Studienautorin Lucy J. Troup von der University oft he West of Scotland erklärte in einem Medienbericht, dass sie fast zehn Jahre lang die Auswirkungen von Cannabis auf die Emotionsverarbeitung untersucht habe. Sie lebte in Colorado, wo Cannabis für den Freizeitkonsum und medizinische Zwecke bereits 2014 legalisiert wurde (Leafly.de berichtete). Dabei war sie besonders daran interessiert, was die Legalisierung tatsächlich für Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft hat.
„Ich interessierte mich für die Polarisierung der Ansichten über Cannabis, die Widersprüche in der Wissenschaft sowie die große Menge an nicht wissenschaftlich fundierter Literatur“, so Troup.
Frühere Untersuchungen von Troup haben gezeigt, dass der Cannabiskonsum mit einer eingeschränkten Fähigkeit assoziiert ist, Emotionen „implizit“ zu identifizieren und sich in sie hineinzuversetzen. In der neuen Studie sollten jedoch die Unterschiede bei der Emotionsverarbeitung zwischen Männern und Frauen genauer untersucht werden.
Durchführung der Studie: Cannabiskonsum und Emotionsverarbeitung
Mithilfe des Elektroenzephalogramms (EEG) überwachten die Forscher die Gehirnaktivität von den Probanden. Es nahmen 80 weibliche und 64 männliche Studenten teil. Diese mussten eine Emotionsverarbeitungsaufgabe für den Gesichtsausdruck ausführen. Das heißt, sie mussten neutrale, fröhliche, wütende und ängstliche Gesichter identifizieren.
Bei den weiblichen Teilnehmern war der Konsum von Cannabis unabhängig von neuronalen Reaktionen auf Gesichter. Hingegen beobachteten die Forscher bei den männlichen Teilnehmern Unterschiede in der Gehirnaktivität. Und zwar aufgrund der visuellen Aufmerksamkeit bei der Emotionsverarbeitung auf der Basis von Cannabis.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse legen laut den Forschern nahe, dass frühe Aufmerksamkeitsprozesse bei männlichen Cannabiskonsumenten stärker als bei Frauen beeinflusst werden können.
„Es gibt eine komplexe Beziehung zwischen den Auswirkungen des Cannabiskonsums und seinen Auswirkungen auf die Emotionsverarbeitung. Individuelle Unterschiede, in diesem Fall das biologische Geschlecht, scheinen erhebliche Auswirkungen zu haben“, so Troup.
Darüber hinaus erklärte sie, dass es jedoch noch viel zu erforschen gebe. Vor allem darüber, wie sich Cannabis auf die emotionale Verarbeitung und das Gehirn im Allgemeinen auswirkt.
„Wir brauchen mehr Forschung, um die Auswirkungen von Cannabis richtig bewerten zu können, anstatt anekdotenhafte persönliche und politische nicht-faktenbasierte Daten“, erklärte Troup.
Weiter führte sie aus, dass es für jede veröffentlichte Studie, die ein positives Ergebnis zu Cannabis liefert, auch eine Studie gibt, die das Gegenteil behauptet.
„Trotz der Schwierigkeiten bei der Betrachtung individueller Unterschiede ist es entscheidend, dass wir diese in unsere Bemühungen um eine vollständige und genaue Bewertung der Auswirkungen von Cannabis einbeziehen“, führte Troup abschließend aus.