Frankfurt startete Modellprojekt für Schwerkranke
Anfang März berichtete Leafly.de über den Start des Drei-Jahres-Projektes, das vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main initiiert wurde. Man wolle sich dafür einsetzen, dass es ausreichend Ärzte in Frankfurt gebe, die Cannabis bei entsprechender Indikation verschreiben und dass die Krankenkassen ohne großen Bürokratieaufwand die Kosten übernehmen. Doch nun hat die Stadt Schwierigkeiten mit den Ärzten, die sich davor scheuen, eine „illegale“ Droge zu verschreiben.
Leiter der Malteser-Suchthilfe spricht offen Probleme an
Hanf galt im Europa des 19. Jahrhunderts noch als Allheilmittel, wie zum Beispiel bei Schlafstörungen, Asthma und Kopfschmerzen. Im Jahr 1925 änderte sich alles, denn auf der 2. Internationalen Opiumkonferenz in Genf wurden Heroin, Kokain und auch Cannabis verboten. Hierzu erklärte Lang, dass Cannabis zu Unrecht verteufelt worden sei, dennoch dürfe Cannabis als Medizin auch nicht glorifiziert werden.
In seine Sprechstunde kommen vor allem Schmerzpatienten und ADHS-Patienten, so Lang. Diese möchten wissen, ob ihnen Medizinalhanf helfen kann. Lang und Cronjäger beraten die Hilfesuchenden und klären darüber auf, bei welchen Erkrankungen und Beschwerden Cannabis theoretisch einsetzbar ist, und mit welchen Risiken und Nebenwirkungen zu rechnen ist.
Keine Rezepte für Cannabis als Medizin in der Beratungsstelle
David Lang darf in der Beratungsstelle keine Cannabis-Rezepte ausstellen. Er kann lediglich beraten und Empfehlungen geben. Doch viele Patienten haben bereits erfolglos versucht, einen Arzt zu finden, der ihnen Medizinalhanf verschreibt.
„Viele Ärzte tun sich schwer, was ich nachvollziehen kann“, so Lang.
Lang führte aus, dass es da eine „Hemmung“ von Seiten der Ärzte in Frankfurt gebe, eine illegale Droge zu verordnen. Hinzu komme der hohe bürokratische Aufwand und das Problem, dass Cannabispatienten sehr teuer seien. Dies ginge zulasten des Arztbudgets.
Patienten hätten vor der Gesetzesänderung im März 2017 zwischen 450 und 900 Euro im Monat für ihre Behandlung gezahlt. Nach Inkrafttreten des neuen Cannabis-Gesetzes seien die Kosten noch höher geworden. Weiter heißt es, dass das Ziel des Gesetzgebers, den Zugang zu Cannabis als Medizin zu vereinfachen, wohl auch deshalb noch nicht erreicht worden sei, da die Krankenkassen mauern.
Anträge auf Kostenübernahme werden häufig abgelehnt
Seit der Gesetzesänderung sind bei den vier größten gesetzlichen Krankenkassen über 17.000 Anträge eingegangen, wovon viele abgelehnt wurden. Lang erklärte hierzu, dass die Krankenkassen die Kostenübernahmeanträge pauschal ablehnen, obwohl sie die Kostenübernahme nur in Ausnahmefällen verweigern dürfen.
Lang erläutert, dass man Cannabis als Medizin besser kennenlernen müsse. Es stehe fest, dass Medizinalhanf im Vergleich zu starken Schmerzmedikamenten mit morphinartiger Wirkung weit weniger Nebenwirkungen hat. Zudem könne man Medizinalhanf so dosieren, dass weder ein Rausch noch eine Sucht entstehe.
Darüber hinaus heißt es, dass es jedoch zu wenige klinische Daten gebe und dass es bei den wenigen Studien häufig zu geringe Fallzahlen gebe. Lang ist der Meinung, dass sich dies automatisch ändern würde, wenn Medizinalhanf öfter verschrieben werde, da sowohl die Behandlung als auch der Krankheitsverlauf dokumentiert und ausgewertet werden müsse.
Fazit: Es ist noch viel zu tun in Frankfurt
Bisher scheinen die Ärzte in Frankfurt noch Hemmungen zu haben, Cannabis zu verschreiben, laut Lang und Cronjäger. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation in Frankfurt ändern wird und was die Stadt dafür tun wird um Patienten und Ärzten zu helfen. Hier ist dringend Aufklärungs- und Fortbildungsarbeit an allen Fronten gefordert.
Quellen: