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Cannabis-Reform birgt große Probleme

Leafly: Alexandra Latour Autor:
Alexandra Latour

Viele Israelis sind der Meinung, dass die jüngste Cannabis-Reform des Gesundheitsministeriums die Preise für Medizincalcannabis in die Höhe schnellen lassen. Ein weiteres Problem ist, dass Medizinalcannabis nicht mehr direkt beim Erzeuger, sondern nur noch in Apotheken erworben werden kann.

Cannabis-Reform birgt große Probleme

In Israel tut sich so einiges (Leafly.de berichtete). Von der neuen Cannabis-Reform scheint der Staat zu profitieren. Für die Patienten wird der Zugang zu Medizinalcannabis jedoch erschwert. Hinzu kommen höhere Kosten.

Dr. Dafna Azarzar ist CEO einer gemeinnützigen Organisation namens Ahava, einer Gruppe von Eltern von Kindern mit Behinderungen, die daran arbeiten, Gesetze zu verabschieden und bürokratische Probleme zu lösen. Ihr 15-jähriger Sohn Ilai leidet unter schwerem Autismus sowie unter geistigen und körperlichen Behinderungen.

Interview mit Dr. Azarzar zur Cannabis-Reform

Dr. Azarzar führte in einem Interview aus, dass die Reform am 30. April inkraft trat. Bisher haben Eltern das Medizinalcannabis direkt beim Erzeuger gekauft, sodass verschiedene Sorten ausprobiert werden konnten. Jedoch habe jetzt die Reform die Sortenauswahl begrenzt. In den Apotheken sind nur noch zwei Sorten erhältlich. Keine dieser beiden Sorten hätten seinem Sohn geholfen.

In Israel erhalten mehr als 2 000 Kinder ein Rezept für Medizinalcannabis. Die meisten von ihnen leiden unter Autismus, Krebs und schwerer Epilepsie. Hierzu erklärte Dr. Azarzar weiter, dass alle diese Kinder die schwächsten Mitglieder der israelischen Gesellschaft seien und dieser unter der neuen Reform leiden.

Cannabis-Reform: Neue Bestimmungen für Medizinalcannabis

Vor der Reform konnten Patienten zu verschiedenen Cannabisanbietern gehen und unterschiedliche Sorten ausprobieren, bis eine gefunden wurde, die am besten zu den Bedürfnissen passt. Dieser Prozess kann bis zu ein oder zwei Jahre dauern.

„Jetzt hat das Gesundheitsministerium diesen Prozess übernommen. Es ist offensichtlich, dass diese Änderung aus wirtschaftlichen und anderen Gründen vorgenommen wurde. Von den 2 000 Kindern, die medizinisches Cannabis konsumieren, erfahren 1 600 keine Erleichterung, wenn sie nur die beiden zugelassenen Sorten verwenden. Alle 1 600 dieser Kinder werden unnötig leiden“, erklärte Dr. Azarzar weiter.

Eines der Ergebnisse der Reform ist, dass sich bei vielen Kindern, die keinen Zugang mehr zu verschiedenen Cannabissorten haben, die Symptome verschlechtern. Kinder mit Epilepsie erleiden extreme Anfälle und Kinder mit Autismus bekommen wieder heftige Wutanfälle. Medizinalcannabis könnte dabei helfen, diese Symptome zu lindern. Die Kinder schlafen besser und sind entspannter, wenn sie Cannabis-Tropfen einnehmen, so Dr. Azarzar.

Was sagt das Gesundheitsministerium?

Dr. Azarzar wandte sich auch an das Gesundheitsministerium.

„Wir saßen mit dem stellvertretenden Gesundheitsminister Ya’acov Litzman und anderen zusammen. Sie hörten uns zu und dann verließen wir den Raum. Und das war der letzte Kontakt, den wir mit dem Ministerium hatten. Welche Macht habe ich gegen die vom Ministerium durchgeführten Wirtschaftsreformen? Ich bin nur eine Person. Außerdem kann ich nicht mehr nur die Cannabissorte kaufen, die meinem Sohn hilft, sondern der Preis hat sich auch verdreifacht. Wir dachten in unserer Naivität, dass sie vielleicht in Erwägung ziehen würden, Cannabis in die Liste der von den Krankenkassen abgedeckten Medikamente aufzunehmen. Da lagen wir falsch“, erklärte Dr. Azarzar.

Weiter führte Dr. Azarzar aus, dass es sie nicht interessiere, wie viel Geld die Regierung mit der Cannabis-Reform verdient. Das Einzige, was sie interessiere, sei das Wohlbefinden ihres Kindes und der anderen Kinder. Dabei habe das Gesundheitsministerium wohl seinen wahren Zweck vergessen. Nämlich die Gesundheit der israelischen Bürger zu schützen und sicherzustellen, dass die Menschen die Hilfe erhalten, die sie benötigen.

Gesundheitsministerium bezieht Stellung

Das israelische Gesundheitsministerium führte in einer Erklärung aus, dass das Ministerium das Verfahren zur Erlangung einer Lizenz für die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke verbessert habe. Weiter heißt es in der Erklärung:

„Ab sofort können Patienten auf eine neue und erweiterte Computerschnittstelle zugreifen, um eine Lizenz für die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke zu beantragen. Diese Schnittstelle ermöglicht es Ärzten und Patienten, die erforderlichen Informationen und erforderlichen Dokumente direkt in das System einzugeben. Nachdem diese überprüft und genehmigt wurden, können Patienten ihre Lizenz und die Anweisungen ausdrucken und sofort zu ihrer örtlichen Apotheke gehen, um die Cannabisprodukte zu kaufen. Darüber hinaus können aktuelle Lizenzinhaber beantragen, ihre Lizenz zu verlängern oder ihre aktuelle Lizenz über das neue System umzustellen und Cannabisprodukte in der Apotheke zu kaufen.“

Darüber hinaus erklärte das Ministerium, dass Patienten ihre Produkte alternativ über ihren derzeitigen Lieferanten für einen weiteren Zeitraum beziehen können. Aktuelle Lizenzen, die noch nicht abgelaufen sind, können weiterhin verwendet werden. Lizenzen, die zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni abliefen, wurden automatisch bis zum 31. August verlängert, ohne dass eine Verlängerung beantragt werden muss, und werden von den Lieferanten bis zu diesem Datum akzeptiert.

Patienten holen sich Medizinalcannabis von Cannabiszüchtern

Jüngsten Berichten zufolge erhalten rund 60 % der Cannabis-Patienten ihre Medikamente immer noch von Züchtern und nicht von Apotheken. Laut Apotheken müssen Cannabisprodukte ihren Qualitätsrichtlinien entsprechen. Außerdem wird nur noch eine begrenzte Anzahl von Cannabissorten verkauft. All dies hat die Preise in die Höhe getrieben.

Etwa 64 % der Patienten hatten nach der Reform höhere Krankheitskosten. Darüber hinaus herrscht in der Branche seit der Umsetzung der Reformen im vergangenen April ein Engpass.

Um diese Probleme zu bekämpfen, führt das Gesundheitsministerium im nächsten Monat eine weitere Reform durch, die darauf abzielt, den Einkauf von medizinischem Cannabis eher über Apotheken als über die Lieferanten zu konzentrieren.

Ab dem 1. September dürfen alle neu zugelassenen Erzeuger ihre Produkte nur noch über Apotheken verkaufen und müssen den GMP-Standard (Good Manufacturing Practices) einhalten. Bestehende Erzeuger und Händler müssen ab September mindestens 10 % ihres Produkts über Apotheken verkaufen, wobei die erforderliche Menge jeden Monat um 10 % steigt. Infolgedessen können die Erzeuger innerhalb eines Jahres nur über Apotheken verkaufen.

Ab Januar 2020 müssen alle verkauften medizinischen Cannabisprodukte den GMP-Standard erfüllen. Die Händler und Apotheker müssen auch das Ministerium auf dem neuesten Stand halten, um bei der Überwachung der Lieferungen behilflich zu sein. Die Aktualisierungen werden auch die zentralisierte staatliche Kontrolle über medizinisches Cannabis in Israel weiter festigen.

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