Was heißt Edibles? Und wo kommen sie her?
Wortwörtlich übersetzt aus der englischen Sprache bedeutet Edibles einfach nur „essbar“. Von der Definition her sind Edibles Lebensmittel, denen Cannabis (lateinisches Wort für Hanf) beigefügt wird. Diese gibt es in Form von Backwaren (z. B. Kekse oder Brownies), Getränken, Süßigkeiten und Broten.
Edibles sind keine neue Erfindung. Bhang“ war einst in Indien die erste bekannte Zubereitung aus Hanf, die Menschen bei traditionellen, hinduistischen Religionsritualen verwendeten. Beispielsweise war es weit verbreitet, Hanf mit Ghee (Speisefett) anzubraten, bevor es mit anderen Zutaten gemischt wurde.
In der westlichen Welt sorgte das Kochbuch „The Alice B. Toklas Cookbook“ von der US-amerikanischen Autorin Alice B. Toklas im Jahr 1954 für Aufsehen. Hierin fand sich ein Hanf Rezept für „haschisch fudge“, das von dem Maler und Schriftsteller Brion Gysin beigesteuert wurde. In der ersten US-Ausgabe wurde dieses Rezept gestrichen. Dennoch wurde Toklas und das Rezept zu einem leitenden Symbol für Hanfbewegung in den 1960er Jahren.
In den vergangenen Jahren haben Hanf Zubereitungen einen regelrechten Hype erlebt, insbesondere Lebensmittel mit Cannabidiol (CBD). Allerdings wuchs damit auch die Besorgnis über Gefahren, insbesondere für unerfahrene Konsumenten und Kinder, wenn die Produkte einen hohen THC-Gehalt aufweisen. Werden die Zubereitungen unbedacht in großen Mengen zu sich genommen, kann es zu einer unangenehmen Überdosierung kommen.
Für wen sind Edibles geeignet?
Medizinische Edibles stellen eine Alternative für Cannabispatienten dar, denen das Rauchen oder Verdampfen von Medizinalcannabis unangenehm oder nicht möglich ist. Die orale Einnahme hat dabei gleich mehrere Vorteile. Denn es entstehen keine karzinogenen Gifte durch das Verbrennen. Außerdem entsteht nicht der typische Geruch, den viele als unangenehm wahrnehmen.
Wie wirken Cannabis Edibles?
Beim Thema Cannabis und die möglichen Einnahmeformen kommt jedem zuerst das Rauchen oder Vaporisieren (Verdampfen) in den Sinn. Ein großer Teil der Cannabis Patienten nutzen diese Einnahmeform, um besonders schnell Symptome wie chronische Schmerzen zu lindern. Beim oralen Konsum wirkt Cannabis bzw. das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) jedoch zeitverzögert. Das bedeutet, dass der Effekt nicht wie beim Rauchen oder Verdampfen nach wenigen Minuten eintritt, sondern erst nach 30 bis 120 Minuten. Wie Edibles wirken, hängt unter anderem vom Grad der sogenannten Decarboxylierung ab.
Tetrahydrocannabinol liegt in der Pflanze als Säure vor, dem THCA, welches keine psychoaktive Wirkung hat. Durch kurzes Erhitzen wandelt sich diese Säure in das psychoaktiv wirksame THC um. Dabei wird ein Kohlendioxid-Molekül von der Säure abgespalten (Decarboxylierung).
Wenn Patienten die wirksamen Bestandteile der Blüten ohne eine starke psychoaktive Wirkung nutzen möchten, nutzen sie nicht lange gelagerte Cannabisblüten. Diese enthalten noch sehr viel THC-Säure. Je länger die Cannabisblüten gelagert werden, desto mehr THC-Säure wandelt sich in die aktive Form um.
Wichtiges zum Thema Cannabis und Nachweisbarkeit
Der Abbau geschieht in circa acht Stunden über den Darm, die Niere und oxidativ über die Leber. Die nicht psychoaktiven und lipophilen (fettlösliche) Metabolite (Stoffwechselprodukte) werden im Fettgewebe eingelagert, der weitere Abbau geschieht dann sehr langsam.
Dabei ist zu beachten, dass oral eingenommenes Cannabis länger nachweisbar ist. Besondere Vorsicht ist bei der Teilnahme am Straßenverkehr zu geboten. Besser ist es, das Auto stehenzulassen. Cannabispatienten sollten sich darüber bewusst sein, dass auch dann, wenn die spürbare Wirkung längst nachgelassen hat, rein rechtlich erst Tage nach der Einnahme wieder verkehrstüchtig sind.
Wer sich aus beruflichen oder polizeilichen Gründen einem Drogentest unterziehen muss, sollte die Nachweisbarkeit der Stoffwechselprodukte beachten. Bei einmaliger Cannabiseinnahme ist ein Nachweis bis zu 12 Tagen, bei oraler und regelmäßiger Aufnahme ist dieser Nachweis auch bis zu 4 Wochen möglich.
Weitere Informationen zu Edibles und der Nachweisbarkeit von THC.
Wie findet man die richtige Dosierung?
Der vielleicht wichtigste Rat im Umgang mit Edibles ist, weniger ist mehr. Jeder Mensch bzw. Stoffwechsel im Körper reagiert anders und gerade im Umgang mit essbaren Cannabisprodukten ist Vorsicht geboten.
Am Anfang sollten Patienten nur kleine Mengen essen. Das gilt vor allem dann, wenn für das Zubereiten eine Cannabissorte genutzt wird, die einen hohen TCH-Gehalt aufweist. Denn wie schon zuvor erwähnt, wirken Edibles langsamer, Je nach Stoffwechsel kann es zwischen 30 und 120 Minuten dauern, bis die Wirkung einsetzt. Patienten müssen also ein wenig geduldig sein.
Wenn Patienten etwa nach 30 oder 60 Minuten noch keine Wirkung verspüren, sollten sie auf keinen Fall erneut ein weiteres Stück essen, sondern weiter abwarten. Sicherheitshalber sollte eine Nachdosierung erst nach ungefähr zwei bis drei Stunden erfolgen und dann auch nur in kleiner Dosierung.
Ein wichtiger Tipp lautet noch, Cannabis-Produkte nicht auf nüchternen Magen zu essen. Damit kann eine zu schnelle Absorption der Cannabinoide verhindert werden.
Vorsicht vor einer Cannabis Überdosierung
Eine THC-Überdosis, wenn eine große Menge an Cannabis Produkten gegessen wurde oder der THC-Gehalt zu hoch war, ist sehr unangenehm. Dabei auftretende Symptome nach dem Essen bzw. dann, wenn die Wirkung eintritt, können Halluzinationen, Angstzustände, Wahnvorstellungen, Kreislaufprobleme, Erbrechen oder Schweißausbrüche sein. Gerade ungeübte Patienten sollten zu Beginn immer ein Familienmitglied oder einen Freund bei sich haben.
Sollte die Wirkung zu stark sein, ist das oberste Gebot: Ruhe bewahren. Zudem kann folgendes helfen:
- Atmen Sie langsam und tief ein und aus. Die meisten Symptome einer Überdosierung werden nach einiger Zeit wieder von allein verschwinden. Auch wenn es sich im Moment so anfühlen mag, Sie werden an einer THC-Überdosis nicht sterben.
- Vermeiden Sie eine Dehydrierung. Trinken Sie Wasser in kleinen Schlucken.
- Bei Angstzuständen oder Paranoia kann schwarzer Pfeffer helfen. Kauen Sie einige Pfefferkörner oder sniffen Sie eine Priese gemahlenen schwarzen Pfeffer.
- Wenn Sie sich ein wenig beruhigt haben, versuchen Sie einen Spaziergang an der frischen Luft, auch eine Dusche oder ein Bad können hilfreich sein.
Hier gibt es ausführliche Informationen zu dem Thema Medizinalcannabis und Überdosierung.
Welche Lebensmittel eignen sich für Cannabis Edibles?
Der Klassiker unter den Edibles ist selbstverständlich der Cookie (Cake) oder Cannabis Brownie, aber auch Schokolade oder Tee sind weitläufig bekannte Edibles, die gegessen werden können. Prinzipiell sind der Kreativität in der Cannabis-Küche aber keine Grenzen gesetzt. Auf Basis von THC-Butter lassen sich jede Menge Backwaren herstellen. Cannabis ist in der Küche als Kraut vielfältig einsetzbar, weshalb es auch zahlreiche verschiedene Cannabis Rezepte gibt.
Rezepte für die Verarbeitung von Medizinalcannabis
Cannabutter
Cannabutter (Cannabis-Butter) ist die Grundlage für viele Cannabis-Rezepte, die Patienten nutzen können, um das medizinische Cannabis auf vielfältige Weise nutzen können. Auf die Liste der Zutaten gehören 250 Gramm Butter, Wasser (von der Menge her ca. 1 Liter) sowie ca. 14 Gramm Cannabisblüten.
Das Zubereiten ist relativ einfach, jedoch zeitaufwendig. Zunächst wird ein Liter Wasser in einem mittelgroßen Topf zum Kochen gebracht. Dann erfolgt die Zugabe der Butter. Damit sie schneller schmilzt, hilft es, sie vorher in kleine Stücke zu schneiden. Ist die Butter komplett zerlaufen, kommen die gemahlenen Cannabisblüten hinzu.
Die Blüten sollten sehr fein gemahlen werden. Denn dadurch entsteht mehr Oberfläche, von der sich dann das Cannabisöl lösen kann. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, ist hierfür ein spezieller Gras-Grinder zu verwenden.
Wenn die gemahlenen Blüten in der Mischung schwimmen, ist die Temperatur schnell zu senken. Es darf nur noch ganz leicht simmern. Am besten ist es, wenn die Mixtur den ganzen Tag weitersimmert. Wem das zu lang ist, sollte den Topf mindestens drei Stunden auf dem Herd stehen lassen. Die Mischung ist fertig, wenn sich die Flüssigkeiten getrennt haben. Oben schwimmt dann eine ordentliche Schicht Fett.
Im nächsten Schritt ein Abseih- oder Käsetuch nehmen und mit einem Gummi über eine hitzebeständige Schüssel spannen. Danach ganz vorsichtig die Mischung durch das Tuch in die Schüssel fließen lassen. (Vorsicht: Die Spritzer können sehr heiß sein!) Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden.
In der Schüssel findet sich dann Cannabis Butteröl, die über Nacht in den Kühlschrank gestellt werden sollte. Am nächsten Morgen kann die Butter dann vorsichtig vom Wasser abgehoben werden und ist zum Essen geeignet.
Cannabis-Öl
Für die Herstellung eines Cannabisöls gibt es viele verschiedene Rezepte. Wir haben uns hier für eine einfache Zubereitungsweise entschieden. Dabei ist das Prinzip nahezu identisch mit der Cannabutter-Herstellung.
Zutaten:
- ca. 14 Gramm feingemahlene Cannabisblüten
- 250 ml Öl (z. B. Hanföl, Olivenöl oder wenn man den Geschmack mag auch Kokosöl)
Nach dem Mahlen der Cannabisblüten wird ein Liter Wasser in einem mittelgroßen Topf zum Kochen gebracht. Das Wasser sollte auch während des gesamten Zubereitungszeitraumes immer drei bis vier Zentimeter hoch sein.
Wenn das Wasser kocht, einfach das Öl nehmen und vorsichtig hinzufügen. Danach die gemahlenen Blüten. Jetzt muss die Temperatur sofort gesenkt werden! Die Mischung sollte dann für mindestens drei Stunden bei niedriger Temperatur sieden. Jede halbe Stunde vorsichtig mit einem Holzlöffel umrühren.
Das Cannabisöl ist fertig, wenn sich auf der Oberfläche eine glänzende, dicke Ölschicht gebildet hat. Nun ist das Öl wie bei der Cannabutter mithilfe eines Käsetuchs von den anderen Zutaten zu trennen. Übrig bleibt dann ein Öl-Wasser-Gemisch, das über Nacht in den Kühlschrank kommt. Am nächsten Morgen kann das Öl dann vorsichtig mit einem Löffel abgehoben und in ein verschließbares Gefäß gegeben werden. Am besten ist es, wenn das Cannaöl im Kühlschrank aufbewahrt wird.
Cannabis Schokolade
Im ersten Schritt erfolgt die Decarboxylierung. Hierfür einfach den Backofen auf 115 Grad vorheizen und die gemahlenen Blüten für 30 Minuten „backen“ bzw. erhitzen. Für das Zubereiten der Schokolade sind folgende Zutaten notwendig:
- 3 bis 5 Gramm feingemahlene Blüten
- 100 Gramm dunkle Schokolade
An Arbeitsmaterialien werden für das Rezept ein Topf zum Kochen, eine Glasschale sowie eine Schokoladenform oder alternativ ein Eiswürfelbehälter benötigt.
Während die Blüten decarboxylieren, kann die Schokolade mit Dampf geschmolzen werden. Hierfür einfach eine Glasschale auf einen zugedeckten Topf mit Wasser stellen. Das Wasser zum Kochen bringen, sodass der Dampf die Schokolade in der Schale schmelzen lässt.
Danach die gemahlenen und decarboxylierten Blüten hinzugeben und vorsichtig verrühren. Im nächsten Schritt die Masse in die Form gießen. Die Form aus einigen Zentimetern Höhe sanft fallen lassen, dadurch verschwinden die Luftblasen. Danach die Form in den Kühlschrank stellen und aushärten lassen.
Quellen: