Die gesunde Schlafdauer ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Richtwerte sind allerdings bei Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren etwa neun Stunden pro Tag, ab dem zwölften Lebensjahr und bei Erwachsenen sieben bis acht Stunden pro Tag und bei älteren Menschen (über 80 Jahre) nur noch knapp sechs Stunden pro Tag.
Von einer Schlafstörung (Insomnie) wird per Definition davon gesprochen, wenn der Schlaf bzw. der Schlaf-Wach-Rhythmus subjektiv oder auch objektiv zu häufig unterbrochen wird oder auch zu kurz oder zu lang ausfällt. Per Definition wird auch von einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus gesprochen, wenn es zu keinem erholsamen Schlaf kommt.
Eine chronische Schlafstörung liegt vor, wenn Betroffene über einen längeren Zeitraum unter einem gestörten Schlaf leiden. Dabei gibt die medizinische Definition an, dass ein Mensch drei Nächte in der Woche nicht richtig schlafen kann und diese Probleme länger als einen Monat anhalten.
Klassifikation von Schlafstörungen (Insomnie)
Schlafstörungen werden nach der ICD-10 je nach Ursache unter nichtorganische Schlafstörungen (nichtorganische Insomnie: F51) und organische Schlafstörungen (G47) klassifiziert. Eine weitere Klassifizierung erfolgt nach der ICSD-2:
- Hypersomnie (hohe Tagesschläfrigkeit, Störung des Tag-Nacht-Rhythmus)
- Insomnie (Einschlaf-/Durchschlafstörungen)
- Parasomnie (z. B. REM-Schlaf Verhaltensstörung)
- schlafbezogene Bewegungsstörungen (neurologische Erkrankungen wie z. B. Restless-Legs-Syndrom)
- schlafbezogene Atmungsstörungen (z. B. Schlafapnoe-Syndrom)
- zirkadiane Rhythmusstörungen (z. B. Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen)
Ursachen von Schlafstörungen (Insomnie)
Der Ursache nach lassen sich Schlafstörungen in primäre Schlafstörungen und sekundäre Schlafstörungen einteilen. Bei der primären Schlafstörung gibt es keine seelische oder körperliche Ursache. Vielmehr werden sie zum Beispiel durch ungünstige Schlafbedingungen oder aber Stress verursacht. Hingegen haben sekundäre Schlafstörungen eine psychische oder körperliche Ursache. Häufige Ursachen sind unter anderem:
- neurologische Erkrankungen (z. B. zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung, chronische Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen Restless-Legs-Syndrom)
- psychische Störungen bzw. psychische Erkrankungen (z. B. Depression, Angststörungen)
- Medikamente (z. B. Antidepressiva, Schilddrüsenhormone, Asthma Medikamente)
Darüber hinaus können auch verschiedene legale und illegale Drogen und Substanzen Schlafprobleme verursachen, wie beispielsweise in Form von Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Zu diesen Substanzen gehören zum Beispiel Alkohol, Koffein, Nikotin und Kokain.
Symptome von Schlafstörungen (Insomnie)
Unabhängig von der Ursache der Störung, kann zwischen zwei unterschiedlichen Beschwerdebildern unterschieden werden. So stehen bei dem ersten Beschwerdebild die Symptome im Vordergrund, die den Schlaf selbst betreffen. Hierzu gehört, dass der Mensch einfach keinen guten Schlaf hat. Der schlechte Schlaf führte dann dazu, dass man am nächsten Tag „gerädert“ aufwacht. Aber auch das Problem, wenn ein Betroffener in der Nacht nur wenige Stunden Schlaf findet, gehören dazu.
Beim zweiten Beschwerdebild zeigen sich Symptome am Tag. Betroffene klagen dann aufgrund des schlechten Schlafes über verschiedene Symptome wie Müdigkeit, innere Unruhe und Nervosität. Weitere Symptome können Konzentrations- und Auffassungsstörungen sein.
Schlafstörungen: Diagnose und Behandlung
Um die Diagnose Schlafstörung zu stellen, wird der Patient zunächst umfangreich zu seinen Schlafstörungen befragt. Daneben stellt der Arzt auch Fragen zu Vorerkrankungen und dem persönlichen Lebensstil (z. B. Ernährung und körperliche Aktivitäten). Oft finden sich hier schon erste Hinweise auf die Ursache.
Darüber hinaus wird der Patient auch körperlich untersucht. Mögliche Maßnahmen, um die Diagnose zu sichern, oder andere Ursachen auszuschließen sind zum Beispiel Blutuntersuchungen, Elektrokardiografie (EKG) und Elektroenzephalografie (EEG). Bei besonders schwerwiegenden Schlafstörungen oder dann, wenn kein Grund gefunden wird, kann der Besuch in einem Schlaflabor sinnvoll sein. Hier erfolgt dann eine Messung des Schlafprozesses in einem aufwendigen Verfahren.
Schlafstörungen: Therapie
Wenn Betroffene unter anhaltenden Schlafstörungen leiden, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Denn ein dauerhafter Schlafmangel kann die Gesundheit ernsthaft gefährden. Nach der Diagnosestellung erhält der Patient in der Regel zunächst einige Tipps zur Schlafhygiene, um wieder einen erholsamen Schlaf zu bekommen. Besonders wichtig ist, dass Menschen ihre notwendige Schlafmenge einhalten. Das gilt vor allem für ältere Menschen. Zudem ist es empfehlenswert, regelmäßige Schlafenszeiten einzuhalten und auf das „Mittagsschläfchen“ zu verzichten.
Helfen diese einfachen Tipps dem Betroffenen nicht, kann auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens (zum Beispiel autogenes Training) dabei helfen, das Problem mit dem Schlafen in den Griff zu bekommen.
Sollte eine psychische Störung für die Schlafstörungen verantwortlich sein, kann eine Psychotherapie (z. B. in Form einer kognitiven Verhaltenstherapie) eine hilfreiche Option in der Behandlung der Schlafstörungen sein.
Medikamente gegen Schlafstörungen
Schlafmittel kommen bei der Therapie von Schlafstörungen nur dann zum Einsatz, wenn die zuvor genannten Maßnahmen nicht erfolgreich waren und die schlafbedingten Störungen weiterhin in einem schweren Ausmaß bestehen.
Das Problem bei Medikamenten ist, dass sie nach einer relativ kurzen Zeit ihre Wirksamkeit verlieren. Außerdem sind sie nicht frei von Nebenwirkungen. Zudem kann auch schnell ein Gewöhnungseffekt eintreten, sodass die Gefahr einer Abhängigkeit besteht. Außerdem kommt es bei vielen Patienten zu dem Phänomen, dass die Schlafstörungen wieder auftreten, wenn sie das Schlafmittel absetzen (Rebound Insomnie). Eine Behandlung mit Schlafmitteln sollte also gut überlegt sein.
Schlafstörungen und cannabinoide Arzneimittel
Diverse Studien haben die positiven Wirkungen von cannabinoiden Arzneimitteln auf den Schlaf von unter Schlafstörungen leidenden Menschen gezeigt. Das bekannteste Cannabinoid THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) wird im Laufe der Zeit abgebaut und wandelt sich in eine sedierende Chemikalie, die als Cannabinol oder CBN bekannt ist. Obwohl sich CBN recht langsam bildet, ist es deutlich sedierender als THC, womit es großes Potenzial als Beruhigungsmittel und Einschlafhilfe besitzt.
In einer Studie wurden außerdem die Auswirkungen des Cannabinoids CBD (Cannabidiol) auf Tiere in hellen und dunklen Umgebungen getestet. Es wurde festgestellt, dass die nicht-psychoaktive Cannabis-Verbindung CBD die Wachsamkeit in heller Umgebung erhöht und keine erkennbaren Effekte auf den Schlaf im Dunkeln hatte. Daraus ist zu schließen, dass CBD Potenzial für die Therapie von schlafbedingten Störungen haben kann, da die Aktivität der Betroffenen durch das CBD am Tag steigt und die Nachtruhe trotzdem nicht beeinträchtigt wird.
Als Schlafapnoe wird ein Schlafzustand bezeichnet, der durch häufige Behinderungen des Atems gekennzeichnet ist. Die Schlafapnoe lässt die Betroffenen im Laufe der Nacht häufig aufwachen und führt zu unzähligen unangenehmen Nebeneffekten, wie Schläfrigkeit am Tag, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Stimmungsstörungen, Unaufmerksamkeit, erhöhter Anfälligkeit für Unfälle und anderen gesundheitlichen Problemen. Präklinische Studien zeigen, dass medizinisches Cannabis diesen Zustand verbessern kann. So scheint die Verabreichung des exogenen Cannabinoids Dronabinol (ein synthetisch hergestelltes THC) nach einigen Behandlungstagen zu Verbesserungen des Schlafes bei Schlafapnoe-Betroffenen zu führen.
Erfahren Sie hier mehr über Schlafstörungen und Medizinalcannabis.
Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.