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Bücher über Cannabis als Medizin, die man gelesen haben sollte

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Bücher, die das Thema Cannabis als Medizin behandeln, gibt es viele. Doch nicht alle sind wirklich lesenswert. Leafly.de hat sich in den Dschungel der Cannabis-Bücher gewagt und hier einige empfehlenswerte Bücher gefunden - aber eben auch Bücher, die nicht lesenswert sind..

Bücher über Cannabis als Medizin, die man gelesen haben sollte

Beginnen wir mit „The Leafly Guide to Cannabis: A Handbook for the Modern Consumer“, das es aktuell nur in englischer Sprache gibt. Erhältlich ist es als E-Book 9,49 Euro und als gebundene Ausgabe für 18,29 Euro. Das Buch gibt Einblicke in verschiedene Cannabissorten, die Effekte, die Cannabis auslösen kann, und wie es konsumiert werden kann. Natürlich absolut empfehlenswert. Genauso empfehlenswert sind auch die Bücher des bekannten Cannabis-Arztes Dr. Franjo Grotenhermen.

Bücher von Dr. Franjo Grotenhermen

Wer sich mit Medizinalcannabis beschäftigt, wird zwangsläufig auf die Bücher und Veröffentlichungen von Dr. Franjo Grotenhermen stoßen. Dieser ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Cannabismedizin und ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) sowie Geschäftsführer der International Association for Cannabinoid Medicines (IACM). Studiert hat Grotenhermen an der Universität zu Köln. Hier promovierte er im Jahr 1996 mit summa cum laude zum Doktor der Medizin (Dr. med.).

Dr. Grotenhermen hat zahlreiche Bücher verfasst, einige davon beispielsweise mit der Biologin Britta Reckendrees oder dem Experten für Betäubungsmittel Dr. Klaus Häußermann. Einige seiner Bücher richten sich an Mediziner, wie zum Beispiel „Die Behandlung mit Cannabis und THC …“. Aber auch für Cannabispatienten und Menschen, die sich für Medizinalcannabis interessieren, sind Bücher von Grotenhermen erhältlich, die vielseitige Informationen bieten. Die besten Bücher sind:

  • Hanf als Medizin – ein praxisorientierter Ratgeber
  • CBD – ein Cannabinoid mit Potenzial
  • Cannabis gegen Krebs: Der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie
  • Cannabis und Cannabinoide: Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potenzial

Weitere Veröffentlichungen

Lesenswert ist auch „Cannabis Verordnungshilfe für Ärzte“, von Grotenhermen und Klaus Häussermann. Die Broschüre vermittelt Einblicke in die ärztliche Praxis und gibt wertvolle Tipps zum Beispiel beim Ausfüllen der BtM-Rezepte. Erschienen ist die Verordnungshilfe im Nachtschatten-Verlag.

Hier gibt es eine Übersicht der Bücher von Dr. Grotenhermen.

Michael Backes: Cannabis als Medizin – ein praktischer Leitfaden für den Einsatz der Hanfpflanze

Michael Backes lebt im schönen Südkalifornien und ist als Berater für wissenschaftliche und rechtliche Fragen zu Cannabis tätig. Zudem gründete er die erste Apotheke für evidenzbasiertes Medizinalcannabis. Gleichzeitig ist er am „Project CBD“ beteiligt, eine Non-Profit-Organisation, die sich für die Erforschung des nicht-psychoaktiven Phytocannabinoides CBD einsetzt. Weiter ist er Mitglied bei verschiedenen Organisationen wie der International Association for Cannabinoid Medicines.

Das Vorwort des Buches wurde von dem bekannten Mediziner Dr. Andrew Weil geschrieben. Dieser ist Professor an der Universität Arizona und Leiter des dortigen Programms für Integrative Medizin. Darüber hinaus ist er ein international erfolgreicher Buchautor und schreib beispielsweise „Spontanheilung. Die Heilung kommt von innen“ oder „Vernunft statt Tabletten: Wann Medikamente wirklich notwendig sind, welche Alternativen sinnvoll sind und wie sich der Körper selbst heilen kann“.

