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Gürtelrose Behandlung: Hilfe durch Cannabis?

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Meistens trifft es Menschen jenseits der Lebensmitte: Gürtelrose ist eine Viruserkrankung, die einen Bläschen-Ausschlag auf der Haut hervorruft und mit starken Schmerzen einhergehen kann. Auch nach dem Abklingen des akuten Hautausschlags leiden manche Patienten weiterhin an Schmerzen. Cannabis als Medizin kann bei den Folgen einer Gürtelrose helfen und die chronischen Schmerzen lindern.

Gürtelrose Behandlung: Hilfe durch Cannabis?

Gürtelrose – was ist das?

Gürtelrose ist eine Infektionskrankheit, die Haut und Nerven betrifft. Auslöser für die Erkrankung, die auch Herpes zoster oder nur Zoster genannt wird, ist das Varicella-zoster-Virus aus der Gruppe der Herpes-Viren. Dieses Zoster Virus ist auch für eine Windpocken-Infektion verantwortlich. Die Gürtelrose zeigt sich durch einen schmerzhaften, streifenförmigen Hautausschlag mit Blasen. Dieser Ausschlag tritt im Gegensatz zur Windpocken-Erkrankung meist nur lokal begrenzt auf – also in einem einzelnen Hautsegment. Der Name der Erkrankung beruht auf dem Hautausschlag, der oft gürtelförmig am Rumpf erscheint. Wichtig ist eine frühzeitige Gürtelrose Behandlung.

Gürtelrose und Schmerzen

Eine Zoster-Infektion ruft Schmerzen hervor, die in den meisten Fällen nach überstandener Krankheit abklingen. Jedoch leidet jeder 10. Patient noch einige Monate nach dem Abheilen des Hautausschlages unter starken Schmerzen. In diesem Fall liegt vermutlich eine anhaltende Nervenschädigung vor.

Die starken Schmerzen nach einer überstandenen Gürtelrose können chronisch werden. Ärzte sprechen hier von einer sogenannten Post-Zoster-Neuralgie (PZN) oder auch postzosterischen Neuralgie. Die PZN sollte von einem Neurologen oder Schmerztherapeuten behandelt werden. Bei chronischen Schmerzen stehen den Medizinern unterschiedliche Medikamente zur Verfügung, beispielsweise Opiate. Cannabis als Medizin kann ebenfalls eine Alternative sein. An der Gießener Uniklinik beispielsweise werden post-Zoster Schmerzen auch mit Cannabis behandelt.

Gürtelrose Ursachen

Varicella-zoster-Viren werden meist in der Kindheit übertragen und verursachen bei dieser sogenannten Primärinfektion die stark juckenden Windpocken. Nach überstandener Krankheit verbleiben die Viren, wie übrigens alle Herpes-Viren, lebenslang im Körper. Sie nisten sich in bestimmten Nervenzellen in der Nähe des Rückenmarks ein. Hier verbleiben sie inaktiv über lange Zeit, ohne irgendwelche Beschwerden zu verursachen.

Zoster Virus

Jahre später können Faktoren wie ein geschwächtes Immunsystem, höheres Alter, andere Erkrankungen oder Stress die Varicella-zoster-Viren aus ihrem „Winterschlaf“ erwecken. Manchmal findet sich aber auch kein ersichtlicher Grund für die Reaktivierung der Viren. Die Zoster Viren breiten sich entlang der Nervenbahnen eines Hautnervs aus und verursachen die Gürtelrose. Daher tritt Herpes zoster auch nur bei Menschen auf, die Windpocken hatten.

Die Durchseuchung der Bevölkerung mit Varicella-zoster-Viren ist sehr hoch. Damit besteht auch ein großes Risiko, an einer Gürtelrose zu erkranken. Die Experten des Robert-Koch-Instituts gehen davon aus, dass jeder zweite 85-Jährige einmal im Leben an Herpes zoster erkrankt.

Ist Gürtelrose ansteckend?

Varicella-zoster-Viren sind sehr infektiös. An Gürtelrose erkrankte Personen können das Zoster Virus auf andere Personen übertragen. Erst wenn die Bläschen auf der Haut abgeklungen sind und sich Schorf gebildet hat, ist die Infektionsgefahr vorbei.

Symptome der Gürtelrose

Bereits mehrere Tage vor dem Hautausschlag treten die für die Gürtelrose typischen brennenden, bohrenden bis schneidenden Schmerzen auf. Einige Patientinnen und Patienten spüren auch ein Jucken oder eine Berührungsüberempfindlichkeit in dem betroffenen Hautareal. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Krankheit jedoch auch ohne Schmerzen ablaufen.

Begleitende Symptome der Gürtelrose sind teilweise Krankheitsgefühl, Fieber und Abgeschlagenheit. Nach einigen Tagen zeigen sich rote Flecken auf der Haut und flüssigkeitsgefüllte Bläschen. Dieser Hautausschlag tritt allerdings nicht, wie bei Windpocken, am ganzen Körper auf, sondern nur auf eine kleine Region beschränkt. Grundsätzlich kann die Herpes-zoster-Erkrankung jede Nervenwurzel befallen. Am häufigsten erscheint sie allerdings an Rumpf, Armen, Beinen, Hals oder Gesicht.

In sehr seltenen Fällen tritt die Gürtelrose in mehreren, nebeneinander liegenden Hautarealen oder sogar am ganzen Körper auf. Dann kann die Erkrankung nicht von einer primären Windpocken-Erkrankung unterschieden werden.

Gürtelrose Dauer

Zwei bis vier Wochen hält die akute Krankheitsphase der Gürtelrose an. Die flüssigkeitsgefüllten Bläschen dürfen, wie bei Windpocken, nicht aufgekratzt werden, damit keine bakteriellen Entzündungen auftreten. Sonst besteht die Gefahr, dass Narben zurückbleiben. Die Bläschen bilden allmählich Krusten, die nach zwei bis drei Wochen von allein abfallen.

Typische Symptome bei Gürtelrose

  • brennende, bohrende bis schneidende Schmerzen
  • Jucken oder Berührungsüberempfindlichkeit
  • rote Flecken auf der Haut und Bläschen-Ausschlag in einem bestimmten Hautareal, meist an Rumpf, Armen, Beinen, Hals oder Gesicht
  • Begleitsymptome: Krankheitsgefühl, Fieber, Abgeschlagenheit

Diagnose des Herpes zoster

Üblicherweise stellt der Arzt die Gürtelrose Diagnose anhand der Untersuchung des Ausschlags per Blickdiagnose. Darüber hinaus deutet eine frühere Windpocken-Erkrankung auf die Möglichkeit einer Herpes-zoster-Infektion hin. In unklaren Fällen wird mithilfe einer Blutprobe oder eines Bläschenabstrichs ein Erregernachweis durchgeführt.

Schwieriger ist die Diagnose im Anfangsstadium oder wenn kein Hautausschlag auftritt. Dann müssen die bestehenden Schmerzen von anderen Erkrankungen unterschieden werden. Mediziner empfehlen, bei den ersten Anzeichen einer Gürtelrose zum Facharzt zu gehen. Das ist die beste Vorsorge, damit keine Spätschäden entstehen.

Gürtelrose Behandlung

Die Behandlung des Herpes zoster sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der typischen Bläschen auf der Haut beginnen. Eine frühzeitige medizinische Behandlung ist ratsam, um den Viren zeitnah Einhalt zu bieten und so einer weiteren Schädigung der Nerven vorzubeugen. Als Gürtelrose Medikamente werden verschiedene sogenannte Virustatika eingesetzt. In schweren Fällen können die Medikamente auch intravenös verabreicht werden.

Gürtelrose Behandlung mit einer Creme

Die topische Gürtelrose Behandlung (oberflächliche Behandlung der Haut) beschleunigt das Eintrocknen der Bläschen, mindert den Juckreiz und beugt der sekundären bakteriellen Infektion vor. Unter Umständen ist auch die Gabe eines Antibiotikums nötig.

Gürtelrose – Behandlung der Schmerzen

„Was allzu häufig versäumt wird, ist eine ausreichende Schmerztherapie“, erklärt Dr. Oliver Emrich, Allgemeinarzt am Schmerzzentrum Ludwigshafen und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS). Ältere Empfehlungen, dabei nach WHO-Schema vorzugehen, seien überholt. „Der Schmerz wird von vornherein behandelt wie ein neuropathischer Schmerz“, betont Emrich. Der Schmerzmediziner erklärt weiter, dass die Betroffenen nur durch eine effektive Schmerztherapie gute Chancen haben, dass der Schmerz nicht chronisch wird.

Akute Gürtelrose Behandlung:

  • antivirale Medikamente
  • konsequente Behandlung der Schmerzen

Post-Zoster-Neuralgie

Bestehen die Schmerzen länger als 90 Tage nach Einsetzen des Hautausschlags, sprechen Ärzte von einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Einige Betroffene verspüren noch Monate oder sogar Jahre lang starke Schmerzen in dem bereits abgeheilten Hautbereich. Die Beschwerden rühren von einem Nervenschaden in dem peripheren Nerv her, der vorher von der Gürtelrose betroffen war. Werden die Schmerzen chronisch, lassen sie sich nur noch schwer behandeln.

Je älter der Zoster-Patient ist, desto höher ist das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie. Allgemein tritt sie bei 10 bis 15 Prozent der Erkrankten auf. Bei den über 60-Jährigen ist rund jeder zweite betroffen. Weitere Risikofaktoren für diese Komplikation der Gürtelrose sind sehr starke Schmerzen beim akuten Hautausschlag sowie eine bereits vorher bestehende Polyneuropathie.

Der Charakter und die Intensität der Schmerzen können bei dieser Erkrankung unterschiedlich ausfallen. Patienten leiden an brennenden Dauerschmerzen und / oder attackenartigen Schmerzen. Häufig treten Missempfinden oder Sensibilitätsstörungen auf (Allodynie). Einige Patienten beschreiben einen quälenden Juckreiz.

Fast alle PZN-Patienten sind verzweifelt und haben einen hohen Leidensdruck. Die starken Schmerzen belasten die Betroffenen sehr und machen häufig ein normales Leben unmöglich. Im schlimmsten Fall kann die PZN lebenslang fortbestehen.

Typische Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

  • brennender, bohrender Dauerschmerzen
  • einschießende, attackenartige starke Schmerzen
  • Berührungsschmerzen
  • Missempfinden
  • Juckreiz

Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie

Die Nervenschäden, die der Zoster hervorgerufen hat, können nicht rückgängig gemacht werden. Es gibt aber Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern. Je nach Art und Ausprägung des Schmerzes stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung.

Zum Einsatz kommen nicht nur übliche Schmerzmittel, sondern auch Medikamente gegen Depressionen. Sie werden jedoch niedriger dosiert als bei depressiven Erkrankungen. Diese Wirkstoffe unterdrücken die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark. Arzneimittel gegen Krampfanfälle dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und können so auch bei Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose hilfreich sein. Bei hartnäckigen Schmerzen kommen Opiat-ähnliche Medikamente zum Einsatz.

Begleitend ist eine topische Behandlung sinnvoll – also Medikamente, die auf die Haut aufgetragen werden. Beispielsweise können Capsaicin-Creme oder -Pflaster ausprobiert werden. Capsaicin ist ein Bestandteil des Chili-Pfeffers. Das starke Brennen zerstört die Schmerz-„Antennen“ in der Haut. Eine weitere Option ist eine örtlich betäubende Lidocain-Creme.

Eine weitere Therapieoption ist Cannabis als Medizin. Um die chronischen Schmerzen zu lindern, die in der Folge einer Gürtelrose entstehen können, hat Medizinalhanf bereits vielversprechende Resultate gezeigt. Die Uniklinik Gießen behandelt erfolgreich chronische Schmerzpatienten, deren Symptome Folge einer Gürtelrose sind, mit Dronabinol. (Leafly.de berichtete).

Cannabis als Medizin und Herpes zoster

Der Patient Hartmut Kopp leidet seit Jahren an einer Gürtelrose. Durch die Erkrankung entwickelte der Rentner Schmerzen, die schließlich chronisch wurden. Am Ende hat ihm Cannabis als Medizin geholfen: In der Schmerzklinik des Gießener Uniklinikums (UKGM) verordnete ihm sein Arzt Dr. Hagen Maxeiner THC. Dieses nimmt Hartmut Kopp dreimal am Tag in Form von Dronabinol-Tropfen ein. Mit dem Ergebnis ist der Patient zufrieden: Seine Schmerzen seien „bedeutend besser geworden“, wenngleich sie nicht komplett verschwunden sind. Der Zustand sei aber „sehr erträglich“, so Kopp.

Auch der behandelnde Arzt, Dr. Maxeiner, zieht eine positive Bilanz: „Das Cannabis zeigte bei Hartmut Kopp von Anfang an einen guten Effekt. Seit einem halben Jahr ist die Wirkung stabil.“

In der Gießener Schmerzklinik werden laut Maxeiner „vorwiegend neuropathische Schmerzen, also Nervenschmerzen wie zum Beispiel auch Chemotherapie- oder HIV-induzierte Polyneuropathien“ mit Cannabis als Medizin behandelt.

Cannabis als Medizin kann eine Therapiealternative sein

Schmerzpatienten haben häufig bereits über viele Jahre unterschiedliche Medikamente ausprobiert, bevor sie bei Cannabis als Medizin landen. Auch Hartmut Kopp erhielt die typischen Gürtelrose Medikamente bei starken Schmerzen: von Chili-Pflastern bis hin zu Opioiden. „Wir haben alles ausprobiert, was der Markt hergibt“, erläutert Dr. Maxeiner.

Cannabis und chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen sind das Ergebnis einer Schädigung der peripheren Nerven durch Krankheiten wie Gürtelrose, Krebs oder andere. Ebenso können unfallbedingte Traumata oder chirurgische Eingriffe die Auslöser anhaltender, starker Schmerzen sein.

Beim Schmerz- und Palliativtag 2018 berichtete Dr. Michael Überall, Präsident der Deutschen Schmerzliga (DSL), von der guten Wirksamkeit einer Cannabistherapie: Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS) habe bereits 1.224 Behandlungsfälle mit Cannabis als Medizin dokumentiert. Bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen, die mit klassischen Behandlungsmöglichkeiten nicht zufriedenstellend behandelt werden konnten, zeigten Cannabinoide gute Erfolge.

Daher kommt Dr. Michael Überall zu dem Fazit: „Das sind eklatante Befunde, die den Schluss zulassen, dass Cannabinoide einen festen Platz in der Schmerzmedizin erhalten sollten.“

Vorsorge und Schutz vor dem Zoster Virus

Die Gürtelrose wird durch das Zoster Virus ausgelöst, das auch für eine Windpocken-Infektion verantwortlich ist. Ob eine Windpocken-Impfung auch vor der Entwicklung einer späteren Gürtelrose schützt, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Zum Schutz gegen Gürtelrose gibt es eine Impfung, die das Risiko der Reaktivierung von Varizella-zoster-Viren verringert. Der Impfstoff wird einmalig im Alter von 50 Jahren verabreicht, um die Immunität aufzufrischen.

Nach den Zulassungsstudien lässt sich mit dieser Impfung bei gesunden Menschen etwa jede zweite Gürtelrose verhindern. Geimpfte, die dennoch an Herpes zoster erkranken, haben ein deutlich geringeres Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie und die damit einhergehenden starken Schmerzen. Mit steigendem Alter nimmt die Schutzwirkung der Impfung allerdings ab.

Bisher ist diese Impfung nicht von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Im Einzelfall kann die Impfung aber erwogen werden, erklären die Wissenschaftler vom Robert-Koch-Institut. So empfehlen auch bereits die Impfkommissionen einzelner Bundesländer – wie Thüringen, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern – die Impfung bei allen Menschen ab dem 50. Lebensjahr.

Sollten Sie an einer Impfung gegen Gürtelrose interessiert sein, sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf an, ob eine solche Vorsorge für Sie infrage kommt.

Fazit: Herpes zoster Therapie und Cannabis

Eine Gürtelrose kann auch nach Abklingen des Hautausschlages noch starke Schmerzen verursachen, die im schlimmsten Fall chronisch werden. Für die Betroffenen ist diese sogenannte Post-Zoster-Neuralgie sehr belastend. Eine schnelle Herpes zoster Therapie ist eine essenzielle Vorsorgemaßnahme, um chronischen Schmerzen vorzubeugen. Falls sich diese dennoch einstellen, bietet Cannabis als Medizin Hilfe. Medizinalhanf ist für viele Menschen eine sinnvolle Alternative zu Opiaten und Opioiden.

Zur Vorsorge gegen Herpes zoster wird teilweise eine Impfung empfohlen, die allerdings nicht unumstritten ist. Hier hoffen Mediziner auf neue Vakzine, um die Impfung in Zukunft wirksamer und sicherer zu machen.

Quellen:

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