Die Wirbelsäule (auch Rückgrat genannt) ist das tragende Konstruktionselement des Menschen. Sie dient zur Stabilisierung von Kopf und Körper und umhüllt zum Schutz das Rückenmark im Wirbelkanal. Sie setzt sich aus 24 freien Wirbeln, die über 23 Bandscheiben verbunden sind, sowie 8 bis 10 Wirbeln, die zum Kreuz- und Steißbein verwachsen sind, zusammen. Die Gelenke und Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbelkörpern verleihen der Wirbelsäule Flexibilität. Die Muskeln und Bänder sorgen für die Stabilität der Wirbelsäule und den kontrollierten Ablauf der Bewegungen.
Was ist ein chronisches Wirbelsäulensyndrom?
Stellt der Arzt die Diagnose chronisches Wirbelsäulensyndrom, so handelt es sich meist um eine Verlegenheitsdiagnose. Dabei umfasst das Krankheitsbild Wirbelsäulensyndrom unterschiedliche Schmerzzustände im Wirbelsäulenbereich – von Rückenschmerzen bis zu Nackenschmerzen. Der Begriff Syndrom wird hier verwendet, da verschiedene Symptome gleichzeitig auftreten. Chronisch bedeutet hier, dass die Beschwerden bereits über einen längeren Zeitraum anhalten.
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Je nach Ort des Schmerzsyndroms bzw. der chronischen Schmerzen, wird zwischen dem Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom), dem Brustwirbelsäulen-Syndrom (BWS-Syndrom) und dem Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) unterschieden. Am häufigsten leiden Patienten unter Schmerzen an der Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule, die einen chronischen Verlauf annehmen. Zudem unterscheidet der Arzt bei der Diagnose auch die Ursache, die Schmerzausstrahlung und den Verlauf der Erkrankung.
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Erkrankungen der Wirbelsäule
Zu den häufigsten Erkrankungen der Wirbelsäule gehören der akute Bandscheibenvorfall, Instabilitäten der Wirbelsäule, bis hin zum Wirbelgleiten und Erkrankungen, die dem rheumatischen Formenkreis (z. B. Arthrose) zugehörig sind. Weiterhin treten häufig Deformationen auf, wie z.B. die Skoliose (eine Seitabweichung der Wirbelsäule von der Längsachse mit Verdrehung der Wirbel um die Längsachse und Torsion der Wirbelkörper, begleitet von strukturellen Verformungen der Wirbelkörper).
Sehr häufig leiden Patienten unter Muskelverspannungen und Verschleißerscheinungen (degenerative Veränderungen). Auch Entzündungen an Wirbelverbindungen sowie Blockierungen an den Facetten- und Rippengelenken können die Ursache sein.
Beim Syndrom an der Halswirbelsäule (HWS) können zudem weitere Ursachenfaktoren hinzukommen. Meist liegen hier funktionelle Verspannungen sowie degenerative Veränderungen (Abnutzungserscheinungen) vor, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
Nicht allzu häufig treten Rückenmarksverletzungen auf. Sie fallen jedoch meist besonders schwer aus und haben verheerende Auswirkungen auf den Alltag und das Wohlbefinden des Betroffenen. Rückenmarksverletzungen werden durch Traumata in der Wirbelsäule verursacht, wenn verschränkte Knochenfragmente, Bänder oder Scheibenmaterial das Wirbelsäulengewebe beim Aufprall schädigen. Im Gegensatz zu “normalen” Rückenverletzungen beeinflussen Rückenmarksverletzungen die motorischen Funktionen des Betroffenen, da sogenannte Axone (Erweiterungen von Nervenzellen, die Botschaften an das Gehirn tragen) durch die gebrochenen oder komprimierten Wirbel zerstört werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten und Therapien gibt es?
Aufgrund der vielfältigen Krankheitsmodelle und Symptome gibt es auch eine Vielzahl an Therapien für die Behandlung eines Wirbelsäulensyndroms. Nach einer umfassenden orthopädischen und ggf. neurologischen Untersuchung steht oftmals die Linderung der Schmerzen im Vordergrund. Es folgt dann die Behandlung mit schmerzlindernden, entzündungshemmenden sowie muskelentspannenden Arzneimitteln.
Darüber hinaus kommen auch nichtmedikamentöse Therapie zum Einsatz, um die Schmerzen zu lindern. Hierzu gehören unter anderem Massagen und Physiotherapie, um beispielsweise eine Instabilität, Blockierungen und Bewegungseinschränkung sanft zu lösen. Aber auch alternative Therapien wie Techniken der Osteopathie können die Behandlung einfließen und gegen Rückenschmerzen helfen.
Liegt beispielsweise ein akuter Bandscheibenvorfall an der BWS, LWS oder HWS vor, muss in der Orthopädie entschieden werden, ob operativ eingegriffen werden muss. Nach einer Operation erfolgt dann meist eine ambulante Reha.
Cannabinoide Arzneimittel und die Wirbelsäule
Studien haben das Potenzial cannabinoider Arzneimittel bei Erkrankungen der Wirbelsäule (Wirbelsäulensyndrom) bestätigt. So scheint Medizinalcannabis einige Symptome von Rückenmarksverletzungen einschließlich Schmerzen, Spastizität, Schlaflosigkeit und Depression lindern zu können. Auch eine Verbesserung der Blasen- und Darmkontrolle wurde festgestellt. Für die Vielfalt der Symptomentlastung sind die Cannabinoide, die medizinisch interessanten Verbindungen des Cannabis, verantwortlich.
THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol), das bekannteste und am besten erforschte, psychoaktive Cannabinoid des Cannabis, hat großen medizinischen Wert bei der Behandlung von Rückenmarksverletzungen. Verschiedene Studien zeigen, dass THC diverse Symptome, wie Schmerzen, Spastizität, Blasenkontrolle und Schlaflosigkeit lindert.
Weitere Studien haben nicht nur die bemerkenswerten schmerzlindernden Eigenschaften von CBD (Cannabidiol) in der Medizin, sondern auch das Potenzial des Cannabinoids aus der Cannabis Pflanze nachgewiesen, die Auswirkungen der Spastizität und die motorischen Funktionen bei Betroffenen von Rückenmarksverletzungen zu verbessern.