Die Nachfrage nach Medizinalhanf ist enorm. Daher hat Gesundheitsminister Jens Spahn die Liefermengen für medizinisches Cannabis aus den Niederlanden verdoppelt (Leafy.de berichtete). Eine Anfrage der Sprecherin für Drogenpolitik und Gesundheitsförderung von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, zeigt: Die Mengen, die Deutschland für den zukünftigen Cannabis-Anbau ausgeschrieben hat, decken bereits heute nicht den Bedarf. Dabei wird die Zahl der Cannabis-Patienten noch steigen, bis wir tatsächlich Cannabis made in Germany ernten werden.
Liefermengen aus den Niederlanden verdoppelt
Das Bundesgesundheitsministerium hat im August die Liefermengen für niederländische Cannabisblüten auf bis zu 1,5 Tonnen erhöht. Bisher hatten die Niederlande lediglich eine Liefermenge von 700 kg Medizinalhanf pro Jahr zugesagt. Welche Mengen aber tatsächlich importiert werden, wird von der Nachfrage abhängen. Das teilte die Parlamentarische Staatssekretärin auf eine schriftliche Anfrage mit.
Nachfrage nach Cannabis-Importen enorm
Wie die Bundesregierung erklärt, sind die nach Deutschland eingeführten Mengen an pharmazeutischem Cannabis seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes im März 2017 enorm gestiegen:
So hat Deutschland im gesamten Jahr 2017 1.200 Kilogramm Cannabis importiert, im ersten Halbjahr 2018 dagegen bereits 1.620 Kilogramm.
Vor diesem Hintergrund erklärt die Grüne Kappert-Gonther:
„Die Bundesregierung verhindert die ausreichende medizinische Versorgung mit Cannabis. Noch im März hat die Bundesregierung auf meine Anfrage behauptet, sie hätte keine Erkenntnisse über Lieferengpässe von Medizinalcannabis. Nun musste sie einräumen, dass eine Verdopplung der Importmenge für Cannabis aus den Niederlanden nötig war.“
Anbaumengen für Cannabis zu niedrig – wird Medizinalhanf wieder knapp?
Im Juli hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine neue Ausschreibung für den Cannabis-Anbau zu medizinischen Zwecken bekannt gegeben. Leafly.de berichtete. Das Gesamtvolumen beträgt 10,4 Tonnen Cannabis, verteilt auf vier Jahre mit jeweils 2.600 Kilogramm. Die erste Cannabis-Ausschreibung hat das BfArM aufgrund eines Beschlusses des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom März 2018 aufheben müssen.
Da bereits im ersten Halbjahr 2018 1.620 Kilogramm Cannabis importiert werden mussten, ist fraglich, wie die ausgeschriebenen 2.6000 Kilogramm pro Jahr den zukünftigen Bedarf der Cannabispatienten decken sollen. Besonders, da Beobachter davon ausgehen, dass die Zahl der Patienten zukünftig weiter steigen wird.
Die Grünen kritisieren die niedrig angesetzte Cannabis-Ausschreibung und befürchten, dass die Versorgung der Cannabispatienten nicht gewährleistet ist. Die Sprecherin für Drogenpolitik und Gesundheitsförderung fragt sich daher, welche Absicht hinter den niedrigen Anbaumengen steht:
„Die Bundesregierung plant den Anbau zu knapp. Nachdem die erste Ausschreibung für den Anbau in Deutschland nach einem Gerichtsbeschluss gestoppt wurde, ist in der neuen Ausschreibung eine Menge von jährlich 2.600 Kilogramm Medizinalcannabis vorgesehen. Schon heute ist der Bedarf größer als die geplante Menge. Hat die Bundesregierung gar kein Interesse daran, die Versorgung sicherzustellen? Das wäre geradezu schäbig gegenüber den Patientinnen und Patienten“, so Kirsten Kappert-Gonther.