Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Erkrankung des Nervensystems. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch krampfartige Anfälle, so genannte epileptische Anfälle. Per Definition liegt eine Epilepsie erst dann vor, wenn mehr als ein Anfall ohne erkennbaren Auslöser (z.B. einen Stromschlag oder eine Vergiftung) aufgetreten ist. Eine Ausnahme bilden seltene Epilepsie Formen, bei denen die Auslöser der Anfälle bestimmte Reize sind.
Das bekannteste Epilepsie-Symptom ist der epileptische Anfall. Das ist ein Krampfanfall, der durch gestörte Prozesse im Körper entsteht. Ursache ist eine Veränderung im Gehirn. Die Epilepsie Formen werden anhand der Ursache (Vorgänge im Körper) und der Art der Anfälle unterschieden.
Epilepsie Ursachen: Das Endocannabinoidsystem ist gestört
Bei der Epilepsie besteht ein Ungleichgewicht der Steuerung verschiedener Botenstoffe (Neurotransmitter). Die Ursache kann in einer einzelnen Hirnregion oder in der gesamten Hirnrinde liegen. An der Entstehung einer Epilepsie sind Botenstoffe des körpereigenen Cannabinoidsystems ebenso beteiligt wie andere Neurotransmitter.
Ein epileptischer Anfall wird ausgelöst, wenn viele Nervenzellen sich plötzlich entladen und dabei Neurotransmitter freisetzen. Das Zusammenspiel der Auslöser kann sich bei den Epilepsie Formen unterscheiden. Das führt zu unbeabsichtigten Kontraktionen der Muskeln und zu Zuckungen oder Schütteln. Man nennt diese Krampfanfälle auch konvulsive epileptische Anfälle.
Das Endocannabinoidsystem kann steuernd auf die anderen Neurotransmitter wirken. Wird das Endocannabinoidsystem aktiviert, so verhindert es, dass andere Neurotransmitter übermäßig von den Nervenzellen freigesetzt werden können. So kann ein epileptischer Anfall verhindert werden. THC aus Medizinalcannabis kann genau das bewirken: Das THC bewirkt die Aktivierung des Endocannabinoidsystems. Ein epileptischer Anfall kann verhindert oder zumindest abgeschwächt werden.
Cannabis Medikamente verhindern epileptische Anfälle
Es ist seit längerer Zeit bekannt, dass Cannabis oder Cannabisextrakte das Risiko von Anfällen bei Epilepsie verringern können. Sowohl in Tiermodellen als auch beim Menschen war die anti-konvulsive Wirkung beobachtbar. Konvulsiv bezeichnet den krampfartigen Anfall; anti beschreibt, dass Cannabis gegen die Krämpfe wirksam ist.
Medizinische Cannabisblüten oder cannabisbasierte Medikamente können offenbar aber nicht nur Anfälle verhindern, sondern auch das Gehirn vor Schädigungen durch die Anfälle schützen. Während eines Anfalls wird eine große Menge des Botenstoffs Glutamat freigesetzt. Das kann sich schädlich auf die Nervenzellen im Gehirn auswirken.
Auch bei Kindern und Jugendlichen profitiert ein Teil der Patienten von der Behandlung mit Cannabisextrakten. Diese cannabisbasierten Medikamente können über den Mund aufgenommen werden. Doch bei Kindern und Jugendlichen ist man grundsätzlich mit dem Einsatz von Cannabis Medikamenten sehr vorsichtig, weil es sich ungünstig auf die Gehirnentwicklung auswirken kann. Dennoch zeigte eine Analyse von Krankenakten in einem Kinderkrankenhaus in Colorado (USA), dass sich bei jedem vierten Kind die Anfälle um 50 Prozent reduzieren ließen.
Eine andere Untersuchung stellte fest, dass Cannabinoide die Wirkung der Antiepileptika (Epilepsie Medikamente) wie Carbamazepin, Diazepam, Felbamat, Gabapentin, Phenobarbital, Topiramat und Valproinsäure verstärken können. Möglicherweise kann dadurch die Wirkung der Antiepileptika (Epilepsie Medikamente) in der Behandlung weiter verbessert werden. Dazu sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig.
Epilepsie Behandlung: THC oder CBD – Was wirkt besser?
Bei vielen Krankheitsbildern oder Symptomen setzt man entweder auf die THC-Wirkung oder die von Cannabidiol (CBD). Beide Cannabinoide entfalten ihre Wirkung im Gehirn. Interessanterweise hat man festgestellt, dass sowohl THC als auch CBD gegen Krampfanfälle wirken, also anti-konvulsiv wirksam sind. Allerdings greifen unterschiedliche Mechanismen.
THC hat eine starke krampfverhindernde Wirkung. Es bindet an den körpereigenen CB1- Rezeptor und verstärkt die Aktivität des Endocannabinoidsystems, was – wie oben beschrieben – die Freisetzung von krampffördernden Neurotransmittern unterdrücken kann.
CBD hat einen anderen Wirkmechanismus. Zwar bindet CBD auch an den CB1-Rezeptor im Gehirn. Allerdings verhindert es die Aktivierung des Endocannabinoidsystems. Wodurch die epileptischen Anfälle verhindert werden, ist noch nicht ganz klar.
Interessant ist auch die Beobachtung, dass CBD den Effekt von THC mildert. Daher sind grundsätzlich beide Cannabis Wirkstoffe als medikamentöse Behandlung interessant. Da CBD keine Rauschwirkung hat, wird es als Medikament gegen Epilepsie bei Kindern vorwiegend eingesetzt.
Wird für die Therapie die Kombination aus THC und CBD gewünscht, kommen Cannabisblüten und als Fertigarzneimittel Sativex® in Betracht.
Epilepsie bei Kindern mit Cannabidiol behandeln?
Zwar ist der genaue Mechanismus, wie CBD epileptische Anfälle verhindern kann, noch nicht bekannt. Dennoch weiß man, dass Cannabidiol ein sehr effektives Mittel bei einigen Formen der Epilepsie ist. Das Dravet-Syndrom, das bei kleinen Kindern auftritt, ist damit gut behandelbar. Da CBD keine psychotrope Wirkung hat, also keinen Rausch auslöst, kann es auch bei Kindern eingesetzt werden.
Häufige Formen der Epilepsie bei Kindern und Jugendlichen sind die Absence-Epilepsie und das Lennox-Gastaut-Syndrom. Sie sind geprägt von einer großen Zahl von Anfällen. Eine CBD-haltige Lösung konnte in einer Studie an betroffenen Kindern die Anfallshäufigkeit um etwa die Hälfte reduzieren.
Erfahren Sie hier mehr zur Cannabis-Therapie bei Epilepsie.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: