Psoriasis: Was ist das?
Die äußerste Hautschicht (Epidermis) erneuert sich ungefähr einmal im Monat. Dabei besteht der sichtbare Teil der äußeren Hautschicht aus Keratinozyten, welche die Hornhautsubstanz Keratin produzieren. Gebildet werden die Keratinozyten bei einer gesunden Haut in den untersten Schichten der Oberhaut, die dann an die Hautoberfläche gelangen und immer mehr verhornen, bis sie dann absterben und als Hornschuppen abgestoßen werden. Dieser Prozess ist bei der Hautkrankheit Psoriasis gestört und die Haut reagiert auf den Angriff des Immunsystems mit einer Entzündung. Infolge dessen teilen sich die Keratinozyten schneller. Die überschüssigen Zellen können nicht alle gleichzeitig von der Haut abgestoßen werden, was zu der typischen Schuppenschicht an den betroffenen Hautstellen führt.
Wie entsteht Psoriasis?
Die Ursache der Hauterkrankung ist eine Autoimmunreaktion. Das eigene Immunsystem richtet sich also gegen die Zellen des eigenen Körpers. Warum das Immunsystem so reagiert, ist noch nicht geklärt. Jedoch spielt eine genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. Wenn beide Elternteile oder nur ein Elternteil unter der Hauterkrankung leiden, entwickelt das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine Psoriasis.
Zudem können weitere Risikofaktoren das Ausbrechen der Erkrankung verursachen:
- Rauchen und Alkohol
- ungesunde Ernährung
- emotionaler Stress und psychische Belastungen
- hormonelle Umstellungen
- Hautverletzungen
- Infektionen, besonders der oberen Luftwege
- bestimmte Medikamente (z. B. ACE-Hemmer, Betablocker, Lithium)
Weitere Auslöser der Erkrankung
Wenn eine genetische Veranlagung besteht, können auch mechanische Verletzungen zum Ausbruch der Erkrankung führen. Mediziner sprechen dann von dem sogenannten „Köbner Phänomen“. Typischerweise treten dann die Schuppen an einer gesunden Hautstelle auf, die mechanisch verletzt wurde, zum Beispiel durch einen Kratzer. Ebenso kann das Klima eine Psoriasis begünstigen.
Generell bessern sich die Symptome in den Sommermonaten aufgrund der erhöhten Sonneneinstrahlung (UV-Licht). Diese kann die überschießende Autoimmunreaktion mildern bzw. unterdrücken und wirkt entzündungshemmend.
Welche Symptome treten bei einer Schuppenflechte auf?
Die Schuppenflechte ist leicht an den typischen Symptomen erkennbar. So sind die betroffenen Stellen auf der Haut aufgrund der starken Durchblutung gerötet und jucken. Diese schuppenden Herde werden auch als Plaques oder Plaque-Psoriasis bezeichnet, die sich häufig auf dem unbehaarten oder behaarten Kopf, an den Ellenbogen oder an den Kniescheiben bilden. Möglich sind auch kleine Risse (Schrundungen) in der Gesäßfalte.
Außerdem können kleine punktförmige Blutungen entstehen. Typisch ist auch eine silbrig-weiße und glänzende Hautoberfläche. Ebenso charakteristisch ist das „Phänomen des letzten Häutchens“: Die letzte Hautschicht unter den Schuppen lässt sich abziehen. Da die Haut an den betroffenen Hautarealen sehr trocken ist, können sich auch schmerzhafte Risse bilden. Ebenso können die Nägel betroffen sein.
Welche Formen von Psoriasis gibt es?
Die Psoriasis vulgaris (gewöhnliche Schuppenflechte) ist die häufigste Form und betrifft ungefähr 80 von 100 Patienten. Hier erfolgt dann die Unterteilung in den Typ I, die im Alter zwischen 10 und 25 Jahren beginnt. Es handelt sich hierbei um eine schwere Psoriasis, die oft in Schüben verläuft. Die genetische Veranlagung ist hier von Bedeutung, denn die Erkrankung tritt innerhalb der Familie sehr häufig auf. Etwa 60 bis 70 Prozent von 100 erkrankten Patienten leiden unter dem Typ I.
Der Typ II beginnt hingegen erst etwa ab dem 35. Lebensjahr und der Verlauf ist milder. Fälle von Psoriasis in der Familie sind bei diesem Typ eher die Seltenheit
Weitere Formen sind:
- Psoriasis guttata: Bei der exanthematischen Psoriasis treten plötzlich stecknadelkopfgroße Herde am Rücken und auf der Brust auf. Betroffen sind häufig Kinder sowie Jugendliche. Auslöser ist meist eine Infektion mit Bakterien.
- Bei der Psoriasis inversa treten die Herde vorwiegend in den Gelenkbeugen auf.
- Psoriasis intertriginosa: Hauptsächlich sind große Hautfalten, wie zum Beispiel die Bauchfalte oder die Gesäßfalte, betroffen.
- Die Psoriasis pustulosa, die auch Psoriasis-Zumbusch genannt wird, kommt sehr selten vor. Charakteristisch für diese Form sind keimfreie Eiterbläschen auf den geröteten Hautstellen, die durch Leukozyten (weiße Blutkörperchen) entstehen, die sich auf der obersten Hautschicht ansammeln. Ursache ist meist eine Infektion.
- Psoriasis-Arthritis (Schuppenflechte mit Gelenkbeteiligung): Bei der Psoriasis-Arthritis betrifft die Schuppenflechte die Gelenke, welche dann anschwellen. Bewegungen sind dann nur noch eingeschränkt möglich. Oftmals tritt diese Psoriasis-Arthritis zusammen mit der gewöhnlichen Schuppenflechte (Typ 1) auf. Äußern kann sich die Psoriasis-Arthritis dabei auf unterschiedliche Weise. Beim peripherer Typ ist mindestens ein kleines Gelenk (z. B. Finger- oder Zehengelenk) gerötet, schmerzhaft und geschwollen. Da die Beschwerden in der Regel über eine längere Zeit in Schüben auftreten, besteht die Gefahr einer Osteoporose (Knochenschwund). Der axiale Typtritt nur selten auf und betrifft die Wirbelsäule sowie die Iliosakralgelenke (Darmbein-Gelenke).
Krankheitsverlauf bei Psoriasis vulgaris
Der Krankheitsverlauf ist bei der Psoriasis vulgaris von Patient zu Patient verschieden und unterschiedlich stark ausgeprägt. Meist treten zu Beginn kleinere entzündlich gerötete Herde auf, die später größer werden.
Während einige Betroffene lediglich unter wenigen Schüben und kleinen sichtbaren Plaques leiden, treten bei anderen Betroffenen handtellergroße Plaques auf. In schweren Fällen kann auch der gesamte Körper von Plaques bedeckt sein (psoriatische Erythrodermie).
Die Schuppenflechte kann sich außerdem auch auf die Nägel in Form von Eindellungen (Tüpfelnägel) oder Verfärbungen (Ölflecken) ausbreiten. Hier besteht die Gefahr, dass der Nagel vollständig zerstört wird.
Was ist der Unterschied zwischen Psoriasis und Neurodermitis?
Es handelt sich hier um zwei verschiedene Krankheiten. Beide werden dennoch gerne als Schuppenflechte bezeichnet, da sie ähnliche Symptome zeigen, wie beispielsweise Juckreiz und trockene Haut. Typisch für eine Neurodermitis (atopisches Ekzem/endogenes Ekzem) sind Läsionen an den Ellenbogen und Kniekehlen, Ausdünnung der Augenbrauen, doppelte Unterlidfalte oder auch eine Rosafärbung der Gesichtshaut.
Außerdem gehört die Neurodermitis zum atopischen Formkreis, wozu auch das allergische Asthma und der Heuschnupfen gehört. Deshalb können sich die Symptome bei der Neurodermitis auch durch bestimmte Kosmetikprodukte und Pflegemittel verschlimmern. Die Psoriasis hängt hingegen nicht mit einer allergischen Erkrankung zusammen. Typisch für die Neurodermitis ist auch, dass Patienten zu einem chronischen Kratzverhalten neigen, wodurch der Haut geschadet wird. Bei der Psoriasis ist der Juckreiz in der Regel nicht so stark ausgeprägt.
Schuppenflechte: Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Schuppenflechte ist bereits an den typischen Hautveränderungen erkennbar (Blickdiagnose). Bei nur gering ausgeprägten Symptomen kann die Psoriasis mit anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Ekzemen, Hautpilzerkrankungen oder Ichthyose (Fischschuppenkrankheit) verwechselt werden. In solch einem Fall zeigt die Biopsie (Hautprobe), ob die oberste Hautschicht stark verhornt ist.
Der Arzt wird zudem eine ausführliche Anamnese durchführen und nach Vorerkrankungen, familiären Vorbelastungen sowie Risikofaktoren fragen. Auch nach Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhte Blutfettwerte oder Übergewicht, wird sich der Arzt erkundigen.
Da viele Psoriasis-Pateinten nicht nur unter den körperlichen Beschwerden leiden, sondern oft auch psychisch unter ihrem Erscheinungsbild, wird die Lebensqualität des Betroffenen mit dem Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen ermittelt. Hiermit werden die Auswirkungen der Krankheit auf persönliche Beziehungen, den Alltag und das Berufsleben erfasst.
Chronisch-entzündliche Psoriasis Arthritis
Sollte der Verdacht bestehen, dass eine Psoriasis-Arthritis vorliegt, muss hier eine Abgrenzung gegen andere chronische Entzündungen bzw. Gelenkserkrankungen erfolgen. Denn verschiedene Arthritis Formen wie die rheumatoide Arthritis oder Gicht können ähnliche Symptome hervorrufen. Mithilfe einer Röntgenuntersuchung oder einer Magnetresonanztomografie ist überprüfbar, ob Gelenke von einer Arthritis betroffen sind. Zudem kann die Blutuntersuchung auf verschiedene Entzündungsparameter Aufschluss geben.
Lesen Sie hier mehr zu Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis.
Was hilft gegen Psoriasis?
Bislang ist die Schuppenflechte nicht heilbar. Jedoch lassen sich die Beschwerden mithilfe unterschiedlicher Therapien lindern. Dabei reicht das Therapiespektrum von Medikamenten bis hin zu Salben und Cremes.
Zur äußerlichen Behandlung, insbesondere bei einem akuten Schub, kommen meist Kortisonpräparate (Kortikoide) zum Einsatz. Diese wirken entzündungshemmend und verringern die übermäßige Zellvermehrung. Für eine Langzeitanwendung sind Kortison-Salben nicht geeignet, da die Haut hierdurch Schäden nimmt und dünner wird (Atrophie). Auch Vitamin-D-Analoga (z. B. Calcipotriol) können das Wachstum der Keratinozyten verlangsamen. Im Gegensatz zu Kortison können diese Präparate auch längere Zeit genutzt werden.
Tritt ein akuter Schub auf, kann die dicke Hornschicht an den betroffenen Stellen mithilfe von Salben und Bädern beseitigt werden (Keratolyse). Die hier eingesetzten Präparate sind Salicylsäure und Harnstoff. Sobald die Schuppenschicht an den Hautstellen beseitigt wurde, gelangen spezielle Wirkstoffe aus anderen Präparaten zu den lebenden Hautzellen und können dort die Entzündungen bekämpfen.
Schuppenflechte: Behandlung mithilfe der Lichttherapie
Neben der lokalen Therapie kommt auch häufig eine Ultraviolett-Phototherapie zum Einsatz, bei der die betroffenen Hautstellen mit UVB-Licht bestrahlt werden. Dabei lässt sich die Wirkung der UVB-Bestrahlung noch dadurch verstärken, indem der Psoriasis-Patient während der Behandlung in einem Solebad (salzhaltiges Wasser) badet.
Bei einer schwer ausgeprägten Psoriasis erhalten Betroffene eine Photochemotherapie oder Psorale- und UV-A-Therapie (PUVA-Therapie). Hier wird die Bestrahlung mit einem Photosensibilisator kombiniert und der Patient erhält vor der Behandlung den Licht Sensibilisator Psoralen. Alternativ kann das Psoralen auch in das Badewasser gegeben werden. Mithilfe des Psoralen wirkt dann die UV-Bestrahlung stärker in der Haut.
Schuppenflechte: Behandlung mit Medikamenten
Eine medikamentöse Therapie in Form von Tabletten, Injektionen oder Infusionen ist in der Regel nur bei einer schwer ausgeprägten Psoriasis erforderlich. Zur Anwendung können dann die folgenden Präparate kommen:
- Fumarsäureester: Präparate mit Fumarsäureester wirken entzündungshemmend und können längerfristig eingenommen werden. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch Hautrötungen, Magen-Darm-Beschwerden und Blutbildveränderungen.
- Immunsuppressiva: Wirkstoffe wie Methotrexat unterdrücken das Immunsystem und sind bei schweren Krankheitsschüben eine Therapieoption. Allerdings wird hierdurch die Infektanfälligkeit erhöht.
- Retinoide: Medikamente wie Acitretin können in den Verhornungsprozess eingreifen und dafür sorgen, dass die Hautzellen wieder normal wachsen.
- Biologika: Diese Klasse von Wirkstoffen beeinflusst das Immunsystem auf natürliche Weise und wird gentechnisch hergestellt. Zu diesen Wirkstoffen gehören beispielsweise Adalimumab, Etanercept und Infliximab. Zugelassen sind diese Wirkstoffe zur Therapie der Psoriasis vulgaris und Psoriasis-Arthritis.
Unterstützung und Hilfe bietet auch der Deutsche Psoriasis Bund e.V.
Schuppenflechte: Alternative Behandlung
Die Schuppenflechte-Behandlung mit Meersalz-Bädern hat sich bei vielen Patienten als hilfreich erwiesen.
Auch eine Fischtherapie, bei der die kleinen Kangalfische die abgestorbene Haut abknabbern, könnte für Patienten eine alternative Behandlungsmöglichkeit sein.
Eine homöopathische Behandlung könnte ebenfalls eine Option sein, wobei solch einer Therapie erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen sollte.
Umstellung der Ernährung
Forscher der Universität Hannover haben unterschiedliche Auslöser von Entzündungen untersucht, da überschießende Entzündungen bei der Psoriasis eine wichtige Rolle spielen. Durch Fastenperioden, eine vegetarische Ernährung sowie eine energiereduzierte Diät konnte eine Verbesserung der Hautkrankheit festgestellt werden. Psoriasis-Patienten wird deshalb empfohlen, auf eine basische Ernährung umzusteigen und vor allem auf raffinierten Zucker, Auszugsmehle und minderwertige Fette zu verzichten.
Omega-3- / Omega-6-Fettsäuren und Vitamine
Essenzielle Fettsäuren bzw. mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Omega-3-Fettsäuren können entzündungshemmend wirken sowie den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Kaltwasserfische weisen einen besonders hohen Anteil an diesen essentiellen Fettsäuren auf. Zudem enthalten auch einige Pflanzenöle, wie zum Beispiel Leinöl, Hanföl und Walnussöl, diese wertvollen Inhaltsstoffe.
Das Hanföl mit seinem nussigen Geschmack und den mehrfach ungesättigten Fettsäuren sticht hier besonders hervor. Denn das Verhältnis der Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren (Gamma-Linolensäure) ist mit eins zu drei optimal. Besonders zu empfehlen ist Bio Hanföl. Dabei ist das Hanföl innerlich als auch äußerlich für die Hautpflege angewendbar.
Die Herstellung des Hanföls erfolgt mithilfe von Hanfsamen. Diese Hanfsamen werden kalt und schonend gepresst, sodass das Hanföl eine grüne Farbe erhält. Zudem weist das Hanföl einen leichten goldenen Schimmer auf, der durch den Inhaltsstoff Beta-Carotin (Vorstufe von Vitamin A) entsteht. Zudem beinhaltet das Hanföl auch Vitamin E sowie weitere Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe.
Vorsicht vor Omega-6-Fettsäuren
Im Gegensatz zum Hanföl weisen andere Öle wie Sonnenblumen-, Maiskeim- und Distelöl kein optimales Verhältnis der mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf. Hier überwiegt der Anteil an Omega-6-Säuren, sodass hierdurch eine entzündungsfördernde Wirkung auftreten kann.
Forscher der University of Kuopio in Finnland verglichen im Jahr 2005 Olivenöl mit Hanföl und fanden heraus, dass sich Hanföl als effizienter bei Ekzemen herausstellte als Olivenöl. Im Ergebnis führten die Forscher aus, dass diese Wirkung vermutlich aus dem ausgewogenen und reichhaltigen Angebot der mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Hanf-Öl resultiert.
Hanf-Cremes und Salben
Mittlerweile sind auch unterschiedliche Hanf Cremes und Salben für die äußerliche Anwendung an den betroffenen Hautstellen erhältlich. Beim Kauf dieser Produkte sollte darauf geachtet werden, dass diese nur mit natürlichen Zusatzstoffen, wie zum Beispiel Aloe vera, Bienenwachs oder ätherischen Ölen, angereichert wurden. Chemische Zusätze können das Hautbild hingegen verschlechtern. Auch CBD-Öl stellt eine Alternative dar. So soll CBD-Öl bei äußerlicher Anwendung eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung auf die Haut haben.
