Ist die Cannabis-Legalisierung überfällig?
In der DISKUTHEK, dem neuen Debattenformat vom Stern auf Youtube, haben kürzlich vier Personen zum Thema Cannabis-Legalisierung miteinander diskutiert. Dabei waren:
- Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter
- Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands
- Wiebke Winter, Junge Union Bremen
- Dominik Forster, ehemaliger Drogensüchtiger und Autor
Entkriminalisierung der Cannabiskonsumenten
Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher Kriminalbeamter und Wiebke Winter von der Jungen Union sprechen sich beide klar gegen die Cannabis-Legalisierung aus. Fiedler fordert aber dennoch die Entkriminalisierung der Cannabis-Konsumenten. Das „Mittel des Strafrechts“ sei hier nicht angebracht, eher eine Ordnungswidrigkeit, so der Vorsitzende des Bunds Deutscher Kriminalbeamter. Wobei Fiedler auch betont, dass nicht der Konsum in Deutschland strafbar ist, sondern nur der Besitz von Cannabis.
Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband setzt sich bekanntermaßen für die Cannabis-Legalisierung in Deutschland ein. In der stern-DISKUTHEK behauptet er: „In Deutschland werden jedes Jahr hundert Tonnen Cannabis verraucht. Der überwiegende Teil der Konsumenten hat kein gesundheitliches Problem mit dem Konsum.“ Auch wenn der Vorsitzende des Hanfverbands durchaus einsieht, dass Cannabis-Konsum zu Problemen führen kann, ist für ihn eine kontrollierte Freigabe längst überfällig.
Cannabis – „gesundheitsgefährdende Droge“
Für Wiebke Winter von der Jungen Union in Bremen ist Cannabis vor allem eine gesundheitsgefährdende Droge, die unbedingt verboten bleiben sollte. Ihre Botschaft lautet: „Lasst den Scheiß!“ Das Argument, dass ja auch Alkohol und Zigaretten für Erwachsene frei verkäuflich seien, obwohl diese ebenfalls gesundheitsgefährdend sind, lässt die junge Frau nicht gelten. Sie sieht ein, dass Tabak und Alkohol „nicht das Beste für die Gesundheit“ sei, aber der Umgang damit sei historisch gewachsen.
Auch für Sebastian Fiedler sind dies zwei unterschiedliche Diskussionen. Die gesundheitlichen Schädigungen, die wir in der Bevölkerung aufgrund des Konsums von Tabak und Alkohol sehen, sollte uns in der Diskussion um die Cannabis-Legalisierung „eine Warnung sein“. Georg Wurth dagegen kann nicht nachvollziehen, wieso hier unterschieden wird. Eine strebt eine Angleichung des Umgangs mit Cannabis, Alkohol und Tabak an.
Präventionsarbeit verbessern
Dominik Forster, E-Junkie und Autor, plädiert für die kontrollierte Cannabis-Legalisierung. Er war selbst jahrelang drogenabhängig, wurde obdachlos und endete schließlich im Gefängnis. Für ihn war Cannabis eine Einstiegsdroge, später hat er auch harte Rauschmittel konsumiert. Forster betont, wie schnell man Cannabis erliegen kann und möglicherweise dann mit Psychosen zu kämpfen hat.
„Ich finde es ganz wichtig, darauf hinzuweisen, dass es darauf ankommt, wie man diese Droge konsumiert. Es kann ein Medikament sein. Du kannst dich aber auch innerhalb kürzester Zeit behindert konsumieren“, so der Ex-Junkie, der mittlerweile Aufklärungsarbeit an Schulen leistet.
Trotz seiner eigenen Geschichte spricht sich Forster für eine Legalisierung von Cannabis aus – allerdings mit einer klaren Einschränkung. Erst müsse man die Präventionsarbeit an Schulen verbessern. Cannabis kontrolliert freizugeben, hält er zum jetzigen Zeitpunkt für gefährlich: „Deutschland ist null bereit für die Cannabis-Legalisierung.“
Cannabis-Legalisierung in Deutschland
Für die Cannabis-Legalisierung in Deutschland sprechen sich inzwischen die Linke, die Grünen und die FDP aus. Auch Teile der SPD und einzelne Abgeordnete der CDU unterstützen diese Idee. Dennoch sind die Anträge der FDP und der Linken zu dem Thema im Gesundheitsausschuss gescheitert (Leafly.de berichtete). Allein die Abstimmung über das Cannabiskontrollgesetz der Grünen steht noch aus.
Und auch Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich kürzlich in einem Interview gegen die Cannabis-Legalisierung ausgesprochen.