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Cannabismarkt: Sind die Niederlande zu spät?

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Die Niederlande sind bekannt für ihr Cannabis. Aus allen Teilen der Welt kommen Cannabisliebhaber und besuchen die berühmten Coffeeshops. Während andere Länder in puncto Legalisierung voranschreiten, sinkt jedoch der Anteil der Niederlande am Exportmarkt.

Cannabismarkt: Sind die Niederlande zu spät?

Im Jahr 1976 entkriminalisierten die Niederlande Cannabis. Eine Legalisierung zog das Land bislang nicht in Erwägung. Doch die niederländischen Cannabisanbauer wissen, dass der Cannabismarkt boomt – jedoch nicht im eigenen Land.

Cannabismarkt in den Niederlanden

Einem Medienbericht zufolge sehen die Cannabiszüchter in den Niederlanden die Zukunft des Cannabisgeschäfts in Nordamerika und nicht im eigenen Land. Inzwischen haben elf US-Bundesstaaten Cannabis legalisiert. In 34 US-Bundesstaaten ist der Cannabiskonsum für medizinische Zwecke erlaubt. Und Kanada hat Cannabis im Jahr 2018 legalisiert.

Lesen Sie hier mehr über die Legalisierung von Cannabis in der Welt.

Der niederländische Unternehmer Jair Velleman erklärte laut dem Medienbericht, dass das Land den Vorsprung verloren habe. Er selbst betreibt sein Unternehmen in Kalifornien. Den erzielten Umsatz von 50 Millionen US-Dollar will er verdoppeln.

„In den USA kann ich Geld verdienen. In den Niederlanden gelte ich nur als verrückter Cannabis-Aktivist“, so Velleman.

Da immer mehr US-Bundesstaaten Cannabis legalisieren, entsteht dort ein regelrechter „Grasrausch“. Experten schätzen den Cannabismarkt auf mehrere Milliarden US-Dollar. Aber auch in Europa boomt das Cannabisgeschäft. So prognostizierte das britische Beratungsunternehmen Prohibition Partners, dass sich der jährliche Umsatz von 39 Milliarden US-Dollar sogar verhundertfachen könnte. Dabei macht der größte Teil das medizinische Cannabis aus.

„Doch mit Ländern, die dazu bereit sind, ihre strengen Gesetze zu lockern, besteht die Gefahr, dass die Niederlande zurückfallen“, führte Stephen Murphy, Geschäftsführer von Prohibition Partners, aus.

Können die Niederlande noch umlenken?

Die Niederlande scheinen das Problem erkannt zu haben. Denn die Regierung experimentiert nun mit staatlich reguliertem Cannabis, um das Cannabisgeschäft voranzutreiben. Der Wert dieses Marktes könnte Prohibition Partners zufolge bis zu eine Milliarde Euro im Jahr einbringen.

Im November letzten Jahres wählte die Regierung für eine Studie zehn Gemeinden aus, in denen nur noch staatlich gezüchtetes Cannabis in Coffeeshops gekauft werden kann (Leafly.de berichtete). Bisher habe jedoch laut dem Bericht nur ein Unternehmen die Erlaubnis für den Cannabisanbau erhalten.

„Angesichts des landwirtschaftlichen Wissens, der Coffeeshop-Kultur und der wählerischen Cannabiskonsumenten in den Niederlanden, hat das Bemühen Potenzial, die Industrie zu verjüngen“, erklärte Eric Siereveld, Leiter des Saatgutverkäufers Dutch Passion.

Weiter erklärte er, dass die Qualität des staatlich regulierten Cannabis so gut sei, dass niederländisches Cannabis wieder führend werden könnte.

Cannabisanbau in einer rechtlichen Grauzone

Für viele niederländische Unternehmen bleibt die rechtliche Grauzone ein Problem. Beispielsweise war es dem lizenzierten Cannabisunternehmen Projekt C nicht möglich, ein Konto zu eröffnen. Ein Richter wies dann letztlich die Bank an, mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten.

Nach Angaben des Berichtes habe dann die Stadt Drimmelen im Dezember letzten Jahres dem Unternehmen die Übernahme eines Gewächshauses verboten. Denn die lokalen Politiker sollen Angst um ihren guten Ruf gehabt haben. Schließlich könnte das Unternehmen mit dem Cannabisanbau Kriminelle anziehen.

Weiter heißt es, dass zahlreiche niederländische Unternehmen ihr Geschäft in die USA und nach Kanada gebracht haben.

David Duclas, Marketingchef der niederländischen Cannabis-Samenbank Sensi Seeds, erklärte, die niederländische Regierung zu spät dran sei. Weiter befürchtet er, dass die Unternehmen in den Niederlanden es schwer haben, mit den besten Cannabissorten aus Nordamerika zu konkurrieren. Und so hätten die Niederlande eine große Chance verpasst.

„Und auf lange Sicht geht es nicht nur um ein paar Millionen Dollar, sondern um Milliarden“, so Duclas.

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