In den USA bieten bereits einige Universitäten Studiengänge mit dem Schwerpunkt Cannabis an (Leafly.de berichtete). Israel zieht jetzt nach. Denn nun können Studenten des Max Stern Yezreel Valley College im Norden Israels einen Bachelor-Abschluss mit dem Schwerpunkt Medizinalcannabis erwerben. Das geht aus einem aktuellen Medienbericht hervor.
Bachelor-Abschluss: Welches Wissen wird vermittelt?
Die Studenten des neuen Programms, das Teil der Abteilung für Verhaltenswissenschaften ist, werden sich mit einer Reihe von Schlüsselaspekten befassen. So zum Beispiel:
- Botanik und Biologie von Medizinalcannabis
- Pharmakologie und Ökonomie von Medizinalcannabis
- globale und lokale medizinische Cannabismärkte
Die Leitung des Programms, in dem die Studenten den Bachelor-Abschluss erwerben können, übernimmt Dr. Efrat Barel. Dieser ist Dozent und Forscher am Institut für Psychologie des Max Stern Yezreel Valley College.
Ziel des Programms
Das Ziel des Programms bestehe laut Barel darin, die Absolventen auf die neuen Berufe im Bereich Medizinalcannabis vorzubereiten und gleichzeitig das Fach zu akademisieren. Dank des neuen, umfangreichen Programms lernen die Studenten die gesamte Prozesskette von Medizinalcannabis, was einen einzigartigen Mehrwert für die Branche darstelle, so Barel.
Medizinalcannabis hat in den letzten Jahren in Israel und auf der ganzen Welt an Fahrt gewonnen und das Interesse von Forschern in den Bereichen Medizin, Industrie, Technologie und Unternehmertum geweckt“, führte Barel weiter aus.
Daneben bestünden zahlreiche soziale, rechtliche und ethische Fragen im Zusammenhang mit dem Konsum von Medizinalcannabis.
„Die Branche benötigt Fachleute und Experten wie Landwirte, Produktionsingenieure, Chemiker und PR-Spezialisten. Außerdem schafft die Branche neue Möglichkeiten für Projektmanager, Behandlungskoordinatoren und Forschungskoordinatoren“, erklärte Barel weiter.
Israel leistete Pionierarbeit in Sachen Medizinalcannabis
Israel ist aufgrund der Pionierarbeit von Raphael Mechoulam, Professor an der Hebräischen Universität von Jerusalem, ein etablierter Weltmarktführer in der Forschung und Entwicklung von Medizinalcannabis. So war Mechoulam im Jahr 1964 der erste Forscher, der die THC-Verbindung von Cannabis identifizierte. Diese Chemikalie ist dafür bekannt, dass sie ein „Hoch“ verursacht. Sie legt den Grundstein für die wissenschaftliche Erforschung von Cannabis und seiner Verwendung in der modernen Medizin.
In den Jahren danach gehörte Israel zu den wenigen Ländern mit einem von der Regierung geförderten medizinischen Cannabisprogramm, das die medizinische Erforschung der Auswirkungen von Cannabis ermöglichte.
Anfang dieses Jahres gab die israelische Regierung ihre lang erwartete Genehmigung für das Exportgesetz für Medizinalcannabis. Damit ebnete die Regierung dem Land den Weg, ein führender Exporteur von Medizinalcannabis zu werden und an einem florierenden Sektor teilzunehmen, der bis 2022 voraussichtlich 33 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Nach Angaben der israelischen Regierung werden die Exporte von Medizinalcannabis voraussichtlich 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr einbringen.
Israel benötigt die Cannabisindustrie
Der Präsident des Max-Stern-Yezreel-Valley-Colleges, Professor Yitzhak Harpaz, erklärte laut dem Medienbericht, dass die heutige Cannabisindustrie vor zehn Jahren so wie die Cybersicherheitsindustrie war. Weiter führte er aus, dass Israel die Cannabisindustrie benötige und diese anführen könne. Zudem sei klar abzusehen, dass ihr wirtschaftliches Potenzial mehrere zehn Milliarden Dollar erreichen kann.
„Wir sind stolz darauf, die erste akademische Einrichtung zu sein, die einen akademischen Bachelor-Abschluss mit dem Schwerpunkt Medizinalcannabis entwickelt hat. Angesichts der erheblichen Auswirkungen, die diese Branche in den kommenden Jahren auf die israelische Wirtschaft haben wird, besteht ein großer Bedarf an qualifizierten Fachleuten, in das Gebiet des Medizinalcannabis einzusteigen und es voranzutreiben“, so Harpaz.