Der Deutsche Lebertag ist ein bundesweiter Aktionstag, der jedes Jahr am 20. November stattfindet. Unter dem Motto „Ist Ihre Leber gesund?“ werden am heutigen 19. Deutsche Lebertag in ganz Deutschland verschiedene regionale Veranstaltungen, wie zum Beispiel Telefon-Aktionen und Arzt-Patienten-Seminare durchgeführt.
Die Ausrichtung des Deutschen Lebertages übernehmen die Deutsche Leberstiftung sowie die Vereine Gastro-Liga und Deutsche Leberhilfe. Wer Fragen zur Leber hat, kann heute zwischen 14:00 und 16:00 ein kostenloses Expertentelefon nutzen. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen zum Deutschen Lebertag gibt es hier.
Deutscher Lebertag: Welche Lebererkrankungen gibt es?
Die Leber ist ein sehr widerstandsfähiges Organ. Selbst wenn sie teilweise geschädigt ist, kann sie noch ihre Aufgaben erledigen. Außerdem ist sie in der Lage, sich selbst zu reparieren – sofern die Schädigungen nicht schwerwiegend sind.
Zu den am häufigsten auftretenden Lebererkrankungen gehören:
Ikterus (Gelbsucht)
Die Gelbsucht ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern ein Symptom. Wenn die Leberfunktion zerstört ist, wenn übermäßig viele rote Blutkörperchen zerfallen oder der Abfluss der Galle blockiert ist, färben sich die Haut, die Schleimhäute sowie die Lederhaut der Augen gelb. Die Ursachen können vielfältig sein. So kann für eine Gelbsucht beispielsweise eine Leberentzündung oder eine Leberzirrhose verantwortlich sein.
Hepatitis
Bei der Hepatitis handelt es sich um eine Entzündung der Leber. Auch hier können die Ursachen vielfältig sein, wie zum Beispiel Bakterien, Viren, Alkohol oder Medikamente. Unterschieden wird die Leberentzündung in eine akute und chronische Hepatitis. Typische Symptome zeigen sich in Form von Müdigkeit, Gelbsucht und manchmal Juckreiz.
Leberzirrhose
Die Leberzirrhose entwickelt sich schleichend. Häufig wird sie erst in einem späten Stadium erkannt und entsteht durch einen übermäßigen Alkoholkonsum. Das normale Drüsengewebe der Leber wird bei der Zirrhose umgebaut, sodass sich Knoten bilden. Infolge dessen wird das Drüsengewebe durch Bindegewebe ersetzt, sodass die kleinen Gefäße kein Blut mehr abtransportieren können. Da durch die Pfortader und die Leberarterie weiter Blut in die Leber fließt, kommt es zu einem Stau vor der Leber. Hierdurch erhöht sich der Druck in den Blutgefäßen, vor allem in der Pfortader. In einigen Fällen bilden sich neue Blutgefäße, sodass das Blut aus der Pfortader über Umgehungskreisläufe an der Leber vorbei zum Herzen geleitet wird. Das Blut kann dann nicht mehr entgiftet werden, sodass die Leber nicht mehr die aus dem Darm in die Pfortader gelangten Nährstoffe aufnehmen kann.
Wenn sich die Leberzirrhose in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, können die giftigen Substanzen in das Gehirn gelangen. Infolge dessen kommt es zunächst zu Konzentrationsstörungen, Muskelzuckungen, Zittern, Gangunsicherheit, Schläfrigkeit sowie psychische Veränderungen. Schlimmstenfalls fällt der Betroffene ins Koma.
Akutes Leberversagen
Wenn die Funktion der Leber plötzlich gestört ist, kommt es zu einem akuten Leberversagen oder einer akuten Leberschwäche. Die Ursachen bzw. Auslöser für ein Leberversagen können Viren (Hepatitis) oder giftige Stoffe wie Alkohol oder Medikamente sein. Betroffene werden schläfrig, bekommen eine Gelbsucht und Gerinnungsstörungen und fallen letztendlich ins Koma. Sollte die Leber stark geschädigt sein, ist meist die Lebertransplantation die letzte Hilfe.
Leberkrebs
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 8 800 Menschen an Leberkrebs. Dabei liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei 72,1 Jahren für Frauen und 69,9 Jahren für Männer. Bislang galt der Leberkrebs als eine relative seltene Tumorerkrankung. Allerdings nimmt die Leberkrebs-Häufigkeit weltweit zu. So hat sich die Zahl der Neuerkrankungen in den vergangenen 35 Jahren verdoppelt. Diese Zunahme wird vor allem mit der immer häufigeren Fettleibigkeit mit Diabetes mellitus 2 sowie der hohen Rate an Hepatitis-C-Neuinfektionen in Verbindung gebracht. Männer erkranken dabei ungefähr zwei- bis dreimal häufiger als Frauen an Leberkrebs.
Hat Cannabis eine positive Wirkung auf die Leber?
Am heutigen Deutschen Lebertag möchten wir über eine interessante Studie berichten, die im Januar diesen Jahres im Fachmagazin „Liver International“ veröffentlicht wurde. Hierin heißt es, dass der missbräuchliche Alkoholkonsum ein bekanntes Gesundheitsrisiko sei, einschließlich Lebererkrankungen, die durch alkoholische Steatose (Fettleber), Steatohepatitis (Fettleber-Hepatitis), Fibrose, Zirrhose und hepatozellulärem Karzinom gekennzeichnet sind.
Auffallend sei, dass eine beträchtliche Anzahl von Personen, die Alkohol missbräuchlich verwenden, auch Cannabis konsumieren. Während Cannabis entzündungshemmende Eigenschaften gezeigt habe, bleibe die kombinierte Anwendung mit Alkohol und die Entwicklung einer Lebererkrankung unklar.
Ziel der Studie war es, die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf das Auftreten von Lebererkrankungen bei Personen, die Alkohol konsumieren, zu ermitteln. Hierzu analysierten die Forscher Entlassungsdaten der Patienten aus dem Bereich Gesundheitskosten und -nutzung im Jahr 2014.
Ergebnisse der Studie
Die Studie ergab, dass bei Alkohol- und Cannabiskonsumenten das Risiko, an einer Leberkrankheit zu erkranken, signifikant geringer war – vor allem bei Konsumenten, die regelmäßig Cannabis verwendeten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Cannabiskonsum bei Alkoholikern mit einer reduzierten Lebererkrankung verbunden ist.
In einer anderen Studie, die im Jahr 2017 veröffentlicht wurde, kamen die Forscher zu ähnlichen Ergebnissen. So erklärten die Forscher, dass bei Konsumenten, die regelmäßig Cannabis konsumierten, eine Fettleber, die nicht durch den Konsum von Alkohol hervorgerufen wird, weniger verbreitet war. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Cannabis vermutlich das Nüchtern-Insulin senkt und infolge dessen die Leber vor Erkrankungen schützen kann.
Entzündungshemmende Eigenschaften von Cannabis
Die Forscher führten aus, dass die entzündungshemmenden Eigenschaften von Cannabis bekannt seien. So verfüge der menschlichen Körper über das Endocannabinoid-System, das unter anderem das Gedächtnis, den Appetit und die Immunfunktion beeinflusst. Die zwei bekanntesten Endocannabinoid-Rezeptoren sind CB1 und CB2 kommen auch in der Leber vor, wo sie eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Lebererkrankungen spielen. So scheint der CB1-Rezeptor Leberschäden zu fördern und der CB2-Rezeptor die Leber zu schützen.
Die Leber metabolisiert Cannabis auch in unterschiedlichem Maße, je nachdem, wie es eingenommen wird. Die therapeutischen Wirkungen von Cannabis hängen zudem stark vom Verhältnis zwischen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) ab. Die Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie jedoch keine Möglichkeit, dieses Verhältnis oder auch nur die jeweiligen Cannabissorten zu bestimmen. Daher konnten sie nicht sagen, in welchem Umfang die Rezeptoren in der Leber aktiviert worden wären. Demnach stellten sich die Forscher die Frage, wie man eine Balance, bei der der Cannabiskonsum tatsächlich eine therapeutische Wirkung gegen schädliche Wirkungen hat, schaffen könne.
Kann Cannabis alkoholbedingte Schäden reduzieren?
Weiter heißt es, dass Alkohol in Maßen gesundheitliche Vorteile haben kann. In dem Moment, indem der Alkohol ins Blut gelangt, kommt es zu einer Immunreaktion, sodass es zur Freisetzung von Entzündungsproteinen (Interleukine) kommt.
Interleukine sind eine Klasse von Molekülen, die als Zytokine bezeichnet werden und bei der zellulären Signalübertragung eine wichtige Rolle spielen. In diesem Fall verursachen sie eine Entzündungskaskade, wenn spezialisierte weiße Blutkörperchen in der Leber auf Toxine treffen, die von Bakterienzellen freigesetzt werden. Ein Alkoholmissbrauch macht die Darmbarriere durchlässig, wodurch diese bakteriellen Toxine im ganzen Körper versickern können.
Beim missbräuchlichen Alkoholkonsum, besteht die Möglichkeit, dass der Darm „undicht“ wird. Die Bakterien werden vom Darm in die Leberportalvene und dann in die Leber übertragen. Dann erkennt die Leber diese Erreger und beginnt mit der Produktion entzündlicher Zytokine.
Je öfter dies geschieht, desto mehr Entzündungen gibt es, was zu einer Art von Narbenbildung führen kann (Fibrose). Bei zu viel Narbenbildung kommt es zu einer Leberzirrhose, die zu lebensbedrohlichem Leberversagen führen kann. Zirrhose und Hepatitis B sind beide die wichtigsten Risikofaktoren für Arten von Leberkrebs.
Zytokine können dabei helfen zu messen, was Alkohol im Darm, in der Leber, im Gehirn und in anderen Organen anrichtet. Es handelt sich um Biomarker für die Erkennung von Alkoholproblemen.
Die University of Colorado hatte den Interleukin-Spiegel bei 66 Alkoholkonsumenten gemessen, von denen einige auch Cannabis konsumierten. Sie fanden heraus, dass diejenigen, die Cannabis konsumieren, weniger zirkulierende Zytokine hatten. Dies deutet darauf hin, dass Cannabinoide möglicherweise auch das Potenzial haben, alkoholbedingte Schäden zu reduzieren.
Zu diesen Ergebnissen führten die Forscher aber auch aus, dass es verfrüht sei, Schlussfolgerungen zu ziehen. Aufgrund dieser vorläufigen Daten sei es kein Freibrief für den gemischten Alkohol- und Cannabiskonsum.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.