Den Tag gegen den Schlaganfall hat die Deutsche Schlaganfall-Hilfe erstmals im Jahr 1999 ins Leben gerufen. Seitdem findet der Aktionstag bundesweit immer am 10. Mai statt. In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 270 000 Menschen einen Schlaganfall. Betroffen sind meist Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Weiter zeigen die aktuellen Zahlen, dass bis zu 40 Prozent der Betroffenen, ein Jahr nach dem Auftreten eines Schlaganfalls versterben. Ungefähr 64 Prozent der Überlebenden bleiben dauerhaft pflegebedürftig. Demnach ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für eine erworbene Behinderung im Erwachsenenalter.
Mögliche Ursachen für einen Schlaganfall
- Hirninfarkt (ischämischer Infarkt): Die Durchblutungsstörung wird hier durch ein verengtes oder aber verstopftes Blutgefäß verursacht, sodass der Bereich hinter dieser Stelle nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Blut versorgt wird. Dabei sind ungefähr 80 bis 85 Prozent der Schlaganfälle ischämische Infarkte.
- Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt): Nur etwa 10 bis 15 Prozent der Schlaganfälle sind hämorrhagische Infarkte. Im Gehirn reißt ein Blutgefäß, sodass das Blut ins Gewebe fließt. Infolge dessen entsteht ein Druck auf die betroffene Gehirnregion.
Tag gegen den Schlaganfall: „Ich spüre was, was du nicht siehst“
Mit einem Schlaganfall verbindet man häufig eine gelähmte Gesichtshälfte oder einen hinkenden Gang. Jedoch leiden etwa 80 Prozent der Betroffenen an unsichtbaren Folgen. Deshalb stellt die Deutsche Schlaganfall-Hilfe den heutigen Tag gegen Schlaganfall unter das oben genannte Motto.
In neurologischen Rehabilitationskliniken passiert es immer wieder, dass Schlaganfallpatienten den Vorfall äußerlich unbeschadet überstehen und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Nur wenige Wochen später brechen sie dann zusammen und müssen erneut in eine Reha. Denn erst im Alltag merken viele Betroffene erst, dass sie den Anforderungen des täglichen Lebens nicht mehr gewachsen sind.
Ruhepausen für das Gehirn
„Das Gehirn braucht in den ersten 18 bis 36 Monaten nach dem Schlaganfall extrem viele Erholungspausen“, erklärte sagt Dr. Caroline Kuhn, Leiterin der Neuropsychologischen Lehr- und Forschungsambulanz der Universität des Saarlandes.
Nach einem Schlaganfall kommt es häufig zu den folgenden neuropsychologischen Funktionsstörungen:
- Aufmerksamkeitsdefizite
- Konzentrationsdefizite
- Gedächtnislücken
- Planungsstörungen
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
Nur selten suchen sich Betroffene professionelle Hilfe bei einem Neuropsychologen. Hinzu kommt, dass laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe die ambulante Versorgungssituation sehr schlecht sei. Nicht selten müssen Patienten mehrere Monate auf einen Termin warten, denn es gibt einfach zu wenige Therapeuten.
Der Vorsitzende der Gesellschaft für Neuropsychologie Dr. Thomas Guthke sagt, spricht sogar von „extremen Defizit im Angebot neuropsychologischer Leistungen, das insbesondere im ambulanten Bereich sehr deutlich wird“. Nach Angaben der Fachgesellschaft gibt es aktuell rund 200 ambulante Neuropsychologen, wogegen der Bedarf bei mindestens tausend liegt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. So ist die spezielle Weiterbildung für Neuropsychologen sehr langwierig, ebenso das Zulassungsverfahren in einigen Regionen. Deshalb empfiehlt Dr. Kuhn, dass sich Betroffene, die keinen Termin bei einem Neuropsychologen bekommen, zunächst einen Ergotherapeuten zu suchen.
„Dabei sollte man bei der Auswahl der Praxis darauf achten, dass die Therapeuten auf neurologische Erkrankungen spezialisiert sind“, so Dr. Kuhn.
Darüber hinaus empfiehlt Dr. Kuhn, gerade in den ersten Wochen nach dem Schlaganfall nicht über die Belastungsgrenzen hinauszugehen und sich zu schonen. Diese sollte auch an Familie, Freunde und Arbeitskollegen kommuniziert werden, damit das Umfeld besser mit dieser Situation umgehen kann.
Erhöht Cannabis das Risiko für einen Schlaganfall?
Anlässlich des heutigen Aktionstages „Tag gegen Schlaganfall“ möchten wir die Frage näher beleuchten, ob der Cannabiskonsum das Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Tatsächlich weisen Studien darauf hin, dass der ischämische Infarkt eine häufige kardiovaskuläre Nebenwirkung beim Cannabiskonsum sein kann. Dabei hängt das Risiko für einen Schlaganfall vermutlich mit der Häufigkeit des Konsums zusammen. So ist das Risiko bei Gelegenheitskonsumenten deutlich geringer als bei regelmäßigen Konsumenten. Zudem hat man herausgefunden, dass die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, innerhalb der ersten Stunden nach dem Cannabiskonsum am höchsten ist.
Dass Cannabis für einen Schlaganfall verantwortlich sein kann, lässt sich bisher nicht eindeutig beweisen. Denn viele Konsumenten rauchen Cannabis mit Tabak, nehmen andere Drogen und/oder konsumieren Alkohol. So ist hinreichend bekannt, dass Tabak das Schlaganfallrisiko deutlich erhöhen kann. Bei Personen, die unter Herz-Kreislauf- und/oder Gefäß-Erkrankungen leiden, ist das Risiko um ein Vielfaches höher.
Was ist ein Cannabis-Schlaganfall?
Im Gegensatz zum klassischen Schlaganfall konnte man bei einem „Cannabis-Schlaganfall“ Verkrampfungen der Hirngefäße beobachten. Infolge dessen können sich die folgenden Symptome äußern:
- schwere Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel
- Sehstörungen
- Verwirrtheit
Treten diese Symptome bei einem selbst auf oder werden sie bei einer anderen Person feststellt, ist unbedingt der Notarzt unter 112 zu verständigen! Es geht hier um jede Sekunde – denn je schneller eine Behandlung erfolgt, desto besser sind auch die Aussichten.
Schlaganfall und Cannabis als Medizin
In den meisten Fällen war zu beobachten, dass ein Schlaganfall dann auftrat, wenn Personen Cannabis für Freizeitzwecke konsumieren. Denn hier erfolgt der Konsum meist gemischt mit Tabak. Außerdem ist beim auf dem Schwarzmarkt erworbenen Cannabis in der Regel nicht bekannt, welche Qualität das Cannabis hat, und wie hoch die THC- und CBD-Konzentration ist. Demnach können Wirkung und Risiko variieren.
Nun stellen sich Cannabispatienten selbstverständlich die Frage, ob bei ihnen das Risiko für einen Schlaganfall erhöht ist. Leider gibt es auf diese Frage noch keine eindeutige Antwort, da es einfach zu wenige Studien gibt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich Cannabispatienten von ihrem Hausarzt vor allem in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System durchchecken zu lassen, bevor mit der Einnahme des Medizinalhanfs begonnen wird.