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BWS-Syndrom: Was ist das und was können Sie dagegen tun?

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Das BWS-Syndrom kommt im Vergleich zum HWS- und LWS-Syndrom nur selten vor. Dennoch leiden Betroffene unter starken Schmerzen. Erfahren Sie hier, ob medizinisches Cannabis eine alternative Behandlungsoption sein kann.

BWS-Syndrom: Was ist das und was können Sie dagegen tun?

BWS-Syndrom: Was ist das?

Wenn von einem BWS-Syndrom gesprochen wird, handelt es sich um unterschiedliche Schmerzen an der Brustwirbelsäule. Im Gegensatz zum LWS-Syndrom und HWS-Syndrom tritt das chronische Wirbelsäulensyndrom an der Brustwirbelsäule (BWS) eher selten auf. Betroffene mit einem BWS-Syndrom berichten oft von drückenden oder dumpfen Schmerzen im BWS-Bereich. Ein charakteristisches Symptom ist der Rückenschmerz im oberen Rücken sowie zwischen den Schulterblättern. Im unteren Rücken treten in der Regel keine Beschwerden auf.

Weitere Informationen zu chronischen Wirbelsäulensyndromen erhalten Sie hier.

Wo befindet sich die Brustwirbelsäule (BWS)?

Brustwirbelsäule (BWS)

Die Brustwirbelsäule (BWS) besteht aus 12 Wirbelkörpern (Th1 bis Th12) und befindet sich zwischen der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule, womit sie den mittleren Bereich der Wirbelsäule bzw. des Rückens bildet. Dabei sind die einzelnen Wirbelkörper mit den Rippen über kleine Gelenke verbunden und bilden so den Brustkorb.

Die Bandscheiben in der Brustwirbelsäule zeigen eine Größenzunahme von oben nach unten. Zudem sind die Bandscheiben im Vergleich zu denen in der Halswirbelsäule flacher. Außerdem ist der Wirbelkanal sehr eng, sodass zwischen dem Rückenmark und der Bandscheibe nur ein schmaler Raum besteht.

BWS-Syndrom: Typische Symptome

Die Symptome beim BWS-Syndrom äußern sich in Form von starken Rückenschmerzen zwischen den Schulterblättern. Häufig nehmen Betroffene die Beschwerden als dumpf und drückend wahr. Bei Bewegung und Druck können sich die BWS-Schmerzen noch verstärken. Da die Brustwirbel und die Rippen über Gelenke miteinander verbunden sind, strahlen die Symptome auch auf die Rippen aus. Infolge der starken Schmerzen kann es dann zu Bewegungseinschränkungen kommen.

Darüber hinaus können Atembewegungen akute Schmerzen verursachen. Durch die Verspannungen an der Brustwirbelsäule es wiederum zu Atembeschwerden kommen. Meist haben Betroffene dann Angst, tiefer einzuatmen, weil sie einen Herzinfarkt befürchten. Infolge dessen atmen sie flacher, weshalb bei dem Syndrom eine Atemnot auftreten kann. In den meisten Fällen sind die Symptome aber nicht auf einen Herzinfarkt zurückzuführen, sondern auf BWS-Blockaden.

Wie macht sich ein Bandscheibenvorfall bemerkbar?

Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Brustwirbelsäule kommt weitaus seltener vor als an der Lendenwirbelsäule (LWS) oder der Halswirbelsäule (HWS). Welche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule auftreten ist davon abhängig, wie stark die Brustwirbelsäule oder das im Wirbelkanal befindliche Nervengewebe beeinträchtigt ist. Häufig kommt es durch den Druck des Bandscheiben-Gewebes auf die umgebenden Nerven zu Entzündungen. Es kann auch zu einer akuten Nervenkompression kommen. Dies hat dann neurologische Ausfälle wie Kraftminderung oder Taubheit zur Folge.

Darüber hinaus zeigen sich bei einem Bandscheibenvorfall Schmerzen entlang der Rippen, die bis in den Brustkorb oder bis zur Bauchwand ausstrahlen. Verstärkt werden die Beschwerden durch Bewegungen, Husten oder Niesen. Betroffene beklagen auch häufig Symptome wie Herzrasen und -stolpern, Engegefühle in der Brust, Atemnot sowie einen ausstrahlenden Schmerz von Brustwirbelsäule bis in die Arme und Schultern. Dieses Schulter-Arm-Syndrom tritt auch häufig bei der HWS Erkrankung (HWS Syndrom) auf.

Ursachen des BWS-Syndroms

Treten Schmerzen in der Brustwirbelsäulen-Region auf, so können verschiedene Ursachen verantwortlich sein:

  • Degenerative Veränderungen (Verschleißerscheinungen)
  • Bandscheibenvorfall
  • Osteoporose
  • Verletzungen
  • Brustwirbelkörperbruch
  • Verspannungen in der Muskulatur durch Bewegungsmangel
  • Fehlhaltungen oder körperliche Überlastung
  • Wirbelblockaden im Bereich der Brustwirbelsäule
  • Fehlstellung der Wirbelsäule (z. B. die Krankheit Morbus Scheuermann oder Skoliose)

Darüber hinaus können auch chronische entzündliche Erkrankungen und akute Infektionskrankheiten als Ursache infrage kommen. Dazu gehören unter anderem rheumatische Erkrankungen wie Rheuma oder Morbus Bechterew. Eine weitere Ursache kann die Infektionserkrankung Spondylitis sein.

Die häufigsten Ursachen sind ähnlich wie bei Nacken- und Rückenschmerzen eine ungesunde Körperhaltung und ein Bewegungsmangel. Das gilt vor allem für Menschen, die täglich am Schreibtisch sitzen und hier einen Rundrücken machen. Aber auch Menschen, die in ihrem Beruf häufig schwere Lasten heben müssen und damit ihre Brustwirbelsäule beanspruchen, sind gefährdet.

BWS-Syndrom: Eine umfassende Untersuchung ist notwendig.

Brustwirbelsäulen-Syndrom: Diagnose

Um eine eindeutige Diagnose (ICD-10: M54.6) stellen zu können, erfolgt zunächst ein Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem der behandelnde Arzt sowohl die Krankengeschichte als auch die aktuellen Lebensumstände des Patienten erfragt. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet unter anderem den Rücken und die Wirbelsäule ab. Außerdem achtet der Arzt auf Fehl- oder Schonhaltungen. Um andere Erkrankungen auszuschließen, können weitere diagnostische Verfahren zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel eine Blutabnahme, um die Entzündungsvorgänge im Körper zu prüfen.

Zur weiteren Abklärung können auch Verfahren wie Röntgen oder Computertomografie sinnvoll sein. Sollte ein Bandscheibenvorfall die Ursache sein, lässt sich das mit bildgebenden Verfahren schnell erkennen. Das Gleiche gilt für Verschleißerscheinungen, wenn diese die Ursache für die Symptome an der BWS sein sollten.

Da sich die BWS-Schmerzen ähnlich wie bei einem Herzinfarkt im Brustraum oder auch nur in der linken Brust zeigen, wird oft vorsichtshalber vom behandelnden Arzt ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt.

Therapie und Behandlung

Gilt das Krankheitsbild als bestätigt, so erfolgt in den meisten Fällen die Gabe von Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac. Sind die Brustwirbelschmerzen besonders stark ausgeprägt, werden auch stärkere Medikamente wie Tramadol oder Tilidin aus der Morphine-Gruppe vom behandelnden Arzt verordnet. Ergänzend können auch Muskelrelaxanzien wie Flupiritin oder Tolpiseron bei der Erkrankung zum Einsatz kommen, um starke Muskelverspannungen zu lockern.

Zur Information sei gesagt, dass alle diese Medikamente nicht für einen langfristigen Gebrauch zur Behandlung der Beschwerden geeignet sind. Denn sie können starke Nebenwirkungen haben. Auch die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.

Weitere interessante Informationen zu Antidepressiva, und ob pharmazeutisches Cannabis hier eine Alternative sein kann, finden Sie in diesem Artikel.

Nicht-medikamentöse Behandlung

BWS Syndrom: Physiotherapie

Sollten keine bedrohlichen Rückenmarkssymptome, zum Beispiel im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls, auftreten, sollten die BWS-Schmerzen konservativ behandelt werden.

Zwar können Patienten unterstützend schmerzlindernde Medikamente bekommen, im Vordergrund sollte jedoch die manuelle Therapie stehen.

 

Patienten können von unterschiedlichen Behandlungen profitieren. Als besonders wohltuend empfinden Patienten Wärmeanwendungen und Massagen. Eine Physiotherapie (physikalische Therapie) kann dabei helfen, die Muskulatur zu lockern und Verspannungen zu lösen.

Darüber hinaus sollten Patienten lernen, eine „richtige Haltung“ einzunehmen, um die Verschlechterung des Syndroms bzw. des Krankheitsbildes zu vermeiden. Hierzu ist es auch notwendig, dass Patienten zu Hause regelmäßig verschiedene Übungen durchführen. Diese Übungen dienen dazu, die Rückenmuskulatur zu dehnen und zu stärken. Physiotherapeuten können den Betroffenen diese Übungen zeigen.

Sollte eine BWS-Blockade mit starkem Brustschmerz und Bewegungseinschränkungen vorliegen, kann der Physiotherapeut oder ein Osteopath diese lösen.

