Im Land von Pizza, Pasta und Espresso gibt es einen Notstand: Italien leidet seit Jahren unter einem Mangel an Medizinalhanf. Bisher gibt es nur einen einheimischen Produzenten, nämlich das Militär. Zudem ist eine begrenzte Anzahl von kleinen Einfuhrlizenzen vergeben worden Die militärische Produktion liegt derzeit bei etwa 250 Kilogramm (551 Pfund) pro Jahr. In einem Regierungsbericht heißt es, dass ein kurzfristiger Bedarf von 2.000 Kilogramm (4.409 Pfund) bestehe.
Nun wollen zwei kanadische Unternehmen den „systematischen Mangel“ an pharmazeutischem Cannabis in Italien beheben. Das in Toronto ansässige Unternehmen Nuuvera will eine Lizenz zum Import von pharmazeutischem Cannabis erwerben. Kurz nach dieser Ankündigung gewann die deutsche Niederlassung von Aurora Cannabis in Alberta eine exklusive Ausschreibung für die Lieferung von 100 Kilogramm pharmazeutischem Cannabis an die italienische Regierung durch das Verteidigungsministerium des Landes, das die Produktion und den Vertrieb von Medizinalhanf überwacht – zumindest vorerst.
Alles deutet darauf hin, dass die kanadischen Unternehmen in Italien einen potenziell großen Medizinalhanf-Markt sehen, der profitable Geschäfte verspricht.
Cannabis-Legalisierung für medizinische Zwecke in Italien
Laut Schätzungen liegt die Zahl der potenziellen Cannabis-Patienten in Italien bei über einer Million. Das italienische Gesundheitsministerium hatte im Jahr 2007 damit begonnen, Ärzten eine Erlaubnis zu erteilen, ihren Patienten Cannabis zu verschreiben, aber das Parlament des Landes hat seitdem keine umfassenden nationalen Vorschriften erlassen. In einem Beschluss der Regierung heißt es, dass dem Militär mehr Gelder für die Cannabis-Produktion zur Verfügung gestellt werden sollen. Weitere Punkte in diesem Beschluss sind:
- Eine einmalige Ausschreibung des Militärs für den Import von Cannabis aus dem Ausland.
- Die Möglichkeit für das Gesundheitsministerium, private oder öffentliche Unternehmen zum Anbau und zur Verarbeitung von Cannabis zu ermächtigen, bestätigt, dass das italienische Militär kein legales Anbaumonopol besitzt.
- Bekräftigung, dass Medizinalhanf in allen 21 Regionen des Landes vom nationalen Gesundheitssystem erfasst wird.
Der Beschluss bedeutet, dass Medizinalhanf für die gesamte Bevölkerung technisch vom nationalen Krankenversicherungssystem abgedeckt wird, wenn Bürger einen Arzt finden, der sie entsprechend versorgen könne. Diese beiden Probleme haben die meisten Patienten vereitelt und die Industrie für ein Jahrzehnt behindert. Allgemeinmediziner dürfen Medizinalhanf nur verschreiben, wenn eine andere Behandlung nicht wirksam ist. Zu den aufgeführten Anwendungen gehören chronische Schmerzen, Krebs, Multiple Sklerose, Epilepsie, Glaukom und Anorexie.
Nachdem nun Medizinalhanf in das nationale Gesundheitssystem Italiens integriert ist, bestehe Grund zu der Annahme, dass das italienische Cannabis-System genauso schnell wachsen wird wie das kanadische. Hiervon gehen zumindest die beiden kanadischen Produzenten aus.