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Cannabisanbau/Versorgungslage – FDP fragt nach

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Die Versorgung der Cannabispatienten in Deutschland ist weiterhin schwierig: Es gibt hohe Auflagen und Deutschland ist vom Import abhängig, da bisher kein Cannabis im Land angebaut wird. Darüber hinaus sind die geplanten Mengen für den Cannabis-Anbau zu knapp bemessen. Die FDP fragt daher die Bundesregierung nach der Versorgungslage und der Marktsituation von Medizinalcannabis.

Cannabisanbau/Versorgungslage – FDP fragt nach

FDP beklagt Versorgungsunsicherheit der Cannabispatienten und fehlenden Cannabisanbau in Deutschland

Die FDP-Fraktion im Bundestag lässt nicht locker. Sie fragt die Bundesregierung erneut nach der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Medizinalcannabis. Noch immer sei die Patientenversorgung mit hohen Auflagen verbunden. Diese gälten etwa bei der Prüfung von Cannabisblüten durch Apotheken. Außerdem gefährden aus Sicht der Liberalen der fehlende Cannabisanbau in Deutschland und die dadurch verursachte Abhängigkeit von Importen die Versorgung der deutschen Cannabispatienten. Das schreibt die FDP in ihrer Kleinen Anfrage.

Weiter sind die Liberalen rund um den Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg besorgt, dass die geplanten Anbaumengen von Cannabis nicht ausreichen werden. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Cannabis als Medizin werde deutlich mehr Medizinalhanf für den deutschen Markt benötigt, als die Cannabisagentur bisher ausgeschrieben hat.

Bedarf an Cannabis als Medizin steigt deutlich

Dass der Bedarf an Cannabis als Medizin seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes rasant steigt, belegen auch die Zahlen der Krankenkassen. Wir von Leafly.de haben bei den vier großen Kassen AOK, Barmer, Techniker und DAK nachgefragt, wie viele Anträge auf Cannabis-Therapie sie seit März 2017 erhalten und genehmigt haben. Aus unserer Umfrage geht hervor, dass deutschlandweit inzwischen bei mehr als 22.000 Menschen eine Behandlung mit Cannabis genehmigt wurde. Und das allein bei den vier großen gesetzlichen Krankenkassen. Die kleineren gesetzlichen Versicherer sowie die Privatpatienten kommen noch hinzu. (Leafly.de berichtete.)

Nach Schätzungen der Cannabis-Experten Prohibition Partners gibt es in Deutschland insgesamt mehr als 40.000 Patientinnen und Patienten, die Cannabis-Arzneimittel (CAM) und pharmazeutische Cannabisblüten anwenden.

Situation muss sich für alle Beteiligten verbessern

Die FDP macht in ihrer Anfrage außerdem darauf aufmerksam, dass genügend unterschiedliche Cannabissorten mit eigenen THC- und CBD-Werten zur Verfügung stehen müssen. Denn für unterschiedliche Therapiekonzepte seien auch unterschiedliche Cannabissorten nötig.

Für alle Beteiligten – Patienten, Apotheken, Importeure und Hersteller – müsse die Lage verbessert werden. Es sei wichtig, eine sichere und kostengünstige Versorgung der Cannabispatienten zu gewährleisten. Zudem bestünden beim Anbau und dem Export von Cannabis große Chancen für Deutschland, global neue Märkte zu erschließen.

Welchen Bedarf wird es zukünftig geben?

Die Abgeordneten der FDP fragen nun die Bundesregierung, welche Cannabis-Produkte im Jahr 2018 an die Patienten ausgegeben wurde. Außerdem wollen sie wissen, mit welchem Bedarf an den unterschiedlichen Cannabis-Produkten die Regierung bis zum Jahr 2023 rechnet. Falls die Nachfrage die angebauten Mengen überschreiten sollte, wie sollen dann die fehlenden Mengen an Medizinalcannabis in Deutschland zur Verfügung gestellt werden?

Bereits seit 2017 kommt es in den Apotheken regelmäßig zu Lieferengpässen bestimmter Blütensorten. Teilweise müssen Patienten wochenlang – manchmal sogar monatelang – auf ihr Medikament warten. Auf eine andere Cannabissorte umzusteigen, ist für die Betroffenen nicht immer einfach. Erst kürzlich haben wir darüber berichtet, dass viele Cannabispatienten unter dem Problem der Lieferengpässe von pharmazeutischem Cannabis aus der Apotheke leiden.

Export auch für Medizinalcannabis aus Deutschland?

Die FDP interessiert auch, wie die Bundesregierung zu dem Vorstoß Dänemarks steht, den Cannabisanbau und Export von Medizinalcannabis weitgehend zu liberalisieren. (Leafly.de berichtete.) Könnte sie sich solch einen Schritt auch für Deutschland vorstellen? Und da der Bedarf an Cannabis weltweit wächst, wie will die Bundesregierung da sicherstellen, dass es in Zukunft zu keinen Versorgungsengpässen in Deutschland kommt?

Insgesamt stellt die FDP 13 Fragen zur Marktsituation von Medizinalhanf. Wir sind auf die Antworten gespannt und werden weiter über das Thema berichten.

Update vom 15. April 2019

Inzwischen hat das BMG auf die Kleine Anfrage der FDP geantwortet. Hier geht es zu den Antworten.

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