In dem Buch geht es ausschließlich um die Anwendung von Medizinalcannabis, medizinische Cannabiszüchtungen und Indikationen. Im Anhang findet sich dann noch ein kurzer Text zur aktuellen Situation in Deutschland sowie eine große Auswahl an Literaturquellen.

Bewertung

Backes geht sehr ausführlich auf das Thema Medizinalcannabis ein und beim Lesen fällt schnell auf, dass hier ein Experte am Werk ist. Aufgelockert wird das fast 200-seitige Buch (21,5 x 16 cm) durch Bilder, Aufzählungen und kurzen Zusammenfassungen, was mir persönlich sehr gut gefällt. Die gebundene Ausgabe kostet 22,99 Euro, was meiner Meinung nach aber völlig gerechtfertigt ist. Fazit: Kann ohne Einschränkungen empfohlen werden.

Dr. Peter Cremer-Schaeffer: Cannabis. Was man weiß, was man wissen sollte

Dr. Peter Cremer-Schaeffer, Facharzt für Anästhesiologie, arbeitet seit dem Jahr 2003 für das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und leitet hier die Bundesopiumstelle. In seinem Buch erklärt Cremer-Schaeffer, dass Cannabis keine Einstiegsdroge sei und dass es bei Erwachsenen ab 20 Jahren keine gefährlichen Nebenwirkungen gebe.

Für junge Erwachsene gebe es jedoch ernste Gefahren, da die Gehirnentwicklung beeinträchtigt werden könnte. Er führt aber auch aus, dass Cannabis im Gegensatz zu Alkohol und Tabak von unserer Gesellschaft noch nicht akzeptiert werde. Weiter heißt es, dass es ein Irrglaube sei, dass legale Substanzen weniger gefährlich seien als illegale Substanzen. Seiner Einschätzung nach sei Alkohol die am meisten schädigende Droge. Dennoch spricht er sich gegen die Legalisierung aus, da Erfahrungen in den Niederlanden gezeigt hätten, dass der Konsum bei Jugendlichen steige.

Auf das Thema Medizinalcannabis geht Cremer-Schaeffer ebenfalls ein und sieht hier einen Nutzen für schwerkranke Patienten. Er erläutert hier ausführlich das neue Cannabisgesetz und geht auch auf die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen sein. Interessant ist auch, wie der Autor auf die Geschichte von Medizinalcannabis eingeht.

Bewertung

Das kleine Taschenbuch ist für 14,80 Euro erhältlich. Dr. Cremer-Schaeffer stößt hier interessante Diskussionen an und erklärt, dass die Gesellschaft entscheiden müsse, wie man mit dem Cannabisthema umgehen müsse. Für mich persönlich ist das Büchlein eine Bereicherung, um über den Tellerrand hinauszublicken und um neue Ansichten zu gewinnen. Seine Veröffentlichung ist ein Standardwerk und gehört zu den Büchern, die man gelesen haben sollte.

Angela Raab: Weißbuch Cannabis – Indikationen, Wirkungen, Risiken, Nebenwirkungen

Dr. Angela Raab ist approbierte Apothekerin und hat ihr Pharmaziestudium in Würzburg abgeschlossen. Ziel ihres Buches ist, die Leser „sachlich, neutral und ohne Vorurteile sowie frei von jeglichen Ressentiments zu informieren und ausgewogen zu diskutieren“.

Auf den ersten 18 Seiten berichtet die Autorin über die Geschichte von Medizinalcannabis sowie die Besonderheiten des Cannabiskonsums in den Ländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Gleichzeitig geht sie auch auf die Verbote und Illegalisierung in Deutschland und den USA ein.

Danach folgen ausführliche Erklärungen zu der Botanik sowie den Handelsformen als Rauschdroge. Auch auf die verschiedenen Applikationswege zur Aufnahme (Rauchen, Joint, Blunt, Bong, Vaporizer, Eimerrauchen) wird eingegangen. Ebenso auf die Nachweisverfahren für den THC-Gehalt und Abbauprodukte.

Auf die Inhaltsstoffe geht Raab nur kurz ein. Zudem behandelt sie auch nur THC, CBD und CBN. Weitere Phytocannabinoide oder Terpene werden von ihr leider nicht beschrieben. Umso ausführlicher wird es dafür bei den Indikationen, also dem Einsatz von Phytocannabinoiden bei verschiedenen Krankheitsbildern.

In den weiteren Kapiteln wird erklärt, welche psychischen und körperlichen Wirkungen der Cannabiskonsum auslösen kann, und welche Risiken und Langzeitfolgen beim Dauergebrauch bestehen. Die Gefährdung von Jugendlichen wird ebenfalls thematisiert.

Zum Schluss geht es noch um die Argumente von Cannabisgegnern und Befürwortern und es wird der Frage nachgegangen, ob Cannabis legalisiert werden sollte.

Bewertung

Das Taschenbuch von Dr. Raab (21 x 14,7 cm) ist für 16,95 Euro erhältlich. Auf rund 30 Seiten mit kleiner Schrift wird dem Leser ein gewisser Mehrwert geboten, weshalb es durchaus empfehlenswert ist. Sehr schade finde ich es allerdings, dass auf weitere wichtige Phytocannabinoide sowie weitere Inhaltsstoffe der Cannabispflanze nicht eingegangen, da diese meiner Meinung nach eine Symbiose bilden und nicht vernachlässigt werden sollten.

Lynn Zimmer, John P. Morgan, Mathias Bröckers: Cannabis Mythen und Fakten

Die Autoren Lynn Zimmer und John P. Morgan stammen aus New York und sind Professoren der Soziologie/Pharmakologie. Mathias Bröckers ist ein Hanfaktivist und bekannter Journalist, der gemeinsam mit dem bereits verstorbenen US-amerikanischen Schriftlicher Jack Herer das Buch „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ schrieb.

In dem Taschenbuch „Cannabis Mythen – Cannabis-Fakten“ geht es zunächst mit der Cannabiswissenschaft los. Jede Aussage wird hier mit exakten Quellen belegt, was ein eindeutiger Pluspunkt ist. Auch die medizinische Anwendung von Medizinalcannabis wird ausführlich behandelt.

Im Folgenden geht es um die umstrittene Cannabislegalisierung in Europa, die Cannabisgesetze und die Justiz sowie die Cannabispolitik in den Niederlanden. Die Autoren zeigen hier auf, dass die Einwände der Reformgegner nicht auf Fakten basieren, sondern auf Mythen.

Wie sich die Phytocannabinoide  auf das Gehirn, die Motivation und die Leistung auswirken kann, wird in den nachfolgenden Kapiteln thematisiert. Zudem wird von Untersuchungen an Studenten und Arbeitern berichtet. Studien an Versuchspersonen im Rauschzustand sowie zu Langzeitwirkungen werden ebenfalls angeführt, bis es mit dem Kapitel „Psychologie und Geisteskrankheiten“ endet.

Bewertung

Das umfangreiche Taschenbuch ist für 19,80 Euro erhältlich. Meiner Meinung ist der Preis vollends gerechtfertigt, denn Leser bekommen hier tatsächlich einen Mehrwert geboten. Es ist immer wieder interessant, neue Ansichten kennenzulernen, um den Horizont zu erweitern.

Jack Herer, Mathias Bröckers: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf

Wie schon zuvor erwähnt, war Jack Herer ein US-amerikanischer Schriftsteller, Legalisierungsbefürworter und Hanfaktivist. Sein Buch „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ gehört heute zu den Standardwerken für Hanfbauern. Er verstarb im April 2010. Der deutsche Journalist Mathias Bröckers hat vor allem für „Telepolis“ und die „taz“ geschrieben. Gleichzeitig ist er Buchautor und Hanfaktivist.

Jack Herer hatte sich dem ersten Kapitel gewidmet, in dem es um die Hanfgeschichte geht, die sehr ausführlich beschrieben wird. Unter anderem geht der Autor darauf ein, wozu der Rohstoff genutzt werden kann, die Hanfprohibition und die Kulturgeschichte des Hanfs. Hier betrachtet Herer verschiedene Aspekte und klärt unverblümt auf.

Mathias Bröckers referiert über die Industriegeschichte von Hanf, wie zum Beispiel über den Anbau sowie die Herstellung von Hanfpapier und Konkurrenzprodukte wie Baumwolle, Jute und Holz. Danach geht es weiter mit der Hanfnutzung im Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Hanfpropaganda sowie neue chemische Konkurrenten wie Perlon und Nylon sowie Aspirin und Heroin. Zum Ende hin geht es noch um Hanf als Rohstoff der Zukunft und Bröckers beantwortet die Frage, warum die Welt Hanf braucht.

Im dritten Teil des Buches geht es um die Frage, warum Hanf als universelle Nutzpflanze wiederkehren sollte mithilfe der Studie vom Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung Köln.

Bewertung

Die gebundene Ausgabe kostet stolze 35 Euro. Hierfür erhalten Leser allerdings umfangreiche Einblicke in die Geschichte des Hanfs und erfahren garantiert das eine oder andere, was noch nicht allzu bekannt ist. Dementsprechend kann ich es jedem ans Herz legen.

Raphael Mechoulam: Cannabinoids as Therapeutics

Raphael Mechoulam studierte an der Hebrew University of Jerusalem Biochemie und promovierte im jahr 1958 am Weizmann-Institut für Wissenschaften. Anschließend bekam er eine Postdoktorandenstelle an der Rockefeller University in New York. Am Weizmann Institut begann Mechoulam im Jahr 1960 seine Forschungen an der Cannabispflanze. Im Jahr 1966 setzte er dann seine Forschungen an der Hebrew University of Jerusalem fort. Bereits im Jahr 1963 isolierte Mechoulam das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) und ein Jahr später Tetrahydrocannabinol (THC).

Rund 30 Jahre später fand der israelische Forscher die Cannabinoidrezeptoren. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern entdeckte er die Endocannabinoide Anandamid und 2-Archidonylglycerol (2-AG). In zahlreichen Studien konnte Mechoulam die Wirksamkeit von Medizinalcannabis bei verschiedenen Krankheiten belegen.

Sein umfassendes Werk „Cannabinoids as Therapeutics“ richtet sich vor allem an Arzneimittelforscher, Neurowissenschaftler und Pharmakologen, die an der Wirkung von Cannabis sowie der Funktionsweise des Endocannabinoidsystems interessiert sind. Bisher ist der dicke Wälzer nur in englischer Sprache erhältlich und kostet um die 200 Euro. Für Cannabispatienten und ihre Ärzte könnte das Buch durchaus hilfreich sein, weshalb ich hier meine Empfehlung ausspreche.

Cannabis-Bücher, die man nicht unbedingt gelesen haben muss

Worte sind bekanntlich ein machtvolles Werkzeug – und geht es um Cannabis-Bücher, können Worte wissenschaftlich fundiert und informierend sein, aber auch (lebens-)gefährliche Ratschläge geben. Hier ein Überblick von Büchern, die man nicht unbedingt gelesen haben muss.

Sun Dragon: Altes und neues Wissen der Yogis und Schamanen

Der Autor Sundragon begann im Alter von 12 Jahren mit dem Studium der Runen und erlebte im 19. Lebensalter das Erwachen der Kundalinikraft. Im 21. Lebensalter initiierte ihn ein afro-brasilianischer Ekstasekult in die Welt der afrikanischen Yoruba Götter. Sein Zugang zur geistigen Welt wurde durch mehrere Nahtoderlebnisse vertieft und seine Vision ist ein planetarer, kulturübergreifender Weg, die Menschen wieder mit der Erde zu verbinden. Zugegeben, das hört sich sehr spirituell an, dennoch habe ich mir das Büchlein einmal näher angesehen.

Zu Beginn geht Sun Dragon auf Hanf ein, eine faszinierende und vielseitige Pflanze. Schnell geht es dann aber wieder auf die spirituelle Ebene, indem er beispielsweise ausführt, dass Hanf die Entwicklung menschlicher Fähigkeiten anregen, verbessern und sogar paranormale Kräfte fördern könne. Außerdem beschreibt er Hanf als Brücke zwischen Körper und Geist und zwischen Bewusstsein und Natur. Weiter geht es dann um den Umgang mit bewusstseinserweiternden Substanzen, wobei auch kurz auf das Endocannabinoidsystem eingegangen wird.

Fragwürdiges Cannabis-Power-Training

In dem Kapitel „Die Befreiung und Aktivierung der verborgenen Fähigkeiten des Endocannabinoidsystems“ geht es dann um das sogenannte Cannabis-Power-Training. Dies soll dazu dienen, dem eigenen Körper zu vertrauen, da in uns allen ein uraltes Heilungswissen steckt. Empfohlen wird hier, auf Getreide, Zucker und Industrieprodukte zu verzichten und dem Körper viele gesunde Fette und Proteine zuzuführen. Es folgen dann zahlreiche Produktempfehlungen von Nahrungsergänzungsmitteln.

Nun informiert Sun Dragon über das Programm „Cannabis-Power-State“. Dieses entsteht, wenn durch den Genuss von Phytocannabinoiden alle Teile des Körpers und Geistes intensiver zusammenzuarbeiten. Gefühle, Gedanken, Körper und Seele verbinden sich, sodass es möglich sein soll, die höchste Form der Homöostase zu erreichen. So soll dieses Programm starke regenerierende und heilsame Qualitäten haben. Außerdem kann das Programm psychedelische Elemente und paranormale Wahrnehmung hervorbringen.

Im Folgenden erklärt der Autor die Bedingungen, die für den Eintritt in dieses Programm wichtig sind. Hierauf möchte ich allerdings nicht näher eingehen, dass es sich wie eine Anleitung zum Cannabiskonsum liest.

Bewertung

Hier handelt es sich eher um ein Cannabisbüchlein bzw. Heftchen (23 x 15 cm) mit ca. 30 Seiten und großer Schrift und nicht um eines der Cannabisbücher. Meiner Meinung nach ist der Preis von 11,71 Euro völlig überteuert. Auf die Entlüftung großer Cannabisgeheimnisse wartete ich beim Lesen leider vergeblich. Für mich persönlich war das Büchlein wenig gewinnbringend. Zudem sollten Patienten und Schwerkranke diese Literatur mit Vorsicht genießen und derartige Ratgeber und „Therapien“ nicht ohne vorherige Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt in Erwägung ziehen.

Aaron B Hammond: Cannabis-Medizin – die Grundprinzipien für medizinisches Marihuana

Aaron Hammond stammt aus Großbritannien und absolvierte ein Studium in Lebensmittelwissenschaften und Ernährung ab. Schon früh begeisterte sich Hammond für Medizinalcannabis und die Einsatzzwecke. Gemeinsam mit seiner Frau Eva hat er sich zum Ziel gesetzt, Cannabispatienten und Freizeitkonsumenten die richtigen Informationen und Anleitungen für den Cannabisgebrauch zu liefern. Über den Verlag HMPL Publishing hat Hammond bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht, wie beispielsweise „Growing Marijuana for Beginners“, oder „CBD & Hemp Oil“.

Für diesen Artikel habe ich mich für „Die Grundprinzipien …“ entschieden. Dieses beginnt zunächst mit einem Bonus. Doch hinter diesem Bonus versteckt sich lediglich die Aufforderung, sich für den Newsletter des HMPL-Verlags anzumelden. Am Ende des Büchleins wird dann aus dem Bonus der Gratis-Bonus und wieder die Bitte, sich anzumelden.

Weiter geht es dann mit einer Minieinführung zum Thema Cannabis allgemein, und warum es immer noch so einen schlechten Ruf hat. Auch die Rechtslage in Großbritannien und den USA wird kurz angeschnitten. Etwas ausführlicher wird dann der Autor bei der Beschreibung von THC und CBD sowie den weiteren wichtigen Bestandteilen von Cannabis. Danach wird noch auf verschiedene Cannabissorten wie Indica, Sativa sowie diverse Kreuzungen eingegangen.

Etwas „exotisch“ wird es in dem Kapitel „Marihuana Konzentrate“. Unter Konzentraten versteht der Autor Haschisch-Öl, Kief, Rosin sowie weitere Varianten, die laut seinen Angaben stark wirken und sowohl dem Freizeitkonsumenten als auch dem Patienten helfen können. Auch auf die Herstellungsmethoden dieser Konzentrate wird eingegangen und dass man diese Konzentrate an lizenzierten Verkaufsstellen erwerben kann. In Deutschland gibt es diese „lizenzierten Verkaufsstellen“ natürlich nicht.

Nur auf zwei Seiten wird der therapeutische Nutzen von THC und CBD angerissen. Dann geht es auch schon weiter mit dem Thema „Cannabiskonsum“, ein kurzer Absatz zur Zukunft und mit einem Erdnussbutter-Cookies- und Cannabutter-Rezept endet das Buch.

Bewertung

Das kleine Heftchen von Hammond (22 x 12,5 cm) hat rund 60 Seiten, wobei jede Seite mit großer Schrift bedruckt ist und für den Preis in Höhe von 8,23 Euro etwas zu teuer ist, denn der Inhalt ist doch recht dürftig. Über die kleinen Übersetzungsfehler vom Englischen ins Deutsche sehe ich mal hinweg. Einen wirklichen Mehrwert bietet dieses Heftchen jedoch nicht. Cannabispatienten können hier nur wenig über medizinisches Cannabis erfahren.

Mark Sircus: Medizinisches Marihuana

Mark Sircus besuchte zwei private Heilpraktikerschulen und arbeitete danach im Krankenhaus Pochutla in Mexiko. Sich selbst bezeichnet Sircus als Akupunkteur und Doktor der östlichen und pastoralen Medizin. Seinen Doktortitel „Ac., OMD, DM (P) acupuncturist, doctor of oriental and pastoral medicine“ hat er käuflich erworben. Sircus hat weder ein Medizinstudium absolviert, noch ist er ein approbierter Arzt. Dennoch wird er häufig als „Krebsspezialist“ bezeichnet.

Genau wie der ehemalige italienische Arzt Tullio Simoncini ist Sircus der Überzeugung, dass Krebserkrankungen durch eine Übersäuerung und Pilzbefall des Körpers entsteht. Für die Krebsbehandlung empfiehlt er eine Therapie aus Natriumcarbonat (Backpulver) und Melasse. Simoncini wurde deshalb die Zulassung als Arzt entzogen, da es nach der Behandlung zu mehreren Todesfällen kam. Auch Sircus propagiert solch eine experimentelle Therapie aus Backpulver und Melasse (Ahornsirup), die Krebs heilen soll. Zusätzlich empfiehlt er eine Behandlung mit Marihuana und Magnesiumchlorid oder Magnesiumöl. Hierüber berichtet Sircus auch ausführlich.

Bewertung

Die gebundene Ausgabe des Buches kostet 21,95 Euro – Geld, das man sich sparen kann. Bei den „Therapien“ von Sircus handelt es sich um experimentelle Medizin, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Seine Annahme und Theorien sind in keiner Weise belegbar. Auch für die Wirksamkeit dieser Therapien gibt es keine Wissenschaftsbelege. Ebenso wie die Propaganda von Rick Simpson, der behauptet, sein THC-Öl könne Krebs heilen und empfiehlt, auf jegliche Standardkrebstherapien zu verzichten, stufe ich auch die Behandlungsmethoden von Sircus als höchst fragwürdig und sogar gefährlich ein. So empfiehlt Sircus beispielsweise auch bei Diabetes-Erkrankungen das Absetzen von Insulinen und die Verabreichung von Natriumbikarbonat-Injektionen, was für Diabetiker lebensgefährlich ist. Hier ist also äußerste Vorsicht geboten. Dieses Buch sollte auf die Liste der verbotenen Cannabis-Bücher gesetzt werden.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

 

 

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