Landwirte und Unternehmen fühlen sich stark benachteiligt, denn die strengen Auflagen in Bezug auf den Cannabisanbau sind kaum erfüllbar. So werde beispielsweise in der Ausschreibung verlangt, dass man einschlägige Erfahrungen mit dem Cannabisanbau für medizinische Zwecke vorweisen muss. Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW erklärte hierzu, dass dies skandalös sei, denn schließlich könne kein deutscher Landwirt Erfahrungen vorweisen.
Seit Anfang 2017 ist Cannabis als Medizin verschreibungsfähig und kann über Apotheken bezogen werden. Die Bundesregierung erlaubt zur Deckung der Nachfrage ab dem Jahr 2019 den Anbau für Medizinalhanf auch in Deutschland. Hierfür vergibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) insgesamt zehn Lizenzen und um die Qualität des Medizinalhanfs zu sichern, gibt es strenge Auflagen für den Cannabisanbau. Da aber deutsche Bewerber diese kaum erfüllen können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich mit ausländischen erfahrenen Partnern gemeinsam für eine Lizenz zu bewerben.
Laut Medienberichten sei die Anzahl der Patienten, die Cannabis auf Rezept erhalten, noch überschaubar. Bis Anfang 2018 hat die Barmer GEK 3.262 Anträge erhalten. Von diesen wurden 2006 bewilligt. In NRW akzeptierte die Barmer GEK von 672 Anträgen jedoch nur 347 Anträge.Die drei großen gesetzlichen Krankenkassen AOK, Techniker (TK) und Barmer haben nach eigenen Angaben mehr als 13.000 Anträge auf Kostenerstattung einer Cannabis-Behandlung erhalten. Bundesweit wird derzeit von rund 20.000 Cannabispatienten ausgegangen. Anfangs waren es noch 1.000.
„Medizinisches Cannabis ist aus der Versorgung schwer kranker Menschen heute nicht mehr wegzudenken. Es ist aber kein Allheilmittel. Daher bleibt es immer eine individuelle Entscheidung“, so Barmer-Chef Christoph Straub laut einem Bericht.
Der Hanfverband rechnet damit, dass die Nachfrage noch massiv steigen wird.
Verbandschef Georg Wurth äußerte sich wie folgt: „In ein bis zwei Jahren wird es vermutlich 100.000 Patienten geben. Mit Blick nach Kanada und Israel gehen wir davon aus, dass diese Zahl auf 800 000 steigen wird.“
Aus diesem Grund hält der Hanfverband die aktuell ausgeschriebenen 6,6 Tonnen Cannabis für zu wenig, um in Zukunft ohne Importe auskommen zu können. Das BfArM erklärte, dass es das Ziel sei, „die Versorgung schwer kranker Patienten mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität sicherzustellen“.