Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC)

Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) gehört zu den psychoaktiven (Phyto-)Cannabinoiden der Cannabispflanze. Es liegt dort weitgehend in der inaktiven Form als Säure THCA vor. Erst durch die Decarboxylierung (Erhitzung) entfaltet die Substanz ihre berauschende Wirkung.

Cannabinoide, wie THC, sind als sekundäre Metaboliten bekannt, also als Chemikalien, die für die Entwicklung der sie produzierenden Pflanze keine primäre Rolle spielen. Es wird allerdings vermutet, dass sekundäre Metaboliten als Immunsystem für die Pflanze fungieren, um die Abwehr von Raubtieren, Parasiten und Schädlingen zu fördern.

Cannabinoide wie THC in der Cannabispflanze

Cannabinoide kommen zwar auch in anderen Pflanzen vor, hauptsächlich jedoch in der Cannabis Pflanze Sativa L. Diese enthält über 85 Phytocannabinoide, Terpene sowie weitere Verbindungen in größeren Mengen.

Einen erhöhten THC-Gehalt von ungefähr 6 bis 20 Prozent findet man vor allem in den unbefruchteten weiblichen Blütenständen. Hingegen beträgt der THC-Gehalt in den übrigen Pflanzenteilen nur knapp ein Prozent und in den Hanfsamen null Prozent.

Die Identifikation der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) erfolgte erstmals durch den israelischen Forscher Raphael Mechoulam im Jahr 1964 am Weizmann-Institut. Er isolierte und synthetisierte das Phytocannabinoid libanesischem Cannabis und markierte den Beginn der Cannabisforschung, die zur Entdeckung vieler anderer Phytocannabinoide wie Cannabidiol (CBD) führte. Im Gegensatz zum THC ist CBD nicht psychoaktiv. Damit legte Mechaoulam den Grundstein für die weitere Cannabisforschung.

Welche Konsumformen gibt es?

Die häufigste Konsum Form von Cannabis für Freizeitzwecke ist das Rauchen von Marihuana oder Haschisch gemischt mit Tabak (Joint). Oft wird das THC-haltige Material auch mit Pfeifen oder Bongs geraucht. Zudem bestimmt die Möglichkeit, die Wirkstoffe des Cannabis durch das Verdampfen mit einem Vaporisier aufzunehmen.

Darüber hinaus können auch fettreiche Lebensmittel wie Muffins oder Kuchen mit THC-haltigem Material versetzt werden. Intravenös ist THC aufgrund seiner Lipophilie nicht applizierbar. Möglich ist aber die Verabreichung in Form eines Öls.

Nach dem Konsum in Form eines Joints ist THC ungefähr 7 bis 12 Stunden im Blut nachweisbar. Dabei reicht die Spanne sogar bis zu 27 Stunden. Im Urin ist das Stoffwechselprodukt THC COOH noch drei bis fünf Tage nachweisbar – sofern es ein einmaliger Konsum war.

Wirkmechanismen von Cannabis

Bisher ist der genaue Wirkmechanismus nicht vollständig geklärt. Man weiß aber inzwischen, dass THC auf die Cannabinoidrezeptoren CB1-Rezeptoren und CB2-Rezeptoren wirken, die sich hauptsächlich in zentralen und peripheren Nervenzellen befinden. Hier können sie die Ausschüttung von Neurotransmittern modulieren. Außerdem ist bekannt, dass die Cannabinoidrezeptoren auch in weiteren Zellen wie den Immunzellen oder im Darm im gastrointestinalen Gewebe vorkommen.

Körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide) wirken ebenfalls auf die CB1-Rezeptoren und CB2-Rezeptoren und werden vom Körper nach Bedarf produziert. Die bekanntesten Endocannabinoide sind Anandamid (Arachidonylethanolamid) und 2-AG (2-Arachidonylglycerol). Zusammen mit den Cannabinoidrezeptoren bilden sie das das Endocannabinoid-System.

THC dockt an den CB1-Rezeptoren, was Auswirkungen auf das zentrale und periphere Nervensystem hat. Denn diese sind unter anderem für die Entspannung, Glücksgefühle und Schmerzlinderung verantwortlich.

Medizinische Anwendung von Cannabis

Medizinische Cannabisblüten oder cannabisbasierte Medikamente werden in der Krebstherapie eingesetzt und soll gegen Erbrechen und Übelkeit während der Chemotherapie helfen. Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung findet es auch bei Schlafstörungen und Epilepsie Anwendung.

Darüber hinaus können Betroffene, die an Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen sowie chronischen Darmentzündungen leiden, von Medizinalcannabis profitieren. Die Wirkung ist hier gut belegt. Vor allem können Schmerzen mit einem hohen THC-Gehalt gemindert werden. Weniger gut erforscht ist die Wirkung auf psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen. Dafür gilt Medizinalcannabis als relativ nebenwirkungsarm und weist keine erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf.

Durch eine Gesetzesänderung am 10. März 2017 hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, dass Ärzte jeder Fachrichtung (ausgenommen Tierärzte) medizinische Cannabisblüten sowie cannabisbasierte Arzneimittel auf einem BTM-Rezept verschreiben dürfen.

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