Beteiligung des Endocannabinoidsystems
Das Endocannabinoid-System ist ein Teil des menschlichen Nervensystems und umfasst die folgenden Cannabinoidrezeptoren:
- Cannabinoidrezeptor 1 (CB1): Diese Rezeptoren befinden sich hauptsächlich in den Nervenzellen und kommen am häufigsten im Gehirn (Kleinhirn, Basalganglien, Hippocampus) sowie im peripheren Nervensystem wie dem Darm vor.
- Cannabinoidrezeptor 2 (CB2): Diese Rezeptoren sind am Knochenaufbau (Osteoblasten) und Knochenabbau (Osteoklasten) beteiligt und finden sich zudem auf den Zellen des Immunsystems.
Der Magen-Darm-Trakt als auch die Haut sind wichtige Barrieren des Immunsystems. Die University of Debrecen in Ungarn konnte im Jahr 2009 zeigen, dass auch die Haut ein Endocannabinoidsystem besitzt. Dieses ist an der Produktion von unterschiedlichen Hormonen und Proteinen beteiligt, einschließlich der Zytokine (Proteine), die an der Immunreaktion beteiligt sind. Ebenso ist das Endocannabinoidsystem an verschiedenen Zellprozessen, wie zum Beispiel bei der Zellvermehrung und der Zelldifferenzierung dem Zelltod (Apoptose) beteiligt.
Es wird angenommen, dass ein gestörtes Gleichgewicht im Endocannabinoid-System mitverantwortlich für die Entstehung von chronischen Erkrankungen der Haut sein könnte. Somit könnte eine gezielte Therapie mit Cannabinoiden aus der Hanf-Pflanze (Cannabis-Pflanze) dazu beitragen, die Symptome der Schuppenflechte zu lindern.
Studien weisen auf therapeutisches Potenzial von Cannabis als Medizin hin
Zu erwähnen ist hier eine Studie der Nottingham University in Großbritannien. Bei der Hemmung der Produktion von Keratinozyten in der Oberhaut erwiesen sich die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), Cannabinol (CBN) und Cannabigerol (CBG) sowie das Endocannabinoid Anandamid als effektiv.
Gerade die Überproduktion von Keratinozyten spielen bei der Schuppenflechte eine wichtige Rolle. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass die Keratinozyten das körpereigene Cannabinoid Anandamid binden und abbauen.
Dies bestätigt auch eine weitere Studie von der University of Colorado. Studienleiter Dr. Roberto Dellavalle erklärte, dass die Phytocannabinoide aus der Cannabis-Pflanze bei verschiedenen Hautleiden helfen können.
21 Patienten trugen im Rahmen der klinischen Studie über drei Wochen zweimal täglich eine Creme mit Cannabinoiden auf. Bei acht Patienten verschwand der schwere Juckreiz völlig. Dellavalle führt dies auf die entzündungshemmenden Eigenschaften der Phytocannabinoide zurück. Weiter berichtet Dellavalle, dass auch aus einer weiteren Studie ersichtlich sei, dass THC, das psychoaktive Cannabinoid aus der Cannabis-Pflanze, bei Labormäusen Entzündungen und Schwellungen verringern konnte.
Neben dem Cannabinoid THC scheint auch CBD, das nicht-psychoaktive Cannabinoid aus der Hanf-Pflanze, einen positiven Effekt auf entzündliche Erkrankungen zu haben. Aus einer Studie der University of South Carolina geht hervor, dass CBD an den CB2-Rezeptor andockt und somit das Immunsystem beeinflussen könnte.
Die University of Debrecen in Ungarn konnte zudem den Nachweis erbringen, dass CBD die anomale Lipidproduktion in der Oberhaut verlangsamen kann, indem das Wachstum der Zellen unterdrückt wird.
Medizinisches Cannabis gegen eine Schuppenflechte
Medizinisches Cannabis kann innerlich und äußerlich Anwendung finden. Möglich ist die Gabe von Fertigarzneimitteln (z. B. Sativex), Rezepturarzneimitteln (z. B. ölige Lösungen mit einem hohen THC-Gehalt) sowie medizinische Cannabisblüten. Zur Wirkung von Medizinalcannabis auf die Schuppenflechte fehlen allerdings noch stichhaltige und aussagekräftige Studien. Die bisherigen Studien legen lediglich nahe, dass Medizinalcannabis eine positive Wirkung haben kann.
Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über Hautkrankheiten und Medizinalcannabis.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: