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Leafly.de Patientenakte: Frank, 45, Fibromyalgie, Bayern

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Bereits in seiner Jugend hatte Frank Schmerzen. Diese wurden zu seinem ständigen Begleiter. Die medizinische Behandlung mit Cannabis schlug bei ihm ausgezeichnet an, sodass er jetzt bis zu 90 Prozent schmerzfrei ist. Über seine Geschichte berichteten wir im Sommer 2018. Jetzt plant der Cannabispatient, einen Online-Hanfshop zu eröffnen.

Leafly.de Patientenakte: Frank, 45, Fibromyalgie, Bayern
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Update vom 01.10.2019: Online-Hanfshop geplant

Frank ist chronischer Schmerzpatient, der dank Medizinalcannabis zu 90 Prozent schmerzfrei ist. Der Mann aus Bayern kann daher seinen normalen Arbeitsalltag bestreiten, sich um seine Familie kümmern und seinem Beruf nachgehen. Ihm geht es so gut, dass er auch Energie für ein neues Projekt hat: Zum Anfang des nächsten Jahres will er einen Online-Hanfshop eröffnen.

“Eigentlich wollte ich ein Ladengeschäft eröffnen, aber in der jetzigen Situation ist mir das noch zu heikel.”

Damit spielt der Fibromyalgie-Patient auf die unsichere Situation bezüglich Hanf- und CBD-Produkten an. In Bayern wurden beispielsweise in diesem Frühjahr 17 Durchsuchungsbeschlüsse gegen insgesamt 9 CBD-Shopbetreiber vollzogen.

In seinem geplanten Online-Shop sollen bekannte Produkte wie CBD-Öl und Hanflebensmittel erhältlich sein. Frank legt dabei Wert auf Vollspektrum-Extrakte. Es wird aber auch Neuigkeiten geben: Einige Produkte befinden sich zurzeit noch in der Testphase, wie Frank uns erzählt. “In jedem Fall wird alles nachhaltig verpackt, ohne Plastik oder Papierverpackungen”, so der angehende Shop Betreiber.

Sein Online-Hanfshop soll auch als Anlaufstelle und Informationszentrum dienen – für alle, die sich über das Thema Medizinalcannabis und Cannabis-Therapie informieren wollen.

 

Update vom 12.4.19: Lieferprobleme bei Franks Cannabis-Medikament

Frank ist schon seit seiner Jugend Schmerzpatient, er leidet an Fibromyalgie und Borreliose. Seine Schmerzen hat er mit Cannabis als Medizin im Griff und seit 2017 liegt auch die Kostenübernahme der Krankenkasse für seine Cannabis-Behandlung vor. Eigentlich sollte der Cannabispatient also gut versorgt sein.

Leider gab es in der Vergangenheit Lieferprobleme in den Apotheken mit den Cannabisblüten, die Frank einnimmt. Am besten helfen ihm Pedanios 16/1 und 18/1 sowie Klenk 18/1. “Diese Sorten waren am Anfang des Jahres 2018 gut verfügbar, ab Juni 2018 dann doch sehr rar”, erklärt uns der Mann aus Bayern.

Dosierung reicht nicht aus

Als weiteres Problem kam hinzu, dass Franks Hausarzt ihm nur 10 Gramm Cannabis für 50 Tage verordnete – aus Angst vor der Krankenkasse. “Mein Arzt sagte immer, es gehe nicht mehr, weil es dann Probleme mit der Kasse geben würde”, so Frank. Damit nahm er 0,2 Gramm Cannabis pro Tag ein, und das reichte nicht aus.

Da Frank 2017 Patient in einer Schmerzklinik war, wendet er sich im Mai 2018 an den Schmerzmediziner, der ihn damals behandelt hat. Dieser Arzt betreut ihn jetzt – und hat die Dosierung von 0,2 auf 0,6 Gramm Cannabis pro Tag hochgesetzt. Auf den Termin bei dem Schmerzspezialisten musste Frank jedoch erst einmal warten. Und in dieser Periode kam er auf “die blöde Idee” – wie er es ausdrückt – Cannabis selbst anzubauen. Die Pflanzen zieht er im Gewächshaus aus Samen, die er in seinem Medizinalhanf findet.

Hausdurchsuchung und Anzeige

Einen Tag, nachdem Frank den Termin bei seinem neuen Arzt hatte, standen im August 2018 mehrere Polizeibeamte vor seiner Tür: “Sie hätten einen Anruf erhalten, dass in meinem Gewächshaus illegale Pflanzen stehen würden”, erzählt uns der Cannabispatient. “Sie nahmen die Pflanzen mit, ich durfte auf freiem Fuß bleiben. Am selben Tag noch erhielt ich ein Schreiben mit einer Vorladung zur Polizeidienststelle.”

Dieser Vorladung folgte Frank am Ende nicht, denn er holte sich Hilfe bei einer Rechtsanwältin, die den Termin absagte. Die Anwältin nahm auch Kontakt zum Staatsanwalt auf, der die Anzeige zuerst nicht fallen lassen wollte. Am Ende erkannte die Staatsanwaltschaft aber an, dass es bei Frank um Eigenmedikation ging, dass er als Patient aufgrund der schwierigen Versorgungssituation zu illegalen Taten gedrängt wurde und, dass seine Schuld “als gering anzusehen” ist.

“Ich freu mich echt riesig, dass es so gelaufen ist – vor allem hier in Bayern. Das hätte natürlich auch schlecht ausgehen können für mich. Aber mit Glück und einer schriftlichen Stellungnahme wurde das Verfahren eingestellt”, erzählt uns der Cannabispatient erleichtert.

 

Ursprüngliche Patientenakte vom 02.08.18:

Teenager haben normalerweise andere Sorgen, doch Franks Leben war ab seinem 15. Lebensjahr von Schmerzen geprägt. Er litt unter Spannungsschmerz im Kopf, Nacken und Schulter und wurde früh mit Tabletten und Spritzen behandelt. Mit 20 war es bereits so schlimm, dass er nachts aufwachte, kaum noch schlafen konnte. Vor allem die Schulter machte Frank zu schaffen. Aber auch die Knie und andere Gelenke schmerzten enorm.

Ein Unglück kommt selten alleine: Borreliose

Bis zu seinem 35. Lebensjahr konnte Frank den schubweise auftretenden Schmerz noch gut in sein Leben integrieren. Ein Zeckenbiss machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Er vertrug die Behandlung der hervorgerufenen Borreliose mit Antibiotika nicht. Franks ganzer Körper, vor allem die Gelenke und das Gesicht, begann zu schmerzen. Da diese Reaktion sehr untypisch war, suchte Frank Hilfe.

Es wurde zu einer Ärzte-Odyssee, denn keiner fand etwas. Mit 36 Jahren ging er ins Krankenhaus. Dort machte er erst einmal einen Alkoholentzug mit viermonatiger Entgiftung. Seit dem Jahr 2010 ist Frank komplett trocken. Die Ursache seiner Beschwerden fand jedoch niemand. Gegen seine Schmerzen bekam er Ibuprofen, Diclofenac und Voltaren.

Panikattacken und andere Nebenwirkungen

Im Jahr 2007 ging es dann leider wieder bergab. Zu Franks Beschwerden gesellten sich Panikattacken, Schwindel und Kreislaufbeschwerden. Wieder konnte keine Ursache definiert werden. Lediglich Antidepressiva kamen zu seinen Medikamenten hinzu, denn Franks Ärzte stellten immer mehr eine diagnostizierte Depression in den Vordergrund.

2015 wurde die Praxis seines Hausarztes von einer neuen Ärztin übernommen. Diese verschrieb Frank Ibuprofen, Novalgin und Diclofenac. 2016 kam das Lyrics Gabapentin hinzu. Nichts schlug an.

Von März bis Mai 2017 erlebte Frank die schwersten Nebenwirkungen, denn er versuchte auf Anweisung die Opioide Tilidin und Tramadol. Schwindel und Panikattacken, Gliederschmerzen, Schmerzen in Schulter, Knie, Fuß, Brustbereich in Höhe des Herzens, Gesichtsschmerzen sowie Handgelenke begleiteten ihn in dieser Zeit permanent. Jährlich besuchte Frank Kardiologen, Neurologen und Orthopäden.

Frank sucht nach einer Alternative

Im März 2017 wurde die medizinische Behandlung mit Cannabis freigegeben. In den Medien wurden sehr viel über die schmerzstillenden Möglichkeiten geschrieben. Auch Frank schöpfte Hoffnung und sprach seine Hausärztin an. Diese wollte ihm jedoch lieber Opioid-Pflaster verschreiben.

Schließlich überwies sie ihn in eine Schmerzklinik. Noch bevor er dort eincheckte, im Mai 2017, besuchte er einen anderen Allgemeinmediziner, der sich besser mit dem Thema Cannabis-Behandlung auskannte. Hier bekam er ein Privatrezept, sodass er endlich den Test machen konnte, ob Cannabis bei ihm wirkte oder nicht. Und der Test war erfolgreich. Sofort stellte sich eine Entspannung im ganzen Körper ein und er beobachtete eine Schmerzfreiheit bis zu 90 Prozent.

Das Tollste an allem war jedoch, dass Frank nach Jahrzehnten endlich wieder schlafen konnte. Das Ziel war klar: Eine Cannabis-Behandlung ist das Richtige für ihn.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Fibromyalgie und Medizinalcannabis.

Schmerzklinik und Diagnose Fibromyalgie

Im Juni 2017 ging Frank dann in die Schmerzklinik. Dort fand man die Ursache für alle seine Schmerzen. Bei ihm wurde eine Fibromyalgie diagnostiziert. Nun hatte er die Unterstützung von mehreren Ärzten bei der Antragstellung zur Kostenübernahme. Entsprechend schnell hatte er die Bestätigung.

Inzwischen geht es Frank den Umständen entsprechend gut. Er schläft wieder regelmäßig, ist für seine vier Kinder da und kann seiner Arbeit als Klinikmitarbeiter sehr gut nachkommen.

Patienteninfos
Name: Frank
Alter: 43
Wohnort/Bundesland: Bayern
Krankenkasse: AOK
Diagnose: Fibromyalgie
Medikation: Bedrocan 0,2 – 0,5g pro Tag, abends Pedanios 16/1
Fachrichtung des verschreibenden Arztes: Hausarzt

Das Leafly.de Patienteninterview

Leafly.de: Seit wann wendest Du Cannabis als Medizin an?
Frank: Seit Juni 2017

Leafly.de: Wie bist Du darauf gekommen?
Frank: Es war damals ja in allen Medien. Und da ich Schmerzpatient bin und der Fokus auf die Behandlung von Schmerzen lag, wurde ich schnell hellhörig.

Leafly.de: Wie war das erste Mal mit Cannabis als Medizin?
Frank: Ich habe es sofort von Kopf bis Fuß gemerkt. Alles entspannte sich. Es war unglaublich und ich konnte endlich wieder schlafen. Ich bin nun zu 90 % Schmerzfrei.

Leafly.de: In welchen Momenten wendest Du es an?
Frank: Als Dauermedikation. Tagsüber Bedrocan, abends zum einschlafen Pedanios 16/1.

Leafly.de: Hattest Du Schwierigkeiten mit der Krankenkasse?
Frank: Nein, ich war gut vorbereitet, meine Ärzte auch. Zunächst habe ich mit einem Privatrezept ausprobiert, ob es bei mir wirkt. Danach haben mir auch die Ärzte geholfen und dann ging alles sehr schnell – innerhalb von fünf Tagen während meines Krankenhausaufenthaltes habe ich die unbefristete Zusage zur Kostenübernahme von meiner Krankenkasse bekommen. Aber auch ich hatte mich vorbereitet, sodass der Antrag sehr gut formuliert war.

Leafly.de: Wie sieht es mit Deinem Job aus?
Frank: Ich bin Klinikmitarbeiter. Das hat mir im ganzen Prozeß natürlich geholfen. Ich fühle mich gut und klar im Kopf.

Leafly.de: Bist Du glücklich?
Frank: Ja, ich bin verheiratet und habe vier Kinder. Meine Kinder sehen das Cannabis, welches ich zur Behandlung bekomme auch als ganz normales Medikament an.

Großartig, vielen Dank, lieber Frank, dass Du uns deine Geschichte erzählt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles erdenklich liebe und viel Gesundheit.

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