StartseiteAlle ArtikelIndikationenDepressionenAngststörung Therapie: Hilft CBD gegen Angst?

Angststörung Therapie: Hilft CBD gegen Angst?

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Cannabidiol (CBD), das zweitbekannteste Cannabinoid aus der Hanfpflanze, rückt immer mehr in den Fokus der Forschung, denn das Cannabinoid ist unter anderem für seine entzündungshemmende, entkrampfende, angstlösende und antipsychotische Wirkung bekannt. Kann also CBD in der Zukunft eine nebenwirkungsfreie Alternative und/oder Ergänzung zu den aktuell verfügbaren Medikamenten sein?

Angststörung Therapie: Hilft CBD gegen Angst?

Mehr als vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Angststörung, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nach Depressionen ist die Angststörung die zweithäufigste psychische Erkrankung. Aufgrund dieser Entwicklung hat die Pharmaindustrie in den vergangenen Jahren zahlreiche Arzneimittel zur Angstbehandlung entwickelt. Diese versprechen eine Linderung, sind aber nicht nebenwirkungsfrei.

Cannabidiol (CBD) ist wie Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) eines von über 100 Cannabinoiden, die in Cannabispflanzen enthalten sind und können eine Angst bzw. Angstzustände mindern. Dieses wichtige Phytocannabinoid, macht bis zu 40% des Pflanzenextraktes aus. Entdeckt wurde das nicht-psychoaktive Phytocannabinoid bereits im Jahr 1963 von Raphael Mechoulam, einem Hochschullehrer an der Hebräischen Universität Jerusalem, Israel. Um die angstlösende CBD-Wirkung zu verstehen und wie das Cannabinoid in der Angstbehandlung eingesetzt werden kann, müssen wir zunächst einen Schritt zurückgehen.

Angst Definition: Was ist Angst, und warum ist sie so wichtig?

Jeder Mensch kennt das Angstgefühl. Angst ist ein wichtiger Instinkt und eine natürliche Reaktion, die seit Urzeiten fest in uns verankert ist. Einst war sie sogar für uns überlebenswichtig. Standen wir nämlich beispielsweise einem Säbelzahntiger gegenüber, bereitete uns dieses Gefühl auf die Flucht oder den Angriff vor. Heute nehmen wir die Angst allerdings nicht mehr ganz so bewusst war, sondern verspüren vielleicht nur ein beklemmendes Gefühl oder ein Zögern.

Dennoch schützen uns die Angstgefühle im Leben. Das zeigt sich beispielsweise, wenn wir über die Straße gehen möchten. Unser Instinkt wittert dann eine mögliche Gefahr und instinktiv sehen wir nach links und nach rechts, bevor wir die Straße überqueren. Die Angst ist also ein sinnvolles Gefühl und hilft uns dabei, Gefahren zu vermeiden.

Liegt jedoch eine Angststörung vor, kann die Angstreaktion auch in nicht gefährlichen Situationen, wie zum Beispiel an der Kasse im Supermarkt, auftreten und ist unangemessen übersteigert. Die Angst entwickelt dann eine Eigendynamik und es kommt zu einer Fehlsteuerung des Angst-Stress-Reaktionssystems.

Diagnostik: Was wird unter einer Angststörung verstanden?

Die heutige Diagnostik differenziert zwischen verschiedenen Krankheitsbildern:

  • Panikstörung (Panik Syndrom): Betroffene leiden an immer wieder plötzlich auftretenden Panikattacken (Angstanfällen), ohne dass eine reale Gefahr besteht. Dabei scheint die körperliche Angstreaktion aus heiterem Himmel zu kommen, was als gesundheitliche Bedrohung erlebt wird. Die Beschwerden zeigen sich auf körperlicher Ebene in Form von Herzrasen, Engegefühl in der Brust, Atemnot, Schweißausbrüchen, Hitzegefühle, Kälteschauer, Zittern, Kribbeln oder Taubheitsgefühle sowie Übelkeit. Die psychischen Symptome sind die Angst, verrückt zu werden, die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben.
  • Generalisierte Angststörung: Menschen erleben anhaltende, generalisierte Angstgefühle, die nicht auf bestimmte Umgebungsbedingungen beschränkt sind. Betroffene leiden an unbegründeten Sorgen/Befürchtungen, der Angst vor Erkrankungen oder zukünftigen Unglücken. Die Angstsymptome zeigen sich in Konzentrationsstörungen, Nervosität, Hitzewallungen, ständige Angespanntheit, Benommenheit, Spannungskopfschmerzen, Muskelverspannungen, Schmerzen und Schlafstörungen.
  • Agoraphobie (Platzangst) und Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen): Anders als bei der Panikstörung und der generalisierten Angststörung, deren Symptome meist ohne erkennbaren Grund auftreten, werden die Platzangst und die Klaustrophobie durch bestimmte Orte bzw. Situationen wie Menschengedränge oder enge Räume ausgelöst. Im Extremfall sind Menschen nicht mehr in der Lage, ihre Wohnung zu verlassen.
  • Soziale Phobie (soziale Angststörung): Menschen mit sozialen Ängsten nehmen aus unterschiedlichen Gründen nicht an gesellschaftlichen Zusammenkünften teil. Sie befürchten, auf Ablehnung zu stoßen, dass sie die Erwartungen von anderen nicht erfüllen können oder andere Probleme. Begleitet wird dies mit der Angst, dass andere ihnen ihre Angst oder Nervosität ansehen könnten. Auch hier werden die Ängste durch verschiedene körperliche Symptome wie Beklemmungs- oder Schwindelgefühle, Übelkeit, Würgereiz, Kopf- und Magenschmerzen und Durchfall begleitet.

Wie entsteht Angst?

Angststörungen entstehen im Körper nach einem Schema: Unsere Sinnesorgane nehmen zunächst etwas wahr. Also kann es sein, dass wir etwas sehen, spüren, hören, riechen oder schmecken. Diese Wahrnehmung gelangt in unser Gehirn und die Großhirnrinde interpretiert diese aufgrund unserer vergangenen Erfahrungen – im Falle der Angst als lebensgefährlich.

Diese Meldung gelangt dann in das sogenannte limbische System, das aus der Amygdala (Mandelkern) und dem Hippocampus besteht. Der Hypothalamus löst dann die Angstsymptome, indem er dem Nebennierenmark signalisiert, Adrenalin, Noradrenalin, Kortison und Kortisol auszuschütten.

Infolge dessen werden das sympathische und parasympathische Nervensystem aktiviert. Dieser Prozess entwickelt sich innerhalb von Millisekunden und manchmal entsteht diese Reaktion sogar, ohne eine Interpretation der Wahrnehmung. Das passiert zum Beispiel, wenn wir plötzlich aufschrecken.

Angstzustände können verschiedene Ursachen haben.

Welche Symptome einer Angststörung werden durch das Nervensystem hervorgerufen?

Verantwortlich für die körperlichen Reaktionen bzw. die Panik ist das sympathische Nervensystem, das folgende Symptome hervorruft:

  • Der Herzschlag erhöht sich und infolge dessen erweitern sich die Herzkranzgefäße und der Blutdruck steigt an. Die Blutgefäße der inneren Organe und der Haut verengen sich.
  • Die Skelettmuskeln spannen sich aufgrund der stärkeren Durchblutung an. Wir sind dann bereit zur Flucht oder zum Kampf.
  • Das Blut verdickt sich, was zur Vorbereitung auf mögliche Verletzungen passiert.
  • Die Bronchien erweitern sich, wodurch wir schneller atmen. Der Organismus wird besser mit Sauerstoff versorgt.
  • Der Stoffwechsel wird beschleunigt, damit wir mehr Energie bekommen.
  • Die Verdauung, der Harn- und Stuhldrang werden eingestellt und wir verspüren keinen Appetit oder Hunger. Außerdem steigen die Blutfettwerte (Cholesterin) und Blutzuckerspiegel.
  • Die Geschlechtsorgane werden schwächer durchblutet, da der Sexualtrieb weder für die Flucht noch für den Angriff nützlich ist.
  • Damit wir besser sehen können, weiten sich unsere Pupillen.
  • Um genügend Energie zu bekommen, zapft der Organismus unsere Energiereserven an.
  • Der Körper entwickelt kalten Schweiß und die Körpertemperatur steigt an.
  • Wir fühlen uns unruhig, erregt und nervös. Dabei sind wir aber hellwach und konzentrieren uns auf die „Gefahr“.

Das parasympathische Nervensystem sorgt dafür, dass unser Körper in den Normalzustand zurückgekehrt.

Angststörungen und ihre Ursachen

Es existieren unterschiedliche Theorien über die Entstehung von Angsterkrankungen. Psychologische und neurobiologische Faktoren spielen hier eine wichtige Rolle und auch genetische Faktoren scheinen bedeutsam zu sein. Langanhaltende stressreiche Phasen, Depressionen, traumatische Erlebnisse, körperliche oder seelische Gewalt sind mögliche Auslöser.

Mediziner und Forscher gehen davon aus, dass das Gleichgewicht von Botenstoffen (Neurotransmittern), wie zum Beispiel Noradrenalin, Serotonin oder Gamma Aminobuttersäure (GAB) gestört ist. Die Ursachen sind aber dennoch nicht vollends geklärt.

Angststörung Behandlung: Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei leichten Ängsten und Panikattacken helfen meist schon Entspannungsverfahren und ein Stressabbau. Wenn die psychische Erkrankung jedoch so belastend ist, dass Betroffene ihr Leben, ihren Alltag und Probleme nicht mehr meistern können und extrem leiden, kann eine Verhaltenstherapie eine sinnvolle Hilfe bieten. Diese hat sich insbesondere bei Angststörungen und Panikattacken als effektiv erwiesen. Medikamente können unterstützend zum Einsatz kommen, insbesondere dann, wenn neben der Angsterkrankung auch eine Depression auftritt.

Wie wirksam sind Medikamente gegen Angst?

Mithilfe von Psychopharmaka kann meist nur eine kurzzeitige Besserung der Angstsymptome erreicht werden, solange das jeweilige angstlösende Arzneimittel eingenommen wird. Eine „Heilung“ der Angsterkrankung ist damit nicht möglich. Auch eine Verhaltenstherapie kann durch die Einnahme von Medikamenten nicht ersetzt werden. Problematisch ist zudem, dass Arzneimittel den Erfolg einer Therapie gefährden können.

So kann unser Gehirn das Erlernte nur zustandsabhängig abspeichern. Nach dem Absetzen der Medikamente können die erworbenen Fortschritte, wie zum Beispiel durch eine Reizkonfrontation, verschwinden, da der Betroffene das Erlernte nicht in den medikamentenlosen Zustand entsprechend übertragen kann.

Es wird immer wieder kontrovers darüber diskutiert, ob überhaupt, und wenn ja, welche Angstmedikamente verordnet werden sollen. Während die eine Seite behauptet, dass Arzneimittel wie Antidepressiva eine Besserung der Angsterkrankung bringen, führt die andere Seite aus, dass diese Mittel nur unbefriedigend wirken und gefährliche Nebenwirkungen haben. Beispielsweise wurde im Jahr 2013 im Deutschen Ärzteblatt berichtet, dass Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eine positive Wirkung haben können und im Allgemeinen gut verträglich seien. Andererseits berichtet die Weisse Liste gemeinnützige GmbH, dass Angstmedikamente nur bei 54 von 100 Patienten wirken.

Welche Medikamente werden gegen Angstzustände verordnet?

Zu Informationszwecken, und weil eben Cannabidiol andere Wirkmechanismen besitzt, werden im nachfolgenden die Arzneimittel beschrieben, die am häufigsten bei Angsterkrankungen verschrieben werden. Eine Empfehlung für oder gegen diese Medikamente darf hier nicht abgeleitet werden.

Medikamenten-
gruppe
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)Benzodiazepine (Tranquilizer)
Wirkstoffgruppeu.a. Sertralin, Fluoxetin, Citalopram, Paroxetin,
Escitalopram, Fluvoxamin
u.a. Diazepam, Lorazepam, Alprazolam, Bromazepam
IndikationMilderung von Angsterkrankungen, Stimmungs-
aufhellung bei Depressionen oder bei Schmerzen
Angststörungen, Epilepsie, Unruhe,
schwere Erregungszustände, Panik-
attacken
WirkungSSRI sollen aktivierend, angstlösend und stimmungs-
aufhellend wirken und blockieren den Rücktransport
von Serotonin („Glückshormon“) in seine zellulären
Speicher. Der Botenstoff bleibt hierdurch länger
im Synapsenspalt, sodass die Wirksamkeit erhöht
wird.
Benzodiazepine greifen in den Stoff-
wechsel der Gehirnnervenzellen ein.
Die Folge: Die Erregbarkeit der
Nervenzellen wird gehemmt. Sie
gelten als schnell wirkende
Beruhigungsmittel bei Angst.
Eintritt der
Wirkung
nach 2-4 Wocheninnerhalb weniger Minuten
Neben-
wirkungen
u.a. Angst, Mundtrockenheit, Schwindel, Übelkeit,
Durchfall, Nervosität, Zittern, vermehrtes Schwitzen
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Agitation,
Verstopfung, Sexualtriebabnahme, Gewichtszunahme
u.a. Benommenheit, Müdigkeit,
Schwindel, eingeschränktes
Denkvermögen, Blutdruckabfall,
Muskelschwäche, Mundtrockenheit,
Sexualtriebabnahme
Abhängigkeits-
potenzial
Körperlich: niedrig

Psychisch: hoch

Körperlich: sehr hoch

Psychisch: sehr hoch

Pflanzliche Medikamente gegen Angst

Es gibt einige andere Medikamente auf pflanzlicher Basis, die in der Volksmedizin als angstdämpfend, beruhigend und schlaffördernd gelten. Diese pflanzlichen Mittel (Phytopharmaka) können unter Umständen Angstzustände lindern und für ein besseres Wohlbefinden sorgen. Hierzu gehören:

Pflanzliche SubstanzBeschreibungWirkung
BaldrianDurch Baldrian wird eine
Erhöhung der GABA-
Konzentration im
synaptischen Spalt
bewirkt. Außerdem wirkt
Baldrian auf die
Adenosin-Rezeptoren.
beruhigend und schlaffördernd
MelisseMelisse kann den Appetit
anregen und wird häufig
bei psychosomatischen
Beschwerden im Magen-
Darm-Trakt angewendet.
Außerdem soll es bei nervös
bedingten Einschlafstörungen
helfen. Die Wirksamkeit wird
jedoch als unbefriedigend
beschrieben.
Magen-Darm-Beschwerden,
Einschlafstörungen
HopfenDer Inhaltsstoff Methylbutenol
hat in Tierversuchen ein
sedatives Wirkungspektrum
gezeigt. Klinische Studien
fehlen jedoch. In
Kombinationspräparaten
mit Baldrian und Melisse,
soll die Hopfenwirkung
besser zur Geltung kommen.
beruhigend und schlaffördernd
LavendelDie Wirksamkeit von Lavendel
ist noch wenig erforscht,
jedoch soll sie schwach
beruhigend sein.
beruhigend und schlaffördernd
PassionsblumeDas Wirkungsspektrum von
Passionsblumenextrakt ist
nicht erwiesen, jedoch
wird es bei Angstzuständen,
Einschlafschwierigkeiten
und nervöser Unruhe
eingesetzt.
beruhigend
JohanniskrautIn einigen Studien konnte
nachgewiesen werden, dass
Johanniskrautextrakt bei
leichten bis mittelschweren
Depressionen wirksam ist.
Die Wirksamkeit als
Beruhigungsmittel bei
Angst ist jedoch nicht
gesichert.
depressive Verstimmungen

Cannabis Wirkung auf den Körper: Wie wirkt CBD?

Die THC-Wirkung im Körper ist gut erforscht und es ist nachgewiesen worden, dass THC die Cannabinoid Rezeptoren im Körper aktiviert. Bekannt sind vor allem die Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2. Erfolgt die Aktivierung durch das THC, entwickelt sich die bekannte psychische Wirkung sowie auch die therapeutisch nutzbaren Wirkungen. Somit beeinflusst THC das körpereigene Endocannabinoid System. Die Wirkmechanismen von CBD, das nicht-psychoaktive Cannabinoid, sind wesentlich vielfältiger und längst sind noch nicht alle erforscht.

Bekannt ist, dass das Phytocannabinoid Cannabidiol die folgenden Rezeptoren beeinflussen kann:

CB1-Rezeptor

Schon vor Jahrzehnten wurde entdeckt, dass der CB1-Rezeptor durch das Phytocannabinoid blockiert wird und die THC-Wirkungen wie die Appetitanregung, die Steigerung der Herzfrequenz sowie die psychoaktive Wirkung hemmt. Des Weiteren hemmt CBD die Aufnahme und den Abbau des körpereigenen Endocannabinoids Anandamid. Da Anandamid den CB1- und CB2-Rezeptor aktiviert, könnte durch die zusätzliche Gabe von CBD eine Anandamid-Aktivierung verstärkt werden. Gerade in Bezug auf Patienten mit Schizophrenie scheint dies interessant zu sein, da diese nachweislich einen erhöhten Anandamid-Spiegel im Gehirn (Nervenwasser) aufweisen.

Vanilloidrezeptoren und Glycinrezeptoren

DasPhytocannabinoid stimuliert aber auch die Vanilloidrezeptoren 1 und 2. Dabei befinden sich die Vanilloidrezeptoren des Typs 1 hauptsächlich auf Nervenendigungen, die als Schmerzrezeptoren dienen. Durch die Aktivierung beider Rezeptoren könnte CBD schmerzlindernd wirken. Außerdem gehen Forscher davon aus, dass CBD die Glycinrezeptoren aktiviert, die chronische Schmerzreize unterdrücken können. Darüber hinaus verstärkt CBD die Signalgebung durch Adenosin, das die Ausschüttung von aktivierenden Neurotransmittern wie beispielsweise Dopamin, Noradrenalin oder Acetylcholin blockiert. Infolge dessen weiten sich die Blutgefäße und der Blutdruck sinkt. Auf diesem Wirkmechanismus könnte auch die entzündungshemmende Eigenschaft von CBD beruhen.

5-HT1A-Rezeptor

Der 5-HT1A-Rezeptor befindet sich im Gehirn und im Rückenmark und ist für unterschiedliche Effekte (Lernvorgänge, Körpertemperaturregulierung etc.) verantwortlich. Diesen Effekt macht sich bereits jetzt schon die Medizin zunutze. So binden die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmeinhibitoren (SSRIs) an den 5-HT1A-Rezeptor. Da das Phytocannabinoid ebenfalls an diesen Rezeptor bindet, könnte dies zur Milderung der Angst beitragen.

Studien zeigen Cannabidiol Wirkung gegen Angst

Lange Zeit beschäftigten sich Studien immer nur mit dem Cannabinoid THC aus der Hanfpflanze und vernachlässigten das nicht-psychoaktive Phytocannabinoid. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass Cannabidiol als Medikament ein breites Wirkungsspektrum besitzt.

Bereits im Jahr 2011 zeigten Tier- und Humanstudien in Brasilien, dass CBD anxiolytische (angstlösende) Effekte aufweist. Im Rahmen dieser Studie erhielt eine Gruppe von Patienten mit einer generalisierten Angststörung in der ersten Sitzung 400 Milligramm CBD und die zweite Gruppe ein Placebo. In der zweiten Sitzung bekam die Placebo-Gruppe das CBD und die CBD-Gruppe ein Placebo. Im Ergebnis heißt es, dass das Phytocannabinoid die Ängste der Patienten reduzieren konnte und dass es vermutlich in den limbischen und paralimbischen Gehirnbereichen wirkt.

Noch im gleichen Jahr wurden ebenfalls an der brasilianischen Universität in Sao Paulo weitere Studien durchgeführt. Unter der Leitung von Mateus M. Bergamaschi konnte festgestellt werden, dass CBD Sprechern in der Öffentlichkeit oder vor Publikum helfen konnte, ihre Ängste zu lindern, und das mit nur einer CBD-Einnahme.

Weitere interessante Studien

In der Daily Mail gab es dann im Jahr 2014 einen Bericht über eine Cannabis-Studie an der Vanderbilt University. Hier heißt es, dass die Cannabinoidrezeptoren im Körper an der „Kampf oder Flucht Reaktion“ beteiligt sind. In einem Mausmodell konnten zum ersten Mal Cannabinoidrezeptoren im zentralen Kern der Amygdala, ein Teil des limbischen Systems im Gehirn, identifiziert werden. Hierzu erklären die Forscher, dass diese Entdeckung dabei helfen kann, zu verstehen, warum Konsumenten angeben, sie würden Cannabis nehmen, um Angstzustände zu reduzieren.

Interessant ist des Weiteren, dass Forscher zeigen konnten, wie die Nervenzellen in diesem Gehirnareal ihre eigenen natürlichen Endocannabinoide produzieren und freisetzen. Dementsprechend gehen die Forscher davon aus, dass das körpereigene Endocannabinoid System die Angst als auch die Reaktion auf Stress durch die Dämpfung spezieller Signale, die den Neurotransmitter Glutamat enthalten, regulieren kann. Auch die durch Cannabis zugeführten Cannabinoide docken an die Cannabinoid-Rezeptoren, was die angstlösende Wirkung erklären könnte.

In einer aktuellen spanischen Studie fanden die Forscher an Tiermodellen heraus, dass eine Verstärkung der Serotonin- und Glutamat-Signalisierung durch die Aktivierung des 5-HT1A-Rezeptors durch das CBD stattfand. Im Ergebnis heißt es, dass CBD-Produkte ein neuartiges Antidepressivum sein könnten, das schneller wirkt als SSRIs.

CBD-Öl kann bei Angstzuständen helfen.

CBD-Produkte: Wirkt CBD-Öl gegen Angst?

Hanföl bzw. CBD Öl kann eine Alternative zu den klassischen Medikamenten sein. Gewonnen wird das CBD-Öl durch die Destillation, wodurch die Cannabis-Inhaltsstoffe gelöst werden. Da die gesetzlich zugelassene THC-Menge von 2 Prozent nicht überschritten wird bzw. enthält CBD-Öl nur Spurmengen von THC oder gar kein THC, kann CBD-Öl legal in einem Geschäft oder Internet gekauft werden.

Auf dem Etikett des CBD-Öls sollte der Inhalt vollständig beschrieben sein. Ebenso sollte die Menge pro Inhaltsstoff (z. B. Alkanenitrogenisier Verbindungen, Terpene, Aminosäuren, Flavonoide, Zucker, Vitamine etc.) sowie die Herstellungsmethode mit Alkohol oder Olivenöl beim CBD Öl angegeben sein. Das Gleiche gilt für die Anweisungen für die Einnahme sowie die Maximaldosis. Auch die genaue CBD-Konzentration sollte angegeben sein.

Darüber hinaus ist es ratsam, auf die Dosierungsempfehlungen des Herstellers zu achten und ggf. mit einem Tropfen CBD-Öl zu beginnen, sodass die Wirkung erst einmal getestet wird. CBD-Öl gilt als sichere Substanz und hat nur wenige Nebenwirkungen wie beispielsweise niedriger Blutdruck, Schläfrigkeit oder trockenen Mund. Diese treten jedoch in der Regel auch nur nach einer Überdosierung des CBD Öls auf.

Resümee: CBD Öl besitzt großes therapeutisches Potenzial zur Behandlung von Angststörungen

Die meisten Untersuchungen und Studien basieren noch auf Tierversuchen. Fakt ist aber, dass CBD das Potenzial besitzt, eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Angsterkrankung zu spielen. Weitere Forschungen sind weiterhin notwendig, vor allem umfangreiche randomisierte Kontrollversuche, um die langfristigen Effekte und das Potenzial des CBD zu untersuchen. So könnte bei nachgewiesener Wirksamkeit und des sehr günstigen Nebenwirkungsprofils, insbesondere im Vergleich zu den derzeit verfügbaren Tabletten gegen Angstzustände, CBD eine Alternative oder Ergänzung zu den aktuell verfügbaren Psychopharmaka sein.

Lesen Sie auch die folgenden Artikel:
Angst und Cannabis – was sind die Gründe?
Cannabis und Angstzustände

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

Quellen:

Ähnliche Artikel