Über HAPA Medical haben wir zu Beginn des Jahres in einem Artikel berichtet. Das Unternehmen plante, in Deutschland Privatpraxen zu eröffnen, um dort Therapien mit Cannabinoiden anzubieten. Die Eröffnung der ersten Praxis sollte am 1. März 2018 in Berlin stattfinden.
Cannabis-Praxen: Fluch oder Segen?
Über die Cannabis-Praxen wurde viel diskutiert. So könnten derartige Praxen für Privatpatienten und finanzstarke Kassenpatienten durchaus eine Hilfe sein. Der Ruf von Medizinalhanf könnte hierunter jedoch erheblich leiden.
Damals ließ HAPA Medical auf der Unternehmenswebseite verlauten, dass man „hohen Wert auf die bestmögliche Behandlung der Patienten“ lege und dass man es strikt ablehne, „Suchtkrankheiten oder BTM-Missbrauch im Namen der Medizin zu fördern“. Dennoch würde jeder mit ausreichend finanziellen Mitteln ein Cannabis-Rezept erhalten. Hingegen hätten schwerkranke Patienten, die sich dies nicht leisten können, Probleme haben, einen Arzt zu finden, der ihnen Cannabis verschreibt und Patienten, bei denen die Krankenkasse eine Kostenübernahme ablehnen, das große Nachsehen.
Das Aus für die Hapa Medical Cannabis-Praxen
Eine große Pressemitteilung gab es nicht. Lediglich auf der Unternehmenswebseite von HAPA Medical findet sich eine Meldung mit der Überschrift: „Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit?“
HAPA Medical spricht hier von der „Vision“ ein Kompetenzzentrum für Cannabinoidtherapien zu schaffen. Die Idee des Unternehmens sei wohl zu früh und kollidiere mit der skeptischen Grundeinstellung gegenüber Cannabis als Medizin. Weiter heißt es:
„Die Sorge, es würden nun Praxen mit dem alleinigen Sinn und Zweck entstehen, Cannabis jedem solventen Patienten zu verschreiben, ungeachtet der medizinischen Relevanz, sitzt tief.“
Erklärungsversuche des Unternehmens
Recht ausführlich geht das Unternehmen auf die Thematik Cannabis als Medizin ein und führt hier auch gleich passende Studien an. Seit wann Medizinalhanf verordnungsfähig ist und dass es nur wenige Ärzte gibt, die dieses verschreiben, ist lange bekannt. Es ist auch nichts Neues, dass es immer wieder zu Schwierigkeiten mit den Krankenkassen und den Kostenübernahmen gibt. Auch dass gegen einige Privatärzte Ermittlungsverfahren laufen, überrascht nicht und ist längst bekannt.
Zum Schluss heißt es:
„Als pharmazeutisches Unternehmen richtet HAPA Medical seinen Fokus ausschließlich auf die Produktion und Bereitstellung von Cannabinoid-Medikamenten höchster Qualität. Es bleibt zu hoffen, dass Gesetzgeber und Healthcare Professionals zügig die Rahmenbedingungen für die Versorgung schwerkranker Patienten, welche von Cannabis profitieren können, verbessern.“
Eine aussagekräftige und einleuchtende Erklärung dafür, warum das Konzept mit den Cannabis-Praxen, die es in ganz Deutschland geben sollte, nun nicht umgesetzt wird, gibt es von HAPA Medical nicht.
Interessant sind allerdings Patientenberichte in verschiedenen Foren. Hier heißt es, dass es eine Cannabis-Praxis in Berlin tatsächlich gab. Die Gebühr für die Erstvorstellung sowie den Antrag an die Krankenkasse sei laut eines Forenmitglieds sehr hoch gewesen. Weiter heißt es, dass die Praxis jetzt nicht mehr existiert, angeblich erfolgte die Schließung aufgrund der der „rechtlichen Lage“.
Den wahren Grund, warum HAPA Medical nun Deutschland nicht flächendeckend mit Cannabis-Praxen versorgt, werden wir aber wohl leider nicht erfahren. Es sei denn, wir erhalten doch noch eine Stellungnahme von der Firma.