BWS Syndrom: Chronische Schmerzen und die Auswirkungen auf die Psyche

Schmerzen jedweder Art haben in den meisten Fällen auch immer eine psychische Ursache. Das gilt auch für Probleme in der Region der Brustwirbelsäule. Ein wichtiger Faktor stellt hier der Dauerstress dar und nicht selten leiden chronische Schmerzpatienten unter Depressionen. Neben verschiedenen Arzneimitteln zur akuten Schmerzlinderung werden auch Antidepressiva zur Stimmungsstabilisierung vom behandelnden Arzt verordnet. Zudem sollen Antidepressiva auch eine schmerzstillende Wirkung besitzen.

Ein Schmerzreiz im Körper wird über das Rückenmark in das Gehirn weitergeleitet, wo dann das Schmerzgefühl ausgelöst wird. Bei chronischen Schmerzpatienten kann sich das Nervensystem verändern und auf diese Veränderungen sollen Antidepressiva einwirken.

In der Schmerztherapie kommen dann die sogenannten trizyklischen Antidepressiva (TCA) oder selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) zum Einsatz. Hingegen scheinen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) keine gute schmerzlindernde Wirkung zu besitzen. TCA-Wirkstoffe wie Nortriptylin und Amitriptylin gehören zu den Mitteln der ersten Wahl bei Rückenschmerzen. Doch auch Antidepressiva sind nicht nebenwirkungsarm. Unerwünschte Nebenwirkungen können sein:

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Gewichtszunahme
  • sexuelle Dysfunktion

Laut medizinischer Informationen sollen Antidepressiva zwar nicht abhängig machen, jedoch können beim Absetzen verschiedene Absetzsymptome auftreten.

Bewegung beugt Rückenschmerzen vor.

BWS-Syndrom vorbeugen

Da die Symptome des BWS-Syndroms, ebenso wie vom Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) und Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom), oft von einer zu schwachen Rückenmuskulatur, Haltungsproblemen oder einem Bewegungsmangel hervorgerufen werden, ist es zur Vorbeugung besonders wichtig, ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Um die Rückenmuskulatur zu stärken und die Körperhaltung zu verbessern, kann es außerdem sinnvoll sein, eine Rückenschule zu besuchen. Damit kann man Rückenschmerzen hervorragend vorbeugen.

Wie kann medizinisches Cannabis beim BWS-Syndrom helfen?

Cannabis wird zu medizinischen Zwecken schon seit Langem eingesetzt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Medizinalcannabis vorwiegend bei Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Spasmen, Asthma, Migräne und Schmerzen verwendet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor die Cannabispflanze zunächst seine Bedeutung in der Medizin, da es den Forschern nicht gelang, die chemische Struktur der in der Cannabispflanze enthaltenen Verbindungen (Cannabinoide) zu entschlüsseln. So wurde erst viel später das wichtige Cannabinoid THC in der Cannabispflanze entdeckt. Das Gleiche gilt für das (körpereigene) Endocannabinoidsystem und seinen Rezeptoren (CB1 und CB2), die im gesamten Körper verteilt sind. Docken die Phytocannabinoide an diese Rezeptoren an, kommt es zu zahlreichen physiologischen Wirkungen wie eben auch zur schmerzlindernden Wirkung bei Rückenschmerzen.

Medizinalcannabis gegen Schmerzen beim BWS-Syndrom

Die Wirkungsmechanismen von Cannabis als Medizin auf Schmerzen sind mittlerweile gut erforscht. Eine interessante Studie stammt aus dem Jahr 2010, deren Ergebnisse im Medical Association Journal veröffentlicht wurde. Probanden, die unter neuropathischen Schmerzen nach einer Operation litten, erhielten über fünf Tage dreimal täglich Cannabis und berichteten anschließend über eine signifikante Abnahme der Schmerzintensität. Auch eine israelische Studie aus dem Jahr 2016 ist erwähnenswert, bei der 274 Probanden mit chronischen Schmerzen von Cannabis als Medizin profitierten. Alle Probanden nahmen gleichzeitig starke opioidhaltige Schmerzmittel ein und im Ergebnis heißt es, dass es nicht nur zu einer Reduzierung des Schmerzes kam, sondern auch der Konsum der Opioide um 44 Prozent gesenkt werden konnte.

Dass bei der Verwendung von pharmazeutischem Cannabis keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten, zeigt eine Studie der Dalhousie University in Kanada aus dem Jahr 2011. Hier konnte belegt werden, dass die Cannabis-Therapie im Gegensatz zu einer Therapie mit Placebos (Scheinmedikament) eine schmerzlindernde Wirkung zeigte und dass die Patienten das Cannabis gut vertrugen.

Forscher der University of Toronto werteten im Jahr 2017 insgesamt elf randomisierte kontrollierte Studien aus und berichteten, dass die klassische Therapie gegen chronische Schmerzen keine ausreichende Wirkung zeigte. Hingegen konnten die Leiden bei den Probanden mit einer Cannabis-Therapie gelindert werden. Auch habe sich das allgemeine Wohlbefinden und die Schlafqualität verbessert.

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

Quellen:

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