Lange Zeit war die Wirkung der in der Hanfpflanze enthaltenen Cannabinoide umstritten. Nonsense sagten die einen, Allheilmittel die anderen. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Nun konnten Forscher erstmals anhand klinischer Studien die Wirksamkeit von Cannabinoiden bei der Tumorzellenbekämpfung nachweisen.
Krebs: Was ist das?
Krebs ist der Oberbegriff für verschiedene Tumorerkrankungen. Wenn sich körpereigene Zellen in einem Organ oder im Gewebe vermehren und ein Geschwulst bilden, sprechen Mediziner von einem Tumor. Dieser kann gutartig oder bösartig sein. Mit Krebs wird dann der bösartige (maligne) Tumor bezeichnet. Die „bösartigen“ Zellen teilen und vermehren sich unkontrolliert und verdrängen gesundes Gewebe. Auch in Organen oder Geweben können diese Zellen eindringen und sich sogar über das Lymphsystem oder die Blutgefäße ausbreiten. Dann bilden sich die sogenannten Metastasen (Tochtergeschwülste).
Im „Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016“ vom Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts wird ausgeführt, dass Tumorerkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland sind. Verglichen mit dem Jahr 1980, hat die Krebsrate jedoch deutlich abgenommen.
Wie entsteht Krebs?
Wenn sich Zellen unkontrolliert teilen, entwickelt sich Krebs. Der Grund dafür ist häufig im Erbmaterial zu finden. So können Schäden im Erbmaterial dazu führen, dass sich die Zellbiologie ändert. Infolge dessen wachsen und teilen sich Zellen, obwohl sie es nicht sollten. Sie sterben auch nicht, so wie es für einige gesunde Zellen normal ist und sie sind sogar in der Lage, ihren zugewiesenen Platz im Gewebe zu verlassen.
Warum es zu den Schäden im Erbmaterial kommt, ist nicht gänzlich geklärt. So können sie durch verschiedene Faktoren entstehen, wie zum Beispiel Strahlung, chemische Substanzen oder auch Krankheitserreger. Daneben gehören auch bestimmte Lebensstilbedingungen wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder Tabakrauchen zu diesen Faktoren. Und einige Menschen tragen Erbgutveränderungen bereits in sich. Aber nicht jeder Mensch, der diesen Risikofaktoren ausgesetzt ist, entwickelt auch eine Krebserkrankung.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Deutschen Krebsgesellschaft.
Welche Krebserkrankungen kommen am häufigsten vor?
Die Deutsche Krebshilfe gibt an, dass Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Hautkrebs und Gebärmutterhalskrebs die häufigsten Krebserkrankungen sind. Laut dem Robert-Koch-Institut bilden sich Tumore bei Frauen besonders häufig in der Brustdrüse, in der Lunge und in der Gebärmutter. Zudem sind Frauen häufig von einem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) sowie von Non-Hodgkin-Lymphomen betroffen. Hingegen tritt bei Männern ein Tumor am häufigsten in der Prostata, in der Lunge, im Darm oder in der Harnblase auf.
Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2015 folgende Zahlen bekannt gegeben:
Krebserkrankung | Anzahl der weiblichen Patienten | Krebserkrankung | Anzahl der männlichen Patienten |
Brustdrüsenkrebs | 43.976 | Prostatakrebs | 23.932 |
Dickdarmkrebs | 5.613 | Lungen- und Bronchialkrebs | 6.075 |
Lungen- und Bronchialkrebs | 4.509 | Dickdarmkrebs | 5.535 |
Eierstockkrebs | 3.461 | Harnblasenkrebs | 4.705 |
Magenkrebs | 1.780 | Magenkrebs | 2.462 |
Gebärmutterhalskrebs | 1.657 | Speiseröhrenkrebs | 1.661 |
Harnblasenkrebs | 1.520 | Bauchspeichel- drüsenkrebs | 1.284 |
Gibt es eine Vorbeugung gegen Krebs?
Es lässt sich nicht sagen, ob es einen tatsächlichen Schutz vor Krebs gibt. Jedoch sind Faktoren bekannt, die das Risiko erhöhen. Hierzu gehören Übergewicht, Rauchen und Alkohol. Ein ausreichender Sonnenschutz und keine übertriebenen Sonnenbäder können dabei helfen, einen Hautkrebs vorzubeugen. Für junge Mädchen besteht die Möglichkeit, eine Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) in Anspruch zu nehmen. Diese Viren sind maßgeblich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Und letztendlich hilft ein gesunder Lebensstil, um das Risiko für Krebserkrankungen zu reduzieren.
Da sich der Krebs in der Regel gut behandeln lässt, wenn er in einem frühen Stadium erkannt wird, sollten die Vorsorgeuntersuchungen (Krebsvorsorge) in Anspruch genommen werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für folgende Untersuchungen:
Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
- Gebärmutterhalskrebs: Jährliche Genitaluntersuchung für Frauen ab dem 20. Lebensjahr
- Brustkrebs: Jährliche Brustuntersuchung ab dem 30. Lebensjahr/Mammografie-Screening für Frauen zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle zwei Jahre
Vorsorgeuntersuchungen für Männer
- Prostatakrebs: Jährliche Genitaluntersuchung ab dem 45. Lebensjahr
Vorsorgeuntersuchungen für Frauen und Männer
- Darmkrebs: Jährliche Dickdarm-/Rektumuntersuchung zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr / Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr (zwei Untersuchungen im Abstand von zehn Jahren)
- Hautkrebs: Alle zwei Jahre Hautkrebs-Screening ab dem 35. Lebensjahr
Symptome von Krebs
Im frühen Stadium löst eine Krebserkrankung entweder keine oder nur geringfügige Beschwerden aus. Jedoch können unterschiedliche Symptome auf eine Tumor-Erkrankung hinweisen. Allerdings muss hinter diesen Symptomen nicht zwangsläufig eine schwerwiegende Erkrankung dahinterstecken. Wenn die Beschwerden aber über längere Zeit anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Mögliche Krebssymptome sind:
- Blässe, Blutarmut und Müdigkeit
- anhaltende Appetitlosigkeit
- unerklärlicher Gewichtsverlust
- schlechte Wundheilung
- Hautveränderungen
- Knoten unter der Haut
- Blut im Stuhl
- anhaltende Magen-Darm-Beschwerden/Verdauungsstörungen
- dauerhafte Schluckbeschwerden
- ständige Schmerzen beim Wasserlassen
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten, die aktuellen Symptome und die Lebensumstände erfragen. Anschließend erfolgt in der Regel eine medizinische Untersuchung des ganzen Körpers.
Um die Diagnose Krebs zu bestätigen, kann die Bestimmung von Tumor-Markern im Blut helfen. Hierbei handelt es sich um Stoffe im Körper, die sich bei verschiedenen bösartigen Krankheiten vermehren. Entweder bilden die Tumorzellen diese Stoffe selbst oder der Tumor regt die Bildung dieser Substanzen an.
Darüber hinaus kommen auch bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Computer- und Magnetresonanztomografien zum Einsatz. Hiermit lassen sich sowohl Tumore als auch Metastasen sichtbar machen. Um die Diagnose zu sichern, wird dann oft noch eine Gewebeprobe entnommen, die dann in einem Labor analysiert wird.
Wie kann Krebs behandelt werden?
Bei der Krebs-Therapie muss jeder Patient individuell betrachtet werden. Es gibt nicht die eine Therapie, sondern vielmehr entscheiden die behandelnden Ärzte gemeinsam mit dem Krebspatienten, welche Behandlung sinnvoll ist. Dabei richtet sich die Behandlung nach der Art des Tumors sowie deren Ausbreitung.
Generell besteht die Behandlung der Krankheit aus den Grundsäulen Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie. Durch eine Operation ist es in einigen Fällen möglich, den Tumor zu entfernen.
Sollte es erforderlich sein, folgt danach eine Chemotherapie mit unterschiedlichen Medikamenten. Zum Einsatz kommen Zytostatika, die das Tumorwachstum stoppen und das Absterben der Tumorzellen bewirken sollen. Eine Chemotherapie ist mit starken Nebenwirkungen verbunden. Hinzu kommt, dass die Medikamente auch gesunde Körperzellen angreifen. Diese erholen sich jedoch mit der Zeit wieder.
Wenn eine Strahlentherapie notwendig ist, werden die Tumorzellen mit Röntgen- oder Elektronenstrahlen gezielt bekämpft. Durch die Behandlung wird das Tumorwachstum gestoppt und der Tumor kann sogar an Umfang verlieren, sodass eine Operation möglich wird.
Was ist eine Antihormon-Therapie?
Neben den zuvor genannten Therapien stehen inzwischen auch weitere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei hormonbedingten Krebsarten wie etwa Brustkrebs erhalten Patientinnen oft nach der Chemotherapie und Strahlentherapie eine Antihormon-Therapie. Medikamente wie Tamoxifen sollen die Wirkung und Bildung von Östrogenen im menschlichen Körper blockieren, sodass das Wachstum von hormonempfindlichen Tumorzellen verhindert wird. Bei vielen Frauen kann somit das Risiko für einen Rückfall oder aber auch das Fortschreiten der Krankheit gesenkt werden.
Was ist eine Antikörpertherapie (Immuntherapie)?
In den letzten Jahren findet auch immer mehr die Antikörpertherapie bzw. Immuntherapie Anwendung. In der Krebs-Medizin gibt es unterschiedliche Ansätze, die mit der Immuntherapie verfolgt werden. So sollen beispielsweise therapeutische Antikörper bestimmte „Bremsen“ im Immunsystem lösen, sodass das eigene Abwehrsystem im Körper den Tumor zerstört. Wiederum andere Antikörper sollen Immunzellen gezielt zu den Krebszellen im Körper „locken“ oder aber Wachstumssignale der Tumorzellen blockieren. Zum Einsatz kommen in der Immuntherapie die sogenannten monoklonalen Antikörper, die im Labor hergestellt werden.
Informationen zur Immuntherapie finden Sie beim Deutschen Krebsforschungszentrum.
Was sind zielgerichtete Krebstherapien?
Zielgerichtete Therapien richten sich gezielt gegen die Eigenschaften der bösartigen Tumore, die das Wachstum der Tumorzellen fördern. Allerdings kann ein Krebspatient nur dann von solch einer Therapie profitieren, wenn der Tumor auch solche Eigenschaften besitzt. Dementsprechend steht nicht für jede Tumorart solch eine Therapie zur Verfügung. Eingesetzt werden zielgerichtete Wirkstoffe allein oder aber in Kombination mit einer Chemotherapie oder Strahlentherapie.
Als wirkungsvoll hat sich die zielgerichtete Therapie bei Blutkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Nierenkrebs, Hautkrebs und Brustkrebs gezeigt.
Therapie mit Cannabis als Medizin
Eine Behandlung mit Medizinal-Cannabis bei Krebssymptomen oder zur Linderung der Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie oder Strahlentherapie ist keine neue Therapie. Vielmehr finden die Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze wie Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) hier schon seit langem Anwendung. Diese Cannabis-Wirkstoffe können gegen Übelkeit und Erbrechen helfen sowie als Stimmungsaufheller und Schmerzmittel genutzt werden.
Wichtig ist auch die appetitanregende Wirkung von Medizinal-Cannabis. Eine Krebserkrankung und die damit verbundene Behandlung wie Chemotherapie oder Bestrahlung führt häufig dazu, dass Betroffene keinen Appetit mehr haben. Eine spezielle Ernährung gegen Krebs gibt es nicht, jedoch ist es wichtig, dass Betroffene trotz der kräftezehrenden und anstrengenden Krebstherapie ausreichend essen, um bei Kräften zu bleiben.
Die appetitanregende und appetitsteuernde Wirkung von Medizinal-Cannabis, insbesondere des THC, wurde bereits mehrfach belegt, weshalb die Gabe von Cannabis bei der Chemotherapie und/oder der Bestrahlung eine positive Wirkung haben kann. Die Nebenwirkungen, die im Rahmen einer Behandlung mit Cannabis als Medizin auftreten können, sind in der Regel vernachlässigbar bzw. bauen Patienten oft schnell eine Toleranz gegen Symptome wie beispielsweise Mundtrockenheit auf.
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Verordnung von medizinischen Cannabinoiden
Dank des neuen Gesetzes aus März 2017 dürfen Ärzte cannabisbasierte Medikamente in Form von Fertigarzneimitteln (z. B. das Medikament Sativex), Rezepturarzneimittel (z. B. Cannabis-Öl) und medizinische Cannabisblüten auf einem BtM-Rezept verordnen. Besonders häufig verordnen Ärzte im Rahmen der Therapie ölige Lösungen mit einem hohen THC-Gehalt, um die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung zu reduzieren. Aber auch von dem Inhalieren medizinischer Cannabis-Blüten können Patienten profitieren. Es stehen verschiedene medizinische Sorten mit unterschiedlich hohen THC- und CBD-Gehalten zur Auswahl.
Können THC und CBD das das Wachstum von Krebszellen hemmen?
Neben dem Einsatz als Mittel gegen krebsbedingte Symptome sind die Cannabinoide wie THC und CBD vermutlich auch in der Lage, das Tumorwachstum zu hemmen. Forscher der Complutense University in Madrid konnten beispielsweise zeigen, dass THC in Laborstudien beim aggressiven Hirntumor Glioblastom den Zelltod (Apoptose) verursachte. Auch zu anderen Krebsarten existieren interessante Studien, die diesen Effekt zeigen.
An der St. George’s Universität in London konnten Forscher zeigen, dass das Cannabinoid THC gegen Blutkrebszellen wirken kann. Bereits im Jahr 2016 hatte eine Studie der Universität Tübingen gezeigt, dass synthetisch hergestelltes THC das Wachstum von Blutkrebszellen bremsen konnte.
Darüber hinaus zeigte eine im Jahr 2010 veröffentlichte Studie in der Fachzeitschrift Molecular Cancer, dass Cannabinoide eine antitumorale Wirkung haben können und Brustkrebs-Metastasen in der Lunge vermindern können.
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Ist CBD gegen Krebszellen wirksam?
Das Cannabinoid CBD scheint ebenfalls die Apoptose von Krebszellen zu fördern. Diese Wirkung ist allerdings noch nicht vollständig verstanden. An Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass die Aktivierung der CB1- und CB2-Rezeptoren im Endocannabinoid-System die Bildung von Metastasen reduzierte.
Italienische Forscher behandelten unterschiedliche Brustkrebszellen in vitro mit fünf Cannabinoiden (CBD, CBG, CBC, Cannabidiol- und THC-Säure). Um das Tumorwachstum zu hemmen, erwies sich CBD am effektivsten.
Klinische Forschungen sind notwendig
Aktuellen steht die Klinische noch am Anfang. Das bedeutet, dass die Wirkung bestimmter Stoffe am Menschen untersucht werden muss, da dies die Grundlage für den Einsatz von Cannabis-Medikamenten ist. Neben der Wirkung werden im Rahmen der Forschung auch die Verträglichkeit sowie die richtige Dosierung eines Wirkstoffes untersucht.
Bisher existiert nur eine Studie, bei der Medizinal-Cannabis an schwer erkrankten Patienten untersucht wurde. Jedoch hat die Studie des spanischen Forschers Manuel Guzman nur eine eingeschränkte Aussagekraft, da es lediglich neun Probanden gab. Im Ergebnis heißt es jedoch, dass sich das Krebswachstum bei einzelnen Patienten deutlich verlangsamt hat.
Guzman plant weitere klinische Studien. Auch Forscher des MultiCare Auburn Medical Centers in Washington führen derzeit klinische Studien mit Krebspatienten durch. Eine Studie konnte schon Teilergebnisse liefern. Hier heißt es, dass sich die Überlebensrate von Patienten mit Hirntumoren mit einer Cannabis-Therapie gebessert habe.
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Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: