Der Privatarzt für Naturheilverfahren, Rolf Müller aus München, hat im vergangenen Jahr mehr als 500 Patienten Privatrezepte für Cannabisblüten ausgestellt. Damit ist er einer der Ärzte mit den meisten Cannabispatienten in Deutschland. Leafly.de gegenüber sagte Müller beim IACM in Köln, dass er einer der ersten Ärzte in Deutschland überhaupt war, die Cannabis verordnen.
Jetzt gibt es Hinweise, dass die Staatsanwaltschaft München in den Räumen seiner Praxis eine Hausdurchsuchung angeordnet hat. Dort sollen Patientenakten beschlagnahmt worden sein, um diese zu überprüfen. Leafly.de hat bei der Staatsanwaltschaft München nachgefragt. Die will sich aus „internen Gründen“ aber bisher nicht zu dieser Angelegenheit äußern.
Müller bereits früher im Fokus der Behörden
Wie die Süddeutsche Zeitung im März berichtete, war der Arzt für Naturheilverfahren bereits dem Münchner Gesundheitsamt aufgefallen, weil Müller so viele Betäubungsmittelrezepte orderte. Cannabis als Medizin kann seit März 2017 von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden. Da Cannabis unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, muss es immer auf einem BtM-Rezept verordnet werden.
Müller hat sich bemüht, mit den Behörden zu kooperieren. Die Betäubungsmittelrezepte lagert er im Safe und seine Praxistür hat ein zusätzliches Sicherheitsschloss. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung betonte Müller:
“Ich möchte nicht von Kiffern benutzt werden, um illegal an ein Rezept heranzukommen.“
Aus diesem Grund arbeitet der Privatarzt sogar mit einem Anwalt zusammen, der die Vorbefunde von Patienten auf Echtheit überprüft. Einen Termin bei Müller bekommt nur, wer eine Kopie seines Personalausweises vorlegt und unterschreibt, dass Arztberichte nicht gefälscht sind.
Lage bisher unklar
Aus ganz Deutschland kämen Patienten zu ihm, berichtet der Arzt für Naturheilverfahren. Menschen, die nicht mehr weiter wissen und einen hohen Leidensdruck haben. Erst wenn keine anderen Medikamente mehr helfen, dürfe er Cannabis verschreiben, betont Müller.
Was genau aktuell in der Praxis von Müller vorgefallen ist, bleibt unklar. Klar ist: Nach Dr. Grotenhermen ist Müller nun bereits der zweite Cannabis-Arzt, dem innerhalb kürzester Zeit ein Verfahren droht. Leafly.de liegen Meldungen von Patienten vor, die eine Nachricht von der Praxis erhalten haben um über den Vorgang zu unterrichten. Die Patienten werden gebeten ihre medizinischen Befunde erneut in Kopie mitzubringen, da die Akten bei der Staatsanwaltschaft zur Überprüfung lägen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei den Patienten, die uns diesen Vorfall gemeldet haben. Wir werden die Sache weiter verfolgen und berichten, sobald uns weitere Informationen vorliegen.