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Hausärzte halten Cannabis als Medizin für sinnvoll

Gesa-2019 Autor:
Gesa Riedewald

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Hausärzte Medizinalhanf als sinnvolle Behandlungsoption sieht. Allerdings kritisieren die Ärzte den hohen bürokratischen Aufwand – der auch viele davon abhält, Cannabis zu verordnen. Eine im September durchgeführte Befragung unter Apothekern kam zu vergleichbaren Ergebnissen.

Hausärzte halten Cannabis als Medizin für sinnvoll

Laut einer aktuellen Umfrage unter 300 Hausärzten in Deutschland finden sechs von zehn Hausärzten Cannabis eine sinnvolle Therapieoption. Trotzdem hat über die Hälfte der Befragten noch nie ein Rezept für Medizinalcannabis ausgestellt. Grund dafür ist der hohe bürokratische Aufwand. Das gab das Unternehmen Wayland in einer Pressemitteilung bekannt.

Das Vertrauen in den therapeutischen Nutzen von Cannabis als Medizin ist hoch: Nur 16 Prozent der befragten Ärzte zweifeln an der Wirkung. Immerhin 45 Prozent der Befragten haben mindestens ein Cannabis-Rezept ausgegeben. Davon haben lediglich vier Prozent im Jahr 2018 mehr als 50 Rezepte ausgestellt.

Aufwand und hohe Ablehnungsquote sind die größten Hindernisse für die Hausärzte

Die Cannabis-Therapie bringt für Mediziner viele Hindernisse mit sich: 64 Prozent der befragten Hausärzte finden, der Verschreibungsprozess sei zu aufwendig. Die Mediziner müssen zudem einen umfangreichen Antrag auf Kostenübernahme für die Krankenkasse ausfüllen sowie an einer anonymisierten Begleiterhebung teilnehmen.

Auch die Tatsache, dass die Krankenkassen häufig Cannabis-Anträge ablehnen, schreckt viele Ärzte ab: Für knapp die Hälfte der Befragten (47 %) ist das ein Hinderungsgrund. Darüber hinaus findet gut ein Viertel der Ärzte den Umgang mit pharmazeutischem Cannabis schwierig. Medizinalcannabis muss wie starke Schmerzmittel auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM) verordnet werden. Die Cannabissorte sowie die genaue Dosierung müssen auf dem Cannabis-Rezept vermerkt sein.

Damit die Abgabe an Patienten reibungslos funktioniert, muss das Zusammenspiel mit der Apotheke gut funktionieren. Nur ein Drittel der Ärzte gibt an, dass dies der Fall sei. Bei den Apothekern sind sogar noch weniger – nämlich 22 Prozent – der Meinung, die Zusammenarbeit funktioniere gut. Dies ergab eine ähnliche Umfrage mit 300 Apothekerinnen und Apothekern im September. (Leafly.de berichtete.)

Auch Apotheken beklagen bürokratische Hürden

Genau wie die bei den Ärzten sehen auch 64 Prozent der Apotheker den Verordnungsprozess als zu aufwendig an. Ärzte würden viele Rezepte fehlerhaft ausstellen und wüssten nichts über die Lieferbarkeiten der Cannabis-Produkte. Beide Berufsgruppen, Ärzte wie Apotheker, bemängeln in den Umfragen die zeitintensive Kooperation und den hohen bürokratischen Aufwand.

Des Weiteren bewerten Ärzte und Apotheker das Thema Suchtpotential unterschiedlich: Rund ein Viertel der Ärzte sieht eine Gefahr der Abhängigkeit – bei den Apothekern sind es nur 13 Prozent. Darüber hinaus fürchten knapp die Hälfte der Ärzte, das falsche Klientel anzulocken, und haben Angst vor einem Regress. Bei den Apothekerinnen und Apothekern sind es nur 22 Prozent.

Schulung der Ärzteschaft gefragt

Die Teilnehmer der Umfrage wurden außerdem dazu befragt, welche zusätzlichen Angebote sie benötigen, um sicherer im Umgang mit Cannabis als Medizin zu sein. Hier wünscht sich mehr als die Hälfte der Ärzteschaft, dass die staatlichen Auflagen für die Abgabe des Medikaments vereinfacht werden.

Darüber hinaus besteht ein großer Bedarf an Schulung zum Thema Cannabis als Medizin: Knapp die Hälfte (45 %) der Ärzte fühlen sich noch nicht ausreichend geschult. Cannabis als Bestandteil des Studiums (31 %) oder mehr Fortbildungen (45 %) könnten hier Abhilfe schaffen.


Zur Umfrage

Die deutschlandweite Online-Umfrage wurde vom 22. November bis zum 6. Dezember von DocCheck Research im Auftrag von Wayland durchgeführt. Dafür wurden 300 Hausärzte (Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten) befragt. Bereits im September beantworteten 300 Apothekerinnen und Apotheker ähnliche Fragen. Dabei erfolgte die Rekrutierung der Teilnehmer nach einer Zufallsauswahl deutschlandweit. Die als Maricann Group gegründete und im September 2018 umbenannte Wayland Group ist ein Hersteller und Händler von Cannabis für medizinische Zwecke. Das Unternehmen ist in Burlington, Kanada, wie auch in München ansässig.

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