Glioblastom: Was ist das?
Beim Glioblastom (Glioblastoma multiforme) handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der sich innerhalb kurzer Zeit aus dem Stützgewebe des Gehirns (Gliazellen) entwickelt. Da der Tumor sehr aggressiv wächst, stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Glioblastom als Tumor mit dem Grad IV ein.
Die WHO-Klassifikation unterscheidet je nach Beschaffenheit der Tumorzellen vier Grade von Gliomen. Je stärker sich die Tumorzellen von den gesunden Zellen unterscheiden, desto höher ist auch der WHO-Grad. Ein Tumor ist also umso bösartiger, je höher der WHO-Grad ist. Das Glioblastom mit dem WHO-Grad IV ist der Tumor mit dem höchsten Grad. Es handelt sich hierbei also um einen sehr bösartigen Tumor mit einer ungünstigen Prognose.
Was sind die häufigsten Tumore im Gehirn?
Mit über 60 Prozent sind die astrozytären Gliome die häufigsten Gliome. Diese werden in zwei Gruppen Unterschieden. Zu der Gruppe der diffus in das Hirngewebe einwachsenden Tumore gehört das diffuse Astrozytom (Grad II), das anaplastische Astrozytom (Grad III) sowie das Glioblastom. Das pilozytische Astrozytom (Grad I) gehört zu der zweiten Tumorgruppe, die sich beim Wachstum gegenüber dem Hirngewebe besser abgrenzen können.
Wo sitzt ein Glioblastom?
Das Glioblastom geht von der Substantia alba (weiße Substanz) aus. Hierbei handelt es sich um Anteile des Zentralnervensystems. Am häufigsten wird der Tumor im Großhirn lokalisiert. Hier kann er im gesamten Hirnlappen entstehen. Oftmals entsteht er jedoch im Frontal- und Temporallappen. Eher selten tritt der Tumor im Hirnstamm, Kleinhirn oder Rückenmark auf.
Warum entsteht ein Glioblastom?
Die genauen Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Das primäre Glioblastom entsteht aus den Gliazellen im zentralen Nervensystem. Dabei bilden die Astrozyten („Spinnenzellen“) die Mehrheit der Gliazellen, die die Grenzmembrane zwischen den Blutgefäßen und der Gehirnoberfläche bilden. Wie andere Zellen auch, erneuern sich Astrozyten in regelmäßigen Abständen. Es wird vermutet, dass es hierbei dann zu einem unkontrollierten Zellwachstum kommt, was den bösartigen Hirntumor zur Folge hat.
Darüber hinaus kann der Hirntumor auch durch ein bereits bestehendes Astrozytom zweiten oder dritten Grades entstehen (sekundäres Glioblastom). Allerdings ist dies eher selten der Fall.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Deutschen Krebsgesellschaft und des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Welche Risikofaktoren existieren?
Es gilt als gesichert, dass ionisierende Strahlen den Hirntumor auslösen können. Dementsprechend kann ein Glioblastoma multiforme entstehen, wenn ein Patient eine Strahlentherapie für eine andere Krebserkrankung erhält.
Des Weiteren können verschiedene Erkrankungen das Wachstums eines Hirntumors begünstigen. Zu diesen Krankheiten gehören unter anderem das Turcot-Syndrom, Morbus von Recklinghausen, Morbus Bournville-Pringle sowie das Li-Fraumeni-Syndrom. Hierbei handelt es sich jedoch um sehr selten auftretende Krankheiten.
Welche Symptome können auftreten?
Welche Beschwerden auftreten, hängt vor allem davon ab, in welcher Hirnregion sich die Krebszellen befinden. Da das Glioblastom innerhalb kürzester Zeit entsteht, zeigen sich die Symptome oftmals auch sehr plötzlich. Typische Symptome sind zum Beispiel Kopfschmerzen in der Nacht oder am frühen Morgen. Zudem kann der Hirntumor Übelkeit, Erbrechen und Schwindel verursachen. Weitere mögliche Symptome sind:
- Müdigkeit
- Krampfanfälle (epileptische Anfälle)
- Sehstörungen
- Sprachstörungen
- Lähmungen
- Wesensveränderungen
Im Endstadium verursacht der Tumor einen erhöhten Hirndruck, sodass Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen verstärkt auftreten. Außerdem werden Patienten schläfrig und im schlimmsten Fall kommt es zu komatösen Zuständen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Betroffene wenden sich meist mit ihren Beschwerden zunächst an den Hausarzt. Dieser wird dann den Betroffenen an einen Neurologen, eine neurologische Klinik oder an die Abteilung Neurologie eines Krankenhauses überweisen. Nach einer ausführlichen Befragung zu den aktuellen Beschwerden und Vorerkrankungen sowie einer neurologischen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT) zur Festigung der Diagnose zum Einsatz.
In der Regel kann der Arzt anhand der Aufnahmen bereits entscheiden, ob eine Operation des Gehirntumors erforderlich ist. Auch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) kann notwendig sein, die mikroskopisch untersucht wird. Anhand der Probe kann dann auch der Schweregrad der Erkrankung bestimmt werden.
Glioblastom: Therapie und Behandlung
Ziel der Glioblastom-Therapie ist es, den Gehirntumor durch eine Operation möglichst komplett zu entfernen. Danach empfehlen Ärzte die Bestrahlung der Tumorregion, um noch vorhandene Restzellen abzutöten.
Darüber hinaus erhalten Glioblastom-Patienten eine Chemotherapie mit dem Wirkstoff Temozolomid. Bei Temozolomid handelt es sich um ein alkylierendes Zytostatikum, das in Kombination mit einer Strahlentherapie eingesetzt wird. Das Medikament Temozolomid kann Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel eine Thrombozytopenie und Neutropenie. Zudem müssen Ärzte die Leberfunktion des Patienten überwachen, da Temozolomid Leberschäden verursachen kann.
Ein Biomarker und Prädiktor für das Therapieansprechen ist der MGMT-Status (MGMT-Promotor-Methylierung). Ärzte sehen in der Therapie mit Temozolomid für Patienten einen Vorteil, da sich das Reparaturenzym MGMT (O6-Methylguanin-DNA-Methyltransferase) nicht bilden kann. Denn MGMT ist in der Lage, die Tumorzellen vor dem Zelltod zu retten.
Bei dieser schwerwiegenden Erkrankung ist das Risiko für ein Rezidiv hoch. Kehrt das Glioblastom zurück, muss eine erneute Operation erfolgen. Ebenso ist dann auch wieder eine Strahlentherapie oder Chemotherapie notwendig.
Neue Therapie mit Wechselstromhauben
Anfang 2018 wurden die Ergebnisse einer aktuellen Studie veröffentlicht, an der 700 Glioblastom-Patienten teilnahmen. Diese bekamen eine Haube aufgesetzt, die elektrische Wechselfelder (Tumortherapiefelder) erzeugte, die in das Gehirn weitergeleitet werden.
Ziel dieser Therapie war es, die Teilung von Krebszellen zu verhindern. Im Ergebnis heißt es, dass die Probanden im Durchschnitt 20,9 Monate länger lebten als Probanden, die die Standardbehandlung erhielten.
Prof. Wolfgang Wick von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) führte hierzu in einem Bericht aus, dass es bei der Anwendung dieser Therapie noch einige offene Fragen gebe. Der ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik am Universitäts-Klinikum Heidelberg fügte hinzu, dass man unrealistische Hoffnungen vermeiden müsse.
Viele Ärzte und Mediziner üben auch deswegen an der Studie Kritik, da sie vom Hersteller der Wechselstromhauben finanziert wurde. Den vollständigen Bericht können Sie hier lesen.
Warum ist ein Glioblastom nicht heilbar?
Ein Glioblastom ist ein sehr aggressiver Tumor. Auch unter der maximalen Therapie mit Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie ist er nicht heilbar. Patienten haben Statistiken zufolge eine mittlere Überlebenszeit von etwa 15 Monaten. Nur rund zehn Prozent der Betroffenen überleben fünf Jahre. Ohne eine entsprechende Therapie beträgt die Überlebenszeit ungefähr zwei Monate.
Anwendung von Cannabis als Medizin
Das Wirkungsspektrum von Cannabis als Medizin wird immer weiter erforscht. Dabei zeigt die Studienlage besonders gute Ergebnisse bei der Behandlung von chronischen Schmerzen mit medizinischen Cannabinoiden. Patienten, die an Krebs erkrankt sind, können von Cannabis-basierten Arzneimitteln in Form von Fertigarzneimitteln, Rezepturarzneimitteln und medizinischen Cannabisblüten profitieren. So kann die medizinische Verwendung von Cannabis-Arzneimitteln den Krebs-Patienten dabei helfen, die chemotherapie-bedingten Nebenwirkungen zu lindern. Außerdem legen verschiedene Untersuchungen nahe, dass Cannabis-Medikamente einen positiven Einfluss auf die Stimmung haben können.
Wirkung von medizinischem Cannabis auf das Glioblastom
Das Forscherteam um Manuel Guzman von der Complutense University Madrid hat sich bereits vor vielen Jahren mit der Wirkung von medizinischem Cannabis auf ein Glioblastom beschäftigt.
Im Jahr 2000 hatten die Forscher 45 Laborratten, die unter einem Glioblastom litten, mit Cannabinoiden behandelt.
Ein Drittel der Laborratten erhielt das Cannabinoid THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol bzw. Dronabinol), ein weiteres Drittel das synthetische Cannabinoid WIN-55,212-2 und das restliche Drittel erhielt keine Behandlung mit einem Medikament. Die Ergebnisse waren erstaunlich. Während die unbehandelten Laborratten innerhalb von wenigen Tagen verstarben, konnte das Dronabinol und die synthetischen Cannabinoide bei einem Drittel der Tiere die Tumore innerhalb von sieben Tagen zerstören. Bei einem weiteren Drittel verlängerte sich die Lebenszeit um sechs Wochen und beim letzten Drittel zeigten die cannabinoiden Arzneimittel keine Wirkung.
Glioblastom Therapie: Studien zeigen die Wirkung von Cannabis
In einer späteren Studie nutzten die spanischen Forscher medizinisches Cannabis bzw. eine Kombination aus THC, CBD (Cannabidiol) und dem Chemotherapeutikum Telozolmid (Temodal) und fanden heraus, dass diese Kombination wirksamer war als jede einzelne Substanz.
In weiteren wissenschaftlichen Studien fanden sich ebenfalls Hinweise auf diese synergistische Wirkung von Standardmedikamenten und Medizinal-Cannabis. Beispielsweise kann CBD die Wirkung von Doxorubicin verstärken. Bei Doxorubicin handelt es sich um ein Chemotherapeutikum, das häufig gegen Brustkrebs eingesetzt wird. THC und CBD können zudem die Wirksamkeit von dem Therapeutikum Vinblastin bei Leukämie erhöhen.
Weitere interessante wissenschaftliche Studien zu medizinischem Cannabis
Forscher vom California Pacific Medical Center Research Institute in San Francisco untersuchten ebenfalls die synergistischen Effekte von Cannabinoiden in der Glioblastom-Therapie.
In den Ergebnissen zu der Laborstudie heißt es, dass die Kombination aus CBD und THC in den Glioblastom-Zelllinien U251 und SF126 zu einer signifikanten Modulation des Zellzyklus und zur Apoptose (Zelltod) führte. Diese spezifischen Veränderungen wurden bei keiner der Verbindungen einzeln beobachtet. Weiter führten die Forscher aus, dass die Kombination aus CBD und THC die Glioblastom-Behandlung vermutlich verbessern kann. Eine klinische Studie fehlt jedoch doch.
Besonders interessant und vielversprechend ist eine Studie, die von dem Bio-Pharmaunternehmen GW Pharmaceuticals, dem Hersteller des Sprays Sativex, initiiert wurde. An dieser Studie nahmen 21 Patienten mit einem Rezidiv eines Glioblastoms teil. 12 Teilnehmer erhielten ein Cannabis-Extrakt sowie Telozolmid, während neun weitere Patienten Telozolmid und ein Placebo bekamen – von dieser Teilnehmergruppe lebten nach einem Jahr nur noch 53 Prozent. Hingegen betrug die Einjahresüberlebensrate der Cannabis-Gruppe 83 Prozent. Somit betrug die mediane Überlebensdauer der Placebo-Gruppe etwa 370 Tage und bei der Cannabis-Gruppe etwa 550 Tage.
FAZIT
Alle diese Studienergebnisse sind äußerst vielversprechend und von hoher Bedeutung. Denn sie geben wichtige Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis eine andere Wirksamkeit auf den Glioblastom-Verlauf als die klassischen Krebsmedikamente haben könnte. So könnte die medizinische Zugabe von den Wirkstoffen THC und CBD möglicherweise das Ergebnis der Standardtherapien verbessern. Jemand, der das gut beurteilen kann, ist unser Cannabis-Patient Erik, der unter einem Glioblastoma leidet und neben den Standardtherapien auch medizinische Cannabisblüten erhält.
In einem Patientenvideo erzählt Erik seine Geschichte.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.
Quellen: