Bei meinem letzten PET CT im März dieses Jahres wurde deutlich, dass ich mal wieder bestrahlt werden muss. Mein 11. Brustwirbelkörper und meine Beckenknochen sind mittlerweile durch die Metastasen sehr stark zerstört. Hier ist dann eine Strahlentherapie wichtig. Denn mithilfe ionisierender Strahlen werden die Metastasen zerstört. Da ich die Bestrahlung bisher immer sehr schlecht vertragen habe, gefiel mir dieser Gedanke nicht wirklich. Aber ein Querschnitt durch beschädigte Nerven oder einen kollabierten Wirbel gefielen mir noch weniger.
Strahlentherapie: Das Vorgespräch mit meinem Arzt
Bei dem Vorgespräch mit meinem behandelnden Facharzt besprach ich sämtliche Nebenwirkungen der letzten Bestrahlungen. Wir sahen uns gemeinsam nochmals die Bilder des PET CT an und er erklärte mir sehr genau, wie er sich die Bestrahlung im Detail vorstellte.
Außerdem erklärte er mir, mit welchen Nebenwirkungen sehr wahrscheinlich zu rechnen sei. Wir beschlossen gemeinsam, die Strahlendosis pro Tag eher niedrig anzusiedeln, damit ich mit den Nebenwirkungen besser umgehen könne. Daraus folgte dann aber auch, dass es statt möglicher 10 Einheiten mindestens 13 Einheiten werden sollten. Als Maximum schlug er 15 Einheiten vor.
Brustkrebs-Therapie ist kein Kinderspiel
Als mentale Vorbereitung auf die Bestrahlung startete ich wieder mit Qigong, um mir mehr innere Ruhe und Stabilität zu geben. Obwohl ich hier in meiner Stadt die Bestrahlung hätte machen können, entschied ich mich dafür, nach Hamburg zu fahren.
Das bedeutete für mich, dass ich 1,5 Stunden mit der Bahn hinfuhr, dann die Bestrahlung bekam und wieder 1,5 Stunden mit der Bahn zurückfuhr. Wenn alles gut lief, war ich nach 4,5 Stunden wieder zu Hause. Damit hatte ich dann an jedem Tag mindestens 7000 Schritte auf meinem Schrittzähler und mein „Bewegungsprogramm“ für den Tag absolviert.
Man weiß mittlerweile, dass gerade Bewegung an der frischen Luft ein ganz wichtiges Element der Brustkrebs-Therapie ist. Meine medizinische Cannabis-Therapie war ein weiterer wichtiger Helfer, um meine Knochenschmerzen, meine Ängste und meine innere Unruhe in der Nacht zu mindern. Einzig gegen die Übelkeit half sie mir nicht. Dafür war Ingwer der für mich der rettende Anker. Ich bin froh und dankbar dafür, dass ich diese Therapie für mich gefunden habe.
Oktober ist Brustkrebsmonat
Nun haben wir also wieder Oktober. In der Krebs-Community wissen wir alle, dass der Oktober pink ist und was es bedeutet. Täglich wird man daran erinnert, dass derzeit jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt. Das ist etwas, was jede an Brustkrebs erkrankte Frau keiner anderen Frau wünscht. Und aus genau diesem Grund stehen alle Brustkrebspatientinnen im Monat Oktober auf und zeigen ihr Gesicht. Damit diejenigen, die derzeit noch gesund sind, die Früherkennungsprogramme nutzen, sich monatlich selbst abtasten, um hoffentlich niemals an Brustkrebs zu erkranken.
Und dann gibt es da noch einen ganz besonderen Tag
Der 13. Oktober ist der „Metastatic Breastcancer Awareness Day“. Der Tag an dem auf diejenigen aufmerksam gemacht wird, die einen bereits metastasierten Brustkrebs haben.
Das sind auch diejenigen, die wahrscheinlich nie wieder die Worte „krebsfrei“ und „Komplettremission“ hören werden, sondern jeden Tag mit „ihrem“ Krebs leben müssen. Es sind auch diejenigen, die ihr Leben lang in Dauertherapie sind und sich an jedem einzelnen Tag mit dem Tod auseinandersetzen müssen.
Es gibt so viele Menschen mit metastasiertem Krebs. Viele, die jeden Tag lieben und das Beste aus ihrem Leben machen. Und viele sind dankbar dafür, dass sie noch einen weiteren Tag haben. Es gibt viele Betroffene, die unter euch leben und sich dennoch viel zu oft vergessen fühlen.
Bestrahlung geschafft
Seit gestern habe ich die dritte Bestrahlungsreihe hinter mir. Wir haben zwar nicht die Maximaldosis erreicht, aber mit 13 Einheiten die Minimaldosis. Ich fühle mich elend, die Strahlenmenge setzt mir zu. Mir ist schwindlig, mir ist konstant übel, ich bin erschöpft.
Ich muss mich jetzt in den nächsten Tagen erholen, neue Kraft schöpfen und meinen Körper auf die nächste Therapie vorbereiten. Bereits am Sonntag sitze ich wieder im Zug nach Köln. Dort bekomme ich die nächste Therapieeinheit zur Erhaltung der Immunaktivität gegen den Krebs. Wieder fünf Tage Brustkrebs-Therapie mit Injektionen und Hyperthermie. Viel weniger radikal als die Bestrahlung, aber nicht minder anstrengend für den Körper. Dabei bin ich erst 52 Jahre alt. Ich will weiterleben.
Bis zum nächsten Mal und lasst es euch gut gehen!
Eure Christine
Erfahren Sie hier mehr über Brustkrebs und die Behandlungsmöglichkeiten.
Mehr zu Christine
Trotz ihrer schweren Krebserkrankung setzt sich Christine bei bei LiLy’s Voice Europe gUG als ehrenamtliche Geschäftsführerin und Patientenvertreterin für andere Patienten ein. LiLy’s Voice ist eine europaweit tätige gemeinnützige Organisation, die Patienten mit Lip- und Lymphödem sowie Dercum Erkrankung unterstützt und informiert. Darüber hinaus bietet Christine als erfahrene Cannabis-Patientin anderen Betroffenen Unterstützung bei ihrem Cannabis-Antrag für die Krankenkasse. Aber auch wenn es um Widerspruch geht, hilft die ehemalige Krankenschwester. Hier geht es zu Christines Patientenakte auf Leafly.de.