StartseiteAlle ArtikelNewsDeutsche Normen für Medizinalcannabis in der EU?

Deutsche Normen für Medizinalcannabis in der EU?

Debo-2019 Autor:
Deborah Avanzato

Der deutsche Regulierungsansatz für medizinisches Cannabis ist eine gute Praxis und sollte nach Angaben der neu gegründeten European Medicinal Cannabis Association (EUMCA) europaweit übernommen werden.

Deutsche Normen für Medizinalcannabis in der EU?

Wie unterschiedlich die EU-Mitgliedstaaten die Rechtsvorschriften für Medizinalcannabis handhaben, berichten wir fast täglich.  Jetzt soll sich eine Lobbygruppe gegründet haben. Diese plane erste Schritte für die Durchsetzung von EU-weiten Richtlinien in Bezug zu Medizinalcannabis.

Die European Medicinal Cannabis Association

Während der Markt für medizinisches Cannabis in einigen EU-Mitgliedstaaten bereits gut entwickelt ist, können nur EU-weite Standards sicherstellen, dass Patienten in ganz Europa die gleichen Bedingungen haben.

Unterschiedliche Rechtsvorschriften in den EU-Ländern über die Verschreibung von Cannabis-basierten Medikamenten können den Zugang der Patienten zu ihrer Behandlung behindern, wenn sie ins Ausland reisen, sagte EUMCA.

„Unsere oberste Priorität ist es, die nationalen und EU-Institutionen über die Möglichkeiten zu informieren, die diese Behandlung bietet“, erklärte Sita Schubert, Generalsekretärin der EUMCA, laut einem Bericht.

Der Mangel an klinischen Studien ist ein wichtiger Grund, warum Ärzte vorsichtig mit dem Medikament umgehen. Aber auch Gesundheitsakteure und Gesetzgeber sind laut Schubert oft einfach nicht mit medizinischem Cannabis vertraut.

Deutsches Modell für Medizinalcannabis

Das positive Beispiel Deutschlands könne die Wahrnehmung ändern, wenn es um die Diskussion über einen EU-Rechtsrahmen für Medizinalcannabis geht. Denn der deutsche Regulierungsansatz  ermöglichte die Entwicklung eines qualitativ hochwertigen und sicheren Marktes für Cannabis-basierte Medizinprodukte.

Im Januar 2017 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine Reform des Arzneimittelgesetzes, die den Zugang zu Cannabisprodukten für therapeutische Zwecke erleichterte. Vor der Gesetzesänderung wurden nur 1.000 Patientinnen und Patienten medizinisches Cannabis verschrieben. Im Jahr 2018 stellten Ärzte bereits etwa 142.000 Rezepte nur für medizinisches Cannabis aus.

Nach dem Vorbild Deutschlands entwickelten eine Reihe anderer europäischer Länder eine Politik, die den Patienten den Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert. Die Tschechische Republik, Italien, Malta, die Niederlande und das Vereinigte Königreich gehören zu den anderen Mitgliedstaaten, die eine spezifische Zugangsregelung für Cannabispräparate zur Behandlung einer engen Bandbreite von Krankheiten eingeführt haben.

Zugang und Qualität

Da immer mehr Patientinnen und Patienten  cannabinoidhaltige  Medikamente verschrieben wurden, stiegen auch die Einnahmen der Branche. In Deutschland erzielten die gesetzlichen Krankenkassen 2018 einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro mit cannabishaltigen Medizinprodukten.

Da es jedoch keinen EU-weiten Rahmen gibt, könnte die Nachfrage in ganz Europa wachsen, argumentiert EUMCA. Weiter erklärte die EUMCA, dass die Medikamente nicht nur lebensverändernd, sondern manchmal auch lebensrettend sein können.

In den letzten 20 Jahren ist das Interesse der Patienten an der Verwendung von Medizinalcannabis zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten gestiegen, so die EU-Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD). Dazu gehören chronische und krebsbedingte Schmerzen, Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen sowie neurologische Störungen.

Menschen ohne Zugang zu legalem medizinischem Cannabis können sich letztendlich theoretisch auf dem Schwarzmarkt versorgen. Hier kann jedoch keine Aufsichtsbehörde die Qualitäts- oder Sicherheitsstandards überwachen.

Lizenzierte Medizinprodukte erhalten die EU-Zertifizierung „Good Manufacturing Practice“ (GMP), eine Reihe von Standards, die alle Arzneimittelhersteller einhalten müssen.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) koordiniert Inspektionen, um die Einhaltung der GMP-Standards hinsichtlich der Qualität von Arzneimitteln zu überprüfen und festzustellen, ob sie für den vorgesehenen Einsatz geeignet sind. Bevor es auf den Markt kommt, müssen alle in Europa verkauften medizinischen Cannabisprodukte unter europäischer GMP produziert und getestet werden. Zusammen mit der Zertifizierung nach Good Distribution Practices (GDP) für Lagerung und Vertrieb.

Gemeinsames bewirken

EUMCA ist bereit, mit Unternehmen jeder Größe zusammenzuarbeiten, um Medizinalcannabis  auf EU-Ebene zu fördern. Der Deutsche Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), der mehr als 250 Unternehmen vertritt, ist Mitglied des Verbandes.

„Es ist sehr wichtig, dass Unternehmen mit einer ethischen Stimme für medizinisches Cannabis sprechen. Die Zukunft des medizinischen Cannabis ist jetzt geschrieben und es wäre toll, wenn jeder, der einen ethisch-medizinischen Ansatz hat, mitmachen würde.“

Weitere interessante News:
Umfrage zur Legalisierung von Cannabis
Kanada: Wohin mit dem Cannabis-Überschuss?

Ähnliche Artikel