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Deutscher Staat investiert in Cannabis-Forschung

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Das deutsche Wirtschaftsministerium hat jetzt gemeinsam mit der Universität Hohenheim ein deutsch-kanadisches Netzwerk eingerichtet, um die Cannabis-Forschung zu fördern.

Deutscher Staat investiert in Cannabis-Forschung

Im November vergangenen Jahres haben wir darüber berichtet, dass der Weg für die Cannabis-Forschung nach der vollständigen Legalisierung von Cannabis in Kanada nun frei ist. Deutschland hinkt jedoch hinterher, wenn es um die Cannabis-Forschung geht. Einem Bericht ist jetzt aber zu entnehmen, dass die Bundesregierung nun in die Forschung investiert.

Mithilfe der Universität Hohenheim wurde dem Bericht zufolge ein deutsch-kanadisches Netzwerk implementiert. Dieses soll den Anbau von pharmazeutischem Cannabis in Deutschland optimieren. Damit ist das Projekt „Medizinisch phytocannabinoid-reiches (PCR) Cannabis“ das erste deutsch-kanadische Netzwerk, das zurzeit aus vier kanadischen und sieben deutschen Partnern besteht. Die Förderung dieses Projektes übernimmt das Ministerium für Wirtschaft und Energie.

„Dass in der Cannabis-Pflanze viel Potenzial steckt, haben die Unternehmen mittlerweile erkannt“, erklärte die Leiterin der Arbeitsgruppe Anbausysteme und Modellierung Prof. Simone Graeff-Hönninger.

Weiter führte sie aus, dass sich aus Cannabis viele gesundheitsfördernde Stoffe [Cannabinoide] gewinnen lassen, die insbesondere in der Medizin, Ernährung oder im Bereich der Körperpflege wertvoll seien.

Cannabis-Forschung: Deutschen Landwirten fehlt die Erfahrung

Hanf ist eine robuste Pflanze. Dennoch fehlt den deutschen Landwirten aufgrund des jahrzehntelangen Anbauverbots die Erfahrung.

„Das Wissen um die Cannabis-Pflanze ist noch recht gering. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie verschiedene Genetiken in unserem Klima gedeihen und es gibt noch keine Technik, um medizinisches Cannabis in großen Mengen zu ernten. Dazu müssen wir herausfinden, wie verschiedene Genetiken auf Umweltfaktoren, Sonneneinstrahlung, Bewässerung, Düngung und so weiter reagieren“, führte Graeff-Hönninger aus.

Weiter heißt es in dem Bericht, dass der Grund, warum jetzt das Wirtschaftsministerium in die Cannabis-Forschung einsteigt, dem Druck der Unternehmen geschuldet sei. Laut Graeff-Hönninger fehle den Unternehmen nicht nur das erforderliche Wissen, sondern auch der Zugang zu den Pflanzen.

„Obwohl das verwendete Cannabis nicht als Rauschmittel nutzbar ist, ist der Anbau in Deutschland streng geregelt“, so Graeff-Hönninger.

Cannabis-Forschung: Festlegung der Schwerpunkte

Den Forschungsschwerpunkt sieht die Projektleiterin Graeff-Hönninger erst einmal auf der Genetik sowie der Erntetechnik.

„Wir müssen Pflanzen mit gleichbleibenden Eigenschaften und Inhaltsstoffen produzieren, die von der Industrie als verlässlicher Rohstoff verarbeitet werden können. Nur so können wir Cannabis-Genetiken entwickeln, die den Ansprüchen der Kunden gerecht werden“, erklärte Graeff-Hönninger.

Wirtschaftsaufschwung für den deutschen Markt?

In vielen US-Bundesstaaten ist der Verkauf von Cannabis sowie den hieraus hergestellten Produkten bereits legal. Das eröffnet einen riesigen Markt für Cannabisprodukte aller Art, sodass sich bereits eine Goldgräberstimmung ausbreitet. Unter anderem ist das möglich, weil der Staat natürlich kräftig mitverdient.

Laut dem Bericht wurden im US-Bundesstaat Colorado im Jahr 2018 Cannabisprodukte für medizinische und freizeitbezogene Zwecke im Wert von 1,54 Milliarden US-Dollar verkauft. Bedenkt man, dass der Bundesstaat „nur“ 5,7 Millionen Einwohner hat, ist das ein erheblicher Gewinn. Der Staat kassiert im Übrigen hiervon 266,5 Millionen US-Dollar an Steuergeldern. Bis zum Jahr 2025 soll der Wert des US-Cannabismarktes auf 25 Milliarden US-Dollar ansteigen sowie 300 000 neue Arbeitsplätze schaffen. Für den deutschen Markt gibt es solche Prognose bisher nicht.

Projektleiterin Graeff-Hönninger möchte dem Bericht zufolge vor allem mittelständische Unternehmen ermutigen, sich dem deutsch-kanadischen Netzwerk anzuschließen.

„Firmen haben die Möglichkeit, eigene Fragen an die Forschungseinrichtungen heranzutragen. Hierbei geht es vor allem um Anbau- und Ernte-Technologie sowie Genetik“, so Graeff-Hönninger.

Projekte bis 380.000 Euro erhalten eine Förderung vom Staat von bis zu 55 Prozent. Aktuell sind die Projektmittel für 18 Monate bewilligt, wobei es eine Option gebe, die Förderung um drei Jahre zu erweitern. Wenn Landwirte jedoch bereits EU-Mittel erhalten, können diese sich nicht für das Projekt bewerben.

 

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