Was ist ADHS?
Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Es handelt sich hierbei um eine neurobiologische Störung, an der in Deutschland ungefähr zwei bis sechs Prozent der Kinder und Jugendliche leiden. Demnach ist ADHS die häufigste kinderpsychiatrische Erkrankung. Umgangssprachlich wird die psychische Störung auch als „Zappelphilipp-Syndrom“ bezeichnet.
Erstmals beschrieb der Frankfurter Nervenarzt Heinrich Hoffmann im Jahr 1844 die ADHS in seinem Kinderbuch „Struwwelpeter“. In der Medizingeschichte wird seit langem immer wieder kontrovers über die Diagnostik und die Therapie der Krankheit diskutiert. Während einige Experten der Meinung sind, dass die ADHS eine Krankheit im medizinischen Sinne sei, bleiben andere bei ihrer Meinung, dass es sich bei der ADHS um eine erfundene Krankheit handele.
Was ist ADS?
ADS steht für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Dabei werden ADS-Kinder oft als „Hans-guck-in-die-Luft“ bezeichnet. Demnach sind betroffene Kinder verträumt und lassen sich schnell ablenken. Auch das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom gehört zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter.
Was ist der Unterschied zwischen ADHS und ADS?
Der Unterschied zwischen der Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS) und der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist das H für die Hyperaktivität. Während ADHS-Kinder ständig in Bewegung sind und nicht stillsitzen können, lassen sich ADS-Kinder schnell ablenken und spielen oft den „Klassenclown“.
Was ist eine hyperkinetische Störung?
Bei der hyperkinetischen Störung mit Störung des Sozialverhaltens handelt es sich um ein kombiniertes Störungsbild. Hier sind sowohl die Symptomkriterien der ADHS als auch der Störung des Sozialverhaltens erfüllt.
Welche Symptome treten bei ADHS und ADS auf?
Beim Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) ohne Hyperaktivität sind Betroffene unkonzentriert bei alltäglichen Aufgaben und sie langweilen sich schnell. Außerdem leiden sie an motorischer Unruhe und fühlen sich schnell angegriffen. Die ADHS geht hingegen mit den Hauptsymptomen Aufmerksamkeitsschwäche, extreme Unruhe (Hyperaktivität) und ausgeprägter Impulsivität einher.
Überblick der Symptome
ADHS Symptome
- Hyperaktivität: Kinder können nicht stillsitzen, zappeln ständig mit den Händen und Füßen, können nicht leise spielen und stellen sich oft ungeschickt an
- Impulsivität: Kinder können nicht abwarten, stören in der Schule und zu Hause, antworten ohne zu überlegen und verfügen über keine angemessene Frustrationstoleranz
ADS Symptome
- Unaufmerksamkeit: Kinder können keine Details erfassen, verlieren oft ihre Sachen, hören nicht zu, haben kein Durchhaltevermögen, sind ständig abgelenkt sowie vergesslich, machen Flüchtigkeitsfehler, sind unorganisiert und bringen Aufgaben nicht zu Ende.
Die Symptome der ADHS und ADS können in unterschiedlichen Kombinationen und Ausprägungen vorkommen. Eltern, Erzieher und Lehrer stehen dann vor großen Herausforderungen. Zu bedenken ist aber auch, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS oder ADS auch viele positive Eigenschaften haben. So besitzen die Kinder meist Begeisterungsfähigkeit und zeigen ein lebendiges Neugierverhalten. Außerdem können sie mit ihren originellen Problemlösungen durchaus überraschen. Im Vergleich zu anderen Kindern sind auch oft sehr phantasiereich und zeigen einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
ADHS und ADS im Erwachsenenalter
Bei fast der Hälfte der Kinder, die unter der Krankheit ADHS/ADS leiden, bleibt die Störung ein Leben lang bestehen. In Deutschland leiden ungefähr zwei Millionen Menschen im Erwachsenenalter an einer Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder ADS. Problematisch ist jedoch, dass die Störung oft nicht erkannt wird, da sich das Erscheinungsbild der Erkrankung im Laufe des Lebens verändert. Nachdem die überschießende Motorik oft in der Pubertät nachlässt, treten Vergesslichkeit und ein unorganisiertes Verhalten in den Vordergrund. Ebenso bleiben Symptome wie unüberlegtes Handeln und impulsives Verhalten bestehen.
Wie wird die Diagnose ADHS und ADS gestellt?
Da sich ADHS und ADS unterschiedlich äußern kann, ist die Diagnose sehr schwierig. Denn nicht immer sind alle Anzeichen der psychischen Erkrankung vorhanden. Hinzu kommt, dass sich die Symptome bei den Betroffenen meist schwer von dem altersgemäßen Verhalten abgrenzen lassen. Aus diesem Grund muss die Diagnose von einem Kinder-/Jugendarzt oder einem Kinder-/Jugendpsychiater gestellt werden.
Gemäß der ICD-10 müssen für die Diagnose ADHS und ADS bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie zum Beispiel eine erhöhte Hyperaktivität, ein ungewöhnlich hohes Maß an Impulsivität oder Unaufmerksamkeit. Hingegen ist ein nicht hyperaktives Kind weder hyperaktiv noch impulsiv, sondern unaufmerksam.
Darüber hinaus gehören zur Diagnose auch intensive Gespräche mit den Eltern. Hier geht es dann um die Familiensituation sowie die Eltern-Kind-Beziehung und auch das soziale Umfeld. Zudem fragt der Arzt nach Besonderheiten während der Schwangerschaft, der Geburt sowie in der Entwicklung des Kindes. Ebenso wichtig ist die Abklärung, ob Vorerkrankungen oder aktuelle Beschwerden bestehen.
Die richtige Diagnose und eine entsprechende Therapie ist für Betroffene mit ADHS oder ADS essenziell. Andernfalls werden ADS- und ADHS-Betroffene ihr Leben lang schwerwiegende Probleme in der Schule, später im Beruf und bei sozialen Kontakten haben. Zudem besteht für einige Betroffene ein erhöhtes Risiko, an weiteren psychischen Krankheiten zu erkranken, wie zum Beispiel einer Tic-Störung (Tourette-Syndrom), einer Entwicklungsstörung, Angststörungen oder Depressionen.
ADHS/ADS: Behandlung und Therapie
Die ADS- und ADHS-Therapie besteht aus unterschiedlichen Bausteinen. Wichtig ist vor allem, dass Eltern, das betroffene Kind sowie auch der Klassenlehrer über die Krankheit aufgeklärt werden. Weitere Therapiebausteine stellen die Familientherapie sowie die kognitive Verhaltenstherapie dar. Auch eine medikamentöse Therapie kann in einigen Fällen sinnvoll sein.
Bei Kindern im Vorschulalter mit ADHS oder ADS stehen die Aufklärung und das Eltern-Training im Vordergrund. Denn eine kognitive Verhaltenstherapie ist hier noch nicht möglich. Allerdings könnten ein Spieltraining sowie ein Lerntraining dem betroffenen Kind helfen.
Auch bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter stehen Aufklärung, Beratung und Eltern-Training im Vordergrund. Hinzu kann dann noch das Selbstinstruktionstraining kommen, mithilfe dessen die Betroffenen lernen, ihre Selbstkontrolle zu verbessern und ihr Verhalten zu reflektieren.
ADHS/ADS: Medikamentöse Behandlung
Wenn die Symptome der ADHS oder ADS sehr stark ausgeprägt, im Alltag erhebliche Schwierigkeiten bestehen und die verhaltenstherapeutische Behandlung nicht erfolgreich ist, können Medikamente zum Einsatz kommen.
ADS-/ADHS-Medikamente können die psychische Störung jedoch nicht heilen. Am häufigsten kommt der Wirkstoff Methylphenidat zur Anwendung. Dabei ist Methylphenidat besser bekannt als Ritalin. Es handelt sich bei diesem Medikament um kein Beruhigungsmittel, sondern ist ein Psychostimulans aus der Amphetamin-Gruppe. Deshalb fällt Methylphenidat auch unter das Betäubungsmittelgesetz. Das Medikament erhöht im Gehirn die Konzentration des Botenstoffes Dopamin, das die Signale zwischen den Nervenzellen weiterleitet. Bei der Bewegungssteuerung, die Konzentrationsfähigkeit und den Antrieb spielt Dopamin eine wichtige Rolle.
Bei einigen ADHS-Patienten kann Methylphenidat die Unaufmerksamkeit sowie die Ruhelosigkeit mindern. Auch die Konzentrationsfähigkeit soll sich verbessern. In schweren Fällen ermöglicht Methylphenidat überhaupt erst die Teilnahme am Schulunterricht.
Im Rahmen der Behandlung mit dem Medikament Ritalin können Nebenwirkungen auftreten. Hierzu gehören unter anderem:
- Unruhe, Nervosität, Reizbarkeit
- Herzrasen, Schwindel und Zittern
- Schlaflosigkeit
- Depressionen
- vermehrtes Schwitzen
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
- Appetitminderung und verringertes Durstgefühl
- Wachstumsverzögerungen
Eine Alternative zur Behandlung mit Ritalin stellt der Wirkstoff Atomexetin dar, der nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Bei Betroffenen mit ADHS und ADS soll Atomexetin die Konzentrationsfähigkeit steigern, indem es den Abbau des Botenstoffes Noradrenalin verlangsamt.
Therapie mit cannabisbasierten Arzneimitteln
Die Studienlage zur Therapie der Krankheit ADHS und ADS ist nicht ausreichend. Allerdings weisen verschiedene Studien und Fallberichte auf eine mögliche positive Wirkung hin, wenn erwachsene Patienten mit cannabisbasierten Arzneimitteln behandelt werden.
Solch eine positive Wirkung auf die Krankheit ADHS berichteten unter anderem britische Forscher in ihrer Beobachtungsstudie. Auch Dr. Franjo Grotenhermen und Eva Milz erklärten in ihrer Studie, dass sich die Gesamtsymptomatik bei Patienten mit ADHS durch die Gabe von medizinischem Cannabis verbesserte. Insbesondere verbesserten sich die Konzentrationsfähigkeit und die Schlafqualität. Auch die Impulsivität nahm ab.
Ausführliche Informationen zum Thema ADHS/ADS finden Sie in diesem Artikel.