Über die Cannabis-Legalisierung haben wir letzte Woche ausführlich berichtet. In Deutschland stößt das Vorgehen der kanadischen Regierung allerdings auf heftige Kritik. Wie die Bundesärztekammer sehen auch die kanadischen Ärztevertreter die Legalisierung kritisch. Die Ärztevereinigung CMA hat die Gesetzgebung als „landesweites, unkontrolliertes Experiment“ bezeichnet. Und zu guter Letzt äußern sich auch die CSU-Politikerin Marlene Mortler und die Polizei-Gewerkschaft kritisch.
„Cannabis-Legalisierung verharmlost Gefahren“
Die Ärztevertretung in Deutschland lehnt eine Cannabis-Legalisierung wie in Kanada strikt ab. Das hat Josef Mischo, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Sucht und Drogen, kürzlich gegenüber den Medien bekannt gegeben:
„Durch eine Legalisierung von Cannabis werden die gesundheitlichen Gefahren des Cannabiskonsums verharmlost und präventive Bemühungen im Suchtbereich konterkariert. Nach Einschätzung der Bundesärztekammer würde eine Legalisierung des Cannabiskonsums eine Zunahme der Konsumentenzahlen und des medizinischen Behandlungsbedarfs zur Folge haben.“
„Risiko von psychotischen Störungen und Abhängigkeiten“
Als gesundheitliche Risiken des Konsums nannte Josef Mischo „Einschränkungen der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit und der Psychomotorik“. Darüber hinaus könnten „durch den Konsum hirnstrukturelle Veränderungen beobachtet werden“. Außerdem zeigen laut Mischo „wissenschaftliche Studien einen deutlichen Anstieg des Risikos für psychotische Störungen und die Entwicklung eines cannabisbezogenen Abhängigkeitssyndroms“. Darüber hinaus sei das erhöhte Verkehrsunfallrisiko unter Einfluss von Cannabis gravierend.
Die Bundesärztekammer lehne eine Cannabis-Legalisierung auch deshalb ab, da in Staaten, die Marihuana legalisiert hätten, die Zahl jugendlicher Konsumenten gestiegen sei:
„Besonders besorgniserregend ist aus unserer Sicht auch, dass es in Staaten mit legalisierter Freigabe von Cannabis zu einem Anstieg der Zahl jugendlicher Konsumenten sowie einer Zunahme von Gesundheitsschäden durch Intoxikation bei Kindern gekommen ist.“
Cannabis-Legalisierung auch in Deutschland?
Nicht nur die Bundesärztekammer lehnt eine Cannabis-Legalisierung ab – auch die Bundesapothekerkammer (BAK) hat der Forderung nach einer Legalisierung des Cannabis-Konsums eine Absage erteilt. (Leafly.de berichtete.) Sollte es allerdings zu einem politischen Konsens pro Cannabis-Freigabe kommen, hat die BAK erklärt, dass sich die Apotheken nicht verweigern werden und an einer praktikablen Lösung mitarbeiten.
„Derzeit wird öffentlich über die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken diskutiert. Aus fachlichen Gründen lehnt die Apothekerschaft unter Federführung der Bundesapothekerkammer die Legalisierung von Cannabis ab“, so BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer. Und weiter: „Falls es in Deutschland zu einem gesellschaftspolitischen Konsens kommen sollte, Cannabis für Genusszwecke zu legalisieren, dann würden die Apotheker zu einer Lösung beitragen, die den Besonderheiten von Cannabis-Produkten unter Qualitäts- und Sicherheitsaspekten Rechnung trägt“, so Kiefer.
Im Bundestag machen die Linke und die Grünen Druck, Cannabis freizugeben. Auch die FDP sowie Teile der SPD sind für eine liberalere und modernere Cannabis-Politik. Und kürzlich hat sich sogar Erwin Rüddel, CDU-Gesundheitspolitiker im Bundestag, für Cannabis-Modellprojekte ausgesprochen. (Leafly.de berichtete.) Dabei hat die Union bisher jegliche Liberalisierung in Sachen Cannabis strikt abgelehnt. Wenn sich jetzt aber ein breiter Konsens über die Parteien hinweg abzeichnet, könnte auch in Deutschland ein Kurswechsel in der Cannabis-Politik anstehen.
Cannabis-Legalisierung ist eine Kapitulation
Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der deutschen Bundesregierung, sieht die Cannabis-Legalisierung in Kanada laut Medienberichten zufolge als „Kapitulation“. So sei die Freigabe von Cannabis ein Schritt in die falsche Richtung. Als Grund führte die CSU-Politikerin an, dass der Cannabis-Konsum in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen sei.
Mortler setzt stattdessen auf einen „ganzheitlichen Ansatz“. In diesem Zusammenhang verwies sie unter anderem auf ein nationales Präventionskonzept, das gegenwärtig von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erarbeitet wird. Die Drogenbeauftragte rief dazu auf, „eher mit Prävention und Beratung“ zu beginnen.
Polizei-Gewerkschaft übt ebenfalls Kritik an Cannabis-Legalisierung
Auch die Gewerkschaft der Polizei äußerte sich kritisch über die Cannabis-Legalisierung in Kanada. So erklärte der Gewerkschaftsvorsitzende Oliver Malchow:
„Fällt ein Verbot, wird damit gleichzeitig suggeriert, dass etwas ja gar nicht so gefährlich ist, wie immer behauptet wurde.”
Des Weiteren spricht Malchow die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen eines regelmäßigen Cannabis-Konsums an – vor allem bei jungen Cannabis-Konsumenten. Mit der Cannabis-Legalisierung werde „ein hohes Risiko in Kauf genommen“. In Kanada liegt das Mindestalter für den Kauf von Cannabis je nach Provinz bei 18, 19 oder 21 Jahren.