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Fachwissen bei Ärzten in Großbritannien fehlt

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Nach der Legalisierung von Cannabis als Medizin in Großbritannien fürchten Experten, dass Mediziner nicht ausreichend vorbereitet sind auf die neue Therapieoption. Um die Bildungslücke zu schließen, bietet die „Academy of Medical Cannabis“ E-Learning für Ärzte.

Fachwissen bei Ärzten in Großbritannien fehlt

In der letzen Woche haben wir darüber berichtet: Seit dem 1. November dürfen Ärztinnen und Ärzte in Großbritannien Cannabis verordnen. Zeitgleich startete die Academy of Medical Cannabis die erste medizinische Online-Ausbildungsplattform für Cannabis als Medizin. Experten kritisieren, dass die medizinischen Fachkräfte in Großbritannien auf die neue Gesetzgebung nicht ausreichend vorbereitet sind. Das Fachwissen ist derart unzureichend, dass nun diese Lösung nötig sei.

Mindestens eine Million Menschen könnten von Cannabis als Medizin profitieren

Die Akademie geht davon aus, dass mindestens eine Million Menschen in Großbritannien von medizinischem Cannabis profitieren könnten. Jedoch fehlen den medizinischen Fachkräften die Informationen, die sie benötigen, um mit ihren Patienten über diese neue Behandlungsoption zu sprechen.

Professor Mike Barnes, Director of Education der Akademie, Neurologe und Experte für medizinisches Cannabis, erklärt den Bedarf an Fortbildungen für Ärzte:

„Wir schätzen, dass mindestens eine Million Menschen im Vereinigten Königreich Leiden haben, die von medizinischem Cannabis profitieren könnten. Von einem großen Teil von ihnen wird erwartet, dass sie ihren Hausarzt oder einen Spezialisten aufsuchen und sich nach medizinischen Cannabis-Behandlungen erkundigen. Unser Anliegen ist, dass die Angehörigen der Gesundheitsberufe auf diesen Zustrom nicht vorbereitet sind, da sie keine formale Schulung über Cannabis als Behandlungsoption erhalten haben.“

Lernplattform soll Medizinern das nötige Fachwissen vermitteln

Offizielle Leitlinien werden nicht vor Oktober 2019 erwartet. Daher „ist es Aufgabe der Academy of Medical Cannabis eine umfassende und gründliche Lernplattform für alle Ärzte bereitzustellen, die dafür sorgt, dass die Bedürfnisse der Patienten so schnell und sicher wie möglich erfüllt werden“, so Professor Barnes.

Mit einer Reihe von kompakten Modulen soll die E-Learning-Plattform allen Hausärzten und Fachärzten das nötige Cannabiswissen bieten. So sollen die Ärzte sicher in der Anwendung von Cannabis als Medizin werden.

Dr. Leon Barron, Arzt aus Hertfordshire, ist der Meinung, dass die Academy of Medical Cannabis ein wichtiges Instrument sei, um sicherzustellen, dass Mediziner ihren Patienten praktische Ratschläge zu pharmazeutischem Cannabis geben können:

„Ich erwarte durchaus, dass viele meiner Patienten mit Erkrankungen wie chronischen Schmerzen medizinisches Cannabis als Behandlungsoption diskutieren wollen. Und es ist wichtig, dass ich auf einfache Art und Weise ohne Stigma darüber sprechen kann. Die Informationen, die auf der Academy of Medical Cannabis-Plattform verfügbar sind, ermöglichen mir nicht nur dies zu tun, sondern stellen auch sicher, dass ich die entsprechende Spezialistenempfehlung geben kann.“

Die 12 Module der Plattform stehen allen Ärzten in Großbritannien und Irland zur Verfügung, die an Cannabis als Medizin interessiert sind. Hier werden Videovorträge, Animationen, interaktive Illustrationen und kurze Tests zu jeweils unterschiedlichen Aspekten der medizinischen Verordnung von Cannabis angeboten.

Die Themenbereiche umfassen sowohl das menschliche Endocannabinoidsystem, die Cannabispflanze und ihre medizinische Verwendung wie auch die unterschiedlichen Indikationen. Die Plattform ist unabhängig und für alle medizinischen Fachleute kostenlos verfügbar.

Mangelndes Fachwissen auch in Deutschland Thema

In Deutschland ist Cannabis als Medizin seit 18 Monaten legal erhältlich. Und auch bei uns war das mangelnde Fachwissen der Ärzte in diesem Bereich von Anfang an ein stark diskutiertes Thema. Inzwischen werden regelmäßig Fortbildungen zu Cannabis als Medizin angeboten. Dennoch fühlen sich auch jetzt noch viele Ärztinnen und Ärzte unsicher und meiden diese Therapieoption.

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