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Der Kommissar: Support your local Dealer?

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Der Kommissar

In dieser Kolumne möchte ich mich dem Phänomen der „Dealer im Kiez“ als alternative Bezugsquelle zu ärztlich verschriebenem Medizinalhanf aus der Apotheke widmen. Besonders viel mediale Aufmerksamkeit bekommt dabei immer wieder ein Kiez im Herzen der Metropole Berlins: der Görlitzer Park.

Der Kommissar: Support your local Dealer?

Brennpunktstreifen der Berliner Polizei stoßen am Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg immer wieder an ihre Grenzen. Denn anders als im Großteil der restlichen Bundesrepublik, scheinen Dealer am „Görli“ auch bei den Anwohnern so beliebt zu sein, dass sich eine Bürgerinitiative für den Verbleib der Dealer im Park und eine Einschränkung der polizeilichen Maßnahmen ausgesprochen haben. Die Grünfläche mitten im Kreuzberger Wohngebiet bleibt also ein Hord für Drogenhändler aller Art, besonders aber für Cannabis.

Treppenwitz: Keine Ausgrenzung von Dealern

Als Polizeibeamter kann man nur den Kopf schütteln und sich die Haare raufen. Anstatt dem Schwarzmarkt Einhalt zu gebieten und gegen die organisierte Bandenkriminalität vorgehen zu können, müssen wir uns der Entscheidung der Politik beugen.

Laut dem „Handlungskonzept Görlitzer Park“ kamen die Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) und die Bürgerinitiative „Parkrat Görlitzer Park“ überein, dass keine Gruppe diskriminiert werden oder aber den Park dominieren darf. Darin explizit eingeschlossen sind eben auch die im Görli zuhauf anzutreffenden Drogendealer.

Berlin ist dealerfreundlich

Hinzu kommt die liberale Toleranz des Berliner Senats. Das Auffinden von Cannabis von bis zu 15 Gramm bei einer Personenkontrolle an einem solchen Brennpunkt ist als Eigenbedarf und nicht als Handel mit Betäubungsmitteln zu ahnden.

Auch ich habe einige Zeit direkt am Görlitzer Park gewohnt. Mir wurde so manches Mal mehrfach am Tag, fast schon penetrant, von den Dealern vor Ort ihre Waren offeriert. Es kam nie die Situation auf, dass ich mich bedroht fühlte oder den Park ernsthaft mied. Aber ich muss auch zugeben, dass ich diesen Part des allmorgendlichen „Spießroutenlaufs“ zum U-Bahnhof am Görli nicht vermisse.

Versorgungsengpässe fördern die Beschaffung auf dem Schwarzmarkt

In Bezug auf die Lieferengpässe zur flächendeckenden Versorgung von Apotheken mit Medizinalcannabis (Leafly.de berichtete) und der scheinbar allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Cannabis in einem Ballungszentrum wie Berlin, ist es schwer zu leugnen, dass der Gedanke nahe liegt, sich bei seinem lokalen Dealer zu versorgen. So kann man zum Beispiel die eigene Schmerztherapie mit Cannabis aufrechterhalten. Abgesehen von der rechtlichen Einordnung möchte ich hier vor allem auf die gesundheitliche Perspektive eingehen.

Medizinisches Cannabis dient schwerkranken Patienten auf vielschichtige Weise bei unterschiedlichen Diagnosen. Wie bei jedem anderen Medikament auch ist es daher von essenzieller Wichtigkeit, dass Patientinnen in Absprache mit ihren behandelnden Ärzten die für sie individuell verschriebenen Präparate und entsprechende Dosis einnehmen.

Es liegt auf der Hand, dass man bei illegal erworbenem Cannabis all diese Faktoren eben nicht abschätzen kann. Ganz zu schweigen davon, dass der Inhalt diese „Tütchen“ teilweise unter katastrophalen hygienischen Umständen angebaut und abgepackt wird. Sie stellen einen Herd für unzählige Keime und Erreger dar. Niemand, nicht mal die Dealer selbst, können mit Gewissheit sagen, was genau man da eigentlich erworben hat.

Oftmals sind die kleinen Druckverschlussbeutel nicht nur mit Cannabis gefüllt, sondern mit allerlei Mitteln gestreckt. Neben einfachem Tabak, über klein geriebene Glassplitter bis hin zu „harten“ Drogen wie Kokain oder Heroin, ist alles dabei. Und das, um die Abhängigkeit innerhalb kürzester Zeit immens zu erhöhen.

Das wiederum führt dazu, dass man sich statt einem Äquivalent zum legal verschriebenen Medizinalcannabis hochgefährliche Substanzen zuführt, die der eigenen Gesundheit unabsehbare Schäden zufügen können.

Der Dealer des Vertrauens? Von wegen!

Nicht selten habe ich das Argument gehört, dass man seit Jahren den gleichen Dealer aufsuche, diesem vertraue und ganz genau wisse, was man da konsumiere. An dieser Stelle kann ich aus meiner beruflichen Erfahrung hierzu Folgendes sagen. Menschen, die mit Drogen jedweder Art dealen, geht es nur um Profit. Alles andere, worunter auch eure Gesundheit fällt, spielt keine Rolle.

Daher kann ich nur eindringlich davor warnen, Cannabis auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Neben dem gesundheitlichen Aspekt ist es auch nicht unerheblich, dass beim illegalen Erwerb und Konsum von Cannabis die organisierte Kriminalität ordentlich mitverdient. Damit schadet man sich auf lange Sicht nicht nur selbst, sondern auch dem Staat und der Gesellschaft.

Zukünftige Wege

Um einerseits der organisierten Kriminalität den Nährboden zu entziehen, darüber hinaus die Konsumenten zu entkriminalisieren und zusätzlich mehr Sicherheit über die Inhaltsstoffe des erworbenen Cannabis zu erhalten, ist bereits seit einigen Jahren seitens der Berliner Regierung geplant, eine staatlich kontrollierte Abgabestelle in Bezirken wie Kreuzberg zu etablieren. Ob es dazu tatsächlich kommen wird und wenn ja, welche Voraussetzungen dafür noch erfüllt werden müssen, bleibt abzuwarten.

Wichtig ist hierbei jedoch die klare Abgrenzung zu Medizinalcannabis. Denn bei den angedachten staatlich kontrollierten Abgabestellen – auch bekannt als Coffeeshops – geht es um Cannabis für den Freizeitkonsum und nicht um therapeutische Behandlungen. Nichtsdestotrotz könnte dies ein Weg sein, um das Stigma, welches dem Cannabiskonsum anhaftet, abzulegen.

Abschlussworte

Damit möchte ich die heutige Kolumne abschließen. Ich würde mich freuen, falls ich euch eine neue Betrachtungsweise des Themas näherbringen konnte. Solltet ihr noch mehr darüber erfahren oder wissen wollen, wie anderenorts mit den „local Dealers“ so umgegangen wird, so schreibt es gern in die Kommentare. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute und immer ein gutes Gespür!

Euer Kommissar

 

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