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Cannabisentzug: Hydrolasehemmer soll helfen

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

US-amerikanische Forscher zeigten jetzt im Rahmen ihrer Studie, dass die Blockade der Fettsäureamid-Hydrolase die Symptome beim Cannabisentzug reduzierte. Der Cannabiskonsum reduzierte sich mit einem solchen Hydrolasehemmer um fast 70 Prozent.

Cannabisentzug: Hydrolasehemmer soll helfen

Forscher vom Connecticut Healthcare System in West Haven berichten im Rahmen ihrer Studie, dass der Cannabismissbrauch in vielen Ländern zu erheblichen Problemen führe. So erfüllten in US-Studien ungefähr 30 Prozent der Cannabiskonsumenten die DSM-IV-Kriterien für Missbrauch und Sucht. Für den Cannabisentzug habe sich bisher noch keine medikamentöse Therapie etabliert.

In Tierversuchen konnten die Forscher zeigen, dass eine Blockade der Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH) vielversprechende Ergebnisse zeigte. So spaltet die Hydrolase körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide) wie Anandamid, sodass diese Blockade zu einem erhöhten Endocannabinoidspiegel führte. Dies soll Symptome des Cannabisentzugs wie Verlangen, Reizbarkeit, Gewichtszunahme und Insomnie dämpfen.

Cannabisentzug: Symptomlinderung mit FAAH-Hemmer

An der Studie nahmen 70 Männer im Alter von 28 Jahren teil, die auf Cannabis verzichten wollten. Alle Probanden erfüllten die DSM-IV-Kriterien für eine Abhängigkeit. Vor der Studie hatten die Probanden im Durchschnitt drei bis vier Joints täglich über mehrere Jahre inhaliert. Des Weiteren heißt es, dass eine weitere Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie gewesen sei, dass sie mindestens einen erfolglosen Cannabisentzug mit Entzugserscheinungen hinter sich hatten.

Im Rahmen der Studie erhielten zwei Drittel der Probanden jeden Tag 4 Milligramm des neu entwickelten FAAH-Hemmers PF-0445784. Das restliche Drittel erhielt ein Placebo. Dabei dauerte der stationäre Cannabisentzug fünf bis acht Tage. Danach konnten die Teilnehmer nach Hause gehen und sollten die Medikation weitere drei Wochen einnehmen.

Ergebnisse der Studie

Mithilfe der „Marijuana Withdrawal Symptom Checklist“ hielten die Forscher die Entzugssymptome der Teilnehmer während des Klinikaufenthaltes fest. Schon am ersten Tag zeigten sich deutliche Unterschiede. So erreichte die Placebogruppe 11,0 Punkte und die FAAH-Hemmer-Gruppe 6,0 Punkte. Am zweiten Tag war die Differenz am größten mit 5,7 Punkten. Anschließend näherten sich die Werte unter Placebo und Verum an. Am Ende des stationären Aufenthaltes gab es noch eine Differenz von 1,4 Punkten (9,0 vs. 7,6 Punkte). Demnach gab es nur an den ersten beiden Tagen signifikante Unterschiede. Dennoch ließen sich die Symptome des Cannabisentzugs zu Beginn der Entwöhnung laut den Forschern deutlich reduzieren.

Die Teilnehmer in der Placebogruppe rauchten nach vier Wochen wieder 1,3 Joints pro Tag. Hingegen rauchten die Teilnehmer aus der FAAH-Hemmer-Gruppe nur 0,4 Joints pro Tag. Das heißt also, dass 70 Prozent weniger geraucht wurde. Um die Angaben der Teilnehmer zu sichern, untersuchten die Forscher die THC-Metaboliten im Urin der Teilnehmer. Es zeigte sich, dass die THC-Metaboliten bei den Männern der FAHH-Hemmer-Gruppezweieinhalbfach niedriger war als bei den Teilnehmern in der Placebogruppe.

Darüber hinaus heißt es, dass die Probanden mit dem FAAH-Hemmer besser schlafen konnten. Auch auf der Depressions-, Angst- und Reizbarkeitsskale schnitten sie besser ab. Mit 88 Prozent wurde die Adhärenz als hoch bewertet. Jeweils 17 Prozent in beiden Gruppen hatten die Therapie abgebrochen. Zudem nannten 46 Prozent mit Placebo und 43 Prozent mit Verum unerwünschte Nebenwirkungen.

Studie wirft neue Fragen auf

Im Ergebnis heißt es, dass die Studie erstmals Hinweise auf den Nutzen eines FAAH-Hemmers zum Cannabisentzug ergeben habe. Jedoch werfe die Studie auch einige Fragen auf, denn mit vier Wochen war sie relativ kurz. Man dürfte also auf Langzeitergebnisse zur Abstinenz gespannt sein. Ebenfalls bleibt unklar, ob sich die Alltagsfunktion der Cannabiskonsumenten mit den FAAH-Hemmern verbessert.

 

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