Im Juli wird Kanada Cannabis zu Genusszwecken legalisieren. Das war der Grund, wieso Experten befürchteten, dass das Land als Lieferant für pharmazeutisches Cannabis ausfallen würde. Denn nach Deutschland dürfen nur Länder Medizinalhanf liefern, die kein Cannabis als Genussmittel verkaufen. Der legale Verkauf von Cannabis schließe die Lieferung von Cannabis als Medizin nach Deutschland aus, sagte laut DHV (Deutscher Hanf Verband) auch der Gesundheitsexperte Erwin Rüddel von der CDU. Die Bundesregierung hat jetzt aber klar gestellt: Diese Befürchtungen sind aus ihrer Sicht unbegründet.
Die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss erklärte in einer offiziellen Antwort auf eine Anfrage der Linken:
„Die Bundesregierung geht nicht von einem Ausfall kanadischer Lieferungen von Medizinalcannabis nach Deutschland aus. Nach Kenntnis der Bundesregierung soll der bisherige kanadische Rechtsrahmen für den Anbau und den Vertrieb von Cannabis zu medizinischen Zwecken, unter dem der Export nach Deutschland stattfindet, auch unter der geplanten neuen kanadischen Gesetzgebung bestehen bleiben können.“
Uruguay nicht als Cannabis-Lieferant akzeptiert
Im Gegensatz zu Kanada darf Uruguay kein medizinisches Cannabis nach Deutschland liefern. Immerhin besitzt das südamerikanische Land eine Cannabisagentur – Voraussetzung für den Export von Medizinalhanf nach Deutschland. Aber weil Uruguay Cannabis legalisiert hat, verstößt es gegen ein internationales Übereinkommen über Suchtstoffe. Das hat die Bundesregierung noch im letzten Herbst in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken klar gemacht:
„Uruguay unterhält zwar eine sogenannte Cannabisagentur, verstößt aber nach den Feststellungen des International Narcotics Control Board (INCB; Suchtstoffkontrollamt der Vereinten Nationen) gegen das Einheits-Übereinkommen von 1961 über Suchtstoffe, weil es den Konsum von Cannabis zu Genusszwecken legalisiert hat.“
Versorgungsengpässe in deutschen Apotheken
Cannabis aus der Apotheke wurde in Deutschland in den letzten Monaten immer wieder knapp. (Leafly.de berichtete.) Bestimmte Blütensorten waren teilweise nicht lieferbar. Hinzu kommt, dass nach einem Gerichtsurteil das Ausschreibungsverfahren für den Anbau von Medizinalhanf gestoppt wurde. Der ursprüngliche Plan, ab 2019 pharmazeutisches Cannabis in Deutschland zu ernten, ist damit ad acta gelegt.
Angesichts der Tatsache, dass sich der Anbau von Cannabis hierzulande verzögert, benötigt Deutschland Bezugsquellen für Cannabis in pharmazeutischer Qualität. Da es ohnehin schon immer wieder zu Versorgungsengpässen kommt, würde ein Importstopp für Kanada bedeuten, dass ein Großteil der Cannabispatienten ohne Medizin da stünde. Die Kapazitäten in den Niederlanden reichen nicht aus, um den kompletten Bedarf deutscher Apotheken zu decken.
Für Kanada hält die Bundesregierung die Tür aber weiterhin offen – trotz der anstehenden Cannabis-Legalisierung. Cannabispatienten müssen sich also keine Sorgen machen, dass ihre Medizin nicht mehr importiert werden darf.
Ist eine Neubewertung Uruguays möglich?
Wieso darf Kanada, nicht aber Uruguay? Dass hier unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden, ist schwer nachzuvollziehen. Leafly.de hat nachgefragt: Wir wollten vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wissen, ob vor dem Hintergrund der Cannabis-Legalisierung in Kanada jetzt der Status von Uruguay als Lieferant von Medizinalhanf noch einmal überprüft wird. Leider war das Institut zu keiner Stellungnahme zu diesem Thema bereit.
Quellen: