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Fibromyalgie – unsere Leafly.de Patientenakten

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Menschen mit Fibromyalgie gelten oft als eingebildete Kranke. Ihre Schmerzen werden schnell als psychosomatisch abgetan. Dabei leiden die Betroffenen teilweise an stärksten Schmerzen. Wir haben inzwischen in unseren Leafly.de Patientenakten über neun Menschen berichtet, die an Fibromyalgie erkrankt sind. Alle nehmen Cannabis als Medizin gegen ihre Beschwerden ein. Was bedeutet die Erkrankung für ihr Leben? Und wie hilft ihnen die Behandlung mit Cannabinoiden, im Alltag mit dem Schmerzsyndrom zurechtzukommen?

Fibromyalgie – unsere Leafly.de Patientenakten
Zu den Patientenakten

Das Fibromyalgie-Syndrom

„Fibromyalgie“ bedeutet wörtlich übersetzt „Faser-Muskel-Schmerz“. Menschen, die an Fibromyalgie (FMS) erkrankt sind, haben chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen – oft dem Rücken, Armen und Beinen. Darüber hinaus leiden sie meist an Schlafstörungen und einem nicht erholsamen Schlaf. Das führt dazu, dass die Betroffenen tagsüber müde und erschöpft sind und sich nicht konzentrieren können. Dazu kann ein Gefühl der Steifheit oder der Schwellung von Händen, Füßen oder dem Gesicht kommen.

Ärzte stellen die Diagnose “Fibromyalgie-Syndrom” erst, denn die Symptome über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten vorliegen. Früher wurde die erhöhte Schmerzempfindlichkeit über Druckpunkte – die sogenannten Tender Points – festgestellt. Heute sind diese Schmerzpunkte für die Diagnosestellung nicht mehr zwingend erforderlich. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko, an FMS zu erkranken. Darüber hinaus sind Frauen weit häufiger betroffen als Männer.

Ursachen der Fibromyalgie

Bis heute sind die Ursachen des Fibromyalgie-Syndroms unklar. Was jedoch feststeht: Obwohl die Schmerzen in den Muskeln empfunden werden, ist Fibromyalgie keine Erkrankung der Muskeln und Gelenke. Es handelt sich auch nicht um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung.

Weder in den üblichen Laboruntersuchungen noch im Röntgenbild zeigen FMS-Erkrankte besondere Auffälligkeiten. Daher sprechen Mediziner bei Fibromyalgie auch von einem „Syndrom“: Es liegen zwar typische Beschwerden vor, es gibt aber kein eindeutig definiertes Krankheitsbild.

Als Ursache wird heute unter anderem eine funktionelle Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn vermutet. Das bedeutet, dass die Schmerzhemmung vermindert ist. Die Betroffenen leiden an einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit und reagieren verstärkt auf Reize.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Fibromyalgie und Medizinalcannabis.

Psychische Symptome

Das Fibromyalgie-Syndrom geht oft mit seelischen Beschwerden einher. Besonders häufig sind Nervosität, innere Unruhe, Niedergeschlagenheit und Antriebsarmut. Rund 30 Prozent der Fibromyalgie-Patienten erkranken an einer Depression, andere entwickeln eine Angststörung.

Leafly.de Patientenakten – wenn der Schmerz das Leben bestimmt

Wir von Leafly.de haben inzwischen mit neun verschiedenen Fibromyalgie-Patienten Interviews geführt und über sie berichtet. Das sind neun ganz unterschiedliche Geschichten und Biografien. Was aber alle Betroffenen eint, ist, dass über Jahre hinweg die starken chronischen Schmerzen ihr Leben bestimmt haben.

Unsere Fibromyalgie-Patienten haben im Verlauf ihrer Erkrankung stärkste Schmerzmittel und Opiate eingenommen. Diese haben aber auch viele unangenehme Nebenwirkungen hervorgerufen. Frank beispielsweise litt aufgrund der Einnahme von Opioiden an schwersten Nebenwirkungen wie Panikattacken. Dennoch waren Gliederschmerzen, Schmerzen in Schulter, Knie, Fuß, Brust und Gesicht zu dieser Zeit seine permanenten Begleiter.

Einige unserer Patienten berichten, dass selbst Opiate die starken Schmerzen im Körper nicht ausreichend bekämpfen. Auch Susanne hatte trotz Schmerztherapie und Opiaten weiterhin Schmerzen. Auf der Schmerzskala von 1 bis 10 lagen sie noch bei 5.

Schmerz lässt sich nicht objektiv messen. Mediziner arbeiten mit einem Fragebogen, auf dem die Patienten die Stärke der Schmerzen auf einer Skala von 0 bis 10 selber angeben.

Susanne litt ebenfalls an Schlafstörungen, die wiederum dazu führten, dass sie tagsüber müde und erschöpft war. So hatte die Mutter von Zwillingen Mühe, sich um die einfachsten Alltagsaufgaben zu kümmern.

Stephan lebte ebenfalls viele Jahre mit dauerhaften Schmerzen in fast allen Bereichen seines Körpers. Er war permanent müde, da er kaum schlafen konnte. Auf Schmerzmittel wie Tilidin und Tramal reagierte sein Körper sehr schnell mit starken Nebenwirkungen, sodass er die Medikamente nach kurzer Zeit absetzen musst.

Arbeiten ist häufig nicht mehr möglich

Durch die starken Schmerzen sehen sich viele Fibromyalgie-Patienten nicht mehr in der Lage, ihrem Beruf nachzugehen.

Patrick Emmler hatte über viele Jahre so starke Schmerzen, dass er kaum noch arbeiten konnte und seine Existenz bedroht sah. Der junge Mann machte sich selbstständig. So konnte er sich seine Arbeitszeit besser einteilen und auf seinen körperlichen Zustand abstimmen. Dennoch konnte er an manchen Tagen nur noch zwei bis drei Stunden effektiv arbeiten.

Bei Pascal linderten auch starke Medikamente seine Schmerzen nur zu 25 Prozent. Nach der Diagnosestellung wurde er arbeitsunfähig geschrieben – wie sehr viele unserer Fibromyalgie-Patienten.

Seelische Beschwerden

Fibromyalgie-Patienten haben oft mit psychischen Symptomen wie Depressionen oder Angstzuständen zu kämpfen. Die psychischen Probleme sind teilweise erst eine Folge der Fibromyalgie. Jedoch kann die Psyche die körperlichen Beschwerden auch verstärken, wie auch die starken Schmerzen die seelischen Beschwerden verstärken können. Unser Leafly.de Patient Matthias erzählt in seiner Patientenakte:

“Wahrscheinlich können sich das viele Menschen nicht vorstellen, wie der Schmerz das Leben beherrschen kann. Man will vorankommen, doch der Körper spielt nicht mit. Das macht einen täglich traurig. So taucht man Tag für Tag tiefer in eine Depression, was den Zustand nur verschlimmert.”

Auch die Fibromyalgie-Patientin Birgit wurde immer depressiver. Obwohl sie eine multimodale Schmerztherapie begann, die auch eine Verhaltens- und Psychotherapie beinhaltete. Außerdem trieb sie der Krankheit angemessen Sport.

Cannabis als Medizin und Fibromyalgie

Die neun Fibromyalgie-Patienten, über die wir bisher berichteten, haben alle gute Erfahrungen mit Cannabis als Medizin gemacht. Ihre Schmerzen haben die Betroffenen so viel besser im Griff. Stephan beispielsweise berichtete, dass er sich mit Medizinalcannabis “wie ein neuer Mensch” fühlt.

“Ich konnte schlafen und hatte kaum Schmerzen. Großartig”, so Stephan.

Pascal konnte mit Cannabis als Medizin sogar 22 seiner 23 Medikamente absetzen, die er vorher einnehmen musste. Und Patrick Emmler berichtete, dass er mit Medizinalcannabis “den kompletten Tag fast schmerzfrei arbeiten” kann.

Heike nimmt Dronabinol als Dauermedikation ein. Allerdings hat sie noch immer Schmerzspitzen, die sie mit Morphin abfängt. Früher hatte sie Schmerzen von 8 bis 10 auf der Schmerzskala, heute liegt sie bei 4 bis 5.

Auffällig ist, dass die Patienten berichten, dass sie durch Cannabis als Medizin entspannen können und das Gefühl haben, endlich einmal zur Ruhe zu kommen. So schlafen sie auch besser und können teilweise sogar durchschlafen.

Cannabis als Medizin hilft also gegen die starken chronischen Schmerzen. Aber auch die psychischen Symptome der Erkrankung können dadurch verbessert werden. Birgit erzählt, wie sich ihr Leben durch ihr cannabisbasiertes Arzneimittel verändert hat:

“Ich bin aus meinem passiven, zurückgezogenen Leben herausgekommen. Ich bin kommunikativer, aktiver, gehe wieder raus.”

Birgit gehört zu den zwei der neun Fibromyalgie-Patienten, die keine Cannabisblüten einnehmen. Zu Beginn der Therapie hat sie Sativex ausprobiert, inzwischen ist sie aber auf ein Vollspektrum Cannabisextrakt umgestiegen. Den großen Vorteil dieses neuen Cannabis-Medikaments sieht Birgit in seiner verbesserten Wirkung auf ihre psychischen Symptome:

“Mit dem Vollspektrum-Extrakt wird die psychische Komponente meiner Erkrankung besser bedient als bei Sativex. Ich bin gelassener und fühle mich mehr im Reinen mit mir selbst. Früher bedeuteten kleine Probleme häufig eine Katastrophe mich. Inzwischen ist meine Toleranz höher geworden.”

 

Unsere bisherigen Fibromyalgie Patientenakten:

https://www.leafly.de/leafly-de-patientenakte-patrick-emmler-fibromyalgie-baden-wuerttemberg/

https://www.leafly.de/leafly-de-patientenakte-heike-wirbelgleiten-fibromyalgie-rheinland-pfalz/

https://www.leafly.de/frank-fibromyalgie-patientenakte/

https://www.leafly.de/leafly-de-patientenakte-pascal-fibromyalgie-depressionen-angstzustaende/

https://www.leafly.de/patientenakte-birgit-fibromyalgie/

https://www.leafly.de/patientenakte-stephan-fibromyalgie/

https://www.leafly.de/patientenakte-patrick-34-fibromyalgie/

https://www.leafly.de/patientenakte-matthias-fibromyalgie/

 

Hilfe bekommen Patienten auch hier:

https://www.fibromyalgie-fms.de/startseite

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