Angstzustände

Angstzustände: Was ist das?

Unter den Begriffen Angstzustände bzw. Angststörung versteht man eine psychische Störung, die mit Angst verbunden ist. Ein Angstzustand ist eine übertriebene Angstreaktion, ohne dass es eine wirkliche äußere Bedrohung gibt. Unterschieden wird zwischen diffusen, unspezifischen Ängsten, deren Auslöser keine Situation oder Objekt sind, und Phobien. Auslöser können hier bestimmte Situationen oder Objekte sein.

Was verursacht Angstzustände?

Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, was die genaue Ursache einer krankhaften Angst ist. Psychoanalytiker gehen davon aus, dass ein Angstpatient nicht gelernt hat, mit normalen Angstgefühlen umzugehen. In einer Konfliktsituation treten dann aufgrund dieser Überforderung unkontrollierbare Angstgefühle auf.

Verhaltenstherapeuten sehen Ängste als etwas an, was der Patient erlernt. Ein gutes Beispiel ist hier die Flugangst. Der Patient erlebt während eines Fluges Turbolenzen und wertet diese als bedrohlich. Entwickelt sich hieraus eine krankhafte Flugangst, so kann bereits ein Bild eines Flugzeuges schon Angst auslösen.

Darüber hinaus gibt es auch neurobiologische Erklärungsversuche. So wird vermutet, dass bei Angstpatienten das vegetative Nervensystem anfälliger ist als bei gesunden Menschen. Demzufolge reagieren Patienten auf Reize sehr schnell und übermäßig stark.

Welche Krankheiten lösen Angstzustände aus?

Verschiedene körperliche Erkrankungen können die Ursache einer Angststörung sein. Das ist vor allem bei einer Störung der Schilddrüsenfunktion der Fall. So kann sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion als auch eine Schilddrüsenüberfunktion Angst- und Panikattacken auslösen.

Des Weiteren kann auch eine körperliche Ursache infrage kommen:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (Unfälle, Missbrauch, Krieg, Naturkatastrophen sowie weitere traumatische Erlebnisse)
  • Herzrhythmusstörungen oder Angina pectoris (Herzenge)
  • Entzündungen im Gehirn, Hirntumor
  • Stress, starke Belastungssituationen, seelische Belastungen

Der Konsum von Drogen wie zum Beispiel Alkohol, Cannabis, Kokain, Amphetamine und LSD kann ebenfalls Angst und Panik auslösen und eine Ursache darstellen. Zudem können verschiedene Medikamente als Nebenwirkung Atemnot, Herzklopfen und Angst erzeugen. Das trifft vor allem auf Wirkstoffe zu, die direkt auf die Psyche, das Gehirn sowie die Nervenfunktionen wirken oder aber in den Hormonhaushalt eingreifen.

Welche Angstzustände gibt es?

Nach der ICD-10 gehören zu den phobischen Störungen unter anderem folgende Phobien:

  • Agoraphobie (Angst vor Menschenmengen)
  • Soziale Phobien bzw. soziale Ängste (Vermeidung von sozialen Situationen)
  • Spezifische Phobien wie zum Beispiel Arachnophobie (Spinnenphobie), Flugangst, Höhenangst

Zu einer Angststörung gehören:

  • Panikstörung: Die Panikattacken treten scheinbar aus heiterem Himmel auf. Die Besonderheit ist, dass eine Panikattacke meist nicht an eine spezifische Situation oder Objekt gebunden ist.
  • Generalisierte Angststörung: Betroffene leiden unter einer diffusen Angst mit innerer Anspannung, Befürchtungen und Besorgnis in Bezug auf Probleme oder Ereignisse im Alltag. Neben den psychischen Symptomen treten auch körperliche Beschwerden auf.
  • Angst und Depression gemischt: Eine Angststörung und depressive Störung treten gleichzeitig auf.

Was sind Symptome von Angst?

Wenn eine Panikattacke auftritt oder der Betroffene sich in einer angstauslösenden Situation befindet, kann es zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen (Symptome) kommen, wie zum Beispiel Herzrasen, beschleunigter Puls, Atemnot, Zittern und weiche Knie. Weitere Symptome können sein körperliche Anspannung, Schwindel und Magen-Darm-Beschwerden.

Bei einer generalisierten Angststörung erlebt der Betroffene häufig Symptome wie innere Unruhe und ängstliche Gedanken. Zudem treten bei der generalisierten Angst auch körperliche Symptome auf wie Schmerzen, Magen-Darm-Probleme und Schlafstörungen.

Welcher Arzt behandelt Angstzustände?

In der Regle ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Nach einem ausführlichen Gespräch erfolgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, um organische Ursachen ausschließen zu können. Zur Behandlung der Angststörung wird der Arzt seinen Patienten dann an einen Psychotherapeuten weiterleiten.

Wenn die Lebensqualität eines Betroffenen so massiv eingeschränkt wird, dass er sich aus dem sozialen Leben zurückzieht, sollte dieser professionelle Hilfe aufsuchen. Aber auch dann, wenn die psychischen und körperlichen Symptome übermäßig stark sind, ist es sinnvoll, das Gespräch mit einem Arzt zu suchen. Dabei sollte stets bedacht werden, dass je länger die Beschwerden bestehen, desto mehr kann sich die Angststörung verfestigen.

Wie häufig sind Angststörungen?

In Deutschland gehören Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, wobei Frauen häufiger als Männer darunter leiden. Laut dem Deutschen Ärzteblatt sind spezifische Phobien mit einer 12-Monatsprävalenz von 10,3 Prozent am häufigsten. Allerdings lassen die Betroffenen diese Erkrankung nur selten behandeln. Danach folgen die Panikstörung und Agoraphobie mit 6,0 Prozent, gefolgt von der sozialen Phobie mit 2,7 Prozent und der generalisierten Angststörung mit 2,2 Prozent.

Weiter heißt es, dass die Häufigkeit von Angststörungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und dass sie oftmals komorbid mit weiteren Erkrankungen wie Depressionen, somatoformen Störungen und Suchterkrankungen auftreten.

Angststörung: Therapie und Behandlung

Um die Ängste zu überwinden, hat sich eine kognitive Verhaltenstherapie als erfolgsversprechend erwiesen. Mithilfe des Verhaltenstherapeuten kann der Betroffene angstauslösende Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster aufdecken und hinterfragen. Um diese Verhaltensmuster zu verändern, werden dann gezielte Übungen durchgeführt. Außerdem erlernen Betroffene Entspannungsverfahren (z. B. autogenes Training; progressive Muskelentspannung), damit sie sich in bestimmten Situationen, in denen sie Angst verspüren, selbst beruhigen können. Insbesondere bei einer generalisierten Angststörung oder auch bei einer Phobie kann dies sehr hilfreich sein.

Hierzu gehört auch die bekannte Konfrontationstherapie, in der sich der Patient der angstauslösenden Situation bewusst aussetzt. Zunächst nur in Gedanken und dann in der Realität. Der Therapeut ist dabei immer an der Seite des Betroffenen und hilft ihm, die Angst auszuhalten, bis sie wieder nachlässt. Diese Erfahrung wird vom Gehirn gespeichert, sodass die Angstgefühle bei jeder erneuten Konfrontation abnehmen.

Eine tiefenpsychologische Therapie (Psychoanalyse) kann ebenfalls in einigen Fällen sinnvoll sein, beispielsweise bei einer generalisierten Angststörung, um die eigentliche Ursache der Angststörung aufzudecken und diese zu bearbeiten.

Angststörung: Medikamentöse Behandlung

Medikamente sind in der Behandlung von einer Angststörung in der Regel nicht das Mittel der ersten Wahl. Zwar lassen sich die psychischen Beschwerden und auch die Symptome, die sich körperlich äußern, abmildern, eine „Heilung“ ist mit Medikamenten jedoch nicht erreichbar. Im Vordergrund sollte immer die psychotherapeutische Therapie stehen und nicht ein Medikament.

Am häufigsten werden bei einer Angststörung Antidepressiva mit unterschiedlichen Wirkstoffen verordnet. Hierzu gehören unter anderem die Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) mit dem Wirkstoff Sertralin, Fluoextin oder Paroxetin. Ähnlich wie bei Depressionen und Schmerzen sollen diese Arzneimittel stimmungsaufhellend, aktivierend und angstlösend wirken. Allerdings tritt die Wirkung erst nach ungefähr zwei bis vier Wochen ein. Die Einnahme der Medikamente ist jedoch mit Nebenwirkungen verbunden. Hierzu gehören unter anderem Schlafstörungen, Schwindel, Mundtrockenheit, Gewichtszunahme, Magen-Darm-Beschwerden.

Weitere Antidepressiva wie Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer kommen in der Regel nur selten zum Einsatz bei einer psychischen Erkrankung wie der Angststörung.

Eine Übersicht weiterer Antidepressiva und deren Einsatzzwecke finden Sie in diesem ausführlichen Artikel.

Behandlung mit Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine)

Benzodiazepine sind Psychopharmaka, die innerhalb weniger Minuten ihre angstlösende und beruhigende Wirkung entfalten. Dabei greifen Benzodiazepine in den Stoffwechsel der Nervenzellen im Gehirn ein und hemmen die Erregbarkeit der Nervenzellen. Bekannte Wirkstoffe sind zum Beispiel Lorazepam, Diazepam und Alprazolam.

Diese Mittel wirken nur für kurze Zeit und bergen ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Außerdem können Benzodiazepine ebenfalls starke Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Blutdruckabfall, Benommenheit sowie ein eingeschränktes Denkvermögen auslösen. Oftmals kommen diese Medikamente bzw. Psychopharmaka mit einer schnellen angstlösenden Wirkung nur bei einer sehr stark ausgeprägten Panikstörung und starken Panikattacken zum Einsatz.

Pflanzliche Medikamente bei krankhafter Angst

Andere Medikamente, die relativ oft unterstützend eingesetzt werden, sind die pflanzlichen Mittel. Mögliche Medikamente können zum Beispiel Baldrian, Hopfen, Johanniskraut oder Melisse sein. Pflanzliche Mittel bedeutet jedoch nicht, dass diese Arzneimittel keine Nebenwirkungen haben. Deshalb ist auch hier der Einsatz gut abzuwägen.

Therapie mit cannabinoidhaltigen Medikamenten

Cannabis als Medizin wird seit vielen Jahrhunderten zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Verschiedene Studien geben bereits Hinweise darauf, dass die Cannabinoide aus der Cannabispflanze wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) eine antidepressive Wirkung entfalten können. Außerdem wurde in einigen klinischen Studien, bei der die Wirkung von Cannabis-Medikamenten auf unterschiedliche Erkrankungen untersucht wurde, immer wieder auf den stimmungsaufhellenden Nebeneffekt des THC hingewiesen.

Neben dem Cannabinoid THC rückt auch immer mehr das Cannabinoid CBD in den Fokus der Wissenschaft. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass CBD ein schnell wirkendes Mittel gegen Depressionen und Ängste sein könnte. Hingegen brauchen übliche Antidepressiva meist bis zu vier Wochen, bevor sie eine Wirkung entfalten.

CBD-Öl gegen Angst und Panik

CBD-Öl, das in Deutschland, frei käuflich ist, könnte eine Alternative zu den üblichen Medikamenten sein. Der THC-Gehalt liegt hier unter 0,2 Prozent, sodass keine berauschende Wirkung eintritt. Viele Betroffene, die immer wieder unter dem Gefühl von Angst und Panik leiden, haben mit CBD-Öl positive Erfahrungen gemacht. So scheinen sich die Wirkstoffe im CBD-Öl positiv psychischen und körperlichen Symptome auszuwirken. Bei anderen Menschen hingegen scheint CBD-Öl keine Wirkung zu entfalten.

Lesen Sie hier mehr zu Angst und CBD.

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

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