Spätfolgen können auftreten?
Laut einer Studie aus den USA leiden zwei Drittel der Brustkrebspatientinnen an Folgeerkrankungen. Verursacht werden diese Langzeitschäden hauptsächlich durch die Veränderungen an den gesunden Zellen und nicht immer werden die Schäden sofort bemerkt, wie zum Beispiel beim Verlust der Fruchtbarkeit. Dabei hängt es von den ausgewählten Chemotherapeutika und der Dosis ab, bei welchen Organen bleibende Schäden auftreten können. Unterschieden wird hier zwischen zwei Arten von Spätfolgen:
- Zweittumore: Diese können in den ersten 5 bis 10 Jahren nach der Brustkrebs-Behandlung auftreten. Auslöser können Chemotherapien mit Alkylanzien (Cyclophosphamid), Etoposid und Platinderivaten (Carboplatin und Cisplatin) sein.
- Funktionelle Organschäden: Jedes Organ kann im Grunde betroffen sein. So ist beispielsweise Bleomycin (Zytostatikum) bekannt dafür, die Lunge zu schädigen, was Gewebeveränderungen und eine Lungenfibrose zur Folge haben kann. Zudem belasten Chemotherapeutika das Nervensystem, sodass es zu Missempfindungen oder Neuropathien kommen kann.
Einsatz von medizinischem Cannabis
Medizinisches Cannabis kann nachweislich die starken Nebenwirkungen der Chemotherapie bekämpfen. Eine der weltweit umfangreichsten Untersuchung zu diesem Thema wurde von der Universität Sydney durchgeführt. Der Onkologe Peter Grimison und sein Team gaben 300 Studienteilnehmern Tabletten mit den Cannabinoiden Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) aus Cannabis. Dabei basierte diese Strategie auf einer früheren Studie aus dem Jahr 2010, die an der Universitat Autònoma de Barcelona durchgeführt wurde. Beide Studien können zeigen, dass Cannabis-basierte Arzneimittel Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen lindern können.
Bereits Studien aus den 80er Jahren wiesen darauf hin, dass Cannabinoide bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen stärker wirksam sind als Antiemetika (z. B. Prochlorperazin, Phenothiazine, Metoclopramid). Interessant ist außerdem eine Studie aus den USA. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Dronabinol (THC) eine additive Wirkung bei der Kombination mit modernen Antiemetika besitzt. So war Dronabinol genauso wirksam wie das Antiemetikum Ondansetron.
Auch gegen die auftretende Appetitlosigkeit kann Medizinal-Cannabis helfen. So kann ein hoher THC-Gehalt in cannabisbasierten Arzneimitteln oder medizinischen Cannabisblüten den Appetit anregen. Außerdem stellten kanadische Forscher der University of Alberta fest, dass sich bei Probanden, die Medikamente auf THC-Basis (Marinol) einnahmen, der Geschmackssinn verbesserte.
Lesen Sie auch die Erfahrungsberichte der Patienten Christine und Sandra, die unter Brustkrebs leiden und Cannabis als Medizin erhalten.
Weitere Brustkrebs-Therapien im Überblick
Antihormonelle Entzugsbehandlung (endokrine Therapie)
Da der Großteil aller Tumore in der Brust östrogenabhängig ist und somit Wachstumsreize durch Geschlechtshormone erhalten, kann mithilfe einer Hormon-Entzugsbehandlung das Tumorwachstum beeinflusst werden. Am häufigsten wird hier Tamoxifen eingesetzt. Jüngere Frauen erhalten hingegen das synthetische Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH-Analoga), womit die Östrogen-Produktion gestoppt werden kann. Ebenso kann das Enzym Aromatase die Östrogen-Produktion hemmen, weshalb auch häufig Aromatasehemmer eingesetzt werden. Welche antihormonelle Therapie (endokrine Therapie) sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, ob sich die Patientin vor oder nach den Wechseljahren befindet.
Anti-HER2-Therapie
Die Anti-HER2-Therapie mit Trastuzumab findet im frühen Stadium, aber auch bei einem metastasierten Mammakarzinom Anwendung. Sollte die Erkrankung dennoch voranschreiten, können weitere zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen. Hierzu gehören sogenannte Signalhemmer wie Lapatinib. Dieser Wirkstoff blockiert die HER2-Rezeptoren nicht wie Trastuzumab von außen, sondern im inneren. Gleichzeitig blockiert Lapatinib auch den HER1-Rezeptor (EGF-Rezeptor).
Bei einigen Frauen sind die Rezeptoren nicht nachweisbar. Es handelt sich hierbei dann um das sogenannte Triple-Negativ-Mammakarzinom. Untersucht werden aktuell PARP1-Hemmer auf ihre Wirksamkeit.
Therapie mit Bisphosphonaten und Anti-Angiogenese-Therapie
Wenn die Brustkrebserkrankung bereits in den Knochen Metastasen gebildet hat, kann die Gabe von Bisphosphonaten sinnvoll sein, da hierdurch Schmerzen reduziert sowie Knochenbrüche vorgebeugt werden können.
Ziel der Anti-Angiogenese ist es, die Krebszellen „auszuhungern“, indem die Entstehung neuer Blutgefäße unterdrückt wird. Zurzeit werden hier neue Arzneimittel untersucht, die beim fortgeschrittenen Brustkrebs eingesetzt werden können.
Wie gut sind die Heilungschancen beim Mammakarzinom?
Wie bei jeder Krebserkrankung gilt: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Laut Statistiken und dem Robert-Koch-Institut zufolge liegen die Heilungschancen durch Maßnahmen der Früherkennung bei über 90 Prozent. Jedoch ist Heilungschance bei Brustkrebs von weiteren Faktoren abhängig. Sowohl das Patientinnenalter und die Brustkrebsart als auch der Lymphknotenbefall, begleitende Krankheiten und das Vorhandensein von Metastasen spielen hier eine wichtige Rolle. Dabei wird die Prognose in Form der 5-Jahres-Überlebensrate (5JÜR) angegeben. Hierbei wird der Anteil der Brustkrebspatientinnen, die fünf Jahre nach der Erkrankung noch am Leben sind, betrachtet. Bei Brustkrebs liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem frühen Krankheitsstadium bei bis zu 97 Prozent.

Vorsorgeuntersuchungen: Je früher der Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Früherkennung kann Leben retten
Brustkrebs ist eine schwerwiegende Erkrankung. In Deutschland gibt es seit einigen Jahren das gesetzliche Mammographie-Screening-Programm. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten alle zwei Jahre eine Einladung zur Durchführung des Brustkrebs-Screenings in einer regionalen Einrichtung. Die Teilnahme ist freiwillig und es wird keine Überweisung vom Arzt benötigt. Zudem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für das Mammografie-Screening.
Wie erkenne ich einen Brustkrebs?
Jede Frau sollte jährlich ihre Brust vom Frauenarzt untersuchen lassen und mindestens einmal im Monat die Brust selbst abtasten. Dazu ruft auch unsere Eva Imhof auf, die im Jahr 2016 ihre an Brustkrebs erkrankte Freundin Miriam Pielhau verloren hat.
In diesem Beitrag können Sie die Erfahrungen von Eva nachlesen.
Informationen zur Brustkrebs-Früherkennung bietet auch der Ratgeber der Deutschen Krebshilfe sowie die Deutsche Krebsgesellschaft.
Rehabilitation und Nachsorge
In der Regel nehmen Patienten Reha-Maßnahmen nach der Chemotherapie in Anspruch, um sich zu erholen und den Weg zurück in die Normalität zu finden. Die Kosten für solch eine Kur übernehmen die Krankenkassen. Möglich ist eine ambulant durchgeführte Reha in der Nähe des Wohnortes oder ein Aufenthalt in einer speziellen Reha-Klinik. Auch die Nachsorge ist sehr wichtig. Regelmäßige Kontrollen sollten unbedingt durchgeführt werden, um ggf. einen Rückfall frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Aktuelle Studien: Wirkungsspektrum von medizinischem Cannabis
Cannabis als Medizin findet inzwischen häufig Anwendung, insbesondere bei Krebserkrankungen. Die Forschung zu möglichen Einsatzgebieten von Cannabis für medizinische Zwecke schreitet voran. Besonders gut ist die Wirksamkeit von Cannabis als Medizin bei chronischen Schmerzen belegt, die im Rahmen von verschiedenen Krankheiten auftreten. Das Gleiche gilt für die Anwendung von Cannabis als Medizin bei chemotherapieinduzierter Übelkeit, Erbrechen und Appetitverlust.
Ärzte können ihren Patienten Cannabis-Medikamente in Form von Fertigarzneimitteln (z. B. Sativex) oder aber Rezepturarzneimitteln (z. B. ölige Dronabinol-Lösung) verordnen. Außerdem sind medizinische Cannabisblüten verordnungsfähig. Patienten ist zu empfehlen, die Cannabisblüten zu vaporisieren. Über die Darreichungsformen von medizinischem Cannabis können Sie sich in diesem Beitrag informieren.
Cannabis als Medizin könnte verschiedenen Untersuchungen zufolge auch Einfluss auf das Krebswachstum haben. Allerdings fehlen klinische Studien an Patienten. Bisher finden sich nur Laborversuche oder tierexperimentelle Untersuchungen, die Hinweise darauf geben, dass Cannabinoide vermutlich in der Lage sind, direkt in das Krebsgeschehen einzugreifen.
CBD und seine Wirkung auf Krebszellen
Forscher der London Metropolitan University veröffentlichten im August 2018 die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Untersuchung. Hier untersuchten sie in vivo die Wirksamkeit des Cannabinoids CBD (Cannabidiol) aus Cannabis auf Krebszellen. Sie fanden heraus, dass CBD womöglich in der Lage ist, die Freisetzung von Exosomen und Mikrovesikel (EMV) zu hemmen. Dabei handelt es sich bei den Exosomen und Mikrovesikel um bestimmte Strukturen, die von Zellen freigesetzt werden. Diese sind an der interzellulären Kommunikation durch den Transfer von Proteinen und genetischem Material beteiligt. Die Freisetzung von EMV wird auch mit der Krebsentstehung und der Chemotherapie-Resistenz in Verbindung gebracht.
Das medizinische CBD konnte laut den Forschern die Freisetzung von EMV aus den drei Krebszelllinien Adenokarzinom der Brust, Leberzellkrebs und Prostatakrebs hemmen. Dabei war die Wirkung dosisabhängig. Weiter führen die Forscher aus, dass CBD die Krebszellen vermutlich empfindlicher für eine Chemotherapie machen könnten.
THC bei der Behandlung von Brustkrebs
Präklinische Forschungen haben gezeigt, dass Cannabinoide aus Cannabis in verschiedenen Krebsmodellen Antitumorreaktionen auslösen können. Für diese wissenschaftlichen Untersuchungen verwendeten die Forscher der Complutense University Madrid vorwiegend Tetrahydrocannabinol (THC). Im Ergebnis führen die Forscher aus, dass die Cannabis-Pflanze noch zahlreiche weitere Verbindungen mit eigenen therapeutischen, medizinischen Potenzialen produziert. So könnte Cannabis als Medizin synergetische Reaktionen induzieren (Entourage-Effekt), wozu reines THC nicht in der Lage ist.
Die Forscher verglichen die Wirkung von reinem THC mit der eines botanischen Arzneimittels (BDP). Es zeigte sich, dass sich das BDP in Zellkultur- und Tiermodellen bei Brustkrebserkrankungen potenter zeigte als reines THC. Während das THC durch die Aktivierung der Cannabinoid-Rezeptoren CB2 und der Erzeugung von reaktiven Sauerstoffspezies wirkte, modulierte das BDP verschiedene Ziele und Wirkungsmechanismen.
CBDA hemmt vermutlich die COX-2-Produktion
Das Cannabinoid Cannabidiolsäure (CBDA) aus Cannabis rückt immer mehr in den Fokus der Forschung. Die Forscher der Hiroshima International University in Japan haben als Inhibitor (Hemmstoff) bei MDA-MB-231-Zellen identifiziert. Bei diesen Zellen handelt es sich um eine weitverbreitete Brustkrebszelllinie, die eine aggressive Natur besitzt. Es fanden sich Hinweise darauf, dass CBDA vielleicht in der Lage ist, die Produktion des Enzyms Cyclooxygenase-2 (COX-2) zu hemmen. Dieses Enzym reguliert wahrscheinlich die Entstehung neuer Blutgefäße, weshalb die Hemmung des Enzyms aktuell von verschiedenen Forschern untersucht wird.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: