In Deutschland leiden über sechs Millionen Menschen an Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“). Hierunter sind etwa zwei Millionen, die noch gar nichts von ihrer Erkrankung wissen. Aufgrund der ungünstigen Ernährungsgewohnheiten ist der Diabetes mellitus Typ 2 in Europa besonders häufig und gilt als Zivilisationskrankheit. Ungefähr 80 Prozent aller Diabetiker sind stark übergewichtig. Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck sowie ein gestörter Zuckerstoffwechsel gelten dabei als entscheidende Risikofaktoren für die Entstehung der Krankheit..
Cannabiskonsum als Auslöser?
Vor einigen Jahren stand Cannabis im Verdacht, das Ausbrechen eines Diabetes zu fördern. US-amerikanische Forscher hatten bei einer Befragung von Cannabiskonsumenten festgestellt, dass viele von diesen ein Prädiabetes entwickelt hatten. Bei einem Prädiabetes ist der Blutzuckerspiegel zwar erhöht, er liegt aber noch unter der Diabetes-Schwelle.
Es fanden sich jedoch keine Belege dafür, dass der Cannabiskonsum in direktem Zusammenhang mit einem Diabetes steht, weshalb die Ergebnisse der Umfrage auf die Essgewohnheiten der Cannabiskonsumenten mit viel Süßem und kalorienhaltiger Nahrung geschoben wurden.
Bis heute existieren keine Beweise dafür, dass Cannabis eine Diabeteserkrankung auslösen kann. Vielmehr haben Forschungen gezeigt, dass bei Cannabiskonsumenten das Diabetes-Risiko niedrig ist. Außerdem existieren Hinweise darauf, dass insbesondere das entzündungshemmende Cannabinoid CBD möglicherweise in der Lage ist, den Krankheitsverlauf des Typ-1-Diabetes zu verzögern. Die Kombination aus CBD und THCV kann vermutlich den Fettaufbau in der Leber reduzieren und die Glukoseintoleranz verringern, was sich positiv auf einen Typ-2-Diabetes auswirken könnte.
Bevor wir jedoch weiter auf die Forschungsergebnisse eingehen, folgt zunächst ein Überblick über die Diabeteserkrankung, die häufig auch als „Zuckerkrankheit“ bezeichnet wird. Grund hierfür ist, dass Diabetiker ohne eine Behandlung, Zucker im Urin ausscheiden. Den süßlichen Geschmack des Urins nutzten die Mediziner früher, um eine Diabeteserkrankung zu diagnostizieren. Zwar ist der medizinisch korrekte Begriff Diabetes mellitus, im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Erkrankung aber dennoch häufig Zuckerkrankheit genannt.
Diabetes mellitus: Welche Formen gibt es?
Der Diabetes mellitus wird in den Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes unterschieden. Im Vergleich zum eher seltenen Typ 1 liegt der Typ 2 in ungefähr 95 von 100 Krankheitsfällen vor.
Darüber hinaus existieren noch die folgenden Sonderformen:
- Latent autoimmune diabetes with adult onset (LADA) als Sonderform des Typ-1-Diabetes, der erst im Erwachsenenalter auftritt und bei dem die Bauchspeicheldrüse kein oder nicht ausreichend das Hormon Insulin produziert.
- Maturity onset diabetes of the young (MODY), der auf einem genetischen Defekt der Zellen beruht, die Insulin produzieren. Diese Sonderform tritt in der Regel vor dem 25. Lebensjahr auf und betrifft ungefähr ein Prozent aller Diabetes-Patienten.
- Pankreopriver Diabetes liegt vor, wenn die Bauchspeicheldrüse geschädigt ist und teilweise oder ganz ausfällt. Mögliche Ursachen können beispielsweise eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, chronischer Alkoholmissbrauch, Gallensteine oder Bauchspeicheldrüsenkrebs sein.
- Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) betrifft ungefähr 4 von 100 Schwangeren. In der Regel bildet sich diese nach der Geburt des Kindes wieder zurück.
Was sind die Ursachen von Diabetes mellitus?
Der Typ-1-Diabetes beginnt meist schon im Jugendalter und es wird angenommen, dass es sich hierbei um eine chronische Autoimmunerkrankung handelt. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Außerdem stehen Virusinfektionen wie Mumps oder Röteln sowie bestimmte Erbfaktoren als Ursache im Verdacht.
Beim Typ 1 werden die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse zerstört. Infolge dessen kommt es zu einem absoluten Insulinmangel.
Ursachen des Typ 2
Beim Typ-2-Diabetes ist die Ursache hingegen eine gestörte Insulinwirkung an den Zellen. Nach einer Mahlzeit schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Liegt ein Typ 2 vor, so reagieren die Zellen entweder nicht ausreichend oder gar nicht auf das Insulin, da sie resistent geworden sind. Aus diesem Grund steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen stark an. Denn die Körperzellen können die Glukose nicht aus dem Blut aufnehmen.
Die Ursachen für eine solche Insulinresistenz kann eine dauerhaft gesteigerte Zufuhr von Nahrung sein, die dann zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Infolge der erhöhten Glukose-Konzentration im Blut reduziert sich die Zahl der Insulinrezeptoren, sodass sie weniger empfindlich für das Insulin werden.
Zwar bilden die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse beim Diabetes Typ 2 Insulin und gibt dieses auch ins Blut ab, aufgrund der Insulinresistenz reicht die Menge jedoch nicht für eine Blutzuckerspiegelsenkung aus. Es kommt dann zu einem relativen Insulinmangel. Obwohl das Insulin vorhanden ist, reagieren die Zellen aber nicht ausreichend hierauf.
Zu Beginn der Erkrankung läuft die Bauchspeicheldrüse noch auf Hochtouren und versucht, den relativen Insulinmangel auszugleichen, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Im weiteren Krankheitsverlauf nimmt die Funktionstätigkeit der Bauchspeicheldrüse jedoch ab, sodass der Blutzuckerspiegel steigt.
Darüber hinaus spielen beim Diabetes Typ 2 auch Erbfaktoren eine Rolle. Das Erkrankungsrisiko bei Kindern mit einem Elternteil, der an Diabetes Typ 2 leidet, beträgt bis zu 50 Prozent.
Welche Symptome treten bei Diabetes mellitus auf?
Zu Beginn einer Diabeteserkrankung treten kaum oder gar keine Symptome auf. Meist erfolgt die Entdeckung der Erkrankung zufällig bei Routineuntersuchungen oder dann, wenn bereits Folgeschäden eingetreten sind.
Im fortgeschrittenen Stadium können sich Symptome äußern, wie zum Beispiel Abgeschlagenheit, starker Durst, Heißhunger, trockene Haut mit Juckreiz, häufiges Wasserlassen und eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Da ältere Menschen sehr viel häufiger vom Typ-2-Diabetes betroffen sind, wird diese Erkrankung umgangssprachlich auch „Altersdiabetes“ genannt. Inzwischen erkranken jedoch auch immer häufiger jüngere Menschen an diesem Diabetes-Typ. Vom Typ 1 sind hingegen eher Jugendliche betroffen.
Auch beim Diabetes-Typ-2 äußern sich die Symptome oft erst später und meist erst dann, wenn zu 80 Prozent der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch die Erkrankung zerstört wurden. Infolge dessen kann die Bauchspeicheldrüse den Mangel an Insulin nicht mehr ausgleichen. Mitunter kann es vorkommen, dass die Blutzuckerwerte bei diesem Typ-2-Diabetes sehr hoch ansteigen, wodurch der Betroffene in ein diabetisches Koma fallen kann. Kurz vor der Bewusstlosigkeit nehmen Betroffene meist den Geruch der Ausatemluft nach Aceton (überreifes Obst oder Nagellackentferner) wahr.
Mögliche Folgeschäden einer Diabeteserkrankung
Im Laufe der Zeit kann Diabetes zu Folgeerkrankungen führen. Um diesen Folgeschäden vorzubeugen, ist es wichtig, dass Diabetiker ihren Blutzucker konsequent einstellen. Ebenso wichtig ist, dass Typ-1-Diabetiker und Typ-2-Diabetiker auf eine gesunde Ernährung achten und die körperliche Aktivität nicht vernachlässigen.
Diabetische Mikroangiopathie (Schädigung der kleinen Blutgefäße)
Wenn der Blutzucker dauerhaft erhöht ist und nicht richtig eingestellt wird, kann das die kleinen Blutgefäße schädigen. Im Rahmen einer diabetischen Mikroangiopathie können Blutungen auftreten, da die Gefäßwände durchlässig werden. Möglich sind zudem Verdickungen an den Gefäßwänden, infolge dessen es zu Durchblutungsstörungen und Gefäßverschlüssen kommen kann. Besonders häufig entwickelt sich eine diabetische Mikroangiopathie an den folgenden Körperstellen bzw. Organen:
- Netzhaut des Auges (diabetische Retinopathie): Wenn die kleinen Blutgefäße im Auge dauerhaft geschädigt werden, wird die Netzhaut schlecht durchblutet. Der Augenhintergrund verwandelt sich durch die Gefäßveränderungen und es bilden sich Narben, die wiederum zu Sehstörungen führen können. Auch eine Erblindung ist möglich.
- Nieren (diabetische Nephropathie): Die Nieren leiden ebenfalls, wenn die Blutzuckerwerte über einen längeren Zeitraum schlecht eingestellt sind. Bei der diabetischen Nephropathie handelt es sich sogar um eine weitverbreitete Folgeerkrankung. Im schlimmsten Fall kann eine solche Nierenschädigung zum Nierenversagen führen, die dann eine regelmäßige Dialyse (Blutwäsche) erforderlich macht. Ebenso besteht eine erhöhte Bluthochdruck-Gefahr.
Diabetische Neuropathie
Bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten leiden auch die Nerven. Werden diese aufgrund der geschädigten Blutgefäße nicht mehr ausreichend versorgt, können Missempfindungen wie Kribbeln („Ameisenlaufen“), veränderte Temperaturwahrnehmung (Gefühl von kalten Füßen), Schmerzen oder ein Brennen an den betroffenen Körperstellen auftreten. Besonders häufig sind bei Diabetikern die Arme, Beine und Füße von einer Neuropathie betroffen.
Diabetischer Fuß
Beim diabetischen Fußsyndrom handelt es sich um eine häufig vorkommende Komplikation. So können sowohl Nervenschäden als auch Durchblutungsstörungen in den Füßen zu Wunden und Geschwüren führen, die schlecht heilen. Bereits kleinste Verletzungen haben oftmals langwierige Beschwerden zufolge.
Diabetische Makroangiopathie (Schädigung der großen Blutgefäße)
Wenn die großen Blutgefäße durch den Diabetes geschädigt werden, kann dies zu unterschiedlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, da die Erkrankung die Arterienverkalkung (Arteriosklerose) in den großen Blutgefäßen beschleunigt. Im Zusammenhang mit verschiedenen anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzinfarkt, koronare Herzkrankheiten oder Schlaganfall, oder auch diversen Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen, steigt das Risiko für eine Arterienverkalkung.
Menstruationsstörungen/Erektionsstörungen
Bei Frauen können durch die Durchblutungsstörungen und Nervenschäden Menstruationsstörungen wie das Ausbleiben der Monatsblutung auftreten. Bei Männern kann es zu Potenzproblemen und Erektionsschwierigkeiten kommen.
Diabetes mellitus: Diagnose
Die Diagnose erfolgt anhand der Blutzuckerwerte. Normalerweise liegt der Blutzucker im Blutplasma unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Nach dem Essen steigt der Blutzucker nicht höher als 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
Ein Diabetes kann vorliegen, wenn folgende Blutzuckerwerte erreicht werden:
- Gelegenheitsblutzucker von mehr als 200 mg/dl (11,1 mmol/l) sowie klassische Symptome
- Blutzucker im nüchternen Zustand von über 126 mg/dl (7,0 mmol/l)
- HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker) von über 6,5 Prozent
- oGTT-2-Stundenwert (Glukosetoleranztest) von über 200 mg/dl
Über einem Blutzuckerwert von ungefähr 180 mg/dl schütten die Nieren die überschüssige Glukose über den Urin aus (Nierenschwelle). Deshalb kann ein Urin-Test Hinweise auf eine Diabeteserkrankung liefern. Das Gleiche gilt für das Vorhandensein von Ketonkörpern im Urin, die ebenfalls über einen Urin-Teststreifen nachgewiesen werden können. Allerdings werden derartige Urinstreifen nur noch selten zur Diagnosestellung genutzt.
Diabetes mellitus: Therapie und Behandlung
Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt davon ab, ob der Diabetes Typ 1 oder 2 vorliegt. In beiden Fällen kann der Patient jedoch maßgeblich zum Erfolg der Therapie beitragen, indem er verantwortungsvoll mit seinem Körper umgeht.
Zwar ist eine Diabetes-Erkrankung nicht heilbar, mithilfe einer entsprechenden Therapie lässt sich der Blutzuckerspiegel jedoch gut einstellen. Die konsequente Kontrolle des Blutzuckers beugt zudem Folgeerkrankungen vor.
Diabetes Typ 1: Therapie
Für Typ-1-Diabetiker ist es lebensnotwendig, Insulin regelmäßig zu spritzen. Zur Verfügung stehen kurzwirksames Insulin (Insulinanaloga) sowie langwirksames Normalinsulin. Spezielle Diabetes-Medikamente (Antidiabetika) sind hier unwirksam.
Diabetes Typ 2: Therapie
Für Typ-2-Diabetiker steht hingegen ein breites Therapiespektrum zur Verfügung. Oftmals hängt die Diabeteserkrankung mit Fettleibigkeit und Übergewicht zusammen, sodass eine Umstellung der Lebens- und Essgewohnheiten mit körperlicher Bewegung und ausgewogener Ernährung unbedingt notwendig ist. Im frühen Stadium kann ein gestörter Glukosestoffwechsel auch häufig ohne entsprechende Medikamente normalisiert werden.
Sollten diese Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, werden orale Antidiabetika (z. B. SGLT-2-Hemmer) verordnet. Wirken die Medikamente nur unzureichend oder ist die Bauchspeicheldrüse erschöpft, kann eine Insulintherapie notwendig sein, um die Blutzuckerwerte zu senken.
In Abhängigkeit davon, wie weit die Diabetes-Erkrankung bereits fortgeschritten ist, können unterschiedliche Therapiestufen erforderlich sein:
- Stufe 1 (Basistherapie): Der Patient wird darin geschult, seine Lebens- und Ernährungsweise umzustellen. Eine Medikamentenverordnung findet nicht statt.
- Stufe 2: Sollten die Maßnahmen aus der Basistherapie nicht die gewünschten Erfolge erzielen, kommen Medikamente zum Einsatz, um den Blutzuckerspiegel zu senken. In der Regel handelt es sich um das Medikament Metformin.
- Stufe 3: Wenn der Blutzuckerspiegel mithilfe der Stufe 1 und 2 nicht ausreichend gesenkt werden kann, kommt ein zweites Medikament oder aber eine Therapie mit Insulin zum Einsatz.
- Stufe 4: Bei einigen Diabetikern ist es sinnvoll, weitere Insulin- und Kombinationstherapieformen anzuwenden.
Weitere Informationen bietet die Deutsche Diabetes Gesellschaft.
Diabetes mellitus: Krankheitsverlauf und Prognose
Sowohl der Krankheitsverlauf als auch die Prognose hängen davon ab, wie gut der Blutzuckerspiegel langfristig eingestellt werden kann. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung, ist die Prognose gut. Hingegen reduziert ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel die Lebensqualität und die Lebenserwartung.
Der Krankheitsverlauf wird auch durch die Folgeerkrankungen bestimmt, die durch die geschädigten Gefäße auftreten. Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenversagen gehören zu den häufigsten Todesursachen von Diabetikern.
Kann Medizinalcannabis eine Diabetes-Erkrankung positiv beeinflussen?
Forscher der University of Nebraska berichteten im Rahmen ihrer Studie aus dem Jahr 2013, dass es nur wenige Daten über die Beziehung zwischen Stoffwechselvorgängen im Körper und Cannabinoiden gebe.
Epidemiologische Studien haben den Forschern zufolge eine niedrigere Prävalenzrate von Übergewicht und Diabetes mellitus bei Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Personen, die noch nie Cannabis konsumiert haben, ergeben. Dies ließe auf einen Zusammenhang zwischen peripheren Stoffwechselvorgängen und Cannabinoiden schließen.
In die Untersuchung wurden zwischen den Jahren 2005 und 2010 insgesamt 4 657 erwachsene Frauen und Männer aufgenommen und zu ihrem Cannabiskonsum befragt. Außerdem wurde den Probanden Blut abgenommen, um u. a. die Insulinresistenz zu bewerten.
Die Cannabiskonsumenten hatten den Forschern zufolge eine um 16 Prozent niedrigere Nüchterninsulin-Konzentration im Blut als die Studienteilnehmer, die Cannabis noch nie probiert hatten. Auch die Insulinresistenz-Konzentration war bei den Cannabiskonsumenten niedriger als bei den Nichtkonsumenten.
Noch interessanter ist eine Studie aus dem Jahr 2016, die an der University of Nebraska durchgeführt wurde. Die Forscher berichteten, dass die nicht-psychoaktiven Cannabinoide Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabivarin (THCV) den Lipid- und Glukosestoffwechsel in Tiermodellen beeinflusst hatten. In ihrer Studie untersuchten sie die Auswirkungen auf Patienten mit einem Typ-2-Diabetes.
In dieser randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie wurden 62 Patienten mit Typ-2-Diabetes für 13 Wochen mit unterschiedlich hohen CBD- und THCV-Dosen behandelt. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe reduzierte THCV signifikant die Nüchternplasmaglukose und verbesserte die pankreatische Zellfunktion. Laut den Forschern könnte THCV ein neues therapeutisches Mittel zur glykämischen Kontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes darstellen.
Lesen Sie hier mehr zu dem Cannabinoid THCV.
Cannabis gegen Übergewicht?
Ein starkes Übergewicht ist immer mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden. Interessanter Weise wurden Studien durchgeführt, in denen der Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Konsum von Cannabis untersucht wurde. An der University of California fanden Forscher im Jahr 2006 heraus, dass es zwischen dem Cannabiskonsum und einer Gewichtsveränderung keinen Zusammenhang gibt.
Hingegen zeigen die Ergebnisse zweier großer Umfragen, die in Kanada durchgeführt wurden, dass Cannabiskonsumenten nicht nur einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) hatten, sondern auch weniger von Übergewicht betroffen waren als Nichtkonsumenten und das, obwohl die Cannabiskonsumenten durchschnittlich mehr Kalorien zu sich nahmen.
CBD als Schutz für Typ-1-Diabetes?
Die Zusammenhänge zwischen Übergewicht, Diabetes und Cannabis sind noch nicht eindeutig geklärt. Dennoch scheint Cannabis Auswirkungen auf das Körpergewicht zu haben. Hinweise hierfür finden sich in einer Studie von der Nelson Mandela Metropolitan University in Südafrika aus dem Jahr 2012.
Nachdem übergewichtigen Laborratten ein Cannabisextrakt bekamen, zeigte sich ein deutlicher Gewichtsverlust. Außerdem nahm die Bauchspeicheldrüse an Gewicht zu. Die Forscher vermuteten, dass die für die Insulinproduktion verantwortlichen Betazellen der Bauchspeicheldrüse durch die Cannabinoide auf eine noch unerklärliche Weise geschützt wurden. Die Ergebnisse dieser Studie könnten also einen Ansatz bieten, hier weiter zu forschen, insbesondere in Bezug auf den Typ-1-Diabetes. Durch die Autoimmunreaktion erfolgt die Zerstörung der Betazellen, sodass die Erkrankung möglicherweise mithilfe von Cannabinoiden eingedämmt werden könnte.
Interessanter Weise hatten Forscher des Hadassah Hebrew University Hospitals in Jerusalem bereits im Jahr 2008 nach ihren Untersuchungen an nicht übergewichtigen und zu Diabetes neigenden Mäusen, die mit CBD behandelt wurden, darauf hingewiesen, dass CBD möglicher Weise als therapeutisches Mittel zur Behandlung des Typ 1 verwendet werden könnte.
Cannabinoide gegen die Beschwerden einer diabetischen Polyneuropathie
Die diabetische Polyneuropathie ist eine mögliche Folgeerkrankung des Diabetes. Es handelt sich hierbei um eine Nervenstörung, die häufig an Händen und Füßen auftritt, aber auch jede andere Körperregion betreffen kann. Schmerzen und Taubheitsgefühle sind nur einige Symptome, die solch eine Nervenstörung verursachen kann.
Im Jahr 2009 untersuchten Forscher der University of Milano-Bicocca den schmerzlindernden Effekt des Cannabinoids Cannabidiol (CBD) an Ratten, die an einer diabetischen Polyneuropathie litten. Durch die wiederholte Gabe des CBD-Extraktes konnte das abnormale Gefühl von mechanischen Schmerzen (Allodynie) nicht nur signifikant gelindert werden, sondern auch die normale Schmerzwahrnehmung wurde wieder hergestellt, ohne dass eine Hyperglykämie ausgelöst wurde. Weiter heißt es in den Ergebnissen, dass die Leber vor oxidativem Stress geschützt wurde, was für die Entstehung einer Polyneuropathie ein wichtiger Faktor zu sein scheint.
Cannabinoide zur Behandlung der diabetischen Retinopathie (DRP)
Die DRP (Mikroangiopathie der Netzhaut) ist in den Industrieländern die Hauptursache für Erblindungen im mittleren Alter. Nahezu alle Diabetiker sind im Laufe ihres Lebens von ihr betroffen. Es wird angenommen, dass oxidativer Stress sowie verschiedene entzündungsfördernde Immunreaktion beim Absterben der Netzhautzellen eine bedeutende Rolle spielen.
Forscher des Departments of Pharmacology and Toxicology Georgia verabreichten diabetischen Laborratten im Jahr 2006 das Cannabinoid CBD. Nach der Behandlung zeigte sich, dass sich die Neurotoxizität und der oxidative Stress reduziert hatten. Zudem reduzierte sich die Konzentration des Tumornekrosefaktors –a. Hierbei handelt es sich um eine Substanz, die an der Entzündungsreaktion beteiligt ist und vor dem Absterben der Netzhautzellen schützt.
Im Jahr 2010 führten Wissenschaftler des Departments of Ophthalmology, ebenfalls vom Medical College of Georgia, aus, dass die Behandlungsmöglichkeiten für eine DRP begrenzt seien. Die Entdeckung neuer molekularer Einheiten mit adäquater klinischer Aktivität für die diabetische Retinopathie bleibe eine der wichtigsten Forschungsprioritäten in der Augenheilkunde. Man konzentriere sich auf die therapeutischen Wirkungen von Cannabidiol (CBD) als neuartige therapeutische Modalität in der Augenheilkunde basierend auf systematischen Studien in Tiermodellen von entzündlichen Netzhauterkrankungen einschließlich diabetischer Retinopathie.
Ein besonderer Schwerpunkt liege dabei auf neuartigen Mechanismen, die präklinisch die pharmakologische Aktivität von CBD beleuchten können. Diese umfassen ein Selbstverteidigungssystem gegen Entzündung und Neurodegeneration, das durch die Hemmung des äquilibrierenden Nukleosidtransporters und die Aktivierung des Adenosinrezeptors durch Behandlung mit CBD vermittelt wird.
Neue Studien der Forscher liegen bisher noch nicht vor. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch vielversprechend.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: