Meine jugendlichen Cannabis-Selbstversuche
Niemals werde ich den einen Moment vergessen, als ich in meiner Jugend Cannabis probierte: Es war ein warmer Sommerabend. Ich war 17 Jahre alt und wollte gerne cool sein. Doch das Coolsein hatte Konsequenzen für mich. Folgen, auf die ich gerne verzichtet hätte.
Cool waren immer nur die Anderen. Ich wollte gerne zur coolsten Clique der Schule gehören. Zu den Kiffern, die in der Pause hinter der Schule heimlich ihre Joints bauten. Und wie das so ist, wenn man jung und unsicher ist, habe ich versucht, da mitzumachen. Aber während alle anderen lustig draufkamen, war es bei mir nur selten lustig.
An jenem Sommerabend waren wir in der Nähe von Darmstadt unterwegs zu einem Open-Air-Konzert. Ich erinnere mich an meine vorsichtigen Züge an dem Joint, das Halskratzen und die plötzlich einsetzende Wirkung. Während alle um mich herum mit ihren Lachflashs beschäftigt waren, begann mein Herz wie wild zu schlagen. Plötzlich sah ich zwei scherenschnittartige Masken vor mir und hörte ein lautes Kreischen: „Ich bin Dein inneres Ich! Und ich HASSE Dich!“.
Was sich jetzt skurril liest und worüber ich mittlerweile lachen kann, hatte für mich wochenlange Folgen. Ich habe lange gebraucht, um dieses schräge Erlebnis in meinem Kopf abzuhaken. Da habe ich schnell eingesehen, dass ich bei den coolen Kiffern einfach nicht mithalten kann. Dafür habe ich mein Abi geschafft.
Cannabiskonsum bei Jugendlichen und die möglichen Folgen
Es ist eine Sache der Persönlichkeit, inwiefern einen das Kiffen aus der Bahn wirft. Aus meiner Erfahrung heraus klingeln bei mir alle Alarmglocken, wenn es um den Cannabiskonsum bei Jugendlichen geht! Dass dieser das Suchtrisiko erhöhen und sogar die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen kann, zeigen Studien wie diese hier aus Kanada. Im schlimmsten Fall können in der Jugend schwere Psychosen ausgelöst werden, von anderen gesundheitlichen Folgen mal abgesehen.
Abgesehen von meinen Erfahrungen als Jugendliche, gibt es einen evidenten Unterschied zwischen dem Missbrauch von Cannabis als Droge und dem Einsatz von Cannabis als Medizin. So skeptisch ich dem Freizeitkonsum gegenüber stehe, so glühend verfechte ich die positiven Eigenschaften, die Medizinalhanf als Heilpflanze mit sich bringen kann.
Der Einsatz von Cannabis als Medizin bei Minderjährigen
Warum ist es gängige Praxis, dass Kinder mit ADHS mit Ritalin ruhiggestellt werden? Ist es nicht krass, diese Kleinen tablettenabhängig zu machen? Nur um sie dann mit Chemie „runter zu Pegeln“? Anstatt sich mit der Ursache zu beschäftigen und das Hauptaugenmerk auf die sozialen Beziehungen zu legen. Und zum Anderen zu fragen, ob und welche Alternativen es gibt?! Bei einem kranken Kind kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein Medizinalhanf einzusetzen, allerdings IMMER nur in Absprache mit einem Arzt. Dieser kann dann auch aufklären und auf mögliche Folgen hinweisen.
Und wissen Sie was?! Während ich so klug daher schreibe, wird mir ganz schlecht. Denn bei den ganzen medizinischen Studien, die ich zum Thema Medizinalhanf lese – und nun im Speziellen als Einsatz in der Pädiatrie, also der Kinderheilkunde, denke ich daran, dass hinter allen Daten und Fakten Schicksale und Menschen stehen. Menschen, die hoffen und bangen. Um ihre Liebsten und um ihre Kinder.
Wie schlimm muss das sein, wenn man sein Kind durch Zeiten mit Chemotherapie und Co. begleiten muss?! Ich stelle mir das Gefühl zwischen Mitleiden, Starksein müssen und Hoffen extrem belastend vor. Andererseits sieht man immer wieder, wie starke solche kleinen Kämpfer/innen sind und wie positiv sich die Chancen im Kampf gegen die scheiß K-Krankheit, wie ich sie gerne nenne, entwickelt haben.
Dünne Datenlage, viele Besserwisser und unvorsichtige Eltern
Die Datenlage bei Studien zum Einsatz von Medizinalhanf bei der Therapie von krebskranken Kindern ist logischerweise noch sehr dünn und deutsche Studien sind mir überhaupt noch nicht bekannt. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich ist der Einsatz von Medizinalhanf bei uns erst seit März 2017 zugelassen. Aber mit jedem Jahr was nun vergeht, wird die Datenlage entsprechend größer und ich hoffe darauf, dass auch an deutschen Lehrstühlen entsprechend geforscht wird. Eine interessante Übersicht über die (internationale) Studienlage finden Sie hier.
Übrigens spricht die derzeitige Datenlage nur bei chemotherapieinduzierter Übelkeit/Erbrechen sowie bei Epilepsie für die Gabe von Cannabis als Medizin bei Kindern und Jugendlichen – wenn überhaupt! Denn selbst bei diesen Anwendungsfeldern müssen Sie immer die Risiken in Betracht ziehen.
Was für Erwachsene gut ist, ist es noch lange nicht für Minderjährige
Auch mit frei verkäuflichem CBD-Öl sollten Sie bei Kindern und Jugendlichen auf keinen Fall einfach so rumexperimentieren. Denn: Was IHNEN hilft, kann bei Ihren Kindern eine ganz andere Wirkung haben. Die Gehirne von Kindern und Jugendlichen sind sehr viel empfindlicher als die von Erwachsenen und reifen noch bis zum 21. Lebensjahr aus. Das sogenannte Endocannabinoid-System und somit auch die neurologischen Verbindungen im jugendlichen Gehirn können durch die Gabe von Cannabinoiden extrem gestört werden, mit ungeahnten Folgen.
Und denken Sie dran: Nur weil der Hanf eine Pflanze ist, ist er nicht ungefährlich! Sie würden Ihrem Kind ja auch keinen Fliegenpilz oder Fingerhut verabreichen, nur weil Sie gelesen haben, dass es bei bestimmten Symptomen oder Krankheiten helfen kann. Cannabis ist und bleibt, solange nicht medizinisch eingesetzt, nach wie vor eine psychotrope Pflanze mit den entsprechenden Nebenwirkungen.
In diesem Sinne: Bleiben Sie und ihre Liebsten behütet und gesund!
Alles Liebe, Ihre Eva Imhof