Die Cannabis-Legalisierung kommt für Apotheker nicht infrage. So hat die Bundesapothekerkammer (BAK) der Forderung nach einer Legalisierung des Cannabis-Konsums eine Absage erteilt. Komme es allerdings zu einem politischen Konsens pro Cannabis-Freigabe, werde die BAK sich nicht verweigern und an einer praktikablen Lösung mitarbeiten.
Thema Cannabis-Legalisierung rückt in den Fokus
Das Thema Cannabis-Legalisierung hat wieder an Fahrt aufgenommen: So wird die Berliner SPD bei ihrem Parteitag im November über einen Antrag abstimmen, der die kontrollierte Abgabe von Cannabis zum Ziel hat. Demnach soll sich die SPD auf Bundesebene dafür einsetzen, dass Cannabis staatlich kontrolliert angebaut und ausgegeben wird. In einem Zwischenschritt sollen wissenschaftliche Modellprojekte zur Abgabe von Cannabis eingeführt werden. Das Marihuana soll ausschließlich in „besonders qualifizierten Fachgeschäften“ verkauft werden – beispielsweise in Apotheken.
Auch der CDU-Gesundheitspolitiker im Bundestag, Erwin Rüddel, hatte sich vor Kurzem dafür ausgesprochen, in einem bundesweiten Modellversuch die Freigabe von Cannabis zu testen. Rüddel kann sich ebenfalls die kontrollierte Abgabe durch Apotheken vorstellen:
„Für einen Modellversuch wäre sicherlich die Abgabe über die Apotheke der einfachste Weg. Durch eine staatlich kontrollierte Abgabe würde auch ein gleichbleibender THC-Gehalt sichergestellt werden können“, erklärte der CDU-Gesundheitspolitiker.
Bundesapothekerkammer spricht sich gegen Cannabis-Legalisierung aus
BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer hat kürzlich auf diese politische Debatte reagiert und sich gegen die Legalisierung ausgesprochen:
„Derzeit wird öffentlich über die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken diskutiert. Aus fachlichen Gründen lehnt die Apothekerschaft unter Federführung der Bundesapothekerkammer die Legalisierung von Cannabis ab.“
Die politische Entscheidung müsse allerdings gesellschaftlich getroffen werden, betont der BAK-Präsident. Und im Falle der Legalisierung von Cannabis würden die Apotheken an einer Lösung mitarbeiten.
„Falls es in Deutschland zu einem gesellschaftspolitischen Konsens kommen sollte, Cannabis für Genusszwecke zu legalisieren, dann würden die Apotheker zu einer Lösung beitragen, die den Besonderheiten von Cannabis-Produkten unter Qualitäts- und Sicherheitsaspekten Rechnung trägt“, so Kiefer.
Kurswechsel in der Cannabis-Politik?
Bislang hatten sich CDU und CSU vehement gegen die Legalisierung von Cannabis ausgesprochen. Linke, Grüne und FDP fordern dagegen eine Lockerung der Drogenpolitik. Da es nun auch Stimmen aus der SPD und der CDU gibt, die für eine Liberalisierung sind, könnte in Deutschland ein Kurswechsel beim Thema Cannabis-Politik anstehen. Die SPD, die sich bisher eher bedeckt gehalten hat, kündigte eine „neue Ära“ im Umgang mit Cannabis an.
Ist die Apotheke die richtige Abgabestelle?
Ursprünglich hatte die FDP-Bundestagsfraktion die Apotheken erstmals bei der Freigabe von Cannabis ins Spiel gebracht. Die Liberalen reichten dazu einen Antrag im Bundestag ein, in dem sie die kontrollierte Abgabe von Cannabis in Modellprojekten fordern. (Leafly.de berichtete.) Für die Grünen und die Linken dagegen ist die Apotheke als Abgabestelle von Cannabis zu Genusszwecken ungeeignet. Sie setzen stattdessen auf spezielle Cannabis-Geschäfte.
Der Schwerpunkt der Apotheke sei die Abgabe von Arzneimitteln und die Beratung von Patientinnen und Patienten – nicht der Freizeit-Genuss von Cannabis. Darüber hinaus haben auch Minderjährige Zutritt zu Apotheken, was in den von Grünen und Linken geplanten Abgabegeschäften nicht der Fall wäre.
Thomas Preis, der Chef des Apothekerverbandes Nordrhein hatte bereits im Zusammenhang mit dem geplanten Cannabis-Modellprojekt in Düsseldorf zu bedenken gegeben:
„Was die Beteiligung der Apotheker betrifft, meine ich, dass man sich gut und gründlich überlegen sollte, ob Apotheken sich künftig von einer heilberuflichen Abgabe- und Beratungsstelle für Arzneimittel für kranke Menschen auch hin zu einer Abgabestelle für Genussmittel entwickeln sollen. Ich glaube, das wäre der falsche Weg!“
Quellen: