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Kinderkrebs – was können Cannabinoide leisten?

Autor:
Dr. Christine Hutterer

Wenn Krebs, der eigentlich weitgehend als Erkrankung des Alters gilt, bei Kindern zuschlägt, ist das tragisch, dramatisch und ungerecht. Von einem Moment auf den anderen verändert sich das ganze Leben. Krebs bei Kindern löst Angst um das Leben des Kindes und vor Schmerzen aus, die das Kind haben könnte, Verzweiflung, Unsicherheit wechseln sich mit dem Wunsch ab, etwas tun zu können, helfen zu können.

Kinderkrebs – was können Cannabinoide leisten?

Etwa 2.000 Kinder erkranken jedes Jahr an Krebs. Am häufigsten sind Leukämien (Blutkrebs) (33 Prozent), Hirntumore (24 Prozent), Lymphome (ca. 11 Prozent), Neuroblastome (7 Prozent) und das Nephroblastom (Wilms-Tumor) (5 Prozent). Obwohl Kinderkrebs häufig aggressiv verläuft, sind die Heilungschancen mit etwa 80 Prozent sehr gut. Grund dafür sind die großen Fortschritte in der Medizin und die enge Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Forschungseinrichtungen. Dennoch ist Krebs die am häufigsten auftretende tödliche Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen.

Kinderkrebs: Die Standardtherapien

Die Art der Therapie wird abhängig von der Art der Erkrankung, dem Stadium, der Lokalisation des Tumors, dem Alter des Kindes und weiteren Faktoren bestimmt. Operationen, Bestrahlung, Chemotherapien, Knochenmarktransplantationen sind übliche Vorgehensweisen, die einzeln oder in Kombination nötig werden. Natürlich leiden auch Kinder unter den Nebenwirkungen der Behandlungen. Ebenso wie bei Erwachsenen versucht man, Kindern die Behandlung so wenig belastend wie möglich zu gestalten. Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Cannabinoide sind eine davon, die aber bislang aus verschiedenen Gründen eine untergeordnete Rolle spielten.

Cannabinoide bei Kindern – Erkenntnisse nur bei Krebs und Epilepsie

Die aktuelle Datenlage spricht bisher nur bei zwei Krankheitsbildern für den Einsatz von medizinischem Cannabis bei Kindern. Das sind zum einen Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer Chemotherapie sowie Epilepsie. Das hat eine im Oktober 2017 veröffentlichte Untersuchung ergeben, in der alle verfügbaren Studien herangezogen wurden. Doch selbst bei diesen beiden Anwendungsbereichen seien die Risiken für Kinder und Jugendliche deutlich höher als bei den gleichen Zuständen bei Erwachsenen.

Für die Anwendung von Medikamenten und Substanzen bei Kindern gelten viel höhere Anforderungen. Darum sind andere Berichte über positive Wirkungen bislang nur als Einzelfälle zu werten. Da langfristige Folgen einer Therapie mit Cannabinoiden, egal ob es sich um THC, CBD oder andere Phytocannabinoide handelt, bei Kindern nicht geklärt sind, sind zu Recht sehr zurückhaltend mit der Verordnung. Selbst CBD, das aufgrund der fehlenden psychoaktiven Wirkung gemeinhin als “harmloser” angesehen wird, kann bei Kindern Nebenwirkungen zur Folge haben. In Studien mussten Kinder die Therapie mitunter sogar wegen der Nebenwirkungen abbrechen. Eine Überwachung durch einen Arzt sowie die Abwägung von günstigen und ungünstigen Wirkungen muss unbedingt erfolgen – selbst wenn Cannabinoide oftmals wie der letzte Strohhalm erscheinen, an den man sich klammern möchte.

Den Kindern und Familien, denen nicht das Los beschert ist, einen heilbaren Tumor zu haben, steht ein schwerer Weg bevor. Möglicherweise ist die Lebensqualität durch den Tumor, Metastasen oder die Behandlung bereits so eingeschränkt, dass das in dieser Situation bestmögliche Wohl des Kindes im Vordergrund steht. Langfristige Nebenwirkungen spielen dann vielleicht keine Rolle mehr. Wenn sonst keine Medikamente helfen, die Beschwerden oder Schmerzen des Kindes zu lindern, steht Ärzten die Möglichkeit offen, Cannabinoide einzusetzen.

Wirken Cannabinoide gegen Kinderkrebs?

Zur Wirkung von Cannabinoiden gegen Kinderkrebs gibt es bereits einige Untersuchungen. Allerdings gibt es keine Untersuchung, in der Cannabinoide bei Kindern angewendet wurden. Man weiß aus verschiedenen Arbeiten, dass in einer Reihe von Tumorzelltypen, die Anzahl der Cannabinoidrezeptoren erhöht ist. Das deutet darauf hin, dass 1.) das Endocannabinoidsystem an der Steuerung in Krebszellen auf irgendeine Art und Weise beteiligt ist, und dass 2.) ein Eingriff in das aus dem Gleichgewicht geratene Endocannabinoidsystem den Körper im Kampf gegen die Krebszellen unterstützen könnte.

Es gibt einige Laborversuche an drei typischen Tumoren bei Kindern – Rhabdomyosarkom, Osteosarkom und Neuroblastom. Für alle drei Tumorarten wurde gezeigt, die Überlebensfähigkeit der Tumorzellen verringert wurde, wenn mit Hilfe von CBD, THC oder anderen Cannabinoidrezeptor-Antagonisten gearbeitet wurde. Im Fall der Neuroblastomzellen und Neuroblastome in Mäusen stellte sich heraus, dass sowohl THC als auch CBD das Überleben der Krebszellen reduzierte. Die Wirkung von CBD war dabei noch besser als die von THC.

Möglicherweise könnte CBD daher nicht nur in der Linderung von Symptomen eine klassischen Krebstherapie hilfreich sein, sondern auch kausal gegen den Krebs wirken. Dazu bedarf es aber noch eine Reihe von weiteren Untersuchungen.

So lange raten Experten davon ab, Kindern auf eigene Faust CBD-Präparate zu verabreichen. Falls Sie denken, Ihr Kind könnte von einer Behandlung mit CBD profitieren, sprechen Sie unbedingt mit den behandelnden Onkologen.

Wie Sie hier nachlesen können, hat die Gabe von Cannabis oder einzelnen Cannabinoiden wie CBD möglicherweise nicht nur gesundheitliche Folgen für das Kind, sondern auch strafrechtliche Folgen für die Eltern.

Mehr zum Thema CBD-Therapie bei Kindern.

Häufige Symptome bei Kinderkrebs

Bei einer Leukämie entartet die Bildung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Das Knochenmark produziert unkontrolliert immer mehr funktionsuntüchtige Leukozyten. Gesunde Zellen werden dadurch verdrängt und das Immunsystem geschwächt.

Typische Anzeichen sind langandauernde Müdigkeit, blasse Gesichtsfarbe, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, Fieber, Schmerzen in den Beinen, vermehrte Infektionen und Schwellungen der Lymphknoten.

Bei einem Hirntumor bildet sich im Hirn Krebsgewebe, das auf das Gehirn drückt. Dadurch können Funktionen des Gehirns eingeschränkt sein. Häufige Anzeichen bei einem Hirntumor sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Brechreiz, Gleichgewichtsstörungen und Schwindel, Störungen der Augenbewegung, Müdigkeit und erhöhtes Schlafbedürfnis.

Von einem Neuroblastom ist ungefähr eines von 100.000 Kindern betroffen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei zwei Jahren, ein Drittel der Kinder erkrankt bereits im ersten Lebensjahr. Die Ursache für ein Neuroblastom liegt in einem Fehler während der Embryonalentwicklung. Die Zellen der so genannten Neuralleiste verbleiben in einem unreifen Stadium. Diese Zellen befinden sich in den Nebennieren, entlang der Wirbelsäule, im Kopf-, Hals- und Nackenbereich, im Brust-, Bauch- und Beckenraum und in den Paraganglien. Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet. Drückt er auf die Wirbelsäule, können Symptome wie bei einer Querschnittslähmung auftreten. Im Bereich der Brustraumes kann es zu Luftnot, im Bauchbereich zu Bauch- und/oder Rückenschmerzen, Darm- oder Verdauungsbeschwerden oder Harnwegsproblemen kommen.

Wenn Ihr Kind über einen längeren Zeitraum die beschriebenen Symptome zeigt oder über Schmerzen, Schwäche oder sonstige Beschwerden klagt, die Sie keiner akuten Erkrankung oder Verletzung zuordnen können, sollten Sie Ihren Kinderarzt aufsuchen.

 

Hinweis: In diesem Artikel berichten wir über rezeptpflichtiges CBD oder auch Cannabidiol. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung keinerlei Vorschlag. Nutzversprechen bleiben den Apothekern überlassen.

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