Fibromyalgie

Was ist Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom)?

„Fibromyalgie“ bedeutet „Faser-Muskel-Schmerz“ und wird auch als Weichteilrheuma oder Fibromyalgie-Syndrom (FMS) bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein sehr komplexes Schmerzsyndrom bei dem die Schmerzen in den Muskeln und dem Bindegewebe. Im Grunde kann der ganze Körper betroffen sein. Zudem kann es zu einem Druckschmerz über bestimmten Schmerzpunkten („Tender Points“) kommen.

Fibromyalgie-Patienten haben häufig eine lange Leidensgeschichte hinter sich, da die Erkrankung schwer durchschaubar ist. Neben den körperlichen Beschwerden spielen hier auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle.

Was sind die Ursachen der Erkrankung Fibromyalgie?

Bis heute sind die Ursachen des Fibromyalgiesyndroms nicht vollständig geklärt. Oftmals findet sich gar kein Auslöser der Krankheit. Es kann aber ausgeschlossen werden, dass es sich bei der Fibromyalgie nicht um eine entzündliche-rheumatische Krankheit der Gelenke und Muskeln (z. B. rheumatoide Arthritis) oder um verschleißbedingte Schmerzen handelt. Patienten spüren hier zwar Schmerzen, jedoch lassen sich bei bildgebenden Verfahren (z. B. Röntgen, CT) keine krankhaften Veränderungen wie bei rheumatischen Erkrankungen nachweisen.

Als mögliche Ursachen werden aktuell folgende Faktoren diskutiert:

  • Gestörte Schmerzverarbeitung: Es wird angenommen, dass die zentralnervöse Schmerzwahrnehmung bei Betroffenen verändert ist. So liegt die Schwelle der Schmerzwahrnehmung niedriger als für gewöhnlich. Infolge dessen nimmt das Gehirn bereits schon leichte Reize wahr und misst diesen eine größere Bedeutung bei.
  • Veränderte Nervenfasern: Die Forscher der Universität Würzburg stellten fest, dass bei Fibromyalgie-Patienten die kleinen Nervenfasern im Muskelgewebe verändert waren. Es ist jedoch noch nicht geklärt, ob dies bei allen Patienten zutrifft.
  • Psyche: In der Vergangenheit wurde häufig fälschlicherweise angenommen, dass die Schmerzsymptomatik eine psychosomatische Erkrankung infolge einer Depression sei. Zwar ist diese Hypothese widerlegt, dennoch spielt die Psyche bei der Fibromyalgie eine wichtige Rolle. Sowohl Stress als auch Traumata und weitere seelische Beschwerden können die Krankheit begünstigen.

Darüber hinaus wird auch eine genetische Veranlagung diskutiert. Denn Familienmitglieder von Betroffenen sollen ein achtfach höheres Risiko für die Fibromyalgie-Erkrankung haben.

Welche Symptome treten beim Fibromyalgie-Syndrom auf?

Bei der Krankheit Fibromyalgie zeigen sich Symptome in Form von andauernden Schmerzen. Diese tiefen Muskelschmerzen werden häufig von Missempfindungen begleitet. Die typischen Fibromyalgie-Symptome sind demnach chronische Schmerzen. Diese starken Schmerzen können in verschiedenen Körperregionen auftreten. Jedoch klagen die meisten FMS-Patienten über Schmerzen im Nacken, Rücken sowie in den Armen und Beinen. Oftmals entstehen auch schmerzhafte Druckpunkte.

Darüber hinaus werden die Schmerzbelastung und -intensität auch oftmals durch Stressbelastungen, Wetter und/oder körperlichen Aktivitäten beeinflusst. Weitere typische Beschwerden sind:

  • Schlafstörung (kein erholsamer Schlaf)
  • Erschöpfung
  • Kopfschmerzen und/oder Migräne
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall und/oder Verstopfung
  • Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System (z. B. niedriger Blutdruck)

Aber auch seelische Symptome gehören zum Krankheitsbild FMS. Besonders häufig leiden Betroffene unter depressiven Verstimmungen. Rund 30 Prozent der FMS-Patienten erkranken sogar an einer echten Depression oder einer Angststörung.

Wann sind Schmerzen chronisch?

Treten Schmerzen länger als drei Monate auf, so können sie chronisch werden. Mediziner sprechen von chronischen Schmerzen, wenn diese weiterhin auftreten, obwohl die Therapie bzw. die Behandlung einer Erkrankung oder Verletzung bereits abgeschlossen sind. Chronische Schmerzen werden also wie folgt definiert:

  • Die Schmerzen sind langanhaltend oder kehren immer wieder zurück.
  • Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben.
  • Die Schmerzen können nicht genau lokalisiert werden.

Diagnostik: Wie wird Fibromyalgie diagnostiziert?

Bei Verdacht auf FMS ist in der Regel der Arzt bzw. Hausarzt der erste Ansprechpartner, der zunächst ein Anamnesegespräch und eine umfassende körperliche Untersuchung vornimmt. Während des Anamnesegespräches stellt der Arzt dem Patienten unter anderem folgende Fragen:

  • Wo genau sitzen die Schmerzen?
  • Wie fühlen sich die Schmerzen an?
  • Bestehen Schlafstörungen und/oder Magen-Darm-Beschwerden?
  • Wie stark wird der Alltag durch die Schmerzen beeinträchtigt?

Sind die Beschwerden unklar, sollte eine Abklärung beim Rheumatologen erfolgen. Da andere Erkrankungen als Ursache für die Symptome ausgeschlossen werden müssen, werden auch die Fachärzte miteinbezogen, die auf die jeweiligen Beschwerden spezialisiert sind, zum Beispiel Orthopäden, Fachärzte für Innere Medizin, Gynäkologen oder Psychotherapeuten.

Der Patient muss hier sehr geduldig sein, denn bis die Diagnose Fibromyalgie feststeht, dauert es häufig lange Zeit. Denn bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Zunächst müssen alle anderen infrage kommende Krankheiten ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose FMS gestellt werden kann.

Weitere Eckpfeiler der Diagnostik sind auch die Tender Points. Diese spielen bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Hierbei handelt es sich um Druckpunkte, an denen sich beim Betroffenen Schmerzen auslösen lassen. Insgesamt gibt es 18 solcher Schmerzpunkte. Sollte der Patient bei mindestens 11 Punkten auf Druck mit Schmerzen reagieren, so kann dies ein Hinweis auf ein FMS sein.

Eine weitere Hilfe zur Diagnose ist ein Schmerztagebuch. So wird der Arzt den Patienten bitten, ein Tagebuch zu führen. In diesem trägt der Patient dann die Art, die Dauer sowie den Ort der Schmerzen ein. Ebenso trägt der Patient weitere Auffälligkeiten bzw. Symptome ein, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Antriebsschwäche oder Magen-Darm-Probleme ein. All dies kann dabei helfen, die Diagnose FMS zu stellen.

Welche Formen der Therapie gibt es bei Fibromyalgie?

Die Fibromyalgie gilt als nicht heilbar. Im Vordergrund der Behandlung steht daher, die Symptome und begleitende Beschwerden zu lindern. Dazu kommt eine Kombination mehrerer Ansätze infrage. In vielen Fällen ist die Behandlung schwierig. Deshalb geht es vorrangig darum, für die Betroffenen eine bestmögliche Lebensqualität zu erreichen.

Ein wichtiger Punkt in der Fibromyalgie-Therapie ist die Bewegungstherapie (physikalische Therapie). Hierzu gehören ein regelmäßiges Herz-Kreislauf-Training sowie das gezielte Training der Muskeln und Gelenke. Geeignete Sportarten bei dem Syndrom sind beispielsweise:

  • Schwimmen
  • Radfahren
  • Walken
  • Aquajogging

Darüber hinaus sind Entspannungsverfahren (z. B. Yoga, Tai Chi, Qi-Gong) ein wichtiger Bestandteil der Therapie, um Stress zu reduzieren und um zur Ruhe zu kommen. Auch eine Psychotherapie kann bei der Störung sinnvoll sein. So können Betroffene beispielsweise mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie lernen, die Schmerzen und begleitende Beschwerden neu zu bewerten, sodass sie nicht mehr im Mittelpunkt des Bewusstseins stehen.

Fibromyalgie: Medikamentöse Therapie

Medikamente können in schweren Fällen ein wichtiges Element in der Therapie sein. Da viele Betroffene im Rahmen der Erkrankung Depressionen und/oder Ängste entwickeln, können Antidepressiva eine Ergänzung zur kognitiven Verhaltenstherapie sein. Zum Einsatz kommen dann häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder trizyklische Antidepressiva, um die Betroffenen psychisch zu stabilisieren.

Des Weiteren können auch Antikonvulsiva Anwendung finden. Zwar wurden diese zur Behandlung von Epilepsie und Nervenschmerzen entwickelt, dennoch können sie Schmerzen lindern und gegen eine Schlafstörung helfen.

Schmerzmittel werden ebenfalls häufig beim Fibromyalgiesyndrom vom Arzt verordnet, vor allem dann, wenn die Schmerzsymptomatik besonders stark ausgeprägt ist. Allerdings sind Schmerzmittel nicht nebenwirkungsarm, sodass viele Betroffene unter den starken Nebenwirkungen leiden.

Medizinalcannabis bei Fibromyalgie

Bei der Fibromyalgie handelt es sich um ein komplexes Krankheitsbild. Dieses ist durch zahlreiche körperliche und psychische Symptome gekennzeichnet. Inzwischen weiß man, dass das Endocannabinoidsystem bei vielen Symptomen beteiligt ist, weshalb die Cannabinoide aus der Cannabispflanze eine günstige Wirkung haben können.

Die genauen Wirkzusammenhänge von Medizinalcannabis und cannabisbasierten Medikamenten sowie die Entstehung des Fibromyalgiesyndroms sind noch nicht geklärt. Dennoch könnte eine Behandlung mit medizinischem Cannabis hilfreich sein. Betroffene sollten mit ihrem Arzt sprechen und abklären, ob eine Cannabis-Therapie infrage kommt.

Hier finden Sie weitere Informationen zu Fibromyalgie und Medizinalcannabis.

 

 

 

 

